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Ausgabe:

1914 Nr. 6

Spalte:

166-167

Autor/Hrsg.:

Schlögl, Nivard

Titel/Untertitel:

Die echte biblisch-hebräische Metrik mit grammatischen Vorstudien 1914

Rezensent:

Nowack, Wilhelm

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Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 6.

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rend er fonft z. B. fogar über folche Arbeiten wie die von
K. E. Neumann bis in das Jahr 1911 hinein ganz ernft-
haft berichtet. Und doch wären Äußerungen von Gelehrten
diefes Ranges, obgleich fie mit dem Problem der
Datierung Buddhas nur indirekt zufammenhängen, nicht
mit Stillfchweigen zu übergehen gewefen, felbft wenn fie,
was fie in der Grundfrage fchwerlich tun, in die Irre
gingen. Die Genannten erklären nämlich 256 als die Zahl
der Tage, während der Asoka aus feiner Refidenz ab-
wefend war! Diefer böfe Zufall muß für W. um fo peinlicher
fein, als er S. IV der Einleitung den an fich fehr
zu beherzigenden Satz vertritt ,Man muß den Mut haben
zu irren' (denn auf eine folche Art Irrtum wird er felbft
am wenigften den Ausfpruch bezogen wiffen wollen) und
als die bisherigen kritifchen Arbeiten über den buddhi-
ftifchen Kanon namentlich des Ref. in feiner Darftellung
nicht gerade gut wegkommen (ein Beifpiel folgt fpäter),
trotz der Förderung, die auch W. durch fie zweifellos
erfahren hat. Ref. felbft erklärt fich diefe fchlimme Lücke
in W.'s Buche daraus, daß die genannten Zeitfchriften
auf der Prager Bibliothek nicht vorhanden fein mögen.
Was eine richtigere Würdigung und nutzbringende Verwertung
der kritifchen Ergebniffe des Ref. anbetrifft, fo
braucht darüber als eine bloße Frage der Zeit kein Wort
verloren zu werden, die nächfte Auflage diefes Literaturbandes
wird auch darin ficher fehr ftark umgearbeitet Schlögl, Prof. Dr. Nivard: Die echte biblifch-hebräilche
werden müffen. Die Mißlichkeit von Entfcheidungen der Metrik mit grammatifchen Vorltudien. (Biblifche Studien.
^wÄ" f ck/ubjektivem, Ermeffen von Fall zu Fall ; XVIL Bd L Heft.) (X, 109 S.) gr. 8». Freiburg i. B.,
ohne den Ruckhalt einer wohlfundierten kritifchen Grund- , ' * 7 ' 6 at

auffaffung macht fich ja fchon in vagen Worten und Wen- Herder 1912. M. 340

düngen wie ,wohl;, ,gewiß', ,gewiß nicht wahrscheinlich', Schlögl hat auf metrifchem Gebiet fich mehrfach

,im großen und ganzen .. . fein dürfte', ,ficherlich', .fchlech- verfucht. In De re metrica Veterum Hebraeorum (Wien
terdings'ufw. bemerklich, fie find am allerungeeignetften, 1899) gab er eine Kritik der verfchiedenen Verfuche, das
fehlende Beweisgründe zu erfetzen und ,gewiß' und ,ficher- hebräifche Metrum wieder zu finden. Seinen eigenen Verlich
' (teilen fich mit Vorliebe da ein, wo etwas fehr un- fuch veröffentlichte er, wie ich erft jetzt erfahre, in der
gewiß und unficher ift. Die Anflehten über den Dl- ,Gottesminne' 1905 S. 226ff, dem jetzt diefe ,echte Bib-
ghanikäya z. B. von S. 33 und 47 Anm. erledigen fich j lifch-hebräifche Metrik' gefolgt ift, denn es handle fich
wohl auf Grund der Einleitung zu des Ref. D.-Überfetzung, nicht um ein von ihm erfonnenes Metrum, fondern um
Göttingen und Leipzig 1913. S. 97 hat W. des Ref. Äu- das, das er aus dem Text, foweit er poetifch ift, ab
ßerungen über die Jätakas gänzlich mißverftanden und von ftrahiert habe. Der erfte Teil der Schrift enthält gram

