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Ausgabe:

1914

Spalte:

1-4

Autor/Hrsg.:

Horten, Max

Titel/Untertitel:

Theologisches aus dem modernen Islam 1914

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitlUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hlnrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich IQ Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find a u s f c h He ß 1 i c h an
QQ ToLi-PO» 1X11» 1 Profefior D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fenden. JanUcVT IXJl^t

OsT/» UcIaJJ. £3« Xi. ■ X Rezenfionsexemplare ausfchließiich an den Verlag.

Theologifches aus dem modernen Islam (Horten).

Faber, Buddhiflifche und neuteftamentliche Erzählungen
(Oldenberg).

Smith, Ward, Bewer, A critical and exege-
tical Commcntary on Micah, Zephaniah, Na-
hum, Habakkuk, Obadiah and Joel (Nowack).

Deißner, Auferftehungund Pneumagedanke bei
Paulus (Bouffet).

Troeltfch, Gefammelte Schriften. L Die Soziallehren
der chriftl. Kirchen und Gruppen
(Tönnies).

Seeberg, Erich: Die Synode von Antiochien

im Jahre 324 25 (Krüger).
Williams, Christianity in Early Britain (Ficker).

Kern, Humana Civilitas (Sander).
Menke-Glückert, Die Gefchichtschreibung

der Reformation und Gegenreformation (W.

Köhler).

Schmidlin, Die katholifcheu Miffionen in den

deutfchen Schutzgebieten (Mirbt).
Penzig, Die Harmonie zwifchen Religions- und
Moralunterricht (Niebergall).

Markowitz, Die Weltanfchauung Henrik Ib- j Jodl, Das Problem des Moralunterrichts in der
fens (Reich). Schule (Derf).

Crem er, Hermann Cremer (Schufter).
Menegoz, Publications diverses sur le Fideis-

me (Lobftein).
Le salut par la foi independamment des croyances

(Derf.).

Leefe, Die Prinzipienlehre der neueren fyftema-
tifchen Theologie im Lichte der Kritik Ludwig
Feuerbachs (Dorner).

Felden, Grundriß eines modernen Religionsunterrichtes
(Derf.).
Chriftlicher Religionsunterricht auf Grund der

Zwickauer Thefen (Derf.).
Referat: Marty, Albert Reville.
Mitteilung: (1) Den Theologifchen Jahresbericht
betreffend.
Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Theologisches aus dem modernen Islam

Die Tendenzen zu verfolgen, in denen fich Religion
und Theologie des modernen Islam entwickeln, dürfte
wohl von einigem Intereffe fein, fowohl für die rein
wiffenfchaftliche als auch für die praktifche Betrachtung
diefer Religion. Religionsgefchichte und Miffionsbe-
strebungen müffen fich über moderne Lebensäußerungen
des Islams unterrichten, um dementfprechend ihr Werturteil
, ihre Auffaffung und Stellungnahme einzurichten.
Ein gut gangbarer Weg, der zu diefem Ziele führen
dürfte, ift die Analyfe theologifcher Werke moderner
islamifcher Theologen. In ihnen darf man wohl ein
Doppeltes fuchen: erftens ein Widerfpiel deffen, was die
große Wenge der gläubigen Muslime heute als wefentlich
oder wenigftens befonders wertvoll in ihrer Religion
empfindet — alfo einen Gradmeffer der Entwicklung des
Islam als Religion — und zweitens ein Bild von den
Lehren, die die heutige Entwicklung der religiöfen Spekulation
der Muslime befonders hervorhebt — alfo einen
Einblick in die Weiterbildung des Islam als Theologie.
Zu diefem Zweck foll im folgenden ein noch unbekanntes
Werk eines zeitgenöffifchen muhammedanifchen Theologen
feinen Hauptthefen nach wiedergegeben werden.
Es wird uns zeigen, daß einzelne Fragen des äußeren
Kultus ftark in den Vordergrund treten, daß aber auf
der anderen Seite die fpekulative Vertiefung nicht ganz
verfchwunden ift und daß eine tolerante Stimmung gegenüber
Differenzen in der Lehre herrfcht.

Diefer Theologe ift abul Huda1, geb. 1849 (Muhammad
Rifäi Sajädi) von dem folgende Werke (Vorwort
zum Nur alinsäf) genannt werden:

1. ,Das Sonnenlicht' (über den Ausfpruch Muh.'s: der Islam ift auf
fünf Fundamenten [den Pflichten] erbaut). 2. ,Die Halskette der Perlen'
(über Rifäi u. f. Orden) 3. ,Die Freude der Freunde' (über die vier ,Pole')

