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Ausgabe:

1915

Spalte:

285

Autor/Hrsg.:

Haccius, Geo.

Titel/Untertitel:

Erlebnisse und Eindrücke meiner 2. Reise durch das Hermannsburger Missionsgebiet in Südafrika (1912-1913) 1915

Rezensent:

Bornemann, Wilhelm

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28s

Theologifche Literaturzeitung 1915 Nr. 12.

286

tümlichem Verfuch eines Kirchbaußils, der dem reformierten Bedürfnis
entfpricht im Jahr 1676 (S. 200 ff), von Fortleben alter Betzeiten
mit Geläute, vom Siegesgang der Orgel feit 1860, die einft
der Teufels Sackpfeife hieß (S. 137), und des Chorals ftatt der
LobwalTer-Pfalmen (S. 154.158), von farbenfrohen Wänden ftatt der
kahlen, weißen, ja von Bildern des fegnenden Chriftus von Thor-
waldfen, des Gekreuzigten und Auferstandenen, der Apoftel Petrus
und Paulus, von wieder aufgedeckten Wandmalereien. Man fleht,
Luther und Zwingli rücken (ich in der Gegenwart näher.
Stuttgart. G. Boffert.

Moldaenke, Gymn.-Oberlehr. Lic. Thdr.: Die evangelifche Miffion
in den Kolonien und die Wahrung des konfelTionellen Friedens.

(27 S.) 8". Berlin, Verlag des Ev. Bundes 1913. M. —50
Sachlich und vornehm gehalten, Seilt diefer gut orientierende
Vortrag zunächS zahlenmäßig die Kräfte und Erfolge evangelifcher
und katholifcher Million in jeder unferer Kolonien feS und weiß
auf das Übergewicht oder wenigßens das unheimliche Wachstum
der katholischen Miflionsarbeit hin. Im zweiten Teil erörtert
er das fyßematifche und keineswegs einwandfreie Vorgehen
der katholifchen Sendboten. Daraufhin kommt er zu folgenden
Ergebniffen: eine Teilung der Mifflonsgebiete unter die Kon-
feflionen für immer iß ausgefchloffen und auch aus praktifch-
paedagogifchen Gründen unmöglich, würde auch beiderfeits aus
religiös-dogmatifchen Gründen verworfen werden; dagegen kann
man grundfätzlich Grenzverträgen auf Zeit zußimmen, ohne in
ihnen ein Allheilmittel zu fehen und ohne darin — nach den gemachten
Erfahrungen — wirkliche Sicherheit zu haben; ehrlich
und offen muß der Wettbewerb fein, wenn der konfeffionelle Friede
nicht gefährdet werden foll. Ein energifcher Appell an die Evangelischen
zur lebhaften Unterßützung der Miffion bildet den Schluß.
Frankfurt a. Main. W. Bornemann.

Hacoius, Mifflonsdir. D. Geo.: Erlebniffe und Eindrücke meiner 2.
Reife durch das Hermannsburger Mirrionsgebiet in Südafrika

(1912—1913). (VII, 152 S. m. Abbildgn. u. 2 färb. Karten.)

gr. 8». Hermannsburg, Mifflonshandlung 1913. M. 1.80

Dies Büchlein des langjährigen Hermannsburger Miffions-
direktors, aus feinen Reifebriefen entßanden und durch lehrreiche
Bilder, zwei gute Karten, eine ßatißifche Tabelle und ein Verzeichnis
von Sprichwörtern der Bahurutfe vermehrt, wird allen
Freunden der Miffion, namentlich der Hermannsburger Miffion,
willkommen fein. In fchlichter Schilderung gibt es ein ziemlich
vollßändiges Bild des gegenwärtigen Standes der Hermannsburger
Mifflonsgebiete. Der Bericht hat im Wefentlichen erfreulichen
Inhalt. Die großen Probleme, die fleh zum Teil mit unfern
heimatlichen Problemen decken, werden meiß nur geßreift. Von
den Geramtwirkungen des Burenkrieges hätte ich gern noch
Genaueres gelefen, ebenfo von dem Unterfchiede der Eindrücke,
die dem Verfaffer bei feiner zweiten Reife im Vergleich zu feiner
erßen zuteil geworden find. Das auf S. 116 erzählte Erlebnis
berührt (Ich eigentümlich mit der von Haas (Japanifche Erzählungen
, S. 52 ff.) mitgeteilten Gefchichte ,Die verirrten Kinder' von
Naomi Tamura.
Frankfurt a. Main. W. Bornemann.

