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Ausgabe:

1914 Nr. 8

Spalte:

251

Autor/Hrsg.:

Teuffel, W. S.

Titel/Untertitel:

Teuffel’s Geschichte der römischen Literatur. 6. Aufl. 3. Bd. Die Literatur von 96 n. Chr. bis zum Ausgange des Altertums 1914

Rezensent:

Krüger, Gustav

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251

Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 8.

252

Vergleichung der Typen anregen. Knappe Noten verweifen auf
die wiffenfchaftlichen Publikationen der Denkmäler und die wich-
tigMe, gerade auf diefem Gebiete zeritreute undzerfplitterteSpezial-
literatur, die für die einzelnen Fragen zu benutzen ift. Denen,
die nur die Iiterarifche Überlieferung kennen, ift durch diefe
praktifch angelegten Handbücher Reinachs der Zugang zu der
parallelen monumentalen Uberlieferung jetzt fehr erleichtert.

Göttingen. Paul Wen dl and.

Teuffel's, W. S., Gerchichte der römifchen Literatur. 6. Aufl.

Unter Mitwirkg. v. Erich Kloftermann, Rudolf Leonhard u.

Paul Weffher neubearb. v. Wilhelm Kroll u. Franz Skutfch.

III. Bd. Die Literatur von 96 n. Chr. bis zum Ausgange des

Altertums. (VIII, 579 S.) 8°. Leipzig, B. G. Teubner 1913.

M. 10 — ; geb. M. 11.50
Auf diefen dritten Band des bewährten Nachfchlagewerkes
befonders hinzuweifen, ift erfreuliche Pflicht, weil darin die chrift-
lichen Schriftfteller von Erich Kloftermann in fachkundiger Weife
und mit ausreichender Ausführlichkeit bearbeitet worden find.
Schade, daß der Druck fleh fo lange hingezögert hat. So hat K.
noch nicht einmal zu dem fchon 1910 erfchienenen Anffatz von
Heinze über Tertullians Apologeticum Stellung nehmen können.
Man wüßte gern, ob er trotz der Argumente Heinzes an dem zeitlichen
Vorrang des Minucius fefthalten würde. In der zweiten
Hälfte des Bandes ift dagegen die Literatur bis in die neuefte
Zeit berückfichtigt.
Gießen. G. Krüger.

Fritz, Pfr. Dr. Joh.: Der Glaubensbegriff bei Calvin und den Moder-
niften. (Freiburger theologifche Studien. 11. Heft.) (XVI,114S.)
gr. 80. Freiburg i. B., Herder 1913. M. 2.60

,Der Modernismus ift eine aus der religiöfen Neuerung des
16. Jahrhunderts erwachfene Parallele zum heutigen liberalen
dogmenlofen Proteftantismus; er ift, ob bewußt oder unbewußt,
repriftiniertes Luthertum und aufgewärmter Calvinismus, im
Gewände der neuen, von Kant eingeleiteten Philofophie' (4).
Diefen Satz will vorliegende Schrift an einem befondern Lehr-
ftück, an einer Vergleichung des calvinifchen und des moderni-
ftifchen Glaubensbegriffs illuftrieren und erhärten: der gemein-
fame Grundirrtum beider fei die Meinung, welche die Überein-
ftimmung der biblifchen Offenbarung mit dem fubjektiven Gefühl
für das einzige Kriterium ihrer Göttlichkeit hält. ,In Calvins ar-
canum testimonium Spiritus und in Luthers Fiduzialglauben ift
der Verfuch des Modernismus, dem rationalen Denken ein irrationales
Emfindungsprinzip normgebend voranzuftellen, bereits
präformiert' (111).

Die Polemik gegen Calvin ift für den Verf. nur ein Mittel zum
Zweck einer wirkfamen und erfolgreichen Bekämpfung des Modernismus
. Wie derfelbe nach rückwärts auf den Abfall der foge-
nannten Reformation, ja auf den Arianismus und den Gnoftizismus
zurückzuführen fei, fo führe, wenn man die Linie nach vorwärts
weiter zieht, der Modernismus folgerichtig zum Skeptizismus, Naturalismus
und Pantheismus (112).

