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Ausgabe:

1914

Spalte:

45

Autor/Hrsg.:

Wittig, Joseph

Titel/Untertitel:

Die Friedenspolitik des Papstes Damasus I. u. der arianischen Streitigkeiten 1914

Rezensent:

Krüger, Gustav

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Seite 1

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45

Wittig, Prof. Dr. Jofeph: Die Friedenspolitik des Papftes Franke, Dr. Walt: Romuald v. Camaldoli und feine Reform-

Damalus I. u. der Ausgang der arianilchen Streitigkeiten. tätigkeit zur Zeit Ottos III. (Hiftorifche Studien. icv/.Heft.)

(Kirchengefchichtliche Abhandlungen, hrsg. v. M.Sdra- (VII, 255 S.) Berlin, E.Ebering 1913. M. 6.80

lek. Bd. X.) (XXVI, 241 S.) gr. 8°. Breslau, G. P. Die vorliegende Schrift, der erfte Teil eines größeren

Aderholz 1912. M. 5— Werkes über Romuald von Camaldoli, gehört zum Berten

Für die neue Bearbeitung eines vielverhandelten The- .«<* rEJndri^eftd/:en' wasf auf, d"" Sn6^0^^!;
mas, die Wittig uns vorlegt, erwecken die einleitenden I alter hchen Mönch ums gefchrieben worden ,ft. Sie fteUt
Bemerkungen über den ,Fall Liberias' kein günftiges Vor- 1 ™cht nur eine Reihe umftnttener ratfachen endgd g feft
urteil. Wittig ift der Meinung, daß die Unterfchrift des j fie.gibt auch zugleich von der geiftigen Pei fonhchkeit
Liberius unter" die Formel von&357, im Lichte der durch ! und der Bedeutung ihres Helden ein ungenm n fcharf-
Bafilius von Ancyra u. a. eingeleiteten homöufianifchen ! umnffenes, lebensvolles Bild. - Aus den einleitenden Ab-
FrontfchwenkungzurOrthodoxregelefen, einenbefonderen | j*0?» .m deneTn ^ «erf- iT Q"Ä mU ?
Ruhmestitel des Papftes begründe, der damit den erften I dfe Zeitfolge im Leben Romualds zu beftimmen unterschritt
tat, die fpätere Auffaffung des Nicänums zum 1 nlmm;t.hebe lch als wichtigfte Ergebniffe hervor feine
Siege zu führen. Tout peut se plaider, hat Duchesne i Verteidigung der Glaubwürdigkeit von Ratberts vita
den Apologeten des Römers fchon einmal entgegengerufen. Bononn und den Nachweis, daß Romuald tatfächlicn von
Das Wort gilt auch von diefem neueften Verfuch, den ' 978-988 in St. Michel du Cusan gewefen ift.
Papft zu rechtfertigen, wobei Ref. hinzufügen möchte, ! . Uas letztere bildet die Grundlage für h rankes Schil-
daß fich Wittig offenbar nicht als Apologet empfindet, 1 derunS, Y0,n Romualds eigentümlichem mönchifchen Ideal,
fondern wirklich glaubt, mit feiner Entwicklung den Hifto- - Romuald hat, wenn man von dem für fein inneres Leben
rikern den Star geftochen zu haben. Er fchreibt geradezu: 1 ertraglofen Aufenthalt in St. Apohmare in Claffe ablieht,
,Da er (nämlich Liberius) erkannte, daß man das Homo- ! frne. Laufbahn begonnen als Schuler des Mannus d.h.
nr,rtc Jrn «n,, H.c ~„-Z '„„5 v„rX >,, I als Anachoret; in Cufan kommt er in Berührung mit dem

ufios im Sinne des ofioiog xaxa xävxa xal xaxa xrjv
ovoiav faffen könne, ermöglichte er den Homöufianern
die Annahme des Homoufios'. Schade, daß die Gefchichte
davon fo gar nichts weiß, fchade, daß in den firmifchen
Formeln fo gar nichts vom orthodoxen Homöufianismus
zu lefen ift, fchade, daß das verdammende cox/Laoe des
Athanafius nicht aus der Welt zu fchaffen ift. Diefer be-
fteht freilich in Wittigs Augen fchlecht, denn: Liberius
gab den Mann auf, der nach feiner Meinung das Opfer
der Verbannung, das ihm der Papft gebracht hatte, nicht
mehr verdiente, nachdem er fich geweigert hatte, vor
dem Gericht des Römers zu erfcheinen (studens pacü).

