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Ausgabe:

1914

Spalte:

257-258

Autor/Hrsg.:

Speyer, J. S.

Titel/Untertitel:

Die indische Theosophie 1914

Rezensent:

Oldenberg, Hermann

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack
Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hlnr-Ichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich IO Mark

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*}Q TaVlT'rr TViT* Q ProfeftorD. Titius in Göttingen, Nikolausbcrger Weg 66, zu fenden. ^O. AUTn lQlA

Uö. üamg. AUi. v7 Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag. ^ ^

Speyer, Die indifche Theofophie (Oldenberg).
Montgomery, Aramaic Incantation Tcxts from

Nippur (Schwally).
Groot, Palefteijnfche Maffeben (Greßmann).
Schlatter, Das Wunder in der Synagoge (W.

Staerk).

H einrici, DieBodenftändigkeit der fynoptifchen
Überlieferung vom Werke Jefu (Brückner).

Merx, Die vier kanonifchen Evangelien nach
ihrem älteflen bekannten Texte. Schlußband.
(Duenftng).

Philo(lorgius, Kirchengefchichte ed. Bidez
(Koetfchau).

Stiegele, Der Agennefiebegriff in der gric-
chifchen Theologie des 4. Jahrb.. (H. Koch).

Schultze, Altchriftliche Städte und Landfchaf-
ten (Ph. Meyer).

Dreiling, Der Konzeptuaüsmus in der Univerfalienlehre
des Franziskauerbifchofs Petrus
Aureoli (Hotten).

Pauen, Die Kloftergrundherrfchaft Heillerbach
(Lempp).

Körber, Kirchengüterfrage u. fchmalkaldifcher

Bund (Schornbaum).
W. Wendland, Die praktifche Wirkfamkeit

Berliner Geifllicher im Zeitalter der Aufklärung

(Stephan).

Vigener, Gallikanismus und episkopaliftifche
Strömungen im deutfehen Katholizismus
zwifchen Tridentiuum u. Vaticanum (Krüger).

Goetz, Kirche u. Religion in England (Carl
Gemen).

Richter, Spinozas philofophifche Terminologie
(Elfenhans).

Jahrbuch der Philofophifchen Gefellfchaft an der
Univerfität zu Wien 1912 (Dorner).

Jodl, Gefchichte der Ethik als philofophrfcher
WilTenfchaft. II. Bd. (Hall).

— Ethik u. Moralpädagogik gegen Ende des
19. Jahrh. (Derf.).

Zaflrow u. Steinmann: Die Geheimreligion
des Gebildeten (Niebergall).

Matth es, Erklärung des 2. Artikels auf biblifch-
gefchichtlicher Grundlage (Eger).

Referate: Brblifche Zeitfchrift 1913. — 'Akißl-
£azoq,Td ahiov zwvnEpl zov ndaxa tglötav
zov ösvztoov ctlwvog. — C. Plini Caecili
Secttndi Epistolarumlibiinovem. Epistolarum
ad Traianum liber. Panegyricus. — Luther-
Monumente, l. Bd. — Rotfchetdt, Arnold
Pollich. — Titius, Schleiermachers Grundgedanken
über Religion und ChriHentum. _

Lempp, Tolfloi. — Krueck emeyer, Zentrum
u. Katholizismus. — Koepp, Myflik,
Gotteserlebnis und Proteftantismus. — Fuchs]
Monismus. — Wieland, Das fechtle Gebot
und die Ehe. — Schulte, Gegen die Kon-
feffionslchule.

Wichtige Rezenfionen. — Xeuefte Literatur.

Speyer, Prof. J.S.: Die indifche Theofophie. Aus den Quellen ;
dargeftellt. (VIII, 336 S.) 8". Leipzig, H. Haeffel 1914. |

M. 6 —; geb. M. 7.50

Der Verfaffer, dem die Indologie fo viel verdankt,
weilt nicht mehr unter den Lebenden. Die Pietät gegen
fein Andenken darf die rückhaltlofe Offenheit der Be-
fprechung feiner Arbeit nicht beeinträchtigen. Er wäre
felbft der letzte gewefen es anders zu wünfehen.