vor der ßundeslade her, der ihm die Verachtung feines Weibes Michal
zuzog (II. Sam. VI, 12ff.); mit dem Jätaka24l (S. 103) hat das Grimmfche
Märchen von den Bremer Stadtmufikanten eine gewiffe Ähnlichkeit; zu
dem Jätaka 186 (S. 105 Anm. 2) ift außer der 6. Erzählung des kalmü-
kifchen Siddhi-kür (überfetzt von Jiilg, Leipzig 1866) auch die Gefchichte
von Tangut in Le Cabinet des Fees T. XII, Geneve und Paris 1786, S. 460
—96 zu ftellen. Was die Parallele aus Sophokles' Antigone zu Jataka
67 (mit dem Gedanken, daß ein Weib lieber Gatten und Sohn dem Tode
preisgibt als einen Bruder, da fie einen Gatten und Sohn wiederbekommen
kann, aber keinen Bruder, weil fie keine Eltern mehr hat) anbetrifft, fo
liegt die Frage der Priorität nicht ganz fo unentfeheidbar wie W. S. 109
meint, denn abgefehen davon, daß Herodot diefe Gefchichte als perfifche
Gefchichte erzählt, ift fehr zu beachten, daß Antigone gar keinen Mann
und Sohn hat, daß es fich für fie auch gar nicht darum handelt, den
fchon toten Bruder vom Tode zu retten, fondern nur um deffen Beftattung,
daß alfo ihre Worte ganz und gar nicht am Platze find: ,Und weil ich
Polyneikes, jetzt Auch deinen Leib in Schutz nahm, ernt' ich folchen
Lohn! Und wohl doch tat ich, dich zu ehren, wohl bedacht. Denn
weder, falls ich Mutter auch von Kindern war, Noch falls ein Gatte mir
im Tod lag hingeftreckt, Hütt' ich der Obrigkeit zuwider dies gewagt.
Mit welchem Grunde bring ich aber diefes vor? Mir könnt' ein Gatte
werden, wenn ein Gatte ftarb, Ein Kind vom zweiten Mann auch, wenn
ich dies verlor. Doch da mir Mutter birgt und Vater Grabesnacht, So
kann ein Bruder niemals wieder mir erblühn'. S. 113 Anm. 4 ift den
Parallelen zu Jätaka 48 als weitere Parallele ,Eine Legende von Nabi
Isa' in Bezemer's ,Volksdichtung aus Indonefien', Haag 1904, S. 24—26
hinzuzufügen. U. a. m.

Königsberg i/Pr. R. Otto Franke.

der angeführten Stelle das, was diefes Mißverftändnis ver
hindert hätte, weggelaffen.

Wenn es erlaubt ift, dann noch einige von den der Diskuffion bedürftigen
oder werten Einzelheiten herauszugreifen, fo ift z. B. die Bemerkung
von S. 2, daß wir mit der buddhift. Literatur ,in das helle Tageslicht
der Gefchichte eintreten' ein ftarker Euphemismus. ,Das Zeitalter
des Buddha läßt fich' (im Gegenfatz zu S. 2) vielmehr noch nicht ,be-
ftimmen'. Ebenda: ,Eine gut verbürgte Überlieferung läßt ihn 80 Jahre
alt werden'. Ob die betreffende Angabe des Mahäparinibbänasutta (D. XVI)
,eine gut verbürgte Überlieferung' zu nennen ift, mögen die Lefer der
Einleitung von des Ref. D.-Überfetzung entfeheiden. Warum follen wir
das angebliche Schisma 100 Jahre nach Buddhas Tode auf Grund des
Berichtes von Cullavagga XII (XX ift Druckfehler) als gefchichtliche Tatfache
hinnehmen dürfen? (S. 5) Wir fehen, da die Gefchichtlichkeit des
Cullav. nicht nachgewiefen ift, dafür nicht den leifeften Grund. Wenn
Verf. fortfahrt: ,Dies fetzt aber voraus, daß es damals irgendeine Richt-
fchnur für die Entfcheidung folcher Fragen gegeben hat, und das kann
nur ein Kanon von Vorfchriften für das Leben der Mönche gewefen fein
von der Art, wie er in unferem Vinayapitaka vorliegt', fo macht er
in doppelter Hinficht einen ganz unnötigen Umweg: er hätte einmal auch
die Gefchichtlichkeit aller diefer Dinge nach freiem Ermeffen mit dem-
felben Rechte ftatuieren können wie die Gefchichtlichkeit von Cullav. XII;
außerdem ift Cullav. XII der Schluß des ganzen alten Vinayapitaka (denn
nur in der Ausgabe find Mahävagga und Cullav. vor die beiden Suttavi-
bhangabände geftellt worden), und daß der Vinayapitaka mit feinem Kanon
von Monchsvorfchriften vor diefem Schluffe Cullav. XII vorhanden war,
bedart keiner hiftorifchen Betrachtung, da es meift fo ift, daß Anfang und
,VT "«k« vor deffen Ende da find. Wenn Verf. S. 19 Anm. I
T*e78 patimokkhe ca samvaro in Dhammapada V. 185 für
eine Lruahnung des Pätimokkha nimmt, dann hätte er erftens noch ältere

