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Ausgabe:

1915 Nr. 15

Spalte:

344

Kategorie:

Religiöse Kriegsliteratur, Kriegspredigten, Kriegspädagogik

Autor/Hrsg.:

Warmuth, Kurt

Titel/Untertitel:

Die Herzen in die Höhe! Lieder der Andacht und der Weihe 1915

Rezensent:

Schuster, Hermann

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Seite 1

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343

Theologifche Literaturzeitung 1915 Nr. 15.

344

ift defenfiv; er bedeutet deshalb nicht Entfeffelung eines
zerftörenden religiöfen Fanatismus, fondern Weckung aller
muslimifchen Kräfte zur Verteidigung des muhammeda-
nifchen Staates, der Türkei. — Die Weihe des Krieges
(Heft 19) erblickt H. v. Schubert in der ftählenden und
reinigenden Tat, im Gemeingefühl und Opferfinn, im Verfechten
der Wahrheit, und zuhöchft im ftellvertretenden
Leiden Deutfchlands für die Zukunft der Menfchheit. —
Kaftan (23) will erklären wie es kommt, daß vor einem
Jahr noch alle wußten, daß die Verfchwörung gegen
Deutfchland im Gange war, und heute doch das Gegenteil
behaupten. Das komme 1. von unfern überrafchen-
den Erfolgen und 2. daher, daß die Mordtat von Sera-
jewo unfern Feinden ein unerwünfchter Anlaß zu vorzeitigem
Losfchlagen geworden ift. Von den Lügen
unferer Feinde fagt K. ,Sie können die Wahrheit nicht
fehen, weil fie es nicht wollen, und fie wollen es nicht,
weil fie es nicht können. Das ift das Gericht Gottes
über fie'. — Dasfelbe Heft (21) bringt noch die Königsberger
Kaifergeburtstagsrede, in der Brackmann als
Hiftoriker das Märchen vom deutfchen Militarismus
abtut. — Das Heft von Schmeck über das religiöfe
Lied im Kriege (25) muß denjenigen enttäufchen, der
nach dem Titel die neuere religiöfe Lyrik, etwa von
Schüler, Philippi u. a. behandelt erwartet, ftatt deffen
werden wir darüber belehrt, welche Kirchenlieder von
Katholiken und Proteftanten von alten Zeiten bis in die
Gegenwart im Kriege benutzt werden. Die viel wichtigere
Frage nach dem religiöfen Charakter und Wert der heutigen
Kriegslyrik ift garnicht angerührt. Auch fonft
fällt dies Heft gegen die andern merklich ab.

Unter der Überfchrift ,Aus der Waffenschmiede'
hat Gottfried Traub19 feine 17 erften ,Eifernen Blätter'
und eine Anzahl Briefe und kurzer Auffätze aus der
.Chriftlichen Freiheit' in einem fchön ausgeftatteten Bändchen
gefammelt. Im Geleitwort fagt er: ,Nicht in eine
Welt der Aufgeregtheit will ich führen, fondern in die
Welt eines nüchternen, entfchloffenen Willens, der feine
Kraft in ftch felber trägt. Der Deutfche ift ein Mann des
Soll, oder er ift kein Deutfcher. Er fragt nicht nach
Glückfeligkeit und Wohlbehagen in erfter Linie, fondern
er ruht nicht, ehe das Bild, das ihm von der höchften
Entwicklung feines lieben Volkes vorfchwebt, erfüllt ift'.
In der Tat, eine entfchloffene, willensftarke, herbe Frömmigkeit
fpricht aus diefem Buche; nüchtern, fofern fie auf
tätige Bewährung drängt, fonft aber getragen von echter
hinreißender Leidenfchaft. Es ift eine Frömmigkeit, die
wenig von Gott redet. Aber man darf fie deswegen
ja nicht verkennen. Sie erlebt Gott, wenn auch wefent-
lich als Imperativ, und fie lebt von Gott. Und noch eins
muß ich hervorheben. Traub hat, zumal im Kriegesanfang
, fich öfter mit gewollter Schärfe gegen die ,Buß-
prediger' gewandt — mit gutem Grund, wenn auch feiner-
feits wieder einfeitig —, aber ,das Bild, das ihm von der
höchften Entwicklung feines lieben Volkes vorfchwebt',
muß auf jeden ernften Lefer wie eine Bußpredigt wirken;
dazu legt er in dem Auffatz ,Mannesehre' mit Bewußtfein
den Finger auf eine böfe Wunde. Mein Exemplar
trägt fchon den Aufdruck 6—10. Taufend; das ift ein
großer und verdienter Erfolg, dem ich weiteres Wachstum
wünfche. — Ich empfehle bei diefer Gelegenheit gleich
die Andachtfammlung /Kampf und Frieden,20 das Vorwort
ift im erften Kriegsmonat gefchrieben, aber der Inhalt
flammt aus dem Frieden. Es find die Hilfe-Betrachtungen
der Jahre 1912 und 1913. Das Jahr 1912 brachte
Traub den Kampf um fein Amt und den Tod feiner
Eltern, 1913 die große vaterländifche Erinnerung. Daher
die Überfchrift. Auch dies ein Buch voll ehrlichen Wahr-

19) Traub, D. Gottfried: Aus der Waffenfchmiede. 6 —10. Taufend
. (125 S.) 8». Stuttgart, J. Engelhorns Nachf. 1915. Geb. M. 2—;
Feldpoftausg. M. 1.60

