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Ausgabe:

1914 Nr. 9

Spalte:

285

Autor/Hrsg.:

Wieland, Konstantin

Titel/Untertitel:

Das sechste Gebot und die Ehe. Eine Studie über das sexuelle Problem für Eheleute, Eltern, Erzieher, Ärzte u. Geistliche 1914

Rezensent:

Schuster, Hermann

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285

Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 9.

286

mifchen Kirche' (Spahn Ten.); ,auch die Politik müfle katholifch
orientiert fein' (Hertling)], fo lange ift jeder Verfuch, den kon-
feffionellen Charakter des Zentrums zu leugnen, Enftellung objektiver
Wahrheit. Große Mängel der Schrift find: Unüberficht-
lichkeit und das Fehlen eines Regifters, was um fo ftörender
empfunden wird, als die Schrift gefpikt ift mit Namen von Per-
fonen, Zeitungen und Zeitfchriften.
Berlin. Graf Hoensbroe|ch.

Koepp, Lic. Wilhelm: Myftik, Gotteserlebnis und Proteftantismus.

(Biblirche Zeit- u. Streitfragen VIII. Serie, 7. Heft). (53 S.)

8". Berlin-Lichterfelde, E. Runge. M. — 60

In ihrer Kürze gibt diefe Schrift eine ganz vortrefflich klärende
Orientierung über die Myftik. K. unterfcheidet die ,my-
ftifche Sonderreligion', deren Charakteriftifches das Haben der
Gottheit im naturhaften Seelengrunde ift. Diefe myftifche Sonderreligion
bezeichnet er — nicht mit Unrecht — als den Parafiten
unter den Religionen. Außerdem gilt fie ihm als ,die verfuchte '
Erlöfungsreligion unter den Naturreligionen'. Damit nicht zu ver-
wechfeln ift ,der myltifche Grundzug aller Religionen', der auf
eine gegenwärtige erlebnishafte innige Nähe der Glaubensobjekte
geht. Dem proteftantirch-lutherifchen Chriftentum liege es ob,
die myltifche Sonderreligion aufs fchärffte ablehnend, den my-
ftifchen Grundzug aller Religion, allerdings nicht als religiöfen
Zentralzug, aufs fchärffte zu betonen.

Wenn K. das beides Myftik nennt, folgt er damit ja wohl
dem herrfchenden Sprachgebrauch. Wäre es aber nicht noch
klärender, für tatfächlich fo verfchiedene Dinge auch deutlicher
unterfcheidende Ausdrücke zu wählen? Was S. 21 über den
Buddhismus gefagt ift, ift Konftruktion. Der Satz auf S. 34: ,Die
Zeiten der religiöfen Dekadenz find die Zeiten dierer Religion'
(der myft. Sonderreligion) ift in diefer feiner Allgemeinheit auch
anfechtbar.

Gnadenfeld. Th. Steinmann.

Fuchs, Pfr. Lic. Emil: Monismus. (Religionsgefchichtliche Volksbücher
. V. Reihe, 10. 11. Heft.) (80 S.) 8". Tübingen. J. C. B.
Mohr 1913. M. 1 —; geb. M. — 1.30

Eine recht gute Darftellung und Kritik des modernen Monismus
'. Der Autor charakterifiert die Anfchauungen Häckels, fehr
ausführlich diejenigen Oftwalds, etwas kürzer wieder die von
Drews. Er verkennt durchaus nicht die volle Berechtigung des
Strebens nach einer einheitlichen Weltanfchauung und nach einer
Erklärung der Welt aus einem Prinzip, warnt aber vor dem Verfuch
das Refultat vorfchnell erhafchen zu wollen durch wahrheitswidrige
Vertufchung vorhandener Gegenfätze und wirft
insbefondere Oftwald vor, daß diefer über der Naturwiffenfchaft
die Geifteswiffenfchaft und über dem Naturgefchehen das innere
Erleben ignoriere. Damit verbindet fleh gelegentlich der fpeziell
dem Monismus gegenüber fehr angebrachte Hinweis auf die
Wefensverfchiedenheit der wiffenfchaftlichen Erkenntnis und der
Religion.

Straßburg i. E. E. W. Mayer.