Kapler, Geh. Oberkonf.-Rat Dr. jur.: Die deutschen Schutzgebiete
als Arbeitsfeld für den Gurtav Adolf-Verein. Hrsg. vom Central-
vorßand des Evangel. Vereins der Gußav Adolf-Stiftung. (43 S.
m. 1 Kartenrkizze.) 8". Leipzig, J. C. Hinrichs 1913. M. — 30
In diefem auf der Hauptverfammlung des G. A.-V. in Kiel 1913
gehaltenen Vortage Schildert Verfaffer aus eigner Anfchauung die
kirchlichen Verhältniffe in Deutfch-Südweßafrika, die andern Kolonien
werden nur kurz berührt. Der gewollte Beweis, daß das Netz
Qer zehn Kirchengemeinden mit acht Pfarrßellen, (fämtlich der
Preuß. Landeskirche angefchloffen), in der hoffnungsreichen Kolonie
v°n der 1«/, fachen Größe des Mutterlandes zu weitmafchig iß und
raPcher, kraftvoller Verengerung bedarf, iß erbracht.
Hattorf a. Harz. Nöldeke.

Mitteilung.

p 6. Die zeitweilige Grabßätte der Apoßel Petrus und
faulus in S. Sebaßiano iß durch die im März d.J. von A. de
^aal.geleiteten Ausgrabungen ganz nahe unter dem Fußboden der
Bafiflka aufgefunden. Zwei mit Stuck überzogene Mauern tragen
zahlreiche Graffiti, in denen Petrus und Paulus in mannigfachen

Wendungen angerufen werden: wir haben dadurch die Sicherheit,
daß die Grabkammer der Apoßel entdeckt iß. Näheres muß die
weitere Ausgrabung ergeben. Die Schrift der Graffiti iß z. T.
gute Kurfive, auch Griechisch begegnet: alles ßimmt zu der Angabe
des Chronographen von 354, daß die Translation der Apoflel-
leiber nach S. Sebaßiano 258 erfolgte. In der Nähe wurde auch
ein Sarg mit der in einbalfamiertem Zußand wohlerhaltenen Leiche
des Papßes Fabian (f 250) gefunden: es iß uns bezeugt, daß die
Leiche aus ihrer urfprünglichen Ruheßätte in der Papßgruft von
S. Callißo im frühen Mittelalter nach S. Sebaßiano überführt
worden iß. Einen vorläufigen Bericht über diefe Ausgrabungen
erßattet Paul Styger in der Rom. Quartalfchrift 1915, 73ff.
Jena. Lietzmann.

Erklärung.

