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Ausgabe:

1914 Nr. 13

Spalte:

392-393

Titel/Untertitel:

Bibliothek der Kirchenväter. 3. u. 4. Bd 1914

Rezensent:

Preuschen, Erwin

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Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 13.

392

wie unfere Gymnafiaften nur einem Übungsbuch und
einigen Dutzend Seiten Lektüre.

Noch bitterer rächt es fich bei den fprachlichen Ver-
gleichungen mit dem NT, daß Br. die Hauptquelle der
Sprache des Einzelnen nicht kennt: die lebende Sprache
der Mitwelt. Er ftellt für jede neuteft. Schrift die oVrcrg
Ztyöfjeva zufammen, die bei Jof. öfter vorkommen (eine
entfprechendeKonkordanz der andern gemeinfamen Wörter
will er fpäter geben). Aber — abgefehen davon, daß
die Lifte der ajr. Isy. viel Willkür enthält und fogar die
Eigennamen aufführt — was ift damit gewonnen, wenn
wirklich Lukas, die Akta und die Paftoralbriefe mehr
fprachliche Berührungen mit Jof. aufweifen als Matthäus
und Markus? Nichts weiter als eine partielle Beftätigung
für die längft bekannte Tatfache, daß Luk., Akta und
Paft. ein gebildeteres Griechifch fchreiben als Matth, und
Mark.; Br. allerdings nennt das den .unwiderleglichen Befund
, daß mehrere neuteft. Autoren . . . Jof Werke
gründlich gekannt haben' (S. 227).

Zum Schluß noch eine Einzelprobe (hoffentlich die schlimmfte) aus
der Wortkonkordanz: Nach S. 240 müßte Bell. Jud. II 289 das bekannte
inioioioq von Matth. 6,11 (Luk. 11,3 erwähnt Br. nicht) vorkommen;
llatt deffen findet man das alltägliche xijq Emovatjq fjfiEQag. Diefe Stelle
fehlt wiederum auf S. 32 und 33; S. 32 werden für rj) inwvay lißEQa
drei Stellen angeführt, aber zwei davon haben nur ff) emovofl, eine xijv
iniovaav Xj/.teriav; von den drei Stellen für xazä xl/v imovoav rjLitriav
(S- 33, haben zwei kein X)fj.EQav, eine x% iniovaz/ vvxxi

Bafel. A. Debrunner.

Allen, Willoughby C, M. A., and L. W. Grensted, M. A.,
B. D.: Introduction to the Books of the New Testament.