4. ,Der Garten der Erleuchtung' (hadikat alfath, über Seher und Orakel),

5. ,Die Selbftgenügfamkeit der Gerechten' (über den Weg, d. Lebensweife
der Frommen, ihr zurückgezogenes Leben), 6. ,Die Beute der Suchenden'

i) Er führt feinen Stammbaum auf Muhammad über Ali ufw. Müsa
(Käzimj, Ibrahim (Murtada), Musa (abu Muhammad), Ahmad, Husain,
Hasan, Muhammad (abul KJasin), Muhammad der Mahdi, Hasan, Ali,
Ahmad, Häzim, Asala, Hasan, T'tmän, Abdarrahim, Ahmad Saijäd (Familie
des Ahmad Rifäi). Ali (Sadraddin), Samsaddln (Muhammad), Ab-
derrazzäk, Abdalkerim, Huzäm, Käsim (Nagmaddin), Abdarrahmän, Ma-
mdd, Ibrahim ('Arabi), Husain ( Iraki), Abdarrahmän, Mahmüd, Abdal-
vähid, Nüraddi'n, Huzäm, Randi, Hasan, Muhammad, Mahmüd, Zubaidi,

(über die Lebeusweife der Meifter der Myftik), 7. ,Die durchfichtige Perle'
(über die Generationen der myftifchen Meifter), 8. ,Die Erleuchtung der
Augen' (über die Generationen der Rifa iten), 9. ,Die Kette der Glücks-
fterne' (Gefchichte der Familie des Sjaijäd), 10. ,Der Rufer zur rechten
Leitung' (in der Religion), 11. ,Die rechte Führung des Eilenden' (über
den Lebenswandel des höchften Imäm-gaut-Rifä i), 12. ,Die kontinuirliche
Tradition, d. h. die glänzende Morgenröte (Traditionen über Rifäi), 13.
,Die helle Leuchte' (desgleichen), 14. ,Die göttliche Emanation in Mu-
hammed' ein Diwan (Gedichtfammlung), 15. ,Die Epoche des Ahmad'
(d. h. des Muhammad), 16. .Der gerade Weg' (Kommentar der Worte:
Im Namen Gottes des liebevollen Erbarmers), 17. ,Das wahre Wefeu des
Muhammad'), 18. ,Die Epoche der Prophetie' (über das himmlifche Te-
ftament), 19. ,Der Geift der Weisheit' (die für die Gläubigen des Islam
erforderlichen Tugenden), 20. ,Die islamifche Stadt' (über die Weisheit
des Religionsgefetzes und die Harmonie der myftifchen Lebensführung
mit jenem), 21. ,Das Herumfchweifen der Schreibfeder '(Weisheitsfprüche),
22. ,Der arabifche Prediger' (über den wohlerzogenen Muslim), 23. ,Der
treffende Pfeil' (gegen den der dem abu Talib ,Leid zufügt' ihn tadelt
weil er fich weigerte den Islam anzunehmen), 24. ,Gefchichte der Kalifen'
25. ,Totenklage über den Propheten', 25. ,Der glänzende Stern' (über
die Tugenden des Abdalkädir, des höchften Imäm), 26. ,Die göttliche
Vorfehung' (über die Lebensführung der Rifä'iten), 27. .Zerftreute Perlen
der Gedanken' (ein zweiter Diwan von ihm), 28. ,Edle Tugenden' (allgemein
dargeftellt, Überf. unficher), 29. ,Der Augentroft' (Lob des Imam
abul Alamain), 30. ,Der richtige Weg' (der Segenswunfeh über den
Propheten), 31. ,Perlen' (über die Dogmen), 32. ,Die Kette der Glücklichen
und der leuchtendfte Stammbaum' (über die Familie des Propheten),
32. ,Die Aufgangsorte der Vollmonde' (Ausfprüche des Rifä'i), 33. ,Die
Perlenketten' (Stammbaum des Saijädi), 34. ,Der große Weg der Erdenpilger
', 35. ,Die Geheimniffe des menfehlichen Seins'. Noch manche
andere Schriften hat er verfaßt, die .Perlen von Worten und reinfte Perlen
von Gedanken enthalten'. Bei Brockelm (1. c.) finden fich noch: 36. ,Das
Depofitum' (über das Jenfeits) Nr. 4, 37. Das Geburtsfeft des Propheten
(Nr. 5), 38. ,Die göttliche Braut' (Verteidigung des Ordens der Rifäija
dem er angehörte).

Er war Imäm des Sultans Abdulharmd. Die genannten
Titel find eine Ergänzung zu: Brockelm II. 506 ad 2.
Bei manchen der hier aufgezählten Nummern (nach nur
alinsäf fl kasf zulmat alhiläf: ,Das Licht der gerechten
Verteilung handelnd über die Verfcheuchung der Finfter-
nis der Verfchiedenheiten in der Lehre', ebenfalls von
abul Ffudä, Kairo 1306) ift es nicht zu entscheiden, ob
fie mit der nächftftehenden einen einzigen Titel bilden
oder für fich allein zu nehmen find.

In dem Schriftchen ,Das Licht der gerechten Verteilung
' (40 S. 16° -f 4 S.) verteidigt abul Hudä folgende
Thefen 1 pofitiv-theologifchen Inhaltes. 1. Man darf die

I) Abul Hudä entnahm diefelben den Diskuffionen feiner Zeit und
Abdal'alläm, Husain, Ali (Huzäm) Huzäm, Ali, Hasan Wädi Efendi — i feiner Kreife. Sie geben uns alfo einen Einblick in die Ideenbildungen
Muhammad abul Hudä Efendi. 1 moderner Theologen im Islam und find als folche zeitgcfchichtlich be-

I

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