Wieland, Priefter Konftantin: Das Fechfte Gebot und die Ehe. Eine
Studie über das fexuelle Problem für Eheleute, Eltern, Erzieher
, Ärzte u. Geiftliche. (74 S.) 8". Augsburg, Th. Lampart
1912. M. 1 —
Eine Iefenswerte kleine Schrift, denn fie zeigt uns, in welche
Konflikte ein nachdenklicher und nach gefunden pofitiven Prinzipien
der Sexualethik fuchender katholifcher Priefter kommen
kann oder muß. Sie zeigt uns aber auch, wie er zu keiner befriedigenden
Löfung kommen kann, weil ihn die katholifche Bibel-
auffaffung immer noch bindet. Mit Recht bezeichnet W. die
Gefchlechtsliebe als ein göttliches Gefchenk, fieht im perfon-
bildenden Wert der Ehe den Leitgedanken und gründet fein Urteil
auf die Gerinnung. Aber mit Unrecht benutzt er die Bibel,
zumal das A. T. als einen abfoluten Codex der Sexualethik.
Weil er z. B. die Onanie im Gefetz Mofes (das doch fchlechter-
dings vollkommen und vollftändig fein müffe!) nicht verboten
findet, fo will er de nicht als ,Sünde', Tondern nur als unanftändig
oder fchamverletzend gelten laffen. Erft wenn der Verf. zu einer
gefchichtlichen Auffaffung der Bibel durchdringt, wird er feine
guten Grundgedanken richtig durchführen können. Dann wird
•hm aber auch das überfehene Jefuswort Matth. 5,8 wichtiger
werden als das ganze Gefetz Mofes.
Hannover. Schufter.

Schulte, Geh. Juftizr. Prof. Dr. Joh. Friedrich v.: Gegen die Kou-
feifionsrchule. Mit befond. Rückficht auf Preußen. 1.—3. Aufl.
(III, 72 S.) 8». Gießen, E. Roth 1912. M. 1 —

Diefe Streitfchrift des greifen hochverdienten Kämpfers wird
man wegen ihrer frommen, patriotifchen Gefinnung mit Refpekt
und wegen des mannigfachen Materials mit Intereffe lefen, auch
wenn man einwenden muß, daß die neuefte tatfächliche Rechtsentwickelung
in Preußen, Württemberg, Meiningen gar nicht oder
nicht genügend berückfichtigt und das rein pädagogifche Moment
zu wenig gewürdigt ift, zu fchweigen von der Zwangslage, in die
der Staat durch den immer ftärker gewordenen konfeffionaliftifchen
Geift der katholifchen Kirche verfetzt ift.
Hannover. Schuft er.

Wichtige Rezeniionen.

Von Prof. Lic. Paul Pape in Berlin W. 57, Blumenthalftr. 18.

Bezügl. Hinweise und Sendungen sind jederzeit erwünscht.
Paftor: Gefch. d. Päpfte (v. PSalvatorelli: Cultura 1912, 8; v. EMichael:
ZKathTh 1913, 3; v. OPfülf: StMarLaach 1913/14, 1; v. Schulze: Th-
Ltber 1913, 10).

- Allg. Dekrete d. röm. Inquifition (v. GBofTert: ThLtbl 1913, II; v.

KBenrath: DtfehLtz 1913, 38; v. Herre: ZKgefeh 1913, 3; v. FXSeppelt:
ThKev 1913, 17).

Peisker: Die Fieiheit d. Wiffenfch. i. Theorie u. Praxis d. röm.-kath.
Kirche (v. FSawieki: ThRev 1913, 1; v. WElert: ThLtbl 1913, 8; v.
EMg: IntKrchlZ 1913, 3).

Peregrinus: Der Proteftantismus i. Tirol (v. Rönnecke: ThLtber 1913,
2; v. HGelzer: ThLtbl 1913, 21; v. —ng: ThRev 1913, 19).

Peters: Der Text d. A. Ted. u. f. Gefchichte (BiblZ 1913, 1; v. Rießler
: ThQuartfch 1913, 2; v. JLinder: ZKathTh 1913, 3; v. PDaufch:
ThRev 1913, 16).

Pfennigsdorf: Relpfychol. u. Apologetik (v. Zänker: ThLtber 1913, 1;

v. GDaxer: ThLtbl 1913, 6; v. TSchoell: AnnBiblTh 1914, T).
Platzhoff: Frankreich u. d. deutfehen Proteftanten 1580—73 (v. GCon-

stant: RevQuestHist 1913, janv; v. Schornbaum: ThLtbl 1913, 3; v.

