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Ausgabe:

1914

Spalte:

417-419

Autor/Hrsg.:

Nicholson, Reynold A.

Titel/Untertitel:

The Mystics of Islam 1914

Rezensent:

Goldziher, Ignác

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack
Fortgeführt von Professor D. Arthur Titius und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hliiriehs'tche Bucrihandlung, Leipzig_ Halbjährlich IQMark^

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlichan . Tl* 1 Ol /

39 Jahri? Nr 14. ProfeflbrD. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, rufenden. 4t. Jllll 1914t

vw. uauig. J.»i. . A-* Rerenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Abelson, Jewish Mysticism (Goldziher).
Nicholson, The Mystic of Islam (Derf.).
Cirilli, Les Pretres danseurs de Rome (Paul
Wendland).

Frankenberg, Der Organismus der femitifchen
Wortbildung (Schwally).

Mayer, DiePfalmenin religiöfen Betrachtungen
(XiebergallJ.

Dunkmann, Das Buch Hiob in religiöfen Betrachtungen
(Derf.).

Vogels, Codex Rehdigerauus (von Soden).

Monnier, La Mission historique de Jesus (Lobstein
).

Kittel, Die Oden Salomos überarbeitet oder

einheitlich? (Gunkel).
Schrörs, Konftantins des Großen Kreuzerfchei-

nung (Koch).
Norden, Erzbifchof Friedrich v. Mainz u. Otto

der Große (Vogt).

Schuhmann,Die Berner Jetzertragödie imLichte

der neueren Forfchung u. Kritik (W. Köhler).
Zwingliana Bd. III (Boffert).
Berkenkamp, Das Fürftentum Corvey unter

dem AdminiftratorChriftoph Bernhard v. Galen,

Bifchof v. Münder (Lerche).
Kohlmeyer, Kosmos und Kosmonomie bei

Chridian Wold" (Heinrich Hoffmann).
Menzer, Einleitung in die Philofophie (Jordan).
Faber, Das Wefen der Religionspfychologie und

ihre Bedeutung für die Dogmatik (Wobbermin).
Seeberg, Sydem der Ethik (Stephan).
Jaskowski, Philofophie des Vegetarismus(Stein-

mann).

Evangelium in Öderreich. Ein Predigtbuch aus
der Gegenwart, hrsg. v. Pfr. Hans Müller
(Bussmann).

Schlunk, Die Schulen für Eingeborene in den

deutfchen Schutzgebieten (Mirbt).
— Das Schulwefen in deutfchen Schutzgebieten

(Mirbt).

Vorträge zur Einführung iu die kirchliche Kund

(Hennecke).
Kund und Kirche (Derf.).

Referate: Daufch, Die Wunder Jefu. — Gre-
gorius, io Bücher fränkifcher Gefchichte. —
Schnitzer,SavonarolasErzieher u.Savonarola
als Erzieher. — Natorp, Kant u. die Marburger
Schule. — Jacoby, Die Autorität u.
der Protedantismus. — Breit, Worte Jefu.
—■ Zeitfchrift für Gefchichte der Erziehung und
des Unterrichts, 2. Jahrg.

Mitteilung: (16) Ein Koptisch-christlicher Fluchpapyrus
.

Wichtige Rezenfionen. — Neuede Literatur.

Abellon, J, M. A., D. Lit: Jewish Mysticism. (IX, 184 S.)
kl. 8°. London, G. Bell & Sons Ltd. 1913. s. 2. 6

Nicholion, Reynold A.: The Mystics of Islam. (VI, 178 S.)
8°. London, G. Bell & Sons Ltd. 1914. s. 2. 6.

Beide Bücher find als Teile der von G. R. S. Mead
herausgegebenen ,The Quest Series' erfchienen.