Das Buch behandelt, nach einer Einleitung über die
Vorftellungswelt des Veda, die Grundlehren der Upani-
fhaden, der philofophifchen Syfteme Sämkhya, Vedänta,
Yoga, des Buddhismus, der in der Bhagavad Gitä vorliegenden
Mifchung von Philofophie und Krshnaglauben.
Auch die Zufammenhänge mit dem Abendlande, infonder-
heit die modernen Bemühungen, indifchen Denkformen
dort lebendige Geltung zu verfchaffen, werden befprochen.
Mit Recht beklagt der Verf., daß das gegenwärtig fo
verbreitete und fo rege Intereffe für die Heilslehren und
die Myflik Indiens allzu oft nicht mit der nötigen Sachkenntnis
verbunden iil. Aus Vorträgen, die dem abzuhelfen
beftimmt waren, ift das vorliegende Buch hervorgegangen
.

Das Streben nach unparteiifcher Objektivität, zu dem
fich das Vorwort bekennt, tritt überall wohltuend hervor.
Sp. fucht ebenfo dem indifchen Denken gerecht zu werden
wie die Legendenbildung, die in Europa und Amerika,
auch auf dem Boden des heutigen Indien, fo fchwungvoll
betneben wird, zu bekämpfen. Aber es muß ausgefprochen
werden, daß das Buch im Lefer kaum das Gefühl aufkommen
läßt, eindringender eigener Forfchung des Verf.s
gegenuberzuftehen. Sp. gibt gemächlich plaudernd, was
ein mit feiner eignen Tätigkeit überwiegend andern Problemen
zugewandter Sanskritift über diefe Dinge bereit
haben wird. Die fchärferen Pointen des Gedankens Rümpfen ;
fich unter feiner Hand allzu leicht ab; den Dämonen, die
in diefem Reich ihr Wefen treiben, begegnet man auf
den bequemen Wegen diefes Buchs nicht. Man betrachte
etwa die Schilderung des Buddhismus. Wie einft Kern's
Verdienfte um deffen Erforfchung in andern Richtungen
lagen, als daß er die Motive der Spekulation aufzudecken,

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deren vielverfchlungene Fäden zu entwirren unternommen
hätte, fo hat, glaube ich, auch der an Kern fo vielfach
anfchließende Speyer die Gedankenarbeit, die im Buddhismus
geleiftet worden ift, ftark unterfchätzt. Über die
,Kaufalitätsformel' des Buddhismus ließe fich nach den
Arbeiten von Oltramare, La Vallee Poussin u. A. doch
wohl Eindringenderes fagen, als wir S. 148f. finden, wo die
Formel als im Ganzen ,für die Logik eines gewöhnlichen
Menfchenverftandes unverftändlich' befchrieben wird; ,fie
wird auch wohl abfichtlich in dunkeln Ausdrücken gehalten
fein'. Man halte diefer Behandlungsweife etwa das
neue Buch von Mrs. Rhys Davids .Buddhism' gegenüber;
wie viel tiefer ift die englifche Forfcherin gedrungen!

Damit, daß Indien zur Genefis der altchriftlichen
Lehre .wenig oder nichts' beigefteuert hat (S. 300; wären
nicht die Worte .wenig oder' entbehrlich?), wird Sp. verbreiteten
Meinungen gegenüber wohl das Rechte treffen. —
In der Darfteilung des Einfluffes der indifchen Philofophie
auf die Neuzeit vermißt man befremdenderweife eingehendere
Berückfichtigung Schopenhauers.

Göttingen. H. Oldenberg.

Montgomery, Prof. James A.: Aramaic Incantation Texts from
Nippur. (University of Pennsylvania. The Museum. Pub-
lications of the Babylonian Section. Vol. III.) (326 S.
m. XLI Taf.) Lex. 8<>. Philadelphia, University Museum
1913.

Diefes Werk enthält die mit Überfetzung und Kommentar
verfehenen Texte von 40 Zauberfchalen, die von der
Expedition der Univerfität Pennsylvania bei ihren Ausgrabungen
in Nippur, während der Jahre 1888 und 1889,
gefunden worden find. Die ausführliche Einleitung (S. 1—
116) befchreibt die äußere Form der Schalen, verzeichnet
die fchon früher veröffentlichte verwandte Literatur, und zwar
nicht nur die femitifche, fondern auch die lateinifche und
griechifche, gibt eine gute Darfteilung der fprachlichen
Eigentümlichkeiten der teils in einem jüngeren Hebräifch,
teils in Syrifch, teils in Mandäifch abgefaßten Texte, erörtert
die Frage nach der Verwendung der Schalen und

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