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Ausgabe:

1914 Nr. 16

Spalte:

507

Autor/Hrsg.:

Karlberg, Gustaf

Titel/Untertitel:

Über die ägyptischen Worte im Alten Testamente 1914

Rezensent:

Ranke, Hermann

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507

Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 16.

508

.Lücken' auf die Möglichkeit freier Bewegung und felbft-
ftändiger Produktion abfichtlich Rückficht genommen
haben (vgl. Anm. S. 14). Daß viele Mängel in der Sprache
fowohl wie in einzelnen gefchichtlich überlieferten Formen
(z. B. der Wechfelgruß u. a.) beliehen, weiß jeder Sachkundige
. Auch in dem was Smend über die Beichte und
den Abend mahlsgottesdienft ausführt, ift viel Beherzigenswertes
. Insbefondere feien die Abfchnitte über die Beichte
als Vorbereitungsfeier und über die Grundftimmung der
Abendmahlsfeier der Beachtung empfohlen. Einer Ab-
fchwächung des Ernftes wehrt Sm. mit Recht ab, auch
wenn er mehr den Grundton der evxctQiorla wünfcht.
In der Apoftolikumsfrage urteilt Sm. überall ruhig und
befonnen. ,An die Befeitigung des altrömifchen Symbols
aus Gottesdienft und Unterricht kann wirklich nicht gedacht
werden' (S. 75); aber er befpricht auch offen den
tatfächlich beftehenden Notftand und kommt bei der Konfirmation
im Gegenfatz zu früheren Äußerungen jetzt zu
der Meinung, man müffe auf Bekenntniffe und Gelübde
der Konfirmanden ganz verzichten und fich mit einer
Segnungsfeier beim Abfchluß des Unterrichts begnügen.
Auch in den Gedanken zur Trauungsfeier finden wir trotz
der fchon bezeichneten Schärfen vieles, was durchaus der
ernften Erwägung bedarf. Einer idealiftifchen Überfpan-
nung fubjektiviftifcher Wahrhaftigkeit redetSmend nirgends
das Wort; er tritt auch den diesbezüglichen Ausführungen
von E. Chr. Achelis mehrfach entgegen. Sogar für die
Elevation beim Abendmahl will er eintreten und befürchtet
hier keine Gefahr des Aberglaubens. — Auf das Ganze
gefehen möchte ich allen Freunden liturgifcher Arbeit
diele Beiträge warm empfehlen trotz der Korrekturen, die
feinem Urteil über die liturgifchen Verhältniffe in Preußen
widerfahren müffen.

Greifswald. Ed. von der Goltz.

Referate.

Karlberg, Dr. Guftaf: Über die ägyptifchen Wörter im Alten Tefta-
mente. (VI, 95 S.) 8°. Upfala, Almquift & Wikfells Boktr. (1913)
Das vorliegende Büchlein ift nur darum zu erwähnen, weil
Nichtfachleute, alfo fpeziell Altteftamentler, denen es in die Hand
fallen könnte, davor gewarnt werden müßen. Es ftellt mit großem
Fleiße die Meinungen früherer Ausleger bis ins 16. Jahrhundert
zufammen, läßt aber die ganze einfchlägige Literatur feit 1890 unbenutzt
, und wo der Verfaßer eigene Wege zu gehen verfucht
ift ihm das Glück auch nicht ein einziges Mal hold gewefen.
Heidelberg. Hermann Ranke

Glaue, Paul: Zur Gefchichte der Taufe in Spanien. I. Ifidor v. Sevilla
, Ildefons v. Toledo u. Juftinian v. Valencia ,Über die
Taufe'. (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der
WilT. Philofophifch-hiftor. KlafTe. Jahrg. 1913. 10. Abhdlg.
(23 S.) gr. 80. Heidelberg, C. Winter 1913. M. —75

Glaue unterfucht, ehe er eine Gefchichte der Taufe in
Spanien gibt, die uns zur Verfügung flehenden Quellen. Während
Helfferich, der weftgotifche Arianismus und die fpanifche Ketzer-
gefchichte 1860 die beiden Schriften des Ifidor von Sevilla
(+676) ,De officiis ecclesiasticis' und des Ildefons von Toledo
(f 667) ,De cognitione baptismi', die wertvolle Nachrichten über
den Taufritus in der fpanifchen Kirche des 7. Jahrhunderts enthalten
, auf eine verlorene Schrift des Bifchofs Julian von Valencia
(um 531—46) über die Taufe zurückführte, hat Glaue den m. E.
durchfchlagenden Nachweis geführt, daß die Schrift Julians mit
Ifldor und Ildefons nichts zu tun hat. Es fteht vielmehr fo, daß
Ildefons Ifidor benutzt hat, und wir in beiden Schriften Berichte
über die Taufe in Spanien in der erften Hälfte des 7. Jahrhunderts
befltzen, die uns die prinzipiellen Verfchiedenheiten der Taufgebräuche
in der Kirchenprovinz des Ifidor, in der Baetica, von den
Tauffitten in der Kirchenprovinz des Ildefons, in Toledo, zeigen.
Heidelberg. G. Grützmacher.

Schäfer, Dr. Karl: Die deutfchen Mitglieder der Heiliggeirt Bruder
fchaft zu Rom am Ausgang des Mittelalters. (Quellen und For-
fchungen aus dem Gebiete der Gefchichte. In Verbindg. mit
ihrem hiftor. Inftitut in Rom hrsg. v. der Görres-Gefellfchaft.

