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Ausgabe:

1915 Nr. 9

Spalte:

209-210

Autor/Hrsg.:

Emlein, R.

Titel/Untertitel:

Der Kindergottesdienst. Handbuch f. Leiter u. Helfende 1915

Rezensent:

Zauleck, Paul

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Seite 1

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209

Theologifche Literaturzeitung 1915 Nr. 9.

210

zende Weife als Realität erlebt wird. Darin ftimme ich
dem Verfaffer bedingungslos zu. Nur finde ich, daß er
feine Kritik unnötig in die Länge gezogen hat. Das
konnte man kürzer und ebenfo eindrucksvoll, vielleicht
noch eindrucksvoller fagen, und der Verfaffer wäre

dienft der Kinder gegen die Sonntagsfchule ein
und entwickelt durchaus gefunde Gedanken. Nur tritt
vielerwärts ein Mangel an ftraffer Zucht und Klarheit
der Dispofition und der Gedankenentwicklung zutage
wodurch der fchnelle und fichere Einblick oft gehemmt

dann fchon äußerlich genötigt gewefen, die Kritik des j wird. Es durfte doch von der Vorbereitung (S. 7ff.)
gegnerifchen Standpunktes durch eine eigene, beffer ! nicht geredet werden, ehe die Notwendigkeit und die
fundierte Theorie zu ergänzen. Diefe Theorie fehlt nun I Bedeutung des Helferamts (S. 23 f., 26f., 12 ff.) erörtert
vollkommen, und das ift um fo mehr zu bedauern, als | war. Solcher Beifpiele ließen fich leicht viele anführen.

Beanftanden möchte ich den empfohlenen periodi-
fchen Wechfel in der Leitung eines KGd. Jeder Paftor
follte jahrein, jahraus feinen eigenen KGd halten. In
bezug auf die Liturgie betont E. mit Recht, daß nicht
die der Erwachfenen wefentlich auf die Kinder übertragen
werden darf. Seine praktifchen Vorfchläge im

ein Buch mit fo negativen Ergebniffen eigentlich gar
nicht ein Buch werden follte. Der Prolegomena ift jetzt
wahrlich genug; wir kommen vor lauter Methodologie
nicht mehr an die Sache heran. Am Ende ift es doch
nicht nur das Auge, was uns am Sehen intereffiert,
fondern das Gefehene felbft.

Diefes Buch fpricht viel von fraglofer Klarheit. Ich j II. Teil S. 52ff. find beffer, als feine Theorie S. 28ff.

kann aber nicht finden, daß der Standpunkt des Verladers
nun etwa felbft fo fraglos klar wäre, wie er felbft
vorauszufetzen fcheint. Z. B. fehe ich nicht ein, warum
die Religionsphilofophie nicht die Anwendung der all-
gemein-philofophifchen Methoden auf das religiöfe Problem
fein foll (S. 4). Ich meine, entweder ift fie dies,
oder fie hat überhaupt keinen Sinn; denn daß die
Philofophie um ihrer Objekte, und nicht die Objekte

um A— Tiu:i_r__i_!___:tl__i„ C-__I i. i • _

Aber das Unfervater wird beibehalten, das doch den
Kindern nur zum kleinften Teil verftändlich ift; das
Sanctus aus dem Schluß der Abendmahlsliturgie er-
fcheint in der Anfangsliturgie feftlicher Zeiten, ift alfo
feiner Bedeutung nach gar nicht gewürdigt (es follte im
KGd überhaupt nicht erfcheinen); die Feftliturgien
laffen den großen Liederjubel vermiffen, der doch —
namentlich für Weihnacht — faft überall als befter Aus-

um der Philofophie willen da find, ift doch wohl eine ! druck der kindlichen Feftfreude erkannt ift. Statt feiner
Selbftverftändlichkeit, die höchftens von der Marburger J erfcheinen zu Weihnacht die Deklamationen, die in den
Schule beftritten wird. Ferner fehe ich nicht ein, warum KGd nicht paffen, wenn auch in die SSch, und die fchon
es unftatthaft fein foll, die Religion als das Verhältnis I fo viel Übelnehmen bei Kindern und Eltern hervor-
des Menfchen zum Unendlichen zu beftimmen (S. 77); gerufen haben.

denn auch das ift doch wieder feibftverftändlieh, daß Im übrigen bietet der II. Teil fehr viel wertvolle

diefes Unendliche im Moment der kritifchen Befinnung Anregungen. Da ift ein Stoffplan für zwei Jahre, den
als an einem Endlichen haftend erkannt wird; und wir vielleicht niemand ganz übernehmen wird, (denn wer
haben doch einmal kein anderes Wort, das in diefer wollte z. B. 6 Sonntage lang das Thema ,der Freund' beSchärfe
den fpezififchen Unterfchied zwifchen dem reli- j handeln?) der aber vielen einen guten Dienft leiften
giöfen Erlebniskern und feinen nicht-religiöfen Mitbe- j wird, namentlich da er die bibl. Gefchichte mehr der
dingungen zum Ausdruck bringt. Endlich kann ich mir Schule überläßt und Spruchtexte und allerlei heilfaine
das abfprechende Urteil über die kritifchen Verfuche, • Themata heranzieht.