JTrefftz: DtfehLtz 1913, 14; v. LCardauns: LtRdfchKafhDtfchl 1913,

9; LtZtrbl 1913, 19).
Pörtner: Die ägypt. Totenftelen (BiblZ 1912, 3; v. FZimmermann: Allg

Ltbl 1912, 12; v. GRoeder: LtZtrbl 1913, 40).
Pofchmann: Die Sündenvergebung b. Origenes (v. JBUmberg: StMarLaach
iqi2, 10; v. JStufler: ZKathTh 1913, 1; v. GEffer: ThRev 1913

8; v. WKoch: ThQuartfch 1913, 4).
Pottgießer: Johannes d. Täufer u. Jefus Chriftus (v. WVrede: ThRev

1912, 9; v. Steinmetzer: AllgLtbl 1913, 10; v. MGoguel: AnnBiblTh

1913, 10).

Preufchen: Die Apoftelgefch. (BiblZ 1913, 2; v. JMoffatt: Hibbertjoum

1913, apr; v. ALoisy: RevCrit 1913,32; idem: RevHistLitRel 1913, 5;

v. HStocks: ZKgefeh 1913, 3).
Puech: Les apologists grecs du 2« siecle (v. NBonwetfch: ThLtbl 1913,

1; v. OScheel: ZWfchTh 1913, 1; v. GFicker: ZKgefeh 1913, 2; v.

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Rauh: Deutfehes Chriftentum (v. AHardeland: ThLtbl 1913, 13; v. TStein-

mann: RelGftkult 1913, 3; ThTijdsch 1913, 5; v. JGBoekenoogen:

NThTijdsch 1913, 4).
Rehmke: Die Willensfreiheit (v. JMVerweyen: DtfehLtz 1912, 51/52; v.

LWrzol: AllgLtbl 1912, 12; v. Schwartzkopff: ZEvgRelUnt 25, 2, 19131.
Refch: Der Auferftandene i. Galiläa b.Jerufalem (v. Barth: ThLtber 1912,

1; v. GKreffer: ThRev 1912, 8: v. Dalman: LtZtrbl 1912, 41).
Reu: Quellen z. Gefch. d. kirchl Unterrichts (v. Albrecht: ThLtber 1912,

5; v. GPfannmüller: LtZtrbl 1913, 33; v. Schumacher: ZEvgRelUnt 25,

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Richarz: Martin Deutinger als Erkenntnistheoretiker (v. CKlopp: ThRev

1912, 16; v. Kowalewski: ThLtber 1913, 2; v. EDiirr: DtfehLtz 1913, 13),
Robertfon: Kurzgef. Gramm, d. nteft. Griechifch (RevExpos 1912, 4;

v. AvVeldhuizen: ThStudien 1913, 3; v. GCRichards: JournThStud 1913^

july; v. EKloftermann: ZWfchTh 1913, 3).
Röfch: Bruchftücke d. I. Klemensbriefes (v. VBartlett: Revofl'hPhil 1911,

nov; dec; v. JLeipoldt: DtfehLtz 1913, 21).
Roll: Die wirtfchaftl. u. kulturelle Lage d. dtfeh. Katholiken (LtZtrbl

1912, 36; v. KNeundörfer: Kath 1913, 6; v. PMBaumgarten: AllgLtbl

1913. 8)-

Neuelte Literatur

ausgewählt von P. Pape.

RG: Garbe, R: Indien u. das Chriftentum. Eine Unterfuchg. der
religionsgefchichtl. Zufammenhänge. (301) gr8° Tüb., Mohr '14. 6—;
geb. 7.25 | Porret, JA: Religion et religions dans Phistoire (RevThQuart-
Rel 1914, 1, 74_g6). | Samter, E: Die Religion der Griechen. (86 u.
Bilderauh. 16 S.) Lpzg., Teubner '14. I—; geb. 1.25

AT: Aalders, GC: Sporen van animisme in het Oude Test.f (62)
gr8° Kempen, JHKok '14. f. — 60 | Abelsou, J: Jewish Mysticism.
(9, 184) kl8ü Lndn, Bell & S. '13. s. 2.6 | Box, GH: The second Book
of Kings, (15, 157 m. 1 Karte.) klS° Cambr., Univ. Press '14. s. 1.6 |
Bruston, E: Le prophete Jeremie et la prediction de la Nouvelle Al-
liance (RevThQuestRel 1914, I, 1—3t). | Cohn, B: Die Anfaugsepoche