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Ausgabe:

1914 Nr. 11

Spalte:

324-325

Autor/Hrsg.:

Dalman, Gust. H.

Titel/Untertitel:

Jesaja 53, das Prophetenwort vom Sühnleiden des Gottesknechtes, mit besonderer Berücksichtigung der jüdischen Literatur erörtert. 2., umgearb. Aufl 1914

Rezensent:

Budde, Karl

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Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 11.

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7. Jahveh before Moses (von G. M. Barton); 7. Der Schluß des Buches
Hofea (von Karl Budde, Marburg a/L.); 8. The sacred rivers of India
(von E. W. Hopkins, Yale Univ.); 9. The two great nature shrines of
Israel (von J. P. Peters, New York); 10. Asianic influence in Greek my-
thology (von W. H. Ward, New York); II. The theological school at

im Gegenfatz zu der Verkennung ihres wahren Charakters
durch H. Winckler und zu dem entgegengefetzten Mißver-
ftändnis, fie hätten überhaupt kein pofitives Verhältnis zum
politifchen Leben und Denken gehabt (Küchler, z. T. auch

Nisibis (von G. F. Moore, Harvard Univ.); 12. The translations made from j neuerdings H. Schmidt im Göttinger Bibelwerk), in der
the original aramaic Gospels (von Ch. C. Torrey); 13. OHental cults in ■ Erkenntnis der fchweren Schäden, die dem religiös-natio

Süain (von A. H. Moore. Harvard Univ.i; 14. The consecrated woman I _„i__ ....VtO.V.-.ft-I.VB.»,, „~a r.u-;~U r„„:„i__T „1___a__ir_11._

Spain (von A. H. Moore, Harvard Univ.i; 14,
of the Hammurabi code (von D. G. Lyon, Harvard); 15. Figurines of Syro-
Hittite art (von R. J. H. Gottheil, New York).

Es find demnach intereffante Probleme hauptfächlich
der indogermanifchen und femitifchen Religions-

nalen, wirtfchaftlichen und fittlich-fozialen Leben des Volkes
aus der intimen politifchen Berührung mit dem heidnifchen
Auslande erwachfen mußten, vor allem aber in dem lebendigen
Bewußtfein um die befondere Aufgabe Ifraels

gefchichte, die hier zur Erörterung gelangen, meiftens | im geiftigen Leben der Welt und ihre Verkennung

mehr im Sinne allgemeiner Orientierung als tief fchürfen- | durch die chauviniftifche Großmachtspolitik der verant-

der Forfchung. Es kann nicht meine Aufgabe fein, auch I wortlichen Führer eines phyfifch und moralifch gefähr-

nur diejenigen Beiträge, für die ich fachverftändig zu fein i deten Volkes. Diefen inneren Widerfpruch, an dem Ifrael

glaube — etwa die Hälfte — zu kritifieren. Das würde bei
aer Verfchiedenartigkeit der angefchnittenen Fragen viel
zu weit führen. Abgefehen von der fcharffinnigen und
fördernden Unterfuchung meines alten Freundes Torrey

zugrunde gehen muß, wollen die großen Propheten mit
ihrer ftarken Ablehnung aller und jeder felbftändigen Machtpolitik
aufdecken. Die ftaatliche Organifation und die
politifche Betätigung innerhalb derfelben foll Mittel zum

hat mich am meiften intereffiert Fred Norris Robin- I höheren geiftigen Zweck bleiben. Die Propheten denken
fon's Abhandlung über die Zauberkraft der Schmäh- ! und handeln wohl politifch, aber immer unter dem Ge-
gedichte. Unter dem reichen Vergleichsmaterial aus der 1 fichtspunkt der religiöfen Zweckbeftimmung Ifraels, die
Weltliteratur ift auch das arabifche nicht überfehen wor- ! das Zentrum ihrer ausfchließlich religiös beftimmten Wehden
. Es ift dringend zu wünfchen daß diefer wertvolle i betrachtung ift. W. hat diefes Refultat feiner Unter-
Auffatz feparat herausgegeben oder noch einmal in einer j fuchung auf S. 34 in folgender glücklichen Formulierung
literarhiftorifchen Zeitfchrift abgedruckt wird. Unter den vorweggenommen: ,Sie verwerfen die Verbindung mit dem
altteftamentlichen Beiträgen ragt durch Originalität und ! Auslande, fie bekämpfen die politifche Großmannsfucht
Selbftändigkeit hervor Karl Budde's Unterfuchung über und warnen unermüdlich vor dem Hineinzerren Ifraels
den Schluß des Buches Hofea (Cap. 14,2—9), obwohl in die große Weltpolitik, weil das Volk dadurch feinem
feine allzu fubjektive Behandlung, der Textgeftalt nicht ' gottgewiefenen Berufe entfremdet wird',
viel Anklang finden dürfte. In der Arbeit über die Leber j Ref. hat diefe Thefe in feinem Buche ,Das affynfche
als den Sitz der Seele bewegt fich Morris Jaftrow auf Weltreich im Urteil der Propheten' (1908) nachdrücklich
einem ihm wie keinem andern Gelehrten vertrauten Ge- ' vertreten und freut fich, daß W. feinerfeits in feinen
biete. Doch hat er, wie mir fcheint, nicht überall bedacht, ! fcharffinnigen und klar gefchnebenen Ausführungen durch-
daß aus der Einrichtung der prophetifchen Leberfchau 1 aus felbftandig in bejahendem Sinne zu dem Problem
nicht ohne weiteres die Vorftellung von der Leber als i Stellung genommen hat. Er hat damit das hiftorifch-pfycho-
dem Sitze der Seele erfchloffen werden kann. Den Schluß j logifche Verftändnis der großen vorchnftlichen Verkünder
des Bandes bildet eine Bibliographie der literarifchen ! des Gottesreiches wefentlich gefördert.
Arbeiten des Adreffaten der Feftfchrift. Tena VV Staerk
Gießen. Fr. Schwally. | -