1. Abelfon gibt dem Begriff der Myftik im Judentum
einen fo weiten Umfang, daß er auch die Vorftellungen
von Schekhinah (,a deeper and stronger infiltration of
the Divine stream' S. 93) und Malkhüm schämajim, die
allerdings in der fpäteren Entwicklung in myftifche Theorien
verwoben wurden, bereits in ihren Anfängen diefem
Kreife einverleibt. Darin ift er hier, fowie bereits in einer
früheren Monographie (The Immanence of God in rabbi-
nical Literature, London, Macmillan, 1912), zu weit
gegangen. Dabei find die Materialien für die alterten wirklichen
Kundgebungen des Gnoftizismus in der alten rabbi-
nifchen Literatur in überfichtlicher Weife und guter Auswahl
gefammelt und in ihrem Verhältnis zum Hellenismus
(befonders Philo) dargeftellt. Pofitiven Boden betritt der
Verf. mit dem Sefer Jesirah, deffen tiefere Tendenz
und komplizierten Inhalt er dem Verftändnis in faßlicherer
Weife zugänglich macht, als dies in bisherigen Darftellungen
gefchehen ift (S. 98—116). Freilich hätte er
bei der Behandlung der Frage nach der Entftehungszeit
diefes Schriftwerkes die grundlegenden Unterfuchungen
und Refultate A. Epfteins (REJ 1894) nicht mit Still-
fchwejgen übergehen follen. — Der Grundgedanke, den
der Verf. in diefen fowie in allen fpäteren literarifchen
Kundgebungen der jüdifchen Myftik findet, ift die Vereinigung
des Immanenzglaubens mit dem Glauben an die
Transzendenz der Gottheit, und er findet darin die Möglichkeit
der Ausgleichung von Myftizismus und Legalismus
gegeben (S. 115).

Dem im XU und XIII. Jhd. vorherrfchenden Schola-
ftizismus und Ritualismus tritt die in latenter Tradition
(Kabbälah) kultivierte Myftik als bewußte Reaktion entgegen
, die ihren Kriftallifationspunkt im Zohar-buche
findet. Die fyftematifchen Grundgedanken diefes Werkes
(Emanationslehre, Sefiröth, myftifche Seelenlehre) werden
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von A. in klarer Weife dargeftellt und durch geeignete
Auszüge illuftriert (S. 117—175), während die neuplato-
nifchen Schriften der arabifch-jüdifchen Literatur kaum
geftreift find. In der S. 36: angeführten Stelle find mit
ma'ase Bereschith nicht in literarifchem Sinn ,the first
chapters of Genesis' fondern ift im allgemeinen die Spekulation
über den Hergang der Weltfchöpfung gemeint (f.
über diefen Sprachgebrauch in Targum und Talmud die
erfchöpfende Zufammenftellung von S. Baer in 'Abödath
Jisrä'el S. 58). — Der Verf. liebt es, in fein fchlichtes Material
nach Möglichkeit hineinzugeheimniflen. Es ift weit
hergeholt, die ,wedding music' S. 43, 7 v. u. mit der
Allegorie von .spiritual marriage' (S. 47) in Zufammen-
hang zu bringen. — S. 101 hat die Erzählung von der
magifchen Hervorbringung eines lebenden Kalbes als
Sabbathfpeife mit einer Vorftellung von ,the wonder-wor-
king powers bestowed to by the Sabbath' nichts zu
tun. — Die Transkription der hebräifchen Worte ift zuweilen
ungenau. S. 64,10 v. u. sichlim L. sechälim, 100, 8
v. u. le-tsaref 1. (mit Beibehaltung der Lautbezeichnungen
des Verf.'s): letsäref; 119,6 v. u. belee L wohl bell u. a.
m. — S. 81, 24.25 ift durch ein Verfehen ,before' und Schind
' verwechfelt.

2. Es ift wohl kaum jemand mehr berufen, den Sufis-
mus und feine Gedankenwelt in ihrer Mannigfaltigkeit und
ihrer fukzeffiven Entwicklung auf Grund der Quellen dar-
zuftellen als der Cambridger Profeffor Nicholson. Wir
verdanken ihm bereits eine ftattliche Anzahl tiefgrabender
Abhandlungen über die Urfprünge und Ziele des Sufismus,
fowie er auch durch Ausgaben und Übersetzungen fAttär,
Hugwiri, Dscheläl al-dln Rüml, Ibn al-'Arabl) der Forfchung
wichtige Belehrungsquellen eröffnet hat. Das vorliegende
Buch ift zwar zunächft für das große gebildete
Lefepublikum berechnet; es wird aber auch vom Fachmann
mit Recht willkommen geheißen werden. Nach
einer Einleitung, in der hauptfächlich die äußeren Einwirkungen
dargeftellt werden (Chriftentum, Gnofis, Neupla-
tonismus, indifche Gedanken), die im gefchichtlichen Fort-
fchritte die Büßer und Weltentfagenden des Islams
allmählich zur Verneinung der individuellen Realität und
zum Pantheismus emporfchreiten ließen, werden in fechs

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