Die Schrift F's zeichnet fich durch reiche Belefenheit und
aufrichtiges Bemühen um Erklärung der Pofition des Gegners
aus. F. fucht in den Gedankengehalt Calvin's einzudringen, und
man wird die Berechtigung der Verwandtfchaft, die er zwifchen
dem reformatorifchen Prinzip und der Kant'fchen Erkenntnistheorie
nachweift, nicht in Abrede Mellen können. Sehr lehrreich
find auch feine Hinweife auf die antiintellektualiMifche Strömung
in der neuen Apologetik Frankreichs und Belgiens, die fich zum
Teil noch in den Grenzen der kirchlichen BeMimmungen halten
konnte. Warum fchreibt der Verf. Mets: die H. Schrift iM avxö-
nioxov? (V. 5. 34. 35. 38. 55. 73. 74. 92. 93) Der Akkufativ iM in
dem Infinitivfatz Calvin's am Platz ,scripturam esse avxbmaxov1
(1,7,5), mußte aber felbMverMändlich durch den Nominativ erfetzt
werden, fobald das Wort zum Prädikat eines Hauptfatzes wurde.
— Institutio bedeutet nicht Grundlegung, fondern Unterricht.
Straßburg i. E. P. LobMein.

Carlyle, Thomas: Helden und Heldenverehrung. Überfetzt v. ErnM
Wicklein. 1—5. Tauf. (Sammlung Diederichs. 2. Bd.) (198 S.)
Jena, E. Diederichs 1913. Geb. M. 2 — ; in Halbfrz. M. 3.50
Der Ueberfetzer will nicht nach dem BuchMaben verdeutfehen,
fondern den Inhalt nachfehaffen, woraus dann der Stil von felbM
erwachfen muß. Der Grundfatz iM richtig und auch im Ganzen
durch die Tat bewährt. Aber den Satz auf S. 81 ,auf diefes Dokument
(das Dante zum Feuertode verurteilte) kann man fich
etwas einbilden' verMehe ich auch mit Hilfe des englifchen Originals
nicht. (Wenn Dante im ,dreiundfünfzigMen' Jahre Prior

i wird, fo iM das natürlich ein Iapsus calami des Ueberfetzers Matt
35.) Die ganze Sammlung foll helfen, uns von der VerMandes-
! kultur zur Stärke des Gefühls und zum Glauben führen. Des-
| halb hat der Ueberfetzer (abgefehen von der gänzlichen Aus-
; laffung Napoleons, der nicht gut unter den Begriff der Wahrhaftig-
! keit paffe) folche Stellen geMrichen, die nur den VerMand
j befriedigen. Rechnet der Ueberfetzer dazu auch den herrlichen
Schluß der 3. Vorlefung über den unerfetzlichen Wert Shakespeares
für England? Anmerkungen find nicht geboten, und doch
follten mancherlei kleine gefchichtliche Irrtümer über Luther
irgendwie berichtigt werden. Die AusMattung iM vorzüglich.
Hannover. SchuMer.

Anrieh, Prof. D. G.: Die evangelifche Kirche in Elfaß-Lothringen

nach Vergangenheit u. Gegenwart. (38 S.) gr. 8°. Berlin,
Säemann-Verlag 1913. M. — 50

Durch diefe Brofchüre will der Straßburger KirchenhiMoriker
weiten Kreifen einen Beitrag liefern zum VerMändnis des Anteils,
den der ProteMantismus an der geiMigen und kulturellen Entwicklung
des heutigen Reichslandes genommen hat und noch
nimmt. In 5 Abfchnitten, die über die Reformation in Straßburg
und in den übrigen elfaß-lothringifchen Gebieten, über die Gegenreformation
, die Zeit von der franzöfifchen Revolution bis zum
deutfeh-franzöfifchen Krieg und den gegenwärtigen Stand des
reichsländifchen ProteMantismus handeln, hat er feine Aufgabe
in vorbildlicher Weife gelöM. Möchte diefe treffliche Brofchüre
in vielen evangelifchen Reichsländern die Liebe zu ihrer Kirche
neu entfachen, infonderheit aber Allen, die fich zur Mitarbeit an
den ,elfaß-lothringifchen Problemen' berufen fühlen, zu einer
ebenfo rafchen als gründlichen Orientierung verhelfen! Dem
Verlag fei bemerkt, daß eine folche Schrift eine belfere innere
j AusMattung verdient hätte.