In Nr. 8, Sp. 177f. der Th. Lz. veröffentlicht R. Holtzmann
eine Anzeige meines Buchs ,Der Deutfche Staat des Mittelalters'.
Ich bin für die gründliche Vertiefung in mein Buch, die die Be-
fprechung zeigt, ebenfo dankbar wie über die Zußimmung zu den
Hauptpunkten erfreut. Es mag mir jedoch geßattet fein, zu
einigen Bemerkungen, die Urteile von mir als durch meinen
politifchen konfervativen Standpunkt beeinflußt hinßellen, eine
Berichtigung anzubringen. 1. Nach H. foll ich J. Ficker es ,zur
Schande anrechnen, feine Neigung der Frankfurter Zeitung zugewendet
zu haben, als hätte er dadurch feine Wertfehätzung
deutfeher Art verleugnet'. Ficker, ßrenger Katholik, politisch
konfervativ, von ausgeprägter Vorliebe für deutfche Art, erkor
fleh als Leibblatt die Frankfurter Zeitung, nicht etwa wegen ihrer
guten Börfennachrichten, fondern lediglich, weil er in ihr denselben
Haß gegen Preußen fand, der ihm eigen war. Bin ich
nicht berechtigt, in einem derartigen Verhältnis einen Widerfpruch
eine Disharmonie zu fehen? Kann nur ein Konfervativer fo urteilen
? Ich denke zu hoch von den liberalen Hißorikern, als daß
ich ihnen die Fähigkeit zu einem folchen Urteil aberkennen follte.
Es handelt fleh hier nicht um den heutigen Standpunkt der Frankfurter
Zeitung; daß fle in Fickers Zeit weder fpezififch katholiSch
noch konfervativ gerichtet noch von befonderer Vorliebe für
deutsche Art erfüllt war, ßeht wohl hißorifch ebenfo feß wie daß
im Rahmen des preußifchen Staats deutfche Art alle Zeit einen
guten Platz und (allenfalls abgefehen von den Kulturkampfjahren)
die katholifche Kirche Verßändnis gefunden hat. 2. H. tadelt es,
daß ich von ,einem Schriftßeller von der politifchen Richtung
des Berliner Tageblatts' gefprochen habe. Ich habe das — m. E.
fachlich bemerkenswerte und zugleich amüfante — Verhältnis
feßgeßellt, daß die Auffaffung Hallers von den Verfaffungszu-
ßänden des Mittelalters heute nur von politifch weit links flehen-
den PerSonen geteilt wird — die Auffaffung Hallers, der einß als
Hort konfervativer Beßrebungen galt. Ich habe die Anfchauung
diefer politifch weit links flehenden Perfonen als die des ,Berliner
Tageblatts' bezeichnet. Das dürfte ein unferm Publikum geläufiger
Begriff fein. Es deckt fleh ja die Anfchauung des ,Berliner
Tagebl.' nicht mit der einer politifchen Partei, etwa der Volkspartei.
Hätte ich von der Anfchauung der Volkspartei gefprochen, fo
hätte ich diefer unrecht getan. Überdies iß es ja ein ganz übliches
Verfahren, politifche Richtungen nach beßimmten Zeitungen
von ausgeprägter Eigenart — mögen fle rechts oder links flehen
— zu bezeichnen.

Ich fehe hiernach keinen Grund zu dem Vorwurf H.s, ich
hätte tadelnswerte ,Kriterien für das Vorhandenfein oder den
Mangel nationaler Gerinnung' angewandt. Und ich verßehe es
nicht, wenn H. unmittelbar an diefen Tadel den Satz anknüpft:
,und Ficker infonderheit hatte vollkommen recht damit, daß die
Anfchauung von ßaatlicher Allgewalt durchaus ungermanifch iß'.
Staatliche Allgewalt' hatten doch weder Fickers Gegner noch die
der Frankfurter Zeitung verlangt.

Freiburg i. B. G. v. Below.

Wichtige Rezenfionen.

Von Prof. Lic. Paul Pape in Berlin W. 57, Manfteinftr. 10.

Bezügl. Hinweiß und Sendungen find jederzeit erwünfeht.

Stählin: Die chrifll. griech. Literatur (v. HL: RevBened 1914, 2; v.

AKlollermann: ThRdfch 1914, 6; v. TSchermann: ThRev 1914, 15/16;

RevBibl 1914, 3; v. EJG: AmerJournTh 1915, 1).
Stange: Chrißentum u. mod. Weltaiifchauung (v. Dunkmann: ThLtbl 1914,

2; 16; v. MSchian: ThRdfch 1914, 10; v. Gloatz: Studß 1915, 1).