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1914 Nr. 10

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315

Titel/Untertitel:

Die Catene des Vaticanus gr. 1802 zu den Proverbien. Analysiert v. Otto Hoppmann 1914

Rezensent:

Soden, Hans

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315

Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 10.

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erleichtern. Die zweite Auflage ift in jeder Beziehung noch reichhaltiger
geworden: 13 Nummern find aus feither erfchienenen Originalpublikationen
neu aufgenommen worden und eine Appendix
mit zwei alten Briefen auf Blei und einem Oftrakonbrief ift dazu
gekommen. Auch die Bibliographie und die Indices find ftark
vermehrt.

Laudien bietet 46 meift noch nicht in kleinern Sammlungen
zugängliche Oxyrhynchospapyri mit (getrennten) Anmerkungen
vorwiegend fachlicher Natur. Die Auswahl ift zweckmäßig,
der Druck tauber und, foviel ich fehe, korrekt. Nur drei Dinge
verdienen auch in einer Schulausgabe entfehiedene Mißbilligung:
Die AbfalTungszeit wird nicht über oder neben dem Text angegeben
, fondern bei den Anmerkungen und auch da oft nicht. Sodann
werden nur ganz lange Ergänzungen als folche bezeichnet,
und endlich werden zwar Stücke mit kürzern Zeilen ftichifch gedruckt
, folche mit längern aber zufammenhängend mit neuer Zeilenzählung
und ohne Beifetzung der originalen Zeilenzahlen. Auch
erfährt man nirgends, was die Einteilung in vier ,Kreife' zu bedeuten
hat.

Bafel. A. Debrunner.

Hoppmann, Otto: De catenis in Proverbia Salomonis codieibus
Vat. Gr. 1802 et Berol. Phill. Gr. 1412 traditis. Diss. (38 S.)
8». Jena 1911. Leipzig, J. C. Hinrichs. M. 1 —

Die Catene des Vaticanus gr. 1802 zu den Proverbien. Analyflert
v. Dr. Otto Hoppmann. (Catenenftudien. Hrsg. v. H. Lietz-
mann. 2.) (VII, 74 S.) quer Fol. Leipzig, J. C. Hinrichs 1912.

M. 10 —

Das für die Gefchichte der biblifchen Exegefe, die von der
proteftantifchen Theologie allzu fehr vernachläffigt wird, ebenfo
wie für die indirekte patriftifche Überlieferung fo bedeutfame
Gebiet der Catenenkommentare einer fyftematifchen Erforfchung
und Verwertung erfchloffen zu haben, ift Lietzmanns Verdienft,
das er fich durch feinen in Gemeinfchaft mit Karo ausgearbeiteten
Katalog der Catenenhff. (Göttinger Nachrichten 1902) erworben
hat. Steht es hier doch fo, daß an eine Veröffentlichung
all diefer Codices nicht gedacht werden kann, daß andererfeits
die Ausfchöpfung des in ihnen durch Schickfale derÜberlieferungs-
gefchichte wie durch die Freiheit in der Zufammenftellung von
Catenen unendlich zerftreuten Materials an eine Durchficht aller
gebunden ift. Ehe wir alfo Texte herftellen können, müffen wir
diere HIT. analyfieren. Auch dafür trägt Lietzmann Sorge, indem
er junge Gelehrte zu Differtationen aus diefem für die kritifche
Technik lehrreichen Stoff anregt, ihnen Hff. und mit Unter-
ftützung der Berliner Akademie angefertigte Hff.-Photographien
zuweift und ihre durch ein praktifches autographifches Verfahren
vervielfältigten Analyfen der Forfchung zur Verfügung ,
Hellt. Heinrici hat in diefer Zeitung 1910 Sp. 358360 über die
erfte diefer Catenenftudien, die Analyfe der Catene zu I Kor. im j
Cod. Vat. Gr. 762 von Otto Lang, eingehend berichtet. Jetzt I
liegt ein gleichartig angelegtes zweites Heft vor, die Analyfe der
Proverbiencatene im Vat. Gr. 1802 von Otto Hoppmann. In feiner
gleichzeitig zur Anzeige gelangenden Differtation, deren Ergeb-
niffe die der Analyfe vorgedruckte Einleitung kurz zufammenfaßt j
hat der Vf. gezeigt, das für die Beftimmung des Archetypus der
Catene von diefer Hf. auszugehen ift. Er hat eine Berliner und
eine Münchener Hf. verglichen und die Kollation der Analyfe der
erfteren beigegeben, dazu die Druckorte fchon publizierter oder
in der direkten Überlieferung zu identifizierender Scholien nach-
gewiefen. Über 1700 Scholien hat der fleißige Vf. ausgefchrieben.
Die namentliche Bezeichnung der Fragmente und auch ihre Texterhaltung
erweift fleh, foweit eine Nachprüfung möglich war,
leider als wenig zuverläfflg. — Die Beigabe von photographifchen
Proben der Hff. hat fleh der Kotten wegen noch nicht ermöglichen
laffen, wird aber für die Zukunft erfreulicher Weife in Ausficht
geftellt. Dürfen neben dem Dank noch Wünfche ausgebrochen
werden, fo wären es die, daß außer den vollftändig verglicnenen
Analyfen noch auf Stichproben zu gründende Mitteilungen über
fonftige erreichbare Hff. — die Mehrzahl der Bibliotheken ver-
fendet ja jetzt Codices — gebracht, und daß die Lithographie fo
eingerichtet würde, daß ein breiter Rand zur Eintragung von
Kollationen und Notizen bleibt.
Berlin-Steglitz. Hans von Soden.

