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Ausgabe:

1915

Spalte:

314

Kategorie:

Religiöse Kriegsliteratur, Kriegspredigten, Kriegspädagogik

Autor/Hrsg.:

Mueller, Paula

Titel/Untertitel:

Wir Frauen und der Krieg 1915

Rezensent:

Titius, Arthur

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiüS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlichan _ TT -1 m r-

4.D TarTPC VSv IA Profeflbr D.Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, rufenden. IQ, Jllli lylo

~*J. UClIlXg. AYA. A** Rezenfionsexemplare ausfchlicßlich an den Verlag. *va.v

Religiöfe Kriegsliteratur (Titius).

Feftfchrift, Ernft Windifch zum 70. Geburtstag

dargebracht (Wackernagel).
Blanckenhorn, Syrien, Arabien u. Mefopo-

tamien (Dalman).
Lindblom, Das ewige Leben (Bouffet).
Wetter, Phos («Pro?) (v. Harnack).
Gaul, Alberts des Großen Verhältnis zu Plato

(Scheel).
Grente, Saint Pie V (Koch).

Zwingliana Bd. III. (Bollert).
Oertzen, Erinnerungen aus meinem Leben
(Knoke).

Mahling, Die Gedankenwelt der Gebildeten

(Steinmann).
R o d h e, Schwedifche Kirchenkunde (v. d. Goltz).
Referate: Benamozegh, Israel et l'Humanit£.

— Lietzmann, Symbole der alten Kirche.

— Boehmer, Luther im Lichte der neueren
Forfchung. — Kaut, Ausgewählte kleine

Schriften. — Descartes, Meditationen über
die Grundlagen der Philofophie. — Hume,
Eine l nterfuchung über den menfchlichen Verband
. — Kant, Kleinere Schriften zur Ge-
fchichtsphilofophie, Ethik n. Politik. — Kant,
Kritik der reinen Vernunft. — Porten, Die
Grundlagen der Kautfchen Philofophie. —
Weinel, Jefus im 19. Jahrhundert. — Wei-
chert, Ellen Key und ihre Ethik. — Hifto-
rifch-pädagogifcher Literaturbericht 1911.
Wichtige Rezenfionen — Neuefte Literatur.

Religiöfe Kriegsliteratur.

(Vgl. Nr. 7 und 12.)

In den Frankfurter Vorträgen1 behandelt Manz
den Glauben, Veit die Buße, Förfter das Bekenntnis,
Bornemann das Opfer. Die Themata, fchon vor Kriegsausbruch
feftgeftellt, erweifen fich als fehr geeignet auch
zur Beleuchtung der im Kriege erwachfenden religiöfen
Probleme. Manz erhofft in ftark perfönlich gehaltenen
Ausführungen als Frucht der deutfchen Geiftesgefchichte
die Herausbildung einer neuen gemeinfamen Welt- und
Lebensanfchauung in einem ,heiligen Idealismus'. Veit

heuern Gefchehen der Gegenwart zu gelangen und dem
erkannten Gefamtwillen fich hinzugeben. Wertvoll ift auch
der Verfuch, den Bs. zweiter Vortrag macht, im Anfchluß
an eine Predigtfkizze von Schleiermacher über ,die ficheren
Zeichen einer herannahenden befferen Zeit', die Strebungen
und Kräfte der Gegenwart einer eindringenden, Licht
und Schatten gerecht verteilenden Beurteilung zu unterziehen
. Jeden billigen Kompromiß ablehnend, erblickt
Schufter (mit Rade) im heutigen Kriege die Bankerotterklärung
der ,Chriftenheit' (d. h. einer angeblichen poli-
tifchen Solidarität der ,chriftlichen' Staatengefellfchaftj
und bringt die Parodoxie, die trotz aller vermittelnden

weift trefflich daraufhin, daß Buße nur tun kann, wer | bedanken der Gottvaterglaube wie aas Liebesgebot an-
die Nähe Gottes erlebt, fchwächt das aber in den Nach- I S^ichts der Furchtbarkeit des Krieges behalten, zu

' fcharfem Ausdruck. Dörries behandelt fein fchönes
Thema mit Anfchaulichkeit, Schlichtheit und Wärme in
der Uberzeugung, das foziale Problem fei das eig-ent-

weis ab, daß fich im Kriege beftimmte Gottesgedanken
(Selbftzucht, Unterordnung) ,leichter und beffer ausleben
können als in dem entgegengefetzten Naturzuftand'.
Förfters eindrucksvolle Rede macht den urfprünglichen
Sinn des Bekenntniffes zu Chriftus als eines perfönlichen

liehe' Problem des Krieges, und in der Hoffnung, das
deutfehe Volk fei berufen, ,das Echte und Wahre am

