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Ausgabe:

1914 Nr. 3

Spalte:

73-74

Autor/Hrsg.:

Scott-Moncrieff, Philip David

Titel/Untertitel:

Paganism and Christianity in Egypt 1914

Rezensent:

Wendland, Paul

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73

Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 3.

74

befonnen von den in ihrem Verhältnis zu Mt. ficher be-
ftimmbaren Perikopen zu den zweifelhaften vor, und erhält
fo allmählich eine Reihe von Kennzeichen für die
zwei poftulierten Quellen. Diefe Kennzeichen Rheinen
ihm fo deutlich, daß er es wagen kann, den Reft der
Perikopen in einer überfichtlichen Tabelle zu charakte-
rifieren und am Schluß die Quellen in Überfetzung abzudrucken
.

Von den in diefem Zufammenhang vorgetragenen
Argumenten fcheint mir das lexikalifche am wenigften
fchlagend. Die Vokabeln, die den Beweis liefern müffen,
find zu einem großen Teil nicht charakteriftifch, und die
charakteriftifchen find nicht zahlreich genug. Was ich
gegen die Methode des Verf. im allgemeinen einzuwenden
habe, ift größtenteils von Wernle (Synopt. Frage 91 ff.)
gefagt worden. Mit ihm, wie mit der Literatur überhaupt,
hat lieh W. nahezu gar nicht auseinandergefetzt. Solches
Verfahren pflegen die rä xara xqoocojiov ßkixQVTe$ als
unwiffenfehaftlich zu brandmarken. Bei diefem Gegen-
ftande gewiß mit Unrecht! Hätte W. auch nur mit B. Weiß
eine wirkliche Auseinanderfetzung geben wollen, fo wären
feitenlange Anmerkungen zu jedem Teilrefultat nötig ge-
wefen, und das Buch wäre ein pfeudogelehrtes Kompendium
geworden ftatt einer nützlichen Unterfuchung. Denn nützlich
ift dies Unternehmen jedenfalls. Auch wer den Weg,
den W. befchritten hat, für ungangbar hält, muß es doch
billigen, daß folche Wege gezeigt werden. Nur das Ausprobieren
verfchiedener Möglichkeiten kann in der Synoptikerkritik
zu weiteren Refultaten führen.

Berlin. Martin Dibelius.

Weigand, Edm.: Die Geburtskirche v. Bethlehem. Eine
Unterfuchg. zur chriftl. Antike. (Studien üb. chriftliche
Denkmäler. 11. Heft.) (XI, 89 S. m. 7 Abbildgn. auf
5 Taf.) gr. 8°. Leipzig, Dieterich 1911. M. 3.60

Das Problem der Geburtskirche ift das: der Chorbau
erfcheint vielen Kunfthiftorikern als .unorganifcher Anhang'
an den Langbau. Da nach Eutychius Juftinian die kon-
ftantinifche Kirche umgebaut hat, wird vielfach angenommen
, daß nur der Langbau konftantinifch, der Chorbau
juftinianifch ift. Demgegenüber will Weigand nachweifen
, daß die ganze Kirche ein einheitlicher Bau ift.
Die nächftliegende Konfequenz wäre dann, fie ganz für
juftinianifch zu erklären. Allein — und darin wird man
Weigand Recht geben müffen — der ftark romanhafte
Bericht des Eutychius ift deshalb recht wenig glaubwürdig,

archäologifchen Material einen befonderen wiffenfehaft-
lichen Wert verleiht. Zwei Skizzen der ägyptifchen
Religion am Ende der Ptolemäerzeit und in der Mitte
der römifchen Kaiferzeit geben ein anfchaulich.es Bild der
übereinander gelagerten Schichten und der Wandlungen
des Glaubens. Der Entwicklung des Chnftentums auf
ägyptifchem Boden find Kap. III—IX gewidmet (ein zu-
fammenfaffendes Schlußkapitel war geplant worden). Es
werden hier u. a. die in Ägypten gebräuchlichen außer-
kanonifchen Evangelien und die in Ägypten gefundenen
Logia ausführlich befprochen, die wichtigften Bruchftücke
in Überfetzung mitgeteilt. Ebenfo kommt zur Sprache,
was fonft die Papyri über das Chriftentum und feine
Gefchichte in Ägypten Neues gelehrt haben. Die Gräberfunde
geben Anlaß zu Beobachtungen über das Nachwirken
des ägyptifchen Totenglaubens, Religionsmifchung,
gnoftifche Elemente. Der Zufammenhang chriftlicher und
antiker Kunft wird erörtert (Madonna, St. Georg). In den
koptifch-gnoftifchen Schriften findet der Verf. nur fehr
geringe Spuren altägyptifcher Religion. Das letzte Kapitel,
das Askefe und Mönchtum behandelt, gibt befonders eine
Quellenüberficht.

