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Ausgabe:

1914 Nr. 6

Spalte:

174-176

Autor/Hrsg.:

Der christliche Osten. Serie, gewidmet der Erforschung der christlichen Kultur der Völker Asiens und Afrikas. I. Bd.

Titel/Untertitel:

2. Lfg 1914

Rezensent:

Grass, Karl Konrad

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Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 6.

174

formen, Infchriften und Beigaben ift gering. Chronologifche
Anhalte find wenig zu finden. Wertvoll ift der von B.
gegebene Nachweis einer Anzahl jüdifcher Grabanlagen
und der Hinweis auf neue Elemente der jüdifchen Kunft,
fowie die richtige Deutung der apfidalen Anlagen und
runden Tifchbecken als Stätten für Totenmahle. Wiederholt
entfprechen einander zwei Apfiden. Man fieht aufs
neue, wie die fepulkrale Architektur eigentümliche kirchliche
Grundrißbildungen präformiert. Es fei hier auch an
die Gruppierung der Särge um einen Mittelpunkt auf dem
Friedhof von Salona erinnert als Analogon für den Kapellenkranz
in S. Martin in Tours. Gefchichtlich von Belang
ift das unmittelbare Nebeneinander von jüdifchen
und chriftlichen Anlagen, ja das Nacheinander der ver-
fchiedenen Religionen in denfelben Räumen: wie anderwärts
fo kann auch hier feftgeftellt werden, daß heidnifche
Begräbnisftätten von Juden benutzt und dann von Chriften
übernommen worden find. Über allem Trennenden im
Leben fteht doch die Sitte und im Mittelpunkte der Gedanken
fteht Grab und Fortleben. Zugleich damit ftellt
fich aufs neue die weitgehende Anpaffung an Vorgefundenes
heraus, die das Diafporajudentum und das Chriften-
tum bewiefen haben. Nicht anders wertvoll und vom
Verf. ebenfalls richtig und umfichtig beachtet ift die reiche
Mannigfaltigkeit der Formen, die den Reichtum der ver-
fchiedenen Völker- und Religionselemente fpiegelt und
die Malta nach den verfchiedenften Seiten hin kulturell
verknüpft zeigt. Man wird zu den aufgewiefenen Fäden
wohl noch andere, ficher einen italienifchen hinzuflechten
können. Die auf Petrus weifende Infchrift hat ihre Analogie
gerade im Kreife italienifcher Denkmäler. Man erinnere
fich, daß Petrus' Wandeln auf dem Meere und
feine Rettung in Rom und Ravenna, im Dittochäon des
Prudentius, auch in Tours fich in Bild oder Wort ausgedrückt
findet. Viel beftimmter aber als der Verf.
möchte ich, in erweitertem Umfange aufnehmend, was
Becker, Dr. Erich: Malta Sotterranea. Studien zur alt- fchon Mayer über die Denkmäler Maltas bemerkt hat,
chriftl. u. jüd. Sepulkralkunft. (Zur Kunftgefchichte des auf die Stärke des Indigenen hinzeigen. Wir lernen jetzt
Auslandes, 101. Heft.) (XII, 203 S. m. 30 Taf.) Lex. 8«. '■ £erade> wie die Architektur des Weftens fremde An-
^ ol . t- y tt tt* Tjr-.-i „ ivT regungen wohl aufnimmt, aber ganz felbftandig in boden-

Straßburg 1. E, J. H. E. Heitz 1913. M-2° ~ ftändiger Richtung verarbeitet Das gilt allgemeiner.

Die archäologifche und gefchichtliche Forfchung hat ' Natürlich erweift fich das Schwergewicht des Indigenen
fich begreiflicherweife mit befonderem Intereffe Malta j befonders ftark in den Grabformen. Die Macht des Überzugewendet
. Wie es oft geht, wenn man den Spaten j kommenen verftärkt fich hier noch durch innere Gewichte,
wieder beifeite ftellen muß: das, was man zu finden j Man wird deshalb gerade hier noch mehr zu dem Ur-
wünfchte, hat man nicht entdeckt, dafür aber anderes. ' fprünglichen zurückgehen und diefes feftftellen müffen.
Und wie es ebenfalls gewöhnlich gefchieht: Das Neue Erinnert fei hier daran, daß die Form des Grabes mit
bringt auch neue Fragezeichen. Der Sohn des um die J halbrundem Ausfchnitt für den Kopf fich ebenfalls in Afrika
altchriftlichen Denkmäler fehr verdienten Ferdinand Becker ; (ß. Salfa in Tipafa) findet. Ich bin deshalb auch nicht
hat die Denkmäler der Infel felbft durchforfcht und gibt der Meinung, daß man für alles, wofür man nicht fogleich
jetzt als Ergänzung zu dem Werke von Caruana über die [ Analogien entdeckt, auf Auffchlüffe aus dem Offen zuwarten
Gräber Maltas, 1898, und zu den verfchiedenen Unter- • hat. Das Problem Often-Weften ift durchaus nicht fo
fuchungen von A. Mayr, auch zu Stuhlfauths Reifebericht, j einfach, wie es mitunter mit derber Hand behandelt

worden ift, fondern ift überaus verflochten, fehr zart und
fchwierig.

