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Ausgabe:

1914 Nr. 16

Spalte:

487-490

Titel/Untertitel:

Bibliothek der Kirchenväter. 1., 2. u. 5. - 13. Bd 1914

Rezensent:

Lietzmann, Hans

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Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 16.

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in Synopfe, aber nicht im Judentum; umgekehrt hat die
1. und 7. Bitte — im Gegenfatz zur 2.—6. Bitte — keine
Parallelen in der Synopfe, aber enge Beziehungen zum
Schemone-esre und zur altteftl. Gedankenwelt. Gerade
auf Grund diefer Ergebniffe hätte doch erft recht der
vorkanonifche Lc. nochmals geprüft werden müffen. Und
zwar auf Grund der vom Verf. angenommenen Originalität
von 11, 1+ 13+ 20 unter folgenden Fragen: Spricht die
individuelle Gebetsanrede ftatt der gemeindlichen, welche
judaifiert, nicht für Lc? Ergänzen fich nicht Geiftesbitte
und Reichsbitte, die beide bei Marcion flehen, wie fisravota
und ßaöileia Mk. 1,15 (zeigt etwa Mt. 3,11 eine Spur der
Geiftesbitte?)? Ift nicht die 3. Bitte auf Mt. 7,21 hin (ßaOiXsia,
Velrj/ia; cf. Mt. 26,39) eingefetzt, weil fanatifcher Haß die
Geiftesbitte des Erzketzers ganz ausrotten wollte? Sollen
nicht die judaifterende 1. und 7. Bitte die heilige Siebenzahl
vervollftändigen ? Diefe Fragen find zum Teil, aber
nicht unter dem Gefichtspunkt des vorkanonifchen Textes,
behandelt; und Text-Literar-Gefchichtskritik müffen fich
gegenfeitig ergänzen und berichtigen.

Königsberg i. Pr. Pott.

Bibliothek der Kirchenväter. Eine Auswahl patrift. Werke
in deutfcher Überfetzg. Hrsg. v. Proff. Drs. Geh.-R. O.
Bardenhewer, Th.Schermann, K. Weyman. 1., 2.,
u. 5—13. Bd.1 8°. Kempten, J. Köfel.

1. Aurelius Augustinus ausgewählte Schriften. I. Bd. Ein-
leitg. v. J. N. Espenberger. Überf. v. A. Schröder. (LXIII, 442 S.)
1911. M. 3 50; geb. M. 4.30; in Halbperg. M. 4.80

2. Dionyfius Areopagita angebliche Schriften über die beiden
Hierarchien. Überf. v. J. Stiglmayr. — Gregorius Thaumatur-
gos' ausgewählte Schriften. Überf. v. H. Bourier. — Methodius
v. Olympus' Gaftmahl oder die Jungfräulichkeit. Überf u. m. Er-
läutergn. verfehen y. L. Fendt. (XXVII, 209 ; VIII, 60 u. IX, 127 S.)
1911. M. 3.50; geb. M. 4.30 u. M. 4.80

5. Griechifche Liturgen. überf. v. R. Storf. Mit Einleitgn. verfehen
v. Th. Schermann. — Palladius v. Hellenopolis Leben der
Hl. Väter. Aus dem Griech. v. S. Krottenthaler. — Gerontius:
Das Leben der Hl. Melania. Aus dem Griech. v. S. Krottenthaler.
(VI, 313; VI, 129 u. VI, 54 S.) 1912. M. 3.50; geb. M. 4 30 u.M. 4.80

6. Ausgewählte Schriften der fyrifchen Dichter Cyrillonas. Ba-
läus, Ifaak v. Antiochien u. Jakob v. Sarug. überf. v. S. Landers-
dorfer. (VIII, 54, 45, 148 u. 183 S.) 1912. M. 3.50; geb. M. 4.30
u. M. 4.80

7. Tertullian's ausgewählte Schriften. 1. Bd. Private u. ka-
techetifche Schriften. Neu überf., m. Lebensabriß u. Einleitgn. verfehen
v. K. A. H. Kellner. (XLVI, 347 S.) 1912. M. 2.70; geb.
M. 3.60 u. M. 4.10

8. Aurelius Augustinus ausgewählte Schriften. IV. Bd. Vorträge
üb. das Ev. des hl. Johannes. Überf. u. m. e. Einleitg. verfehen
v. Th. Specht. i.Bd. (Vorträge 1—23.) (XIII, 408 S.) 1913. M. 3.50;
geb. M. 4.30

9. EufebiusPamphili, Bifchofs v. Cäfarea, ausgewählte Schriften
. Einleitg. v. A. Bigelmair. I. Bd. (LXI, XX, 272 u. VIII, 43 S.)
1913. M. 3—; geb. M. 3.80 u. M. 4.30

10. Makarius des Ägypters, 50 geiftliche Homilien. Überf. v.
D. Stiefenhofer. (XXXII, 395 S.) 1913. M. 3 —; geb. M. 3.80 u.
M. 4.80

11. Aurelius Augustinus ausgewählte Schriften. V. Bd. Vorträge
üb. das Ev. des hl. Johannes. Überf. u. m. e. Einleitg. verfehen
v. Th. Specht. 2. Bd. (Vorträge 24—54.) (IX, 379 S.) 1913. M.
3—; geb. M. 3.80 u. M. 4.30