Dorlisheim (Elf.) Joh. Adam.

Preß, Jefaias: Die jüdiTchen Kolonien Palästinas. (25 S. m. 1 Karte.)
8". Leipzig, J. C. Hinrichs 1912. M. 1 —

Der Auffatz gibt eine fehr dankenswerte Überficht über den
Stand der jüdifchen Kolonifation in PaläMina mit Überfichtskarte
für die Lage der Kolonien. Vom Jahre 1879, wo die erMe An-
fiedlung in Pethach Tikwah verfucht wurde, bis heute iM die
Zahl der Kolonien auf 38 mit ca. 36000 ha Landes und ca. 8350
Einwohner gewachfen. Es liegt auf der Hand, daß diefe Kolonien
von höchMer Bedeutung für das Land find, in wirtfehaftlicher,
wie in kultureller Beziehung. In letzterer Hinficht iM es namentlich
das VerdienM des ,Hilfsvereins der Deutfchen Juden' (Sitz
in Berlin), ein großzügiges Schulwerk in PaläMina organifiert zu
haben. In feinem Lehrerfeminar in Jerufalem, an welchem J. Press
als Lehrer wirkt, und das nach dem Plane der deutfchen Seminare
arbeitet, werden gute Lehrer für die meiMen diefer Kolonien vorgebildet
.

Toronto, Canada J. Benzinger.

Seippel, Paul: Adele Kamm. Aus dem Franz. überf. v. lic. litt.
Sufanne Elkan. (235 S. m. Bildnis.) kl. 8». Bern, A. Francke
1913. M. 3—; geb. M. 4 —

Ein hübfehes, blühendes, willenMarkes junges Mädchen, aus
kerngefunder Familie, erkrankt an Tuberkulofe, die das Rückgrat
zuerM, und allmählich den ganzen Körper, langfam und unerbittlich
zerMört. Nach Jahren unerhörter Qualen Mirbt fie, eine Fünfundzwanzigjährige
. Von ihrem Bette aus hat fie aber hunderten
von Leidenden TroM gefpendet, weit über die Grenzen ihrer Vater-
Madt Genf hinaus. Sie hat auch eine umfangreiche praktifche
Tätigkeit entwickelt, die dauernden Segen fchaffen wird. Sie war
eine ,protefiantifche Heilige', denn fie verbindet fehr fchön die
Innigkeit, die Geduld, die unendliche Liebe, die wir gewöhnt find
bei katholifchen Heiligen vorauszufetzen, mit der Freiheit des
Gedankens und dem Sinn für diesfeitige Aufgaben, die man gern
als proteMantifch anfprechen möchte.

Was aber dem Buche, unteres Erachtens, einen befonderen
Wert gibt, iM, daß es einen Beitrag zur religiöfen Pfychologie dar-
Mellt. Um nicht unterzugehen hat die junge Dulderin die chriM-
lichen Anfchauungen, die für unfereinen gar oft nur eben ,An-
fchauungen' find, mit der Kraft der Verzweiflung anpacken müffen,
und fie haben fie auch von der Verzweiflung gerettet. Sie ,lebte'
diefe Anfchauungen, und fand in ihnen Freude über Freude, in
allem Leiden. Dabei hat fie aber ganz unbewußt eine Sichtung
im Schatze des chrißlichen Gemeingutes vorgenommen. Einiges
davon trat zurück, anderes wiederum kam in das volle Licht,
und wurde ihr zur täglichen Stütze. Sie war darum, in aller Demut
, ein lebendiger Beitrag zur Theologie; an ihr können theo-