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Ausgabe:

1914

Spalte:

38

Autor/Hrsg.:

Mittwoch, Eug.

Titel/Untertitel:

Zur Entstehungsgeschichte des islamischen Gebets und Kultus 1914

Rezensent:

Horten, Max

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Seite 1

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38

Freuds hervorgehoben, wie leicht ein ,nervöfer' Zuftand I Mittwoch, Prof. Dr. Eug.: Zur Entftehungsgefchichte des
mit Gewiffensqualen, Zweifeln ufw., der zunächft zur Pfycho- islamilchen Gebets und Kultus. (Einzelausg.) [Aus: ,Ab-

analyfe aufzufordern fcheint, einer beginnenden fchweren
Geifteskrankheit zugehört. So ift in neuer Zeit von ver-
fchiedenen Seiten der Ruf nach einem Jugendfchutz gegen
rückfichtslofe Pfychoanalyfe, ja nach dem Staatsanwalt
laut geworden.

Solange an den Freud'fchen Lehren fo vieles rein
hypothetifch, wenn auch in den Händen Sachverftändiger
heuriftifch wertvoll, an der Methodik der Pfychoanalyfe
foviel willkürlich, wenn auch gelegentlich einfühlend -
anregend bleibt, kann vom ärztlichen Standpunkt aus
dem Laien nur zu allergrößter Zurückhaltung geraten
werden, ganz befonders von Amtswegen anvertrauten
Jugendlichen gegenüber, und man wird ftets betonen
müffen, daß die fchönen Einzelerfolge, über die manche
begeifterte Anhänger der Sexual-Pfychoanalyfe berichten,
vielfach, ja vielleicht immer, mehr der überzeugenden,
fuggeftiven Wirkung einer innerlich anteilnehmenden Per-
fönlichkeit zuzufchreiben find, als den Lehren, die fie vertrat
. Es braucht nur daran erinnert zu werden, wie z.B.
in einer Schulkiaffe mit dem Eintreten eines Lehrers, der

handlgn. d. preuß. Akad. d. Wiff.'] (42 S.) Lex.-8°.
Berlin, G. Reimer 1913. M. 2 —

Die Frage nach der Entftehung des rituellen Gebetes
im Islam nähert fich nach den letzten Studien ihrer Löfung.
C. H. Becker hat (,Der Islam' III 374 fr.) Ähnlichkeiten
zwifchen dem Freitagsgottesdienfte und dem fonntäglichen
Kultus der chriftlichen Kirche überzeugend nachgewiefen,
die auf eine innere Abhängigkeit deuten. Eine große
Zahl zweifellofer Einflüffe des jüdifchen Gebetsritus auf
den islamifchen deckt Mittwoch in der vorliegenden Studie
auf. Den Gegenfatz diefer beiden Tatfachen fucht er dadurch
auszugleichen, daß er fich anheifchig macht, die
Abhängigkeit des chriftlichen Kultus vom jüdifchen nachzuwerfen
. Die Übereinftimmungen zwifchen chriftlichem
und islamifchem beruhen dann auf der gemeinfamen Quelle
beider. Sollte es fich nachweifen laffen, wie es Mittwoch
in Ausficht ftellt, daß die Gefamtheit des islamifchen
Religionsgefetzes unter einem Marken jüdifchen Einflüffe
geftanden hat, dann wäre der auf den Gebetsritus nur

es verfteht jugendliche Seelen zu entflammen, Intereffen j ein einzelner Fall eines allgemeinen Gefetzes, was in hohem
und Anfchauungen vieler Schüler in ganz beftimmte j Maße für feine Richtigkeit fpräche. Dem Verfaffer fchuldet
Bahnen gelenkt werden, ja durch die fo beeinflußte Berufs-! die Islamkunde für feine fchönen Entdeckungen den

wähl Lebensfchickfale fich formen

Chemnitz. J.H.Schultz.

Farquhar, J. N, M. A.: The Crown of Hinduism. (469 S.)
8°. London, H. Milford 1913. s. 7.6