12. Frühchriftliche Apologeten u. Märtyrerakten. Aus dem Griech. i
u. Latein, überf. 1. Bd. Ariftides, Des Philofophen, v. Athen,
Apologie. — Juftin's des Märtyrers beide Apologien. — Der Brief
an Diognet. — Tatian's des Affyrers Rede an die Bekenner des
Griechentums. — Athenagoras v. Athen, Bittfchrift f. die Chriften.
(VIII, 54, 101, 17, S3 u. 107 S.) 1913. M. 2.80; geb. M. 3.60 u.
M. 4.10

1) Bd. 3 u. 4 f. ThLz Nr. 13, Sp. 392 h

13. Athanafius' ausgewählte Schriften. I. Bd. Vier Reden
gegen die Arianer. Vier Briefe an Serapion. Brief an Epiktet. (XXXIX,
520 S.) 1913. M. 3.50; geb. M. 4.30 u. M. 4.80

Die alte Thalhoferfche ,Bibliothek der Kirchenväter'
beginnt in neuer Bearbeitung und neuem Gewände zu
erfcheinen: O. Bardenhewer hat die Oberleitung und
die Spezialredaktion der fyrifchen und armenifchen Kir-
chenfchriftfteller übernommen, Th. Schermann redigiert
die griechifche, C. Weymann die lateinifche Abteilung.
Der Verlag hat für ein handliches Oktavformat, moderne
Druckausftattung, holzfreies Papier und guten Einband
Sorge getragen, fo daß fich diefe neue Ausgabe ftattlich
präfentiert und in nichts mehr an die kleinen, wie verbotene
Hilfsmittel ausfeilenden Bändchen der erften Auflage
erinnert. Wir begrüßen das Unternehmen mit herzlichem
Willkommen, denn es ift, richtig angewendet, von
unfchätzbarem Wert für die Vertiefung des theologifchen
Studiums. Die Zahl der Studenten, die im Stande find,
griechifche oder lateinifche Quellen in größerem Umfang
zu lefen, ift ganz gering: wohl läßt fich das Studium
einiger enger begrenzten Gebiete im Seminar erzwingen,
aber freiwillige Lektüre größerer patriftifcher Werke im
Urtext gehört zu den allerfeltenften Dingen. Und doch
ift es fo notwendig, daß der Student von den bedeutend-
ften Kirchenvätern eine lebendige Anfchauung erhält und
nicht bloß die Paragraphen feines Lehrbuchs paukt. Darum
muß diefe B. d. K. in jeder Seminarbibliqthek, jeder
Diözefanbibliothek ftehn, damit reichlich in der Überfetzung
gelefen wird, was im Urtext unüberwindlich erfcheint. Die
Erfahrung lehrt, daß mancher Lefer vom Stoff gefeffelt
dann den Weg zum Original findet. Daß auch die gelehrte
Forfchung eine gute Überfetzung jederzeit als
kürzeften Kommentar gerne zu Rate zieht, verfteht fich
von felbft; und auch wenn es gilt, aus großen Quellen-
maffen einzelne Stellen fchnell herauszufinden, kann die
Überfetzung oft beffere Dienfte leiften als der,Index rerum'.

Daß das neue Unternehmen mit allem Ernfte danach
ftrebt, den Anforderungen der modernen Wiffenfchaft zu
genügen, wird fchon durch die Namen der Herausgeber
verbürgt, und auch in der Lifte der Mitarbeiter begegnen
uns bewährte Patriftiker. Was die Zuverläffigkeit der
Überfetzungen anlangt, fo haben die von mir an allen
Bänden vorgenommenen Stichproben ein durchweg erfreuliches
Refultat geliefert: was ich an Verfehen gefunden
habe, ift fo geringfügig, daß fich eine Mitteilung nicht
lohnt. Dagegen ift ein andrer Punkt genauerer Befpre-
chung wert, nämlich der Stilcharakter. Alles Überfetzen
ift ein künftlerifches Nachfchaffen, und es gibt keine größere
Aufgabe, auch keine höhere Freude für den Überfetzer,
als fich in die ftiliftifche Perfönlichkeit feines Autors fo
hineinzuleben, daß er aus ihr heraus die deutfche Sprache,
meiftert. Nach diefem hohen Ziel haben die bisher zu
Worte gekommenen Mitarbeiter der B. d. K. nicht alle
mit gleichem Erfolge geftrebt. Ganz vorzüglich hat Kukuk
das draufgängerifche Tempo Tatians wiedergegeben;
man lieft feine Überfetzung wirklich mit Genuß. Dem
ruhiger dahingleitenden Redefluß Juftins wird Raufchen
wefentlich gerecht, auch A. Eberhard hat den Athenagoras
frei und gut überfetzt. Mit des Athanafius Reden
gegen die Arianer hat Stegmann ehrlich und ziemlich
erfolgreich gerungen: es war keine leichte Aufgabe, die
haarfpaltende Dialektik des Alexandriners verftändlich
wiederzugeben1. Für die Überfetzung der griechifchen
Liturgien war der Stilcharakter ja durch die deutfche
liturgifche Sprache von vornherein gegeben und ift von
R. Storf auch gut zum Ausdruck gebracht worden: ja
nicht feiten wäre fogar noch engerer Anfchluß an Wort-
ftellung und Satzkonftruktion durchaus erträglich und
wirkungsvoll gewefen. Dagegen ift Krottenthalers
Palladius ftiliftilch weniger gelungen: er macht nicht den

1) Die Redaktion tollte ein für allemal vorfchreiben, daß 6 löyoi;
nicht überfetzt wird.