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Ausgabe:

1914 Nr. 14

Spalte:

445-446

Titel/Untertitel:

Zeitschrift für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts. 2. Jahrg 1914

Rezensent:

Knoke, Karl

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445

Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 14.

446

Vielmehr bleibt immer für uns ein x, das uns zu erkennen, zu
rationalifieren aufgegeben fei.

Ift die Theoretik immer bedingt, fo foll die Ethik unbedingt
fein als Logik der Willensgeftaltung. Hier erweitere fich die Vernunft
über die Theoretik hinaus. Er redet von einer Ethik unendlicher
Aufgaben, die ein unabläffiges Fortfehreiten, Steigern
unferes Selbft fordere. Alle bloß theoretifche Erkenntnis fei
Hypothefe, ,über die hinaus der tiefere Logos die Forderung des
Anypotheton erhebe, das in der Ethik gegeben fei'. Diefe Gedanken
führt er im Gegenfatz zu Einwänden von Windelband u. a. aus,
indem er betont, daß er eine Kulturphilofophie als Lebensmacht
wolle, die in keinem Gegenfatz zur Naturwiffenfchaft und Naturphilosophie
ftehe, da die Natur eine wefentliche Grundlage humaner
Kultur fei.

,AlIe bedingte Satzung der Vernunft foll bezogen werden
auf die letzte unbedingte und die in ihr erft begründete letzte
Einheit des Bewußtfeins'. Das heißt doch wohl: alles relative
theoretifche Erkennen ift in den Dienft des unbedingten Sittlichen
zu (teilen, da das theoretifche Erkennen wefentlich nur Naturerkennen
ift. Das erinnert an Fichte, der in der Natur das Material
der Pflicht fieht. Warum freilich das Erkennen nur bedingtes
Erkennen fein foll, das Ethifche aber unbedingt, ift nicht einzufetten
, wenn man das Erkennen nicht auf das Naturerkennen ein-

fprechungen neu erfchienener Werke aus dem Gebiete der Pädagogik
und ihrer Gefchichte, fowie Nachrichten aus der Gefellfchaft
der deutfehen Erziehungs- und Schulgefchichte. Ein ,Namen-
und Sachregifter' am Schluffe erleichtert die Benutzung desfelben
für einfchlägliche Studien.
Göttingen. K. Knoke.

Mitteilung.

16. Ein koptifch-chriftlicher Fluchpapyrus. In den
»Beiträgen zur Forfchung' (Studien und Mitteilungen aus dem
Antiquariat Jacques Rofenthal München I, 3) veröffentlicht
W. Hengftenberg mit Fakfimilien eine Anzahl von, im Vorjahr
auf einer Münchner Auktion aufgetauchten koptifchen Papyri,
wohl mittelägyptifchen Urfprungs: drei Briefe, drei kurze Rechnungszettel
, wie de bisher in der koptifchen Papyrusliteratur nicht
bekannt geworden find, und endlich einen hochintereffanten Fluchpapyrus
in einer der Buchfchrift äußerft naheftehenden forgfältigen
Unziale. Sprache und Orthographie find tadellos, abgefehen von
einigen Verfchreibungen und Wiederholungen, da der Zauber von
einem älteren Stück mit einiger Übereilung abkopiert ift. — In
dem Zauber ift die Gottheit zur Vernichtung eines perfönlichen
Feindes angerufen. Es ift eine Witwe mit Waifenkindern, die zu
fchränkt^ "" ""° "*w"">-" j (jem Mittel der Verfluchung greift. Dazu wird eine Lifte alttefta-

Könimäbere i Pr Dorner. mentarifcher Großtaten aufgezählt, um die Gottheit mit der Auf-

1 Zählung ehemaliger Wundertaten gewiffermaßen zu identifizieren.

Jacoby, Geh. Konfift.-R. Prof. D. Herrn.: Die Autorität u. der
Proteftantismus. Vortrag. (24 S.) 8". Königsberg i. Pr., F.Beyer

Der dadurch auf Gott auszuübende Druck erhält dann noch eine
bedeutende Verftärkung durch die Übernahme einer der feier-
1912. ' M. — 50 I lichften Stellen der chriftlichen Liturgie, nämlich der Paraphrafe