(VIII, 302 S.) 8°. Edinburgh, T. &T. Clark 1913. s. 5 —

Das Buch ift in erfter Linie für Studenten beftimmt.
Es wäre daher ungerecht, wollte man in ihm tiefgründige
Erörterungen über fchwierige Einleitungsprobleme erwarten
. Auch haben die Verfaffer darauf verzichtet, fo
etwas wie eine urchriftliche Literaturgefchichte zu fchreiben.
Jede Schrift des neuteftamentlichen Kanons wird in etwas
abgehackter Weife für fich erörtert, zuerft die hiftorifchen
Bücher, dann die Korrefpondenz des h. Paulus und fchließ-
lich treatises by various writers (Hebräerbrief, katholifche
Briefe, Apokalypfe). Allen hat die Synoptiker und die
Acta, Grenfted das übrige behandelt. Die Darftellung ift
klar und gewandt, überfichtliche Inhaltsangaben fehlen nie.
Bei letzteren ift allerdings manches recht fummarifch ausgefallen
, fo, wenn als Inhalt von Luc. I und II nur angegeben
wird: Geburt und Kindheit des Meffias. Auch
fonfl ift einiges reichlich kurz geraten. So dürfen die drei
Seiten Einleitung zu II Cor., zu denen nur der darauf folgende
Abfchnitt: criticism and the epistles to theCorinthians
einige Ergänzungen gibt, nicht genügen, und bei der Be-
fprechung des Römerbriefs vermißt man ein näheres
Eingehen auf die damaligen Zuftände in der römifchen
Gemeinde fowie die konkreten religiöfen Bedürfniffe, die
der Apoftel mit feinem Briefe mutmaßlicherweife zu befriedigen
fucht. Anderes ift gründlicher behandelt, fo die
Frage nach der urfprünglichen Zugehörigkeit von Kap. 15
und 16 zu den vorangehenden Teilen des Römerbriefes,
oder, in der Einleitung zu Gab, die fog. füdgalatifche
Hypothefe, für die Gr. nicht geringe Sympathien hegt,
zumal er es für möglich, wenn auch nicht für ficher hält,
daß der Brief noch vor den Verhandlungen von Act. 15
verfaßt ift! Der Gal. 2, iff. gefchilderte Aufenthalt des PI.
injerufalem müßte dann mit dem Act. 11,30 zufammen-
fallen. Auch fonft zeigt fich in dem Buche mehrfach das
Beftreben, die Abfaffungszeit der ntlichen Schriften recht
früh anzusetzen. So denkt fich z. B. Allen das Mark.-Ev.
in feiner älteften Faffung fchon in den vierziger Jahren
in Jerufalem, bald nach dem Weggange des Petrus, in
aramäifcher Sprache gefchrieben (S. 13). Eine kritifche
Stellungnahme in den Verfafferfragen fehlt nicht ganz. Am
entfehiedenften wird II Petr. feinem angeblichen Autor
abgefprochen. Aber im großen und ganzen find die mit

,criticism' eingeführten Abfchnitte doch etwas ftiefmütter-
lich behandelt, was fich äußerlich fchon darin zeigt, daß
fie in der Regel erft an den Schluß der betr. Kapitel
geftellt find, die eine beftimmte Schrift des ntlichen Kanons
befprechen. So wird man z. B. nicht genügend unterrichtet
über die großen Abweichungen in der Darfteilung
vom Leben und von der Lehre Jefu, die, im Verhältnis
zu den Synoptikern, das vierte Evangelium darbietet.

Im einzelnen notiere ich noch: S. 4 Zeile 18 lies first ftatt second,
S. 126 Zeile 3 v. u. four flatt three. S. 57 fehlen in der Lifte der ausgewählten
D-Lesarten von Act. zu 11, 28 ijv de noXXh ayaXXlaaiq und
zu 15,20 die goldene Kegel: xal 00a ztlj fXtXovoiv savxolg ytrcaS-ai,
hxc-tfotq fiij noitlts.

Königsberg i. Pr. R. A. Hoffmann.

Bibliothek der Kirchenväter. 3. u. 4. Bd. 8°. Kempten, J.
Kofel. Je M. 3.50; geb. M. 4.30; in Halbperg. M. 4.80

3. 4. Irenäus' 5 Bücher gegen dieHärefien. Üherf. v. E. Klebba.
— Schrift zum Erweis der apoftol. Verkündigg. Aus dem Armenifchen
v. S. Weber. (X, 321; 260 u. XVIII, 6S S.) 1912.

Der lateinifche Irenäus ift bekanntlich ein Mufter der
Wörtlichkeit, aber kein Meifterwerk der Sprache. H. Hayd,
der das Werk für die erfte Auflage der Kirchenväterbibliothek
überfetzte, hat fich auch feinerfeits wiederum
ftrengfter Wörtlichkeit befleißigt, und daher auch kein
Meifterwerk der Sprache gefchaffen. Ohne den lateinifchen
Text ift feineÜberfetzung oft kaum verftändlich. Klebba
hat fich andere Ziele gefleckt und erftrebt vor allem
Lesbarkeit. Das ift ihm auch zu erreichen gelungen,
allerdings oft auf Köllen der Treue. Statt einer Überfetzung
hat er auf weite Strecken eine Paraphrafe geliefert,
bei derer nicht immer dem Wortlaut gerecht geworden ift.

