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Ausgabe:

1914 Nr. 10

Spalte:

308-309

Autor/Hrsg.:

Rupp, Julius

Titel/Untertitel:

Gesammelte Werke. Hrsg. v. Paul Chr. Elsenhans. 3. Bd. Über Klassiker und Philosophen der Neuzeit. 4. Bd. Christliche Predigten. 5. Bd. Erbauungsbuch. 7. Bd. Von der Freiheit. 9. Bd. Öffentliches Leben

Rezensent:

Stephan, Horst

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Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 10.

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gegen treten die Schmalkaldener Fürften und ihre Theologen
merklich zurück. Verfaffer muß deshalb immer wieder
auf die Frage ,der Kichengüter' eingehen, die in allen
Verhandlungen an erfter Stelle ftehen. Es wäre deshalb
vielleicht geratener gewefen, trotz des inneren Zufammen-
hanges, in dem beide Fragen ftehen, nur Buzer's Reformidee
in den Mittelpunkt zu ftellen; die Aufnahme, die er
damit gefunden hat, hätte fich leicht eingliedern laffen.
Klar wird, daß die Löfung einer andern Frage mehr
Ausficht auf befriedigenden Erfolg hat, die nach der Behandlung
der Kirchengüter. Wie Referent fieht, ift fie

18 f. ift die Verbindung zwifchen dem Febronianismus und Jofefinismus
zu eng gefaßt, auch das Trennende darf nicht Überlehen werden. In dem
fehr anfchaulichen Kapitel über die Aufhebung des J efuitenordens fcheint
mir die zugefpitzte Formulierung ,tiefer und grundfätzlicher Gegenfatz
zwifchen Jefuitismus und Katholizismus' (S. 25) der gefchichtlichen Wirklichkeit
nicht ganz gerecht zu werden. Die Wirkung de Maistres auf den
deutfchcn Katholizismus ift vielleicht 150f.) zu hoch eingefchätzt, die
Gregors XVI. jedenfalls zu gering (vgl. dazu Hiftor. Zeitfchr. Bd. III,
1913, S. 565 fr.). Die Darftellung S. 78 f. muß in dem Sinne der Bemerkungen
S. 85 unten abgewandelt werden. Der ausgezeichnete Abfchnitt
über das vatikanifche Konzil läßt nur in den Erörterungen über die Haltung
der Minorität einigen Zweifeln Raum.

Neben diefen kleinen Randgloffen (dazu noch: S. 18

inzwifchen auch fchon bearbeitet worden. Den Fleiß und | lies Oftein, S. 144 Stroßmayer, S. 154: 20. September) fei
die Ausdauer des Verfaffers muß man gewiß anerkennen; | eineBeobachtungallgemeinererArt geftattet. M.betrachtet

die Darfteilung hätte durch Zufammenfaffung und ftärkere
Betonung des wichtigen noch mehr gewinnen können.

Alfeld bei Hersbruck. Schornbaum.

Eekhoff, Dr. A.: De hervormde Kerk in Noord-Amerika.

(1624—1664). MetKaart enpBijlagen. In twee Deelen.
(VII, 267 u. V, 204 u. LVII S.) gr. 8°. 's-Gravenhage,
M. Nijhoff 1913. fl. 9.50; geb. fl. 10.75

die katholifche Kirche faft nur in ihrer rechtlichen und
politifchen Organifation; ihre religiöfe Macht und die
geiftigen Kräfte, die ihr damals gerade noch in reicher
Mannigfaltigkeit zu Gebote ftanden, hat er nicht in gleicher
Weife gewürdigt. In dem Kapitelchen ,Aus dem Geiftes-
leben der katholifchen Kirche Deutfchlands' (S. 95—103)
ift eigentlich mehr der Kampf gegen die wiffenfchaftlich
gerichtete Theologie gefchildert als diefe felbft. Der Ausbau
des Ultramontanismus ift ja gewiß das Charakteriftifche
der Entwicklung und das Bleibende. Aber wenn das was

Das umfangreiche Werk gibt eine fehr mtereffante niedergerungen"und verworfen wurde, von kirchlich-ka-
Darftellung von dem Schickfal der niederlandifch-refor- | ^ohfcLr Seite weder nach Verdienft wiffenfchaftlich aus-

genutzt noch hiftorifch gewürdigt wird, fo follte gerade

mierten Chriften in Amerika. Nur die erften Jahrzehnte
der Niederlaffung hat der Verfaffer dargeftellt, aber dabei
in der Heranziehung und Durchforfchung des urkundlichen
Materials Muftergültiges geleiftet. Gerade folche Quellen-
ftudien der Gefchichte der einzelnen Denominationen in
Amerika können uns zu dem Gegenwartsverftändnis ameri-
kanifcher Chriftlichkeit helfen. Der erfte Band befchreibt
die Verhältniffe bei der Gründung der Gemeinde und ihre
innere Entwicklung; der zweite Band geht auf die Stellung
der Reformierten zu anderen Kirchen ein, und führt bis
zu der Zeit, wo die Kolonien in die Hände der Engländer
kamen. Befonderes Intereffe erregt das Kapitel über das
religiös-fittliche Leben der Gemeinden. Überhaupt fällt
mancherlei Licht auf die Bedeutung der holländifchen
Einwanderung in Amerika; welch' ftarken Einfluß auf
Namen- und Wortbildung hat das Holländifche in Amerika
gehabt!