Straßburg. Johannes FIcker.

fonftige Illumination enthalten die Prolegomena Mitteilungen.
Die Hf. verdient eine photographifche Reproduktion in
integro; einftweilen aber ift B.s Abdruck höchft fwill-
kommen, leider aber wie feine Vorgänger, die OLBT,
recht teuer.

In der kurzen Einleitung wird der Codex befchrieben,
und dabei im Widerfpruch zu älteren Anflehten (auch
Bergers) feine englifche Provenienz wahrfcheinlich gemacht.
Drei Schreiber haben an ihm gearbeitet, außerdem find
nach B. fechs Korrektorenhände, von denen aber die
meiften nur an gewiffen Teilen des Textes tätig waren,
zu unterfcheiden.

Die erde diefer Korrektorenhände Zdior zu nennen, ift m. E. inkorrekt
, da fie, wie B. wenigftens meint, ihrer Revifion nicht die Vorlage
der Hf. zu Grunde legte. Ob im Übrigen diefe Scheidungen überzeugen,
könnte natürlich nur an der Hf. nachgeprüft werden. Ich wünfehte jedoch
, daß B. bei der Wiederherftellung von ausradierten Lefungen die
ficher erkennbaren von den mehrdeutigen durch Zeichen unterfchieden
und bei der knappen Charakteriftik der von den Korrektoren benutzten
Texte anftelle allgemeiner Angaben (,Vulgate with a certain number of
Fuldensian and Amiatine readings' und dergl., S. XHIf.) Beifpiele von
Varianten angeführt hätte; warum enthält er das von ihm mühfam ge-
fammelte Material feinen dankbaren Lefern vor, die es nun nochmals
zufammenfuchen müffen? Die Hf. weift auch eine Reihe von Gloften auf,
von denen die Einleitung leider nur eine Auswahl mitteilt. Diefe bietet
weiter Beifpiele für Orthographie und Grammatik der Schreiber fowie
etliche fmguläre Lesarten, die letzteren feltfamerweife in englifcher Über-
fetzung. Textkritifche Unterfuchungen werden nicht geliefert. Dazu ift
ja ein Herausgeber von einzelnen Hfl. keineswegs verpflichtet, ja es ift
vielleicht gar nicht berechtigt, den Abdruck einer Hf. damit zu beladen,
fein Erfcheinen zu verzögern und feinen Preis zu verteuern. So vermag
denn auch ein fo bedenklicher Grundfatz wie der nebenher gelegentlich
ausgefprochene (S. XXVI): ,1t is a safe canon of criticism to prefer that
reading in the epistles, which concords most closely with the teaching
enshrined in the Gospels. No worship of a Single MS. must so blind
our eyes, that we will eilher reeeive the Word of God from that MS. or
from none at all' kein Unheil zu ftiften, das uns die Freude über B.s
fleißige und wertvolle Arbeit trüben könnte.

Berlin-Steglitz. Hans von Soden.

eine forgfältige Befchreibung und Nachprüfung der feither
erfolgreich fortgefetzten Lokalforfchungen, die Aufnahme
aller bisher gewonnenen Infchriften und Kleinfunde und
eine den gefamten monumentalen Beftand zufammen-
faffende archäologifche und gefchichtliche Beurteilung.
Er fetzt die Kenntnis jener Veröffentlichungen, z. B. auch
die Nachrichten über das Steinmaterial der Grabanlagen,
das eine fehr große Bedeutung für die verwendeten
r °a n u' voraus und gibt, nur weniges wiederholend,
nllu ■ eg neues Material. Eine Reihe von Tafeln
nach eigenen Aufnahmen find dem Text zugefügt. Sie
una gut, mit Ausnahme der Wiedergabe verfchiedener

iftazS:k?e1n ab der LamPen auf T' XXVIIIf-

Erforfcht war bis jetzt die fogen. Pauluskatakombe.
B. hat einen in zahlreichen Einzefanlagen an diefe fich
anfehheßenden komplex und außerdem noch gegen 30
andere in den verfchiedenen Teilen des Infelgeländes be-
ienneben. Noch find nicht alle vorhandenen neu untergeht
worden. Die Ausbeute im Einzelnen, in Schmuck-

XpacTiaiicKifi boctokt». Cepia, nocBHineiiHa« HBywemio

XpHCTiaHCKOH KyjIhTypLl HapOÄOBX Ä3ill h AdppiiKH. Tomt, I.

1912. BtmycKT, II. (Der chriftliche Orten. Serie, gewidmet
der Erforfchung der chriftlichen Kultur der
Völker Afiens und Afrikas. I. Bd., II. Lfg.) (S. 127
bis 245 m. Abbildgn. u. ^Tafeln) Lex.8°. St.Petersburg
, Academie Imp. des Sciences. 1912. M. 3—-
Merkwürdigerweife ift der ,Theol. Lit.-Zeitung' nicht
die erfte, fondern die zweite Lieferung diefer neuen Zeit-
fchrift zugegangen. Doch dürfte ein Referat über ihren
Inhalt Zweck und Abficht letzterer aufzeigen.

In dem erften Artikel ,Aus der äthiopifchen geo-
graphifchen Literatur' (S. 127—145) bietet J. Kratfch-
köwfki eine Überfetzung und Beurteilung zweier Hand-