Viel vom Inhalt diefes Buchs, darunter gerade was
dem Verfaffer das wichtigfte gewefen fein wird, hat der
indologifche Kritiker kein Recht vor fein Forum zu ziehen.
Ich meine vor allem die fortwährenden Durchführungen
des Themas, daß Unvollkommenheiten der indifchen Religionen
und religiöfen Lebensformen fo zu fagen Diffo-
nanzen darfteilen, die allemal auf die im Chriftentum
gegebene Auflöfung hinweifen. Die Monogamie, die das
indifche Gefetz den Frauen vorfchreibt, gilt im Chriftentum
für Männer wie Frauen. Die self-torture des indifchen
Asketentums ift ein vergebliches Suchen danach,
was das Chriftentum im self-sacrifice gefunden hat.
Vom Tieropfer der Juden wendet man fich ,with deep
religious joy to the perfect moral sacrifice of the death
of Chrift'. Kurz, wie die Schlußworte des Buchs fagen:
,He is the Crown of the faith of India'. Dies und manches
andre (z. B. der Satz, daß wir in den Evangelien
,the undoubted teaching of Jesus of Nazareth' haben)
fcheidet für den gegenwärtigen Referenten aus. Dagegen
darf diefer mit Dankbarkeit der vielfeitigen und eindringenden
Schilderungen gedenken, die der Vf. von den ein
fo eigenartiges Übergangsftadium oder vielmehr unzählbare
folche Stadien darfteilenden religiöfen Verhältniffen
des heutigen Indien gibt. Ift ihm der ich möchte fagen
monumentale Stil nicht eigen, in welchem Sir A. Lyall
dies Thema zu behandeln gewußt hat, fo fühlt man doch
überall feine lebendige Vertrautheit mit dem Gegenftande,
die ihm eine Fülle wertvoller und charakteriftifcher Materialien
an die Hand gibt. Als minder gehaltvoll erfcheinen
mir die Teile des Buchs, die es mit der alten Gefchichte
der mdifchen Religionen zu tun haben. Beifpielsweife
VCr Ü^"l fra?los das, was für die Darftellung des religions-
ge cbichthchen Gehalts des Rigveda einft von Kaegi
geleiftet worden ift, hohe Anerkennung. Aber in den
fettdem verfloffenen Jahrzehnten dürfte doch die For-
jchung Fortfchntte gemacht haben, um die der Vf. fich
kaum hinreichend bekümmert hat.

Göttingen. H. Oldenberg.

wärmften Dank. Befonders intereffant find diejenigen Ab-
fchnitte, in denen die älteften, einfachften Formen des
Gebetes der muslimifchen Gemeinde und ihre Ausgeftaltung
durch Muhammed befprochen werden. Möge er uns bald
den weiteren Nachweis erbringen, ,daß die meiften anderen
Kapitel des islamifchen Gefetzes fowohl in ihrem gefamten
Aufbau als auch in einer Fülle von Einzeldingen deutliche
Einwirkungen des jüdifchen Religionsgefetzes erkennen
laffen'.

Bonn. Horten.

Altteftamentliche Studien, Rudolf Kittel zum 60. Geburtstag
dargebracht v. A. Alt, G. Beer, F. Böhl, G. Dalman,
J. Herrmann, G. Hölfcher, M. Lohr, O. Prockfch,
F. Puukko, W. Rothftein, E. Sellin, W. Staerk,
C. Steuernagel, F. Wilke. (Beiträge zur Wiffenfchaft
vom A. T. 13.) (263 S. gr. 8°. Leipzig, J. C. Hinrichs
1913. M. 8 —

Vierzehn Studien, teils von Freunden, teils von Schülern
R. K.'s find hier vereinigt und geben Zeugnis von der
Wertfehätzung und den Anregungen, die von K. ausgegangen
find. Alt erörtert 1. Reg. 4, 7—19, die Lifte der
Gaue in der Zeit Salomos, fpez. 4, 10 die Lage des dritten
Gaus. Das hier genannte Soko indentifiziert A. mit dem
heutigen Schuweke am weftlichen Rand der famarifchen
Berge, das fchon von Tutmes III., ja vielleicht von Sche-
fchonk erwähnt ift. Die damit gegebene Lage des dritten
Gaus weltlich von Samarien paßt trefflich zum Ganzen
der Lifte.

Beer befchäftigt fich mit den brieflichen Denkmälern
des A. Ts. deren Ausgangspunkt das reich entwickelte
Briefwefen der Kanaaniter war, während am Ende der
Entwicklung fich der griechifche Einfluß geltend macht.
Einft Monopol der Könige wurde die Brieffchreiberei allmählich
anderen Gruppen im Volk und einzelnen Privat-
perfonen zugänglich und diente den verfchiedenften
Zwecken. Böhl unterfucht die Stellen, in denen fich
bärä als term. der Weltfchöpfung findet. Dalman zeigt,
daß fölet nicht fowohl das Feinmehl ift, fondern vielmehr
Gries; in dem jetzigen Griesgebäck der Araber lebe
Opferbrot, Feftbrot und Totenfpeife fort. Herrmann
gibt durch eine Befprechung der Gottesnamen im Ezech.
einen Beitrag zur Ezechielkritik und zur Septuaginta-
Verwertung. Nach H. verdient M T, abgefehen von unerheblichen
Ausnahmen, in den Gottesnamen alles Zu-

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