Durch feine gründlichen Studien in holländifchen und
amerikanifchen Archiven hat der Verfaffer fich noch ein
befonderes Verdienft erworben. In der New Yorker Staatsbibliothek
in Albany haben ihm noch Akten und Urkunden
vorgelegen, die in deren Brand 1911 verloren gingen.
Beilagen wichtiger Dokumente, eine Karte und einRegifter
vervollftändigen das Werk, das recht viel Nachahmung
bei anderen Kirchen finden follte.

Marburg i. H. Karl Bornhaufen.

Mirbt, Prof.D.Carl: Gefchichte der katholifchen Kirche v. der

Mitte 18. Jahrh. bis zum Vatikanifchen Konzil. (Sammlung
Göfchen 700.) (159S.) kl. 8°. Leipzig, GJ. Göfchen
I9r3- Geb. M. —90

Das Büchlein ift mit einer Leichtigkeit gefchrieben,
wie fie nur genauer Sachkenntnis entfpringt. Auch der
Unterrichtete wird diefe Darfteilung mit Genuß und Nutzen
lefen. Aber ihr wichtigfter Beruf ift es doch, den Kreifen,
für die die Sammlung Göfchen vor allem beftimmt ift, eine
ausreichende Vorftellung von der Entwicklung des modernen
Katholizismus zu verfchaffen.

Auf eine Inhaltsangabe darf an diefer Stelle verzichtet
werden, und zu einer eingehenden Befprechung der Er- j bewundernswert großes Gebiet; es "ift "klar, kWequent
fcheinungen, die ich anders beurteile als der Verf., fehlt ; und überall von großen (trotzdem oft recht falfchen)

der Hiftoriker es mit befonderer Liebe verfolgen — fchon
darum, weil es mehr als ein Menfchenalter tatfächlich das
Herrfchende oder doch das Stärkere und Fördernde gewefen
ift.

Freiburg i. Br. F. Vigener.

Rupp, Julius: Gefammelte Werke. Hrsg. v. P. Ch. Elfenhans.
3., 4., 5., 7. u. 9. Bd. 8°. Jena, E. Diederichs.

Je M. 6—; geb. M. 7.50

3. Bd. (XV, 796 S) 1910. — 4. Bd. (XVIII, 596 S.) 1911. —
5. Bd. (XIV, 758 S.) 1913. — 7. Bd. (XVI, 637 S.) 1910. — 9. Bd.
(XII, 697 S.) 1911.

Rupp wurde 1845 (wegen einer Predigt gegen den
Glaubensbegriff des Athanafianums) feines Amtes als
Garnifonprediger, 51 auch feiner Privatdozentur beraubt.
Damals in aller Munde, geriet er fpäter als Prediger der
um ihn fich fcharenden freireligiöfen Gemeinde von
Königsberg für das übrige Deutfchland in Vergeffenheit.
Heute aber tritt, nachdem fchon das letzte Jahrzehnt
einige intereffante Publikationen gebracht hat, eine Ausgabe
feiner gefammelten Werke mit 12 dicken Bänden
ans Licht. Gewiß ein ungewöhnlicher Vorgang! Er legt
an fich den Gedanken nahe, daß die Gegenwart eine
Sünde der Vergangenheit wieder gut machen möchte.
Mit diefem Eindruck geht man an die Lektüre. Zur
Verfügung ftehen dabei bisher: Band 3, Über Klaffiker
und Philofophen der Neuzeit; Band 4, Chriftliche Predigten
; Band 5, Erbauungsbuch; Band 7, Von der Freiheit
(religiöfe Vorträge und Gebete); Band 9, Öffentliches
Leben (Reden und Auffätze über Staat und Kirche; Individuum
, Volk und Staat; wirtfchaftliche, foziale und
Rechtsfragen; Völkerrecht und Völkerfriede; die Preffe);
1916 foll die Ausgabe, die inzwifchen in den Verlag von
Diederichs übergegangen ift, vollftändig werden. Die
Lektüre der vorliegenden Bände beftätigt die Befürchtung,
daß die Vergangenheit dem Manne nicht gerecht geworden
ift. Sein Denken und Mitleben umfpannt ein

der Raum. Aber ich möchte doch einige kleine Wünfche
anmerken, von denen der eine oder andere vielleicht bei
einer 2. Aufl. berückfichtigt werden kann.

S. 15 wäre der Begriff des ,alten Epifkopalismus' kurz zu erläutern,
ein Hinweis auf Boffuet, aber auch auf den praktifchen Epifkopalismus,
der dem Febronianismus voranging, wäre erwünfcht, und von einem .Widerruft
Hontheims kann man doch wohl nur mit Einfchtänkung fprechcn.

Gefichtspunkten getragen; es erhält feine Weihe von einer
fittlichen Größe, die fich nicht nur in dem, was R. als
Forderung der Wahrhaftigkeit empfand, fondern mehr
noch in feiner unverbitterten Überlegenheit über das
eigene fchwere Schickfal erweift. Durch all das erhalten
feine Worte trotz ihrer äußeren Schmucklofigkeit eine