20) — Kampf u. Frieden. (VIII, 254 S.) 8°. 1914. Geb. M. 4 —

haftsfinnes, tüchtiger Kraft und männlicher Liebe. — Ich
darf hier wohl mein eigenes Büchlein: ,Gott und Vaterland
' 21 mit anzeigen. Es ift die Sammlung der Sonntagsbetrachtungen
, die ich feit Herbft 1914 bis Juni 1915 im
,Hannoverfchen Kurier' veröffentlicht habe, vermehrt um
einige wenige ungedruckte Stücke. Diefe Betrachtungen
wollten vor allem den Willen in Bewegung fetzen. Sie
wollten dem Glauben fein Feld der Tätigkeit weifen, aber
auch den vaterländifchen Gedanken durch den religiöfen
reinigen und vertiefen. Die Themata wurden teils durch
die religiöfen Bedürfniffe gegeben (Ein feftes Herz, Glaube,
Tapferkeit, heilige Opfer, Geduld, Gebet u. a.) teils durch
die kirchlichen Fefttage und die Zeitereigniffe: z. B. Opfere
Gott Dankl (Winterfchlacht in Mafuren), Getreu bis in
den Tod (Weddigen), Unferm Brudervolk (Lemberg); darunter
mit Abficht auch wirtfchaftliche Aufgaben: heiliges
Fallen, die Reichsbank u. a. Die Texte find meiftens
dem Neuen Teftament entnommen.

Daß Deißmann22 feine zerftreuten Kriegsauffätze
aus dem erften Halbjahr des Krieges in einem fchmucken
Bändchen vereinigt hat, werden viele ihm herzlich danken,
zumal die Akademiker im Felde, an die D. natürlich in
erfter Linie fich wendet. Aber auch wir daheim freuen
uns an feinen Marken Gedanken und an feiner bildlich-
anfchaulichen Sprache. — Danken follen wir aber auch
den Frankfurtern Pfarrern Groenhoff, Foerfter und
Bornemann, die ihre Anfprachen Zur Erinnerung an
Otto Zurheiden23 zufammen mit einer Anfprache des
im Heldentod frühvollendeten herausgegeben haben.
Zurhellen, der freudige, lautere, liebenswürdige Idealift
hat durch feinen Tod vielen ein fchmerzliches ,zu fchade'
auf die Lippen gelegt. Hier erfahren wir aber wieder,
daß der Opfertod der Berten nie zu fchade ift. —Den alten
und neuen Liedern, die Schüler unter der Überfchrift
Gottes Sturmflut24 für die Kriegszeit gefammelt hat,
wünfche ich weitefte Verbreitung; denn hier redet wirklich
ein Frommer und ein Dichter. An Kraft der Gedanken
und Originalität des Ausdruckes flehen War-
m u ths2 5 liebenswürdige, formgewandte Dichtungen (nur die
allerletzten während des Krieges entftanden) hinter Schüler
merklich zurück, doch werden fie gewiß vielen erfreulich
und erbaulich fein. — Das gilt auch von der
Auswahl aus Abraham a S. Clara26 die Bertfche gefammelt
und durch kurze Gloffen erklärt und auf die
Gegenwart bezogen hat.

Hannover-Kleefeld. H. Schufter.

Langdon, S.: Tammuz and Ishtar. A Monograph upon
Babylonian Religion and Theology, containing extensive
Extracts from the Tammuz Liturgies and all of
the Arbela Oracles. (XI, 196 S. m. 6 Tafeln.) gr. 8°.
Oxford, Clarendon Press 1914. s. 10.6

Langdon will in feinem Buche zwei der wichtigften
babylonifchen Gottheiten behandeln: Tammuz und Iftar.

21) Schufter, Herrn.: Gott u. Vaterland. Betrachtungen aus der
Kriegszeit. (IV, 116 S.) 8». Leipzig, J. C. Hinrichs 1915. M. 1.80;
geb. M. 2.50

22) Deißmann, Prof. D.Adolf: Deutfcher Schwertfegen. Kräfte
der Heimat fürs reif.ge Heer. (78 S.) kl. 8". Stuttgart, Deutfche Ver-
lags-Anftalt 1915. M. —60

23) Groenhoff, Foerfter, Bornemann, Pfr.: Zur Erinnerung an
Otto Zurhellen. Worte der Pfr. G., F. u. B., m. dem Bilde u. e. Anfprache
des Verdorbenen. (23 S.) 8». Frankfurt a. M., M. Diefterweg

1914. M. — 30

24) Schüler, Guftav: Gottes Sturmflut. Religiöfe Gedichte f.
die Kriegszeit. (95 S.) kl. 8°. Stuttgart, J. G. Cotta'fche Buchh. Nachf.

1915. M. — 50

25) Warmuth, Kurt: die Herzen in die Höhel Lieder der Andacht
u. Weihe. 1. u. 2. Taufend. (VII, 40 S.) kl. 8". Dresden, C. L. Ungelenk
1914. Geb. M. —60

26) Kriegsbrot für die Seele aus den Werken des Abraham a
Sancta Clara dargeboten v. Prof. Dr. Karl Bertfche. (VIII, 118 S.)
12». Freiburg, Herder 1915. Geb. M. 1 —