Der Grundgedanke, daß es auch im Proteftantismus religiös- 1 der Vifion Jefaias (hier ift auf die Analogie zu dem großen Dank-
fittliche Autoritäten unter der des heiligen, in Chriftus offenbaren | gebet der Anaphora der fog. klementinifchen Liturgie gleichfalls
Gotteswillens gibt, nämlich die der Gemeinde, der Gefchichte, i mit vorausgehender Lifte altteftamentlicher Reminiszenzen Verdes
Charismas d. h. hervorragender Perrönlichkeiten , und des | wiefen). Unmittelbar nach dem Lobgefang der Engel kommt die
Amtes, wird kaum ernftlichem Widerfpruch begegnen; die Diffe- : eigentliche Verfluchung mit Namensnennung des Verfluchten
renzen beginnen bei der Frage, wie zu fichern ift, daß diefe vier j (Schenute, Sohn des Pamin). Nicht unwichtig ift der Umftand,
Hilfsautoritäten fich nicht an Stelle jener einen drängen, der fie daß die Witwe, deren Ausdrueksweife fich durchweg in den

dienen follen. Kritifche Auseinanderfetzung mit dem Vf. wäre
aber natürlich nur angemeffen, wenn er feine Urteile über manche
Erfcheinungen in Kirche und Theologie der Gegenwart eingehender
begründet hätte, als es im Rahmen diefes Vortrags möglich war.
Berlin. H. Mulert.

Breit. Pfr. Th.: Worte Chrirti. 12 Predigten. (Moderne Predigt-
Bibliothek, X. Reihe, 4. Heft.) (VI, 102 S.) 8». Göttingen, Vanden-
hoeck & Ruprecht 1913. M. 1.35

Zeitpredigten aus Augsburg, die uns für einen bisher wenig
gekannten modernen bayrifchen Prediger intereffleren. Im Gebrauch
von Fremdwörtern, in der Zitation von Ausfprüchen neu-

Grenzen äußerlicher Orthodoxie bewegt, einen Toten ihre Bitte
an Gott weitervermitteln läßt, weil der Tote als der Gottheit näher
ftehend gedacht wird, ohne daß der Vermittler in näheren Beziehungen
zu dem Befchwörer zu flehen braucht. Das nächft-
befte Grab, am bellen eines Armen, genügte, in das der Fluchzettel
, in beide Richtungen gefaltet, umwickelt und wahrfchein-
lich bleiverfiegelt gefleckt wurde, ein rein äußerlich ins Chrift-
liche überfetzter heidnifch-abergläubifcher Gebrauch. Hengftenberg
hat den koptifchen Papyrus, in dem auch eine ganze Anzahl
griechifcher Wörter vorkommen, in mufterhafter Weife herausgegeben
, teilweife ergänzt, überfetzt und mit Anmerkungen verfehlen
, betrachtet aber feine Arbeit nur als eine vorläufige und

erer Denker, in der Wahl einer recht bedeutenden Höhenlage j hofft, daß man fich noch weiter mit dem intereffanten Stück
der Sprache und der Gedanken geht B. allzuweit; nach der Seite
der religiöfen Erkenntnis bietet er (vielleicht nur in diefen Predigten
) allzu wenig. Aber die ganze Art, Zeitverhältniffe religiös-
ethifch zu beleuchten, ift außerordentlich gewandt, dazu (was
mehr wert ift) innerlich anfangend und fortreißend; fie wirkt, ohne
je ins Schelten zu geraten, wuchtig ernft; fie haftet nicht an Einzelheiten
, fondern durchmißt Tiefen und Höhen; fie gibt eigene inhaltreiche
Gedanken. Es lohnt fich, die kleine Sammlung zu
lefen.

Gießen. M. Schian.