XVI. Bd., Beilage.) (VIII, 75 S.) Lex.-8o. Paderborn, F. Schö-
ningh 1913. M. 4 —

Aus dem Mitgliederbuch der Heiliggeiftbrüderfchaft in Rom
find 1473 deutfche adelige und bürgerliche, geiftliche und weltliche
Namen aus den Jahren 1447—1520 hier herausgenommen, die ,als
Zeugniße für die zahlreichen Romfahrten unferer Vorfahren' und
als ,Urkunden für die Gefchichte deutfcher Gefchlechter' gewiß
von Wert find. Eine kurze Einleitung gibt uns das Nötigfte aus
der Gefchichte der Brüderfchaft, und ein Namenverzeichnis macht
eine bequeme Benützung des Büchleins möglich. In letzterem
mögen manche Fragezeichen zu fetzen fein. So wird Wiblingen
mit Waiblingen zufammengeworfen, während es im Text n. 66 u.
1108 ganz klar unterfchieden ift, bei Blaubeuren wird auf Beuren
(Württ.) verwiefen, während im Text n. 67 u. 233 beidemal deutlich
das Klofter Blaubeuren genannt ift, das in Württemberg neben
6 Orten namens Beuren allein diefen Namen trägt. Eltingen in
n. 65 dürfte anders zu lefen fein, mir ift wenigftens nichts von
einem Benediktinerklofter in Eltingen bekannt.
Stuttgart. Lempp.

Stuhlmann. Dr. Franz: Beiträge zur Kulturgerchichte v. Oftafrika.

Allgemeine Betrachtgn. u. Studien üb. die Einführg. u. wirt-

fchaftl. Bedeutg. der Nutzpflanzen u. Haustiere m. befond.

Berückfichtigg. v. Deutfch-Oftafrika. (XXIII, 907 S.) gr. 4".

Berlin, D. Reimer 1909. Geb. M. 95 -

Der VerfalTer bezeichnet im Vorworte feine umfaffende
Arbeit felber als eine Handleitung für den Praktiker. Sie ift
auch eine Iückenlofe Darftellung aller Gewächfe und Tiere, die
für Kulturverfuche europäifcher Koloniften in Betracht kommen
können, z. T. in ausführlichen Monographien und immer mit
Rückficht auf den Handelswert.

Darunter ift die Abhandlung über Weihrauchharz auch für
den Theologen und Religionsgefchichtler wichtig. Das Buch
will aber als Beitrag zur Kulturgefchichte viel mehr fein, nämlich
eine Darftellung der Kulturelemente, die den gegenwärtigen
Stand der ,Negerkultur' bedingten, und deren Entwicklungsmöglichkeiten
. Als die Grundlage feines Urteils bezeichnet der
VerfalTer felber die materiellen Kulturelemente in Bruchftücken,
fein Urteil aber ift ein umfallendes, fehr oft wiederholtes und
lautet: Der Neger ift für nichts zu intereffieren, was außerhalb
feines Hackbaues liegt und ,was ihm nicht mühelofen Ertrag
für feine allergewöhnlichften und notwendigften Bedürfniße gibt'.
Eine Fortentwicklung erfcheint ihm nur möglich durch Zwang
oder ethnifche Vermifchung. Direkten Zwang verwirft er, ethnifche
Vermifchung empfiehlt er. Zu diefer Thefe kommt er durch
feine einfeitige Einftellung auf die arabifchen Einflöße an der
Oftküfte und ihre über den Hackbau hinausführende Baum- und
Handelspflanzenkultur.

Das Stuhlmannfche Buch ift von hohem praktifchen und
wißenfchaftlichen Werte. Darum ift es bedauerlich, daß der Herr
Verfaßer aus den bruchftückweife dargebotenen Elementen materieller
Natur ein fo allgemeingültiges Urteil von abfchließender
Bedeutung über die Entwicklungsmöglichkeit der Negerkultur an
fich fällt. Für die materielle Kultur grundlegend find aber die
fozialen und religiöfen Faktoren, auf die Stuhlmann keine Rückficht
nimmt. Der oftafrikanifche Bantu befindet fich auf einer
ganz beftimmten Stufe foziologifcher Entwicklung, die man unbedingt
kennen muß, wenn man feine Kultur beurteilen will. Auf
ihr ift der Bodenbefitz nach Sippenrecht zerbrochen unter der
aufgekommenen Häuptlingsmacht und unficherer denn vorher
geworden. Privatrecht am Boden gibt es noch nicht. Seine
Religion aber bindet den Mann fo abfolut, daß viele zufällige Er-
eigniße ihn zwingen, Acker und Heim zu wechfeln. Diefe beiden
Faktoren erklären zur Genüge die geringe Empfänglichkeit für
Baumkultur — aber fie können geändert werden!

Bei der Schilderung der Bananenkultur begann der Verfaßer
tiefer zu graben. Er erkennt ihre Bedeutung für die Seßhaftigkeit
und die Förderung höherer politifcher Organifationen. Aber
gerade hierbei wird klar, daß ihm ein fehr wichtiges Element
auch der materiellen Kultur des Landes entgangen ift, nämlich
die Düngerverwertung! Nur an einer Stelle erzählt er, daß die
Eingeborenen den Tabak mit Afche und Dung pflegen, meint aber,
daß führe fleh auf arabifchen Einfluß zurück. Den Biologen hätte
nun freilich fchon die Tatfache zu näherem Eingehen zwingen
müßen, daß die Bananenpflanzungen jahrzehntelang an derfelben
Stelle flehen. Ohne Düngung wäre das unmöglich. Wenn es
nur in Oftafrika Völker gibt, die den Dünger verwerten und ein
künftliches Bewäßerungsfyftem angelegt haben, da ift nicht nur