den Grund der Religion im Bewußtfein aufzuzeigen j Dankenswert find auch die Eingangsfprüche und
(S. 64), durchaus nicht aneignen. Ich finde vielmehr, 1 Gebete. Schade nur, daß faft kein Gebet empfohlen wird,
daß diefer Verfuch eine unveräußerliche Aufgabe der in dem nicht einmal oder öfter der Gebetston verlaffen
Religionsphilofophie ift, wenn man nur ernftlich darauf j und dem lieben Gott dies und das erzählt wird, was er
dringt, daß dasBewußtfein der Religion kein Erzeugungs-, ' wohl wiffen könnte; z. B. S. 61:

fondern ein Erlebnisbewußtfein ift. Nicht alle Kinder haben liebe Eltern, die für fie forgen und fie

„ _ befchützen. Es gibt viel arme, kranke und verlaffene.

berlin. Heinrich Scholz. Aber abgefehen von diefen Sätzen find die meiften

'---■------Gebete echt kindlich und warm. Die für die Paffions-

EmIein, R.: Der Kindergottesdienft. Handbuch f Leiter u w Stiift (Auch der Spruch: Alfo hat

1t ' • , , __ 1 -l-ciler u- Gott die Welt geliebt ufw. paßt durchaus nicht für die

Helfende. (Praktffch-theolog. Handbibliothek. 18.Bd.) j Leidenszeit, fondern ftatt feiner: Gott hat feines einzigen

Sohnes nicht verfchonet ufw.). Im ganzen kommt das
Spezififch-Chriftliche und das Spezififch-Evangelifche in
den Gebeten zu kurz.

Das befte in Emieins Handbuch find die Erzählungen
, Bilder und Beifpiele auf S. 74—109. Hier
zeigt E. durch das, was er gefammelt hat, daß man nicht
nur aus den bekannten und willkommenen Beifpiel-
Prinzlf „treffhcher Sonntagsfchullehrer' geht an vielem 1 fammlungen lHuftrationen für biblifche Wahrheiten holen
ei.lZlpiellen und Methodifchen vorüber, das dringend kann> fo*dern aus den Klaffikern, den modernen Schrift-

ftellern (gern begrüßte ich z. B. den Hinweis auf Zahns
Helden des Alltags), der Tagespreffe ufw. Die allerbeften
Beifpiele: die eigenen Erlebniffe und die aus der Familien-
gefchichte, follten bei fpäteren Auflagen noch hinzukommen
. Leider kommt auch in diefem Teil das .Evangelium
' zu kurz.

Bei der Hilfsliteratur durfte übrigens ein Hinweis
auf die gefundeften und beften Werke der KGd-Literatur
eigentlich nicht fehlen; denn diefe ift längft nicht fo bekannt
, wie fie fein follte, da eine große Zahl der Leiter
noch immer der Meinung ift: KGd zu halten fei eine fo

(V, 110S.) 8°. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht
l9l4- M. 2 —; geb. M. 2 60

Noch immer fehlt es an einem Lehrbuch des Kin-
pergottesdienftes, der doch fchon feit mehr als 50 Jahren
m Leutfchland gepflegt wird. Das Buch von Ties-
Pjeyer, die Praxis der Sonntagsfchule, ift veraltet, und
pVeftsTs trefflicher ,SonntagsFv
^»nzipieflen und Methodifcln

uer gründlichen Behandlung bedarf. Die von mir unter
, em litel .Theorie und Praxis des Kindergottesdienft.es'

erausgebenen Vorträge vom I. theologifchen Inftruk-
in°nR fus für Kindergottesdienft, der im Herbft 1913
Geh gehalten wurde, umfaffen wohl das ganze

inn aber ibnen feblt die Einheitlichkeit und der
faft-ere Zufammenhang, da fie von verfchiedenen Ver-
hein'11 herrühren- Das kleine Handbuch des Mann-
bP„.en Stadtvikars Emiein ift deshalb mit Freude zu
uegrußen.

Ssckter T- Allgemeiner Teil werden die Fragen

fenden° tS^/ di<: Vorbereitung, der Leiter, die Hei- j leichte Sache, daß man dafür nicht zu ftudieren brauche.
Ruh« ' d!e E'nder, der KGd mit den Unterabteilungen: _ „ , ,

gft« und Ordnung, Einteilung, das Helferamt, die Litur-
befnr t wahl des Stoffes- Darbietung, Gebet, Gefang
Prochen. Emiein tritt entfehieden für den Gottes-

Bremen. Zauleck.