Michelitfch, Prof. Dr. Ant.: Thomasfchriften. Unterfuchungen
üb. die Schriften Thomas'v. Aquino. 1. Bd.: Bibliographifches.
Feftfchrift der k. k. Karl-Franzens-Univerfität in Graz f. das
Studienj. 1911/12 zur Erinnerg. an den Jahrestag ihrer Ver-
vollftändigg. (Thomiftenfchriften 1. Philofophifche Reihe I. Bd.)

(XII, 252 S. m. 4 [1 Fksm.-] Taf. u. 1 Bildnis.) Graz, Styria
1913. M. 5 —; geb. M. 6—

,Die Thomasfchriften ... werden hauptfächlich Überfetzungen
von Werken des heiligen Thomas von Aquin und feiner bedeu-
dendften Schüler bringen. Der erfte Band der Thomasfchriften
veröffentlicht das bibliographifche Material, auf Grund deffen es im
Verein mit den Handfchriften möglich fein wird, im zweiten Bande
über die Echtheit oder Unechtheit einzelner Thomasfchriften zu
entfeheiden. In einem dritten Bande werden die Pfeudo-Thomas-
fchriften behandelt werden'. Das erfte Kapitel handelt über die
Quellen zur Lebensbefchreibung des Thomas von Aquino, gibt
Auszüge, charakteriflert den Grad der Zuverläffigkeit und gibt
Mitteilungen über Ereigniffe und Perfönlichkeiten, die für das
Leben und die Prüfung des literarifchen Nachlaffes des Aquinaten
in Betracht kommen. § 14 bietet eine Lebensfkizze, § 15 eine
Chronologie des Lebens des Thomas. Daß die Bedeutung des
Herväus Natalis für das mittelalterliche Denken noch nicht gewürdigt
fei, ift zu viel behauptet (S.37). Dem Verfaffer ift die jüngfte Un-
terfuchung von E. Krebs über den Wiffenfchaftsbegriff des Herväus
entgangen. Kapitel 2 zählt die Bibliotheken auf, die echte oder
unechte Thomas-Handfchriften befitzen. Es wird das Inventar
von 158 Bibliotheken vorgelegt, nach den gedruckten Katalogen
oder den Mitteilungen der Bibliotheksdirektionen. Das Inventar
ift nicht vollftändig, genügt aber, um die Echtheitsfrage zu löfen
(S. 60). Kapitel 3 befaßt fleh mit den alten Katalogen der Thomasfchriften
. § 42 gibt eine Überficht über die Kataloge. Im § 43
kann M. gegen Mandonnet mit Erfolg feftftellen, daß der Katalog
des Bartholomäus von Capua, Logotheta, keineswegs den Satz
rechtfertigt, daß alles in diefem Katalog nicht Erwähnte unecht
fei. Diefer ,offizielle' Katalog ift unvollftändig. Damit werden
auch Mandonnets Folgerungen hinfällig. Kapitel 4 berichtetüberdie
gedruckten Thomasfchriften, die Wiegendrucke mit ihrem Standort
und die Gefamtausgaben. Die Sonderausgaben werden im zweiten
Bande aufgeführt werden.
Tübingen. Scheel.