Ein paar Beifpiele genügen. II 22, 4 sie et senior in senioribus ,f"
wurde er den Männern zuliebe ein Mann'. 22, 5 contra semet ipsos obliti
sunt solventes eius negotium ,fo vergeflen fie ihre eigne Lehre, der Menfch
müfle alles durchmachen'; ebenda: a quadragesimo autem et quinquage-
simo anno declinat iam in aetatem seniorem ,vom 40. bis zum 50. lahr
reicht das Alter der Vollendung' 22, 6 qui iam XL excessit ,der die 45
fchon überfchritten'; ebenda: ex conscriptione census ,aus den amtlichen
Liften'; ebenda: qui autem videbatur, non erat putatione (d. h. SoxrjOEi)
sed veritas ,wie er aber ausfah, fo war er auch der Wahrheit nach'; III 3, 4
ot ßovXufxsvoL xal (pQovzi'QovitQ xrjq savxüiv aaixrjQLaq .welche um ihr
Heil beforgt fein wollen' ftatt ,welche Luft dazu haben und um ihr Heil
Sorge tragen'. III 4, 1 quasi in depositorium dives, ,wie in eine reiche
Schatzkammer', ftatt: ,wie der Reiche in feinen Geldfchrar.k'; 4,2 eam
quae esset ex virgine generationem sustinuit ,der aus der Jungfrau geboren
werden wollte'; ebenda: ne in coneeptionem quidem mentis admittunt
quodeumque eorum portentiloquium est; ,All deren Wundergerede hat in
ihrem Geilte keinen Hätz'. Zuweilen ift; auch wie S. 162, 7 v. u. ein
ganzer Satz ausgefallen.

Daß an den Stellen, wo der Text zweifelhaft oder
verdorben ift, der Lefer auf diefelbe bequeme Art über
die Klippen hinweggeführt wird, kann demnach nicht
Wunder nehmen. Wem es darauf ankommt, fich im Allgemeinen
über den Inhalt des Elsyxoq zu belehren, der
mag zu diefer Überfetzung greifen, deren Hauptanliegen
es ift (S. X) ,den Sinn herauszuarbeiten'. Wer mehr verlangt
, follte die äußerfte Vorficht walten laffen.

Nicht günftiger kann ich über die neue Übertragung
der sjziÖEit-iq durch Weber urteilen. W. hat zwar Ter-
Minaffiantz leidenfehaftlich angegriffen (Katholik 1914,
9—44), weil diefer feiner Überfetzung fchwere Verftöße
nachgewiefen hatte (Zeitfchr. f. d. ntl. Wiff. 1913, 258—262).
Was er jedoch zu feiner Rechtfertigung vorbringt, wiegt
nicht fchwer, und der Fehlerlifte, mit der er den Angriff
von Seiten des armenifchen Bifchofs pariert, ließe fich
eine nicht minder große aus feiner eignen Überfetzung
gegenüberftellen.

K. 4 muß es ftatt: ,muß man zuvörderft würdig bekennen' heißen: ,es
ift zuerft notwendig uDd geziemend, zu bekennen': ebenda überfetzt W.:
,daß ein Gott und Vater ift, der . .' ftatt ,daß ein Gott der Vater ift, der . .';
K. 5 ,Ein Gott, der ungewordene Vater' ftatt: ,ein Gott, Vater, ungewor-
den' (richtig von W. K. 6 überfetzt); K. 6 ,Gott der Vater' ftatt ,Gott,
Vater'; ebenda: .unendlich' ftatt: .unfaßbar' (rx/wjo/roc); ebenda: ,Weis-
fagungen' ftatt ,Weisfagung'; ebenda: ,nach den Beftimmungen der Vor-
fehung des Vaters' ftatt: .nach der Ordnung der Beftimmungen des Vaters'
(d. h. wohl = xax' oixovoiilav itazQÖq); ebenda: ,er', .derfelbe', ,er'
ftatt ,es', ,dasfelbe'. ,es' nämlich ,das Wort' (Xöyoq). Natürlich liegt die