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Ausgabe:

1914 Nr. 4

Spalte:

99

Autor/Hrsg.:

Geden, Alfred S.

Titel/Untertitel:

Studies in the Religions of the East 1914

Rezensent:

Oldenberg, Hermann

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99

Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 4.

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zehrt, und an das Mahl fchließt fich ein Tanz. Die echten
Lolo-Ideen von den chinefifchen Glaubensvorftellungen
und Praktiken zu fondern, fcheint mir ein ausfichtslofes
Unterfangen. So viel wertvolle neue Notizen bei Lietard
zu finden find, fo viel muß doch auch er im Dunkeln
laffen. Gleich über die eigentliche Herkunft der Lolo
z. B. weiß auch er etwas Sicheres nicht zu fagen. Für
ihren indifchen Urfprung bin ich geneigt ein neues Zeugnis
zu finden in den Vorftellungen über die Empfängnis,
wie fie einem in ihrer vom Verf. wiedergegebenen Flut-
fage entgegentreten (vgl. E. Windifch, Buddhas Geburt
Kap. II). Nicht zu überfehen ift, daß Lietards Mitteilungen
fich in der Hauptfache nur auf Yünnan-Lolo beziehen.
Es wäre zu wünfchen, daß es dem Herausgeber der
Anthropos-Bibliothek gelänge, demnächft etwa P. Jofeph-
Eugene Martin, der wie kein anderer über die in der
Provinz Szetfchuan lebenden Lolo Befcheid weiß, mit
einer weiteren Monographie in Dienft zu nehmen.

Jena. Hans Haas.

Geden, Alfred S: Studies in the Religions of the East. (XV,
904 S.) 8°. London, C. H. Kelly 1913. s. 12 —

Das Buch fteckt fich ein großes Ziel: die Religionen
von Ägypten, Babylon-Affyrien, Indien, China, Japan, der
Zarathuftrismus, der Islam werden dargeftellt. Befondres
Gewicht fällt auf Indien, dem über die Hälfte des Bandes
gewidmet ift. So hält fich Ref., der allein über diefen
Teil eine Anficht auszufprechen kompetent ift, für berechtigt
hier das Wort zu ergreifen.

In weitem Umfang hat der Verf. die Literatur über
die indifchen Religionen heranzuziehen fich bemüht und
ift dabei dem Schickfal doch nicht entgangen, daß feine
Lektüre ftark lückenhaft geblieben ift. Er felbft fleht
quellenmäßiger Kenntnis offenbar fern, und die Mitteilung
feiner Lefefrüchte ift von recht ftarken Flüchtigkeiten nicht
frei. Man kann fich denken, was da bei der Behandlung
der auf diefem Gebiet fo reichlich auftretenden komplizierten
und vielbeftrittenen Probleme herausgekommen ift,
die nicht anfaffen foll, wer fie nicht mit feiner und ficherer
Hand anzufaffen verfteht: beifpielsweife auf dem Gebiet
des Veda die Frage nach dem Wefen vieler einzelner
Gottheiten, die Eschatologie, dort und anderwärts die
Herauslöfung der prähiftorifchen Vorftellungsfchichten; auf
dem Gebiet des Buddhismus das Verhältnis der Paliquellen
zu den übrigen Literaturen, die Idee des Nirvana, die
Gefchichte der Jätakaerzählungen, die Zeit des Kaniska.
Überall — foweit der Verf. die in Betracht kommenden
Fragen überhaupt aufwirft — verrät er in gleicher Weife,
daß die Vorbedingungen für deren fördernde Behandlung,
ja auch nur für einfichtige und eindringende Würdigung
des bisher Geleifteten ihm fehlen.

Göttingen. H. Oldenberg.

Mitchell, Hinckley G, D.D., John Merlin Powis Smith,
Ph. D., and Julius A. Bewer, Ph. D.: A critical and exe-
getical Commentary on Haggai, Zechariah, Malachi and
Jonah. (The International Critical Commentary.)
(XXVI, 362, 88 u. 65 S.) gr. 8°. Edinburgh, T. & T. Clark
1912. s. 12 —

Mit diefem dritten Bande ift die Erklärung der kleinen
Propheten abgefchloffen. Hinckley G. Mitchell hat Haggai
und Zacharjah bearbeitet. Nach einer Zeichnung des
hiftorifchen Hintergrundes, auf dem fich die Wirkfamkeit
beider Männer vollzieht, handelt M. von der Perfönlichkeit
der Propheten, ihrem Buch, dem Text und den Veränderungen
, denen er unterworfen war, und endlich von den
Gedanken und dem Stil der Propheten. M. fetzt fich mit
den verfchiedenen Hypothefen, die in den letzten Jahren
von Kloftermann, Budde, Rothftein, Andre und andern
vertreten find, auseinander, leider ift ihm die für Haggai

wertvolle Arbeit Rothftein's Juden und Samaritaner 1908 unbekannt
geblieben, er bezieht fich nur auf deffen Genealogie
des Königs Jojachin 1902. Schwerer wiegt die Unbe-
kanntfchaft mit Rothftein's Erklärung der Nachtgefichte
des Sacharja 1910, in denen fowohl in textkritifcher wie
in fachlicher Beziehung eine erhebliche Förderung unfers
Verftändniffes des Sacharjah vorliegt, fo daß M. über
das bis jetzt Erreichte nicht hinausführt, ja hinter dem
durch R. gewonnenen Verftändnis zurückbleibt.