Berichtigung.

In Georg Beer's Befprechung meines ,Ifrael' (Theol. Lit.-
Zeitung 1913 Nr. 25), die mir erft jetzt zu Geficht kommt und
mit deren die Profangefchichte betreffenden Erörterungen ich
mich hier nicht befalle, findet fich auf fpeziftTch theologifchem
Gebiete die folgende Äußerung (Sp. 773): ,Recht fchief ift das Urteil
L.'s über das Deuteronomium S. 138: „Mit dem Deuterono-
mium war nun das erreicht, was die Propheten feit langem er-
ftrebt und gepredigt hatten: die reine Verehrung des einen Jahwe"

— foll wirklich der ganze Opferkram des Deuteronomiums nach
dem Herzen der Arnos, Hofea und Jefaja gewefen fein?!' Hier
fchreibt mir Beer genau das Gegenteil der Anfchauung zu, die ich
wirklich vertrete. Das kommt daher, daß er den Einleitungsfatz
meiner Ausführungen über Jeremia und das Deuteronomium', —
die gerade darauf hinauslaufen, zu zeigen, daß Jeremia und
andere Propheten das Deuteronomium (bezw. die deuteronomi-
ftifche Reform) anfänglich begrüßt haben, um fich dann von
ihm Ioszufagen —, für fich allein und vom Folgenden losgelöft
betrachtet hat, ohne weiter zu Iefen. Die betreffenden Ausführungen
umfaffen Seite 138 bis 141 meines Buches und
fetzen fich auf Seite 147f. fort. Ich kann fie hier natürlich nicht
in extenfo, fondern nur Einzelnes daraus anführen und muß den
Lerer auf das Buch felbft verweifen. Zunächft die Kolumnentitel
von S. 139 und 141: Jeremia begrüßt das Deuteronomium'
und Jeremias' Abkehr vom Deuteronomium'. Nun einzelne Sätze.
An den von Beer angeführten fchließt fich der folgende: ,Und
wenn wir bei der Einführung des neuen Bundesbuches die Priefter

— aus ideellen wie aus materiellen Gefichtspunkten — in erfter
Linie am Werk fehen, fo befteht doch kein Zweifel, daß die Reform
in ihrem beften und edelften Teil auf das Wirken der
Propheten' — ich verweife gleich darauf auf Zephanja — .zurückzuführen
ift'. — S. 139 letzter Abfatz bis S. 140 Abf. 1 Mitte: ,Die
deuteronomiftifche Reform bedeutete nicht bloß den Alleindienft
Jahwes, die Befeitigung aller fremdländirchen, affyrifchen, kana-
anäifchen, phönikifchen Verehrungsformen und aller einheimifchen
oder auswärtigen Beimifchungen zum Dienfte Jahwes. Sie hatte
noch weitere wichtige Ziele: die Verehrung Jahwes follte auf den
Zionstempel in Jerufalem befchränkt und der Priefterfchaft Vorrechte
zuerteilt werden, teils neue, teils folche, die ihr bereits im
Laufe der Zeit zugefallen waren. — Die Zentralisierung des Gottesdienstes
in Jerufalem war nun zwar nicht ohne innere tiefere
Berechtigung. Der Jahwekult an den übrigen Stätten, befonders