matifche Vorftudien zur hebräifchen Metrik und zwar der
hebräifchen Laut- und Formenlehre, foweit fie zum Ver-
ftändnis der Metrik nötig ift (S. 1—69). Seine Gedanken
über die Metrik legt er in den 18 Paragraphen des 2. Teils
(S. 70—109) dar. Auch er geht davon aus, daß fie akzentuierend
ift. Ihre Hauptfchwierigkeit liegt darin, daß
wir es im Hebr. mit zweierlei Akzenten zu tun haben:
dem Hauptton und dem Nebenton. Jeder Hauptton muß
auch in der Poefie Hebung werden, es fei denn, daß er
durch einen unmittelbar folgenden Hauptton behindert
ift. Im § 4 legt er dar, welche Wörter haupttonig, welche
nebentonig und welche beides nach Belieben fein können,
letzteres gilt von Wörtern wie T«, % "Ht?S, D"lt3 "O, 13,
ip, rr/3, irj/2, während alle Status constr.-Fbrmen und daher
auch afte Praepofitionen nur nebentonig find. § 5 erörtert
die Frage, unter welchen Bedingungen der Nebenton
metrifcher Akzent werden kann. Er hat die Ergebniffe
feiner Unterfuchungen in folgende vier Regeln zufammen-
gefaßt: 1. Es können höchftens vier Silben in der Senk-
kung ftehen und zwar darf darunter eine fchwere oder
lange und diefe nicht die erfte und unbehindert fein.
2. Sind drei nebentonige Silben fchwer, fo muß die mittlere
Hebung werden. 3. Sind die erften zwei von drei
nebentonigen Silben fchwer, fo wird die erfte, wenn fie
den ftärkeren Akzent hat, Hebung. Im Allgemeinen aber

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^mT^^^S^ koD(7.iereD m"ffen, fo pätimokkha- kann der Dichter in folchen Fällen den Nebenton nach
auch hervorhebet ^11 ! Rieben auf che erfte oder ^ite SilbeHegen, je nach-

Pätimokkha erwähnt werden (vii, 73 und Iv ,,) Das alles waren dem er einer Hebung mehr bedarf oder nicht. 4. 11t von

eben ursprünglich1 ganz allgemeine Begriffe, nicht Bezeichnungen beftimmter, ' drei nebentonigen Silben die mittlere leicht, fo wird die

und jedenfalls nicht ^fererl.terarifchen Werke oder Komplexe. S. 101 erfte Silbe Hebung. Entfteht eine folche nebentonige
Anm: Vuen Verftone^ S^^Ä'^ i Silbengruppe dadurch, daß der Hauptton eines Wortes

einen fchamlofen Tanz ihres Bewerbers (oder, könnenI wir eventuell hin- i behindert ift, fo Weicht diefer auf die vorhergehende
zufügen, Mannes) vielleicht anzureihen die Erzählung von Davids Tanze leichte Silbe Z. B. i3~H3c5 in jedem andern hall bleiben