Über Serapis und die xäzoy^oi (S. 19. 119.) f. jetzt Sethe, Abh.
der Gött. Gef. XIV 5, 1913. Daß die ägyptifchen löyia aus einer fortlaufenden
Evangelienerzählung flammen, ift unwahrfcheinlich (f. meine
Urchriftl. Litt., S. 299). Über das Kryptogramm XMT (Xgiazdv Mcujia
ytvvä S. 119) f vor allem Perdrizet, Revue des etudes grecques XVII
357 ß'. Über die Echtheit der Vita Antouii und die Abhängigkeit Ruhms
von der griechifchen Historia monachorum konnte Sc. S. 202 f. 215 fich
entfehiedener äußern.

Göttingen. P. Wendland.

Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium, curantibus
I.-B. Chabot, I. Guidi, H. Hyvernat. Scriptores Syri.
Textus. Series secunda. — Tomus XCI. Anonymi
Auctoris. Expositio officiorum ecclesiae Georgio
Arbelensi vulgo adscripta. Edidit R. H. Connolly,
O. S. B. I. (241 S.) gr. 8°. Parisiis 1911. Leipzig,
O. Harraffowitz. M. 12.80

Das vorliegende Buch war dem verftorbenen
Eberh. Neftle zur Rezenfion überfandt worden. Sein
langes, fchweres Leiden hinderte ihn, der übernommenen
Verpflichtung nachzukommen, bis endlich nach dem Heimgange
des fleißigen Gelehrten die Arbeit mir übertragen
wurde. Daher die Verfpätung diefer Anzeige. Die Expositio
officiorum ecclesiae ift der vornehmfte Schlüffel
zum Verftändnis der Gefchichte und des Sinnes der

weil Prokop in feiner Uberficht über Juftinians Bauten, 1 neftorianifchen Liturgien. Wer die Bemühungen des Katho-
ZW% uf 1Ke'taur.aron der Stadtmauer und eines Klofters , Hkos i5o«yahb III (652—61) um die Reform der gottes-
in Bethlehem, nicht aber die der Geburtskirche nennt. , dienftlichen Handlungen kennen lernen will, wer wiffen will,
Eutychius durfte alfo die Theotokoskirche in Jerufalem j was er und feine Nachfülger fleh bei den Agendis und
mit feiner Erzählung meinen, die fonft bei ihm auffallender- : Recitandis der Liturgien gedacht haben, der muß die
IV m??TK en WUr c' Vn^rorfel-S e[klärk- D,almrn Expositio officiorum ecclesiae ftudieren. Sie ift im letzten
IJ- alalt. Jahrbuch 1911 S Ii), daß die alten Teile der Grunde ein fortlaufender Kommentar zu den (kalenda-
\ eltwand nicht im Verband mit der Südwand flehen, rifchen und) liturgifchen Kanones Iäo'yahbs. Ihr Inhalt
ftant^f tol§e" Jvu7derdaß nur wenig mehr von der kon- ift kurz folgender: Buch I: Die Fefttage des Kirchen-
nicht^ Irru-Äirche -br,gL1ft- Die Frage ift alfo noch jahres; Buch II: Die Abendliturgie der gewöhnlichen Tage;
Unterfnrl I ebrr7rf zunächft einer genauen ßuchlll: Die Morgenliturgie famt den übrigen Liturgien

^menuenung von bautechnifcher Seite. I ,w owz/KhnlRhA« To™». TWh TV- n;* Fafl-enliturmen:

Toronto (Canada). J. B e n z i n g e r.

Scott-Moncrieff, Philip David, M. A.: Paganism and Chri-
stianity in Egypt. (lX, 225 S. m. 1 Taf.) 8«. Cambridge,
University Press 1913. s. 6—

Wie McLean in der Vorrede erzählt, ift der Verf., ,
urientahlt und Aegyptologe, achtundzwanzigjährig im | lieh wenig. Zwar nicht ganz fo wenig wie Connolly

der gewöhnlichen Tage; Buch IV: Die Faftenliturgien;
Buch V: Die Abendliturgien und die drei Sitzungen der
Nacht zum Sonntage; Buch VI: Die Liturgie der heiligen
Sakramente (des Abendmahls); Buch VII: Die Liturgie
der Taufe; Buch VIII: Die Liturgie der Einweihung einer
Kirche; Buch IX: Das Begräbnis der Toten und ihr
Gedächtnis.

Was man bisher von diefem Werke wußte, war herz-

Pebruar 1911 geftorben. Das nachgelaffene Werk gibt ! annimmt. Er nennt in der Praefatio zu feiner Veroffent
eine fehr anziehende und frifch gefchriebene Darftellung ! lichung nur die Exzerpte aus Assemani B. O. III, 1 und 2
der rehgiofen Entwicklung von der Ptolemäerzeit bis nahe ! und H.Pognon, Inscriptions semitiques, Paris 1907, pag97,
an die Zeit der arabifchen Invafion, der die gründliche und vergißt fowohl die Fragmente des kethabhonä de-
Vertrautheit mit altägyptifchem Glauben und mit dem | phartewäthä (Preffe des Erzbifchofs von Canterbury

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