Dal man, Prof. D. Dr. Guft. H.: Jelaja 53, das Prophetenwort

Wilke, Prof. D. Fritz: Die politirche Wirkfamkeit der Pro- j vom Sühnleiden des Gottesknechtes, m. befond. Be-

pheten Uraels. (109 S.) gr. 8°. Leipzig, Dieterich 1913. i ™ckf. d. jüd. Literatur erörtert. 2., umgearb. Aufl.

M. 2.40 (Schriften des Institutum Judaicum in Berlin. Nr. 13.)

W. hat fich die Aufgabe geftellt, die politifche Wirk- | (IV' 59 S.) 8«. Leipzig, J. C. Hinrichs 1914. M. 2 -

famkeit der Propheten Ifraels und Judas von den Anfängen Am 23. Februar 1913 ift das Vorwort diefer neuen Auf-

der Bewegung bis zum Auftreten ihrer letzten großen
Wortführer im Zufammenhang darzuftellen. Dabei foll
das Hauptgewicht auf die Herausfteilung der großen
Richtlinien und Probleme gelegt werden, die in diefer
geiftigen Bewegung trotz wechfelnder Zeitverhältniffe
immer wieder ans Licht treten (S. 6).

Diefem Programm entfprechend führt W. in den
erften beiden Abfchnitten die prophetifche Bewegung in
ihrem freundlichen und gegenfätzlichen Verhältnis zum
politifchen Leben der Nation vor. Diefe Art Darftellung
der ifraelitifchen Prophetie mit ihrer befonnenen Verwertung
des von der Überlieferung gebotenen Materials
ift, trotz der gedrängten Kürze, eine wertvolle Ergänzung
der vorhandenen Gefchichten des Prophetismus in den
bibl. Theologien und in monographifchen Arbeiten über den
Gegenftand.

Im 3. Abfchnitt fetzt fich W. zunächft in ausführlicher
fachlicher Polemik mit H. Wincklers Thefe vom
ausfchließlich international-politifchen Charakter des Pro-
phetentums auseinander und weift überzeugend nach, daß
diefe, auf mangelndem Verftändnis für die Eigenart des
ifraelitifchen Geifteslebens beruhendeTheorie an den Quellen
keinen Anhalt hat und pofitiv durch den ftarken nationalen
Unterton der prophetifchen Heilserwartung widerlegt
wird. Die treibenden Gründe und die beherrfchenden
Ziele für das politifche Wirken der Propheten fleht W.,

läge gefchrieben, am hundertften Geburtstag Franz De-
litzfchs, und ,Zum Gedächtnis Franz Delitzfch' lautet ihre
Widmung auf der Rückfeite des Titels. Der erften Auflage
vom Jahre 1890 hatte fich der ehrwürdige Gründer
des Institutum Judaicum nicht mehr freuen können,
weil er gerade in den Tagen des Erfcheinens heimgerufen
wurde. So bindet ein geheimnisvolles Band dies Schriftchen
an das Leben des Lehrers feines Verfaffers, der,
wie wir aus dem Vorwort erfahren, vor 43 Jahren zum
erftenmal demSekundanervon Nieskyin feiner Begeifterung
für Judentum und Judenmiffion feine Förderung ange-
deihen ließ, und dann bis zu feinem Tode darin nicht
müde wurde. Wir alle find dadurch feine Schuldner geworden
; denn er hat uns in Guftaf Dalman den betten
Kenner des jüdifchen Schrifttums und Lebens unter den
chriftlichen Theologen herangebildet, und feine unge-
minderte Jugendliebe hat ihn im reifen Alter obendrein
zum unbeftrittenen Meifter der Paläftinakunde unter allen
Lebenden gemacht.

Dies Schriftchen beweift die Meifterfchaft D.s auf
dem erften diefer Gebiete, der Kenntnis des jüdifchen
Schrifttums, und zeigt ihn an dem Werke, von dem feine
ganze Lebensarbeit ausgegangen ift, der Judenmiffion.
Denn ihr will es unmittelbar dienen. In vier Abfchnitten:
/Wer ift der Gottesknecht?', ,Das ftellvertretende Leiden
und die Opferfiihne', ,Die heilfchaffende Gerechtigkeit',