Es wäre doch Unrecht, die ganze Arbeit Wittigs
unter diefem m. E. völlig verunglückten Eingang leiden
zu laffen. Das Korpus enthält allerhand beachtenswerte
Beobachtungen, die Nachprüfung verdienen und ficher
finden werden. Sie beziehen fich vornehmlich auf Einzelheiten
der Verhandlungen (Miffionen des Sabinus und des
Dorotheus [dreimalige, nicht zweimalige Reife ins Abendland
]), auf die Chronologie der Bafiliusbriefe (die erften
Briefe in Sachen der abendländifchen Vermittlung werden
mit Ernft fchon lange vor der Zeit der Bifchofsweihe
angefetzt), auf die illyrifche Synode von 375 (zu welchem
Thema neuerdings der Auffatz von Bardy im Bulletin
d'ancienne litterature et d'archeologie chretiennes [1912]
zu vergleichen ift), auf die Haltung des Damafus, der im
verklärten Lichte des Friedensftifters erfcheint. Das De-
cretum de recipiendis et non recipiendis libris wird Damafus
, und zwar der Synode von 368, zugefchrieben,
welche Anficht (wie Wittig im Vorwort felbft implicite
zugibt) inzwifchen durch vonDobfchütz endgültig abgetan
ift. Man fieht fchon aus diefen allgemeinen Angaben,
daß den Verfaffer feine ,Luft am Kombinieren', wie er
lelbft es ausdrückt, auch bei feiner jüngften Arbeit nicht
verlaffen hat. Dankbar wird man ihm dafür fein, daß er
die Urkunden, die er benutzt, z. B. die Bafiliusbriefe und
den von Maximus handelnden Abfchnitt von Gregors
warmen, m lesbarer deutfcher Überfetzung mitteilt.

f u,e ™beit iR Sdralek zugeeignet. Inzwifchen ift
aieier treffliche Gelehrte und anregende Lehrer heimgegangen
. Ich mag meine Anzeige nicht fchließen, ohne
hervorzuheben, daß Sdraleks Nachwirkungen, wie wenig
er felbft veröffentlicht haben mag, in den von ihm herausgegebenen
und im wefentlichen Erzeugniffe feiner Schule
enthaltenden .Kirchengefchichtlichen Abhandlungen' fortleben
werden.

Gießen-______ G.Krüger.

cluniazenfifch reformierten Kloftermönchtum. Die Bildung
und die Zucht, die in diefem Kreife herrfchen, üben ihren
ftarken Einfluß auf ihn aus. Aber er verliert fich doch
nicht an die cluniazenfifche Bewegung, fondern hält fich
von Anfang an felbftändig neben ihr. Aus dem Eigenen
und dem Empfangenen zufammen erwächft ihm leine behindere
Vorstellung. Das Anachoretentum bleibt ihm die
höchfte Stufe des Mönchslebens, zu der eigentlich jeder
Mönch emporfteigen follte. Das Zufammenfein im Klofter
gilt ihm nur als die, allerdings unentbehrliche Durchgangs-
ftufe. Aber foweit hat er doch das Gemeinfchaftsleben
fchätzen gelernt, daß er auch im Anachoretentum Bindung
durch eine Regel und geordnete Leitung für nötig hält.
Nach Italien zurückgekehrt hat er feine Anfchauung, indem
er fie zu verwirklichen begann, zugleich weiter aus-
geftaltet: er ftrebt überall darnach, Anachoretenvereine
zu gründen, die an ein Klofter fich anlehnen.

Die Auffaffung, bei der Romuald anlangte, ift nichts
anderes als das griechifche Ideal vom Mönchtum. Der
Verf., der fich felbftändig auch in die griechifchen Quellen
vertieft hat (übrigens berichtigt man xavöva beffer nicht
in xdvmval), weift in eingehender Unterfuchung die Wege
nach, auf denen diefe Gedanken an Romuald gelangten,
und zeigt die genaue Übereinftimmung; im Zufammenhang
damit führt er auch den Beweis dafür zu Ende, daß das
Abendland tatfächlich und zwar durch Romuald die Einrichtung
der Fratres conversi vom Offen übernommen hat.

Von diefem Standpunkt aus hat Romuald in feine
Zeit eingegriffen. Er gehört mit zu den großen Reformern.
Aber kirchenpolitifche, vollends politifche Ziele liegen ihm
völlig fern. Er denkt, auch einem Otto III. gegenüber,
nur an feelforgerliche, geiftliche Tätigkeit.

Der Verf. hat die Schilderung des Einzelnen zunächft
bis zum Tode Ottos III. geführt. Man darf der Fort-
fetzung mit hohen Erwartungen entgegenfehen.

Berlin. Karl Holl.

Steinbüchel, Dr. Theodor: Der Zweckgedanke in der Philo-
fophie des Thomas v. Aqüino. Nach den Quellen dar-
geftellt. (Beiträge zur Gefchichte der Philofophie des
Mittelalters. Bd. XI, Heft 1.) (XIV, 154 S.) gr. 8°.
Münfter, Afchendorff 1912. M. 5-5°

Daß der Grundgedanke des ariftotelifch-thomiftifchen
Syftems der Zwecke bleibende Bedeutung hat, mag man
als dogmatifche Überzeugung des Verfaffers der vorhegenden
Unterfuchung refpektieren. Freilich wird nicht deutlich
, wie ,moderner Mechanismus' mit dem ,inneren,Zweck-