Wie die Sache es erforderte, gibt M. zu Sach. 9—14
eine befondere Einleitung. Der von ihm vertretene Standpunkt
ift der der deutfchen kritifchen Schule, nur unter-
fcheidet er fich von Marti, Cornill u. a., die diefe Kapp,
von Einem Verf. abzuleiten geneigt find, dadurch, daß er
fie auf mehrere Verff. verteilt. 9,1—10 ift nach der Schlacht
am Iffus (333) gefchrieben, während 9,11—11,3 wahr-
fcheinlich der Zeit Ptolemäus III (247—222) zugehören.
Ein dritter, welcher nach der Schlacht von Raphia (217)
fchrieb, vereinigte diefe Kapp, und ergänzte fie durch die
peffimiftilche Schilderung 11,4—17 und 13,7—9. Von
der Hand eines vierten, der etwa derfelben Zeit zugehörte
, flammt das apokalyptifche Stück 12,1—13,6 und c 14,
in dem er die Dinge in mehr optimiftifchem Sinne fieht.
Angefichts unfers Mangels an genauer Kenntnis der
Zeitgefchichte und der uns darum nur halb verftändlichen
oder ganz unverftändlichen Andeutungen, die diefe Kapp,
enthalten, wird man das vorfichtige Urteil, das öfter hervortritt
, nur billigen können.

Von John M. P. Smith flammt die Erklärung des
I Maleachi, die wie die andern Arbeiten von Smith fich durch
1 umfaffende Kenntnis der exegetifchen Literatur, durch
philologifche Akribie und forgfam abwägendes Urteil
auszeichnet. In der Beftimmung der Zeit teilt er die An-
I fchauungen der deutfchen kritifchen Schule: M. flammt
nach ihm aus den Bewegungen, welche der Zeit des Ezra-
Nehemiah vorhergingen.

Julius A. Bewer hat die Erklärung des Jonah gefchrieben
, von der das Gleiche wie von der Arbeit Smith's
gilt: er hat zu allen in den letzten Jahren hervorgetretenen
Problemen, die von H. Schmidt, Böhme, Winckler,Buddeu. a.
I geltend gemacht find, Stellung genommen und fich mit
I ihnen auseinandergefetzt: er fieht das Buch wefentlich als
Einheit an, abgefehen von dem Pfalm 2,3—10 und den
Gloffen in 1,3a. 8a. 10b. 3,8. 4,5b, und lehnt mit Recht
den Verfuch die gereinigtejonalegende literargefchichtlich
in die Zeit unmittelbar vor dem Exil einzureihen als unmöglich
ab. Dankenswert ift das von Mitchell beigefügte
Regifter.

Straßburg i.E. W. Nowack.

Herner, Sven: Die Opfermahle nach dem Priefterkodex. (Sär-
tryck ur ,Skrifter tillägnade Pehr Eklund'.) (40 S.)
Lex. 8°. (Lund, H. Möller 1911.)

In diefer als Sonderabdruck aus den,Skrifter tillägnade
Pehr Eklund' erfchienenen Abhandlung unterfucht der
Verfaffer die Bedeutung, welche dem als (131, nbti oder
D^ttbttj nnt bezeichneten Opfer im Priefterkodex zukommt.
Er liefert damit einen dankenswerten Beitrag zur alt-
teftamentlichen Kultusgefchichte; denn wenn er auch nicht
zu eigentlich neuen Refultaten kommt und kommen kann
— das ift in der Natur der Dinge begründet, — fo bleibt
feine Unterfuchung dank ihrer Gründlichkeit und Zu-
verläffigkeit doch wertvoll genug. Mit großer Deutlichkeit
geht aus ihr hervor, wie die genannten Opfer, die in
früherer Zeit häufig waren, im Priefterkodex ihre Rolle
faft ganz ausgefpielt haben. Um nur Ein Beifpiel zu
nennen: ,Die Abgeneigtheit von P gegen die Opfermahle
der Laien geht fo weit, daß das uralte Opfermahl an der
Ofterfeier, das nicht abgefchafft werden konnte, feines
Charakters von Opfermahl beraubt wurde, indem die

I Eigenfchaft als Opfer dem Paffah abgefprochen wurde'

I (S. 38).