Zeitfchrift für Gefchichte der Erziehung und des Unterrichts. (Neue
Folge der Mitteilungen der Gefellfchaft f. deutfehe Erziehungs-
u. Schulgefchichte'.) 2. Jahrg. (318 S.) gr. 8». Berlin, Weidmann
1912. M. 8 —; f. Mitglieder der Gefellfchaft f. deut.
Erziehgs- u. Schulgefchichte m. dem hiftor.-päd. Lit.-Bericht

M. 5 —

Auch diefer zweite Jahrgang enthält wertvolle Beiträge zur
Gelchicnte der Pädagogik. Aus den 13 Nummern, die unter
der Rubrik .Quellen und Abhandlungen' in diefem Bande vereinigt
find, mögen die folgenden als befonders beachtenswerte hervorgehoben
werden, ohne daß damit die andern als weniger bedeutungsvoll
bezeichnet werden follen: Nr. 3 ,Karl Friedr. Horns' —
Er war Oberkonfiftorialrat in Weimar — ,Reife zu Peftalozzi
im Jahre 1819' von Oberfchulrat Krumbholz. S. 25—47; Nr. 8
,die Bildungsgefchichte des jungen Leibniz' von Privatdozent Kabitz
5. 164—184; Nr. 11 »Mittelalterliche Schulgeräte im Mufeum zu
Lübeck' von Lehrer Warncke S. 227—250; Nr. 13 Jon. Carl
Gotthelf Rochlitzer, einer der Erfinder der Lautiermethode' von
Rieh. Herrmann S. 257—287. Der Band enthält außerdem Be-

berchäftigt.

München. Max Maas.

Wichtige Rezeniionen.

Von Prof.Lic. Paul Pape in Berlin W. 57, Blumenthalftr. 18.

Bezügl. Hinweise und Sendungen sind jederzeit erwünscht.
Achelis: Das Chriflentum i. d. erden drei Jahrhdtn, (v. Erbes: ZKgefcli

1913, 2; v. GFicker: ThRdfch 1913, 6; v. OScheel: ZWfchTh 1913, 2;
v. RKnopf: DtfchLtz 1913, 27; v. AWikenhaufer: RömQuartfch 1913, 2/3).

Alivifatos: Die kirchl. Gefetzgebung Kaifer Juftiuians I (v. GKrüger:
DtfchLtz 1913, 29; v. MRothenhäusler: StudMttlglienedOrd 1913, 3;
v. HL: RevBened 1913, 3; v. GRaufchen: LtZtrbl 1913, 25; v. HJor-
dan: ThLtbl 1913, 23; v. Sägmiiller: ThQuartfch 1914, 1).
Bacci-Venuti: Dalla grande perseeuzione alba victoria del cristianismo
(v. GFicker: ZKgefch 1913, 2; v. LSalvatorelli: NCultura 1913, 6; v.
VS: LtZtrbl 1913, 44; v. GKurth: RevHistEccl 1914, i)-
Bach er: Die Proömien d. alten jüd. Homilie (v. ASchwarz: DtfchLtz 1913,
27; v. ALoisy: RevCrit 1913, 29; BiblZ 1913, 3; v. HLaible: ThLtbl

1914, t).

Bachmann: Gott u. d. Seele (v. PJaeger: ThRdfch 1913, 6; v. FM:
LtZtrbl 1913, 41; v. LIhmels: ThLtbl 1913, 26; v. Uckeley: ThLtber
'9!4. 5).

Baudrillart: Dictionnaire de l'hist. et de la geogr. ecclesiastique (v.

HDelehaye: AnalBoll 1913. 2/3! v- GFicker: ZKgefch 1913, 2; 1914,

1; v. KBihlmeyer: ThQuartfch 1914, 1).
Bauer: Johannes (v. EEhrhardt: AnnBiblTh 1913, 4; v. WVrede: ThRev

1913, 4; v. ALoisy: RevCrit 1913, 27; ideun: RevHistLitRel 1913, 5;
v. GWohlenberg: ThLtbl 1913, 21; v. GAvdBerghvEysinga: NThTijdsch

1914, 2).

Baeumker: Die Lehre Anfelms v. Canterbury über d. Willen (v. GGrune-
wald: ThRev 1913, 6; v. ALhotzky: AllgLtbl 1913, 8; v. ELutz: Lt-
RdfchKathDtfchl 1913, 8; v. RKoebner: LtZtrbl 1913, 23).