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Ausgabe:

1915 Nr. 12

Spalte:

282

Autor/Hrsg.:

Williams, T. Rhondda

Titel/Untertitel:

The Working Faith of a liberal Theologian 1915

Rezensent:

Hall, Thomas Cuming

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28l

Theologifche Literaturzeitung 1915 Nr. 12.

282

bücher.

Königsberg i. Pr. Kowalewski.

mationsgefchichte der Stadt Gotha ausmündet, war die j feilos fruchtbarer, als manche fogenannten Einleitungs-
Neuausgabe doch angebracht, weil man erfehen kann,
wie fich die Gefchichte der Reformation nach längerer
Zeit in den Gedankenkreifen ihrer Anhänger darfteilte.
Die Kenntnis etlicher bekannter dicta verdanken wir allein
diefem Manne. Wie bei Clemen im voraus anzunehmen,
ift die Erläuterung umfichtig und eingehend. — Eine voll-
ftändige Überficht über alle Akten des Wormfer Reichstag
konnte Kühn, auch wenn es fich nur darum handelte,
Luthers Auftreten auf demfelben zu beleuchten, felbftver-
ftändlich nicht geben; er bietet deshalb nur eine Auswahl
; die Lücken mußte der verbindende Text ausfüllen.
Kühn will nicht nur Referent fein; er nimmt eine felb-
ftändige Stellung zu dem mitgeteilten Stoffe ein; die
damit aufgeworfenen Fragen muffen natürlich anderweitig

Williams, T. Rhondda: The Working Faith of a liberal
Theolugian. (XIII, 264 S.) 8°. London, Williams &
Norgate 1914. s. 5 —

Diefes Buch trägt die deutlichen Spuren feines Ur-
fprungs. Sowohl der Stil wie auch der Inhalt deuten auf
Vorträge hin, die wohl in einer Gemeinde gehalten worden
find, und daß folche Vorträge gehalten werden, ift auch
ohne Zweifel fehr erfreulich. Aber obgleich der tief
religiöfe Geift erfrifchend wirkt, und die weitherzigen An-
erft diskutiert werden. Das Regifter hätte durch reich- j flehten durchaus fympatifch find, ift doch der Inhalt für
haltigere Mitteilungen noch gewonnen. — Noch fchwieriger jeden Theologen, der fich einigermaßen mit dem Stande
mußte die Auswahl für Barge fein, wenn die charakte- j der heutigen Wiffenfchaft vertraut gemacht hat, beinahe
riftifchen Momente des deutfehen Bauernkrieges fcharf j felbftverftändlich. In England werden wohl (wie auch

beleuchtet werden follten. Nicht nur wegen der Fülle
des Materials fondern wegen der gerade bei diefem um

überall) folche öffentliche Vorträge immer noch nötig
fein, aber alles das, was uns hier vorgetragen wird, ift

ftrittenen Gebiet fich aus dem perfönlichen Standpunkt , uns fo oft und zwar größtenteils fo viel gründlicher und
ergebenden Schwierigkeiten. Gegen den vorliegenden j überzeugender vorgetragen worden, daß noch ein Buch
1. Band, der die Vorfpiele zum Bauernkrieg und den I darüber zu fchreiben wohl vielen etwas überflüffig erBauernkrieg
in Schwaben behandelt, wird man nach diefer | fcheinen mag. In der Hauptfache tritt der Verfaffer für

Richtung keine Einwendungen erheben können. Denn
die wirtfehaftlichen Beweggründe vor allem des fchwäbifchen
Aufftandes treten klar und fcharf hervor. Die Aus-
ftellungen, die zum Beifpiel in den B. B. K. 21,131 erhoben
wurden, laffen außer acht, daß eben die Quellen
aus den bäuerlichen Kreifen felbft vor allem zur Darfteilung
kommen follten. Etwas weniger kann ich mich
mit der Übertragung ins moderne Deutfch befreunden;
das Charakteriftifche wird dadurch verwifcht. Einzelne
Ausdrücke, deren Deutung Mühe macht, find dem Kenner
des Fränkifchen leicht verftändlich. Daß Büttelbronn S. 32
mit dem im B. A. Weißenburg liegenden Dorfe gleichen
Namens gemeint fein loll, ift kaum glaublich; es gehörte
ja zum Gebiete der Grafen von Pappenheim und zum
Bistum Eichftätt.