Sicheinfetzens im Kampfe der Uberzeugungen deutlich j Sozialismus herauszuarbeiten. — Schon Dörries und

! Bouffet weifen energifch auch auf die Mitarbeit der Frau

und fordert Bekennermut zur Stärkung der Angefoch
tenen wie zur Eindämmung des Einfluffes der ,fjber-
ftarken und Gewaltmenfchen in unferem Volke'. Auch
unfer Bekenntnis zum Vaterlande ordne fich dem Bekenntnis
zu Gott ein. Bornemanns gedankenreiche Abhandlung
feiert das Opfer, auf dem der Glanz nicht zwar
äfthetifcher aber fittlicher Verklärung ruht, als das Hei-
ligfte und Größte in allem Großen und zeigt, daß auch
nach Jefu Sinn die Opfer für das Vaterland als heilig

und Gott dargebracht gelten muffen. - Auf die eigent- ! daß es die Anfchauungen de, NT*

noch ftärker ein die im Ver- | hieße, wollte man fie in pazififtifchem sfnn«Meutert" Durch

Wie diefe durch ihr Wirken und ihr ganzes Wefen dem
Vaterlande dienen kann, davon entwirft Paula Müller11
eine von aller Rhetorik freigehaltene, anfprechende ob
auch etwas nüchterne Schilderung.

Eine überaus eindrucksvolle Schilderung der alten
,Kriegsreligion' Israels und der höhern profetifchen Religion
, deren letztes Wort nicht mehr Krieg, fondern
ewiger Friede ift, verdanken wir H. Gunkel4. — Spitta5

liehen Kriegsprobleme geht noch ftärker
ein der .Freunde evangelifcher Freiheit' zu Hannover gehaltene
Vortragsferie Bouffet behandelt .unfern Gottesglauben
und den Krieg', Herrn. Schufter den .Krieg und
das Evangelium Jefu', Dörries ,foziale Wirkungen und
Aufgaben des Krieges', nochmals Bouffet die .Erneuerung
des deutfchen Volkes'. Die glänzendfte Leiftung
bildet der erfte Vortrag in feiner energifchen religiöfen
Konzentration wie in feiner rednerifchen Fülle
und Lebendigkeit. Indem Bouffet das Wefen des Gottesglaubens
in die ruhige und tapfere Bejahung der Wirklichkeit
und ihres idealen Sinnes fetzt, ftellt er die Aufgabe
, zu folcher Bejahung auch gegenüber dem unge-

l)Die Religion im Krieg. Frankfurter Vorträge. 8. Reihe. (71 S.)

8». F^k^"rV.riTDUierwei I9lZ * E6„° I WeU d" »»^«clier der religiöfen Toleranz' (Sp. 955-974).

2) Der Krieg und die chriftlich-deutfche Kultur. (IV, 119 =-.)»"■ | 5) Spitta, Prof. Dr. Frdr.: Der Krieg u. das Neue Teftament.

die eschatologifche Gefchichtsauffaffung wird das verwehrt
. Ganz recht, die Schwierigkeit entfteht erft für den,
dem die n. t. Eschatologie zum Problem geworden
ift — und für den Jünger Jefu, der in den Streit zieht.
P'ür ihn kann natürlich auch Spitta nur indirekt Normen
aus dem NT. gewinnen. — Zur Befriedigung des modern-
religiöfen Bedürfniffes, das er in der Richtung einer Zu-
fammenfaffung aller geiftigen und kulturellen Kräfte unter

3) Mueller, Paula: Wir Frauen u. der Krieg. (Hefte zur Frauenfrage
, 16. Heft.) (16 S.) 80. Berlin, E. Runge 1915. M. —40

4) Internationale Monatsfchrift 1915, Heft 8, Sp. 723—758. — Auf-
merkfam gemacht fei noch auf den Austaufch von Snouck Hurgronje und
C. H. Becker über .Deutfchlaud und der Heilige Krieg' in Heft 10, Sp.
1025—1042 (vgl. diefe Zeitfchr. Sp. 151'.). Die gleiche Nr. enthält
auch einen bemerkenswerten Auffatz von Fr. Wiegand über .Oliver Crom-

j. j 1 " 1 nii^g uuu ——. —— — ....... —-<———..— ...----- , | . - . - . o —---...u, luiKi

Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1915. M. 1.50 1 Vortrag. P31 b.) gr. 80. Straßburg I.E., J. H. E. Heitz 1915. M. — 80

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