Alfeld bei Hersbruck. Schornbaum.

das lebendige Wort dem toten Buchftaben gegenüber ein.
Aber feine Behandlung der fchwierigen Frage von dem
relativen Wert der äußeren Autorität ift höchft oberflächlich
, und in dem fechften Kapitel unter dem Namen
Myftik verwechfelt er in leider all zu üblicher Weife die
allerverfchiedenften Dinge. Man hat das Gefühl, daß der
gut gefinnte Verfaffer fehr viel verfchiedenes gelefen hat,
ohne an irgend einer der vielen fchweren religionsphilo-
fophifchen Fragen, die er berührt, tiefer und felbftändig
gearbeitet zu haben. Mit ein paar rhetorifchen Phrafen
ift keine alte Lebensanfchauung abgetan, und felbft für
die modernere Lebensanfchauung hat er nicht immer ein
tieferes Verftändnis an den Tag gelegt, wie man zum
Beifpiel an feiner Behandlung von Bergfon (S. 48—49 und
fonft) recht deutlich fleht. Gegen den Inhalt im Allgemeinen
ift ja wenig einzuwenden, und manche mögen
Anregung zu gründlicher Vertiefung in die verfchiedenen
Probleme, wie das Problem der Unfterblichkeit, der Kirche

Richter, Raoul: Elfays. (Hrsg. v. Lina Richter.) (XV,4l6S.) ufw- die hier angerührt aber kaum behandelt find, ge-
„o I . . „ * ,, , ' LT ; legenthch finden. Aber auf bleibenden Wert für die

ö0. Leipzig, F. Meiner 1913. M. 3.60; geb. M. 4- Theologie wird das Werk kaum Anfpruch machen.

In dem vorliegenden Bande find 14 zerftreute Auf-
fätze und Reden des allzu früh verftorbenen Leipziger
Künftlerphilofophen Raoul Richter zu einer bedeutenden
Gefamtwirkung vereinigt. Man kann daraus die vielfeitigen
Intereffen des Denkers erkennen und gewinnt auch mit
Benutzung des trefflichen erläuternden .Vorwortes' von
Lina Richter (S. III—XIII) einen lehrreichen Einblick in
leine geiftige Entwicklungsgefchichte. Die Nietzfcheana
»ehmen den breiteften Raum ein (4 Nummern). Sie bieten
e>ne willkommene Ergänzung zu dem Nietzfchebuch des
Verfaffers. Zwei Antrittsvorlefungen (,Blaife Pascals
Moralphilofophie' und ,Kunft und Philofophie bei Richard
Wagner') markieren die beiden Hauptftationen der aka-
ftemifchen Tätigkeit. Wie der einundzwanzigjährige R.
Lichter den Fauft auslegte, erfahren wir aus dem gedankenreichen
Vortrag ,Zur Löfung des Fauftproblems',
fter dem Kreife des Leipziger Akademifch-Philofophifchen
Vereins entflammt ebenfo wie ein fpäterer bisher noch
""gedruckter: ,Kant und Schiller in gegenfeitiger Beleuch-
tung'. Die feinfinnigen Entwicklungen des Auffatzes

New-York. Thomas C. Hall.

Waitz, Paft. Fvberhard: Das Wefen der evangelilchen Kirche.

(V, 90 S.) gr. 8°. Hannover, flahn 1913. M. 2—

Verf. fieht, im Anfchluß an die Gedanken der deutfehen
Reformation über die Kirche und im Gegenfatz zu
kalvinifcher Art, den wefentlichen Charakter der evan-
gelifchen Kirche in ihrer Eigenfchaft als Kultusgemein-
fchaft. Er polemifiert fcharf gegen die moderne Verleugnung
des kultifchen Charakters der evangelifchen
Kirche, gegen die Verflache, die ideelle Kirche irgendwie
in der empirifchen darzuftellen. Insbefondere lehnt er
Sulzes Reformvorfchläge und feine Nachfolger in Theorie
und Praxis entfehieden ab — die Organifation einer
kirchlichen Tätigkeit, abgefehen vom Kultifchen, fcheint
ihm der Tod einer ethifch wirklich wertvollen chriftlichen
Betätigung, die nur eine freie fein darf, zu fein. Auch
das Bekenntnis gehört nicht zum Wefen der evangelifchen
Richard Dehmels .zwei Menfchen' als Epos des modernen ! Kirche als Kultusgemeinfchaft, fondern nur zu der ge-

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Pantheismus' verdienen noch ganz befonders hervorge- j fchichtlich gewordenen Ausftattung der vom Landesherrn
n°ben zu werden. Raoul Richter verbindet mit der pietät- i und feinen Behörden regierten Landeskirchen. Das letzte
Y?llen Verehrung altbewährter Klaffiker eine fympathifche j Drittel der Schrift zieht die Folgerungen aus den aufge-
Gffenheit für die Einwirkungen der neu auffteigenden Hellten Grundfätzen für die einzelnen Tätigkeiten der
Werte unferer Geifteskultur. Die in dem gehaltvollen j Kirche, Gemeindegottesdienft, Abendmahlsfeier, Taufe,
minde gegebenen philofophifchen Anregungen find zwei- | Schul-Religionsunterricht, kirchlichen Jugendunterricht und