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Ausgabe:

1914 Nr. 7

Spalte:

220

Autor/Hrsg.:

Claudius, Matthias

Titel/Untertitel:

Matthias Claudius, der Wandsbecker Bote. Die Persönlichkeit im Spiegel ihrer Werke 1914

Rezensent:

Rinn, Heinrich

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Seite 1

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219

Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 7.

220

miffionar hat feinerzeit auch gemeint, als Mifflonsarbeiter in diefem
Lande würden am tauglichften von allen gelehrte Männer deut-
fcher Abftammung lieh erweifen. Man hat fleh das bei uns bis
heute nicht getagt fein laffen. Neben dem Taufend an gel-

des Originals. Der Name des Herausgebers, Mich. Tangl, bürgt
aber auch dafür, daß es fleh wirklich um wiffenfehaftlich einwandfreie
Darbietungen handelt. Rodenberg hat feiner neuen Auflage
die Ausgabe der Vita Severini von Mommfen 1898 zugrunde

fächfifcher Miffionare und Miffionarinnen in Japan arbeiten zur j gelegt und daneben mehrfach die Ausgabe von P. Knoell in

dem Wiener Corpus scriptorum ecclesiasticorumLatinorumVol.IX.
pars IL 1886 zu Rate gezogen. In mehrfacher Hinficht ift fo
die dritte Auflage des Büchleins eine umgearbeitete und ver-
befTerte. E. Müller ift in der angenehmen Verfaffung, als Grundlage
der Überfetzung feine eigene Ausgabe benutzen zu können.
Dadurch gewinnt das Büchlein, das Nithards Gefchichten enthält
, bedeutend an Originalität und Wert. Beide Hefte find mit
dem nötigen wiffenfehaftlichen Apparat, mit Einleitung, zahl-
ministere de l'instruction publique et des beaux-arts. Nouvelle I reichen Anmerkungen und guten Regiftern verfehen: man darf
sörie, fasc. 3. (109 S. m. Tafeln.)-gr. 8°. Paris, E. Leroux 1911. i bei dem mäßigen Preife auf eine weite Verbreitung rechnen und

hoffen.

Wolfenbüttel. Otto Lerche.

Stunde nur fechs Deutrehe darauf hin, daß das Volk den Schritt
tue vollends hinein ins Chriftentum. So gemahnt die lehrreiche
Schrift an fchwere Verfäumniffe. Aber: Keine Reue kommt zu
fpät, wenn fle nur von Herzen geht.
Jena. Hans Haas.

Nouvelles Archives des Missions scientifiques et litteraires. Choix
de rapports et Instructions, public" sous les auspices du

Jean Eberfolt berichtet S. 1—17 vorläufig über eine archäo
logifche Studienreife nach Konftantinopel, die der Unterfuchung
beftimmter Spezialfammlungen im Kaiferlichen Mufeum, der alten
Kirchen und der Topographie der Stadt galt. Hervorgehoben
feien die Mitteilungen über die lange unzugänglich gewefene
Irenen-Kirche, die Pantokrator-Kirche, die Panachrantos-Kirche,

Spitta, Prof. D. Frdr.: Das deutfehe Kirchenlied, in feinen cha-
rakteriftifchen Erfcheinungen ausgewählt. I. Mittelalter u.
Reformationszeit. (Sammlung Göfchen, 602. Bdchn.) (141 S.)

die Monaftir-Dfchami und andere kleinere Heiligtümer. 14 Tafeln i kl. 8° Leipzig, G. J. Göfchen 1912. Geb. M. — 90

illuftrieren den Bericht. Der Hauptinhalt des Heftes find: Etudes
sur l'histoire delasculpturebyzantine vonLouisBrehier(S.19- 109),
erläutert durch 23 Tafeln.
Berlin-Wilmersdorf. Deißmann.

Pelz, Kuratus Dr. Karl: Die Engellehre des hl. Auguftinus. Ein
Beitrag zur Dogmengefchichte. (III, 87 S.) gr. 8°. Münfter i. W.,
Afchendorff 1913. M. 2.40

Das gut disponierte und klar gefchriebene Büchlein ift ein
keineswegs wertlofer Beitrag zur Dogmengefchichte. Es führt
tiefer, als der nichtorientierte Lefer zunächft meint, hinein in die theologifche
und philofophifche Gedankenwelt des nordafrikanifchen

Der durch feine felbftändigen Forfchungen auf dem Gebiete
der Gefchichte des Kirchenliedes rühmlichft bekannte Verf. bietet
in diefem Bändchen der ,Sammlung Göfchen' eine mit feinem
Verftändnis für das religiöfe Empfinden und den poetifchen Wert
kirchlicher Dichtung zufammengeftellte Auswahl aus dem hymno-
Iogifchen Schatze des deutfehen Volkes von der Zeit des Mittelalters
bis zum Ausgange der Reformationszeit. Aufgenommen
hat er nicht nur Lieder, welche regelmäßig in den Kirchengefangbüchern
angetroffen werden, fondern auch folche, die nach
feinem Ermeffen unter die Kirchenlieder zu rechnen find, auch
wenn fie die ,kirchliche Approbation' in den offiziellen Sammlungen
nicht erhalten haben. Der Text der Lieder ift in ,der gegen-
Kirchenvaters und der alten Kirche. Es legt in drei Kapiteln I wärtigen Schreibweife' wiedergegeben, ,durch die dem modernen

Auguftins Anflehten über die Natur der Engel, über die Übernatur
in der Engelwelt und über den Abfall der Engel von der
Übernatur dar. Im erften Kapitel feffeln hauptfächlich die
Ausführungen über den Feuerleib der guten, den Luftleib der
böfen Engel (Dämonen), in denen der Verfaffer Auguftins Abhängigkeit
von der platonifchen Gedankenwelt deutlich hervortreten
läßt, fowie die Darlegungen über die Erkenntnisweife der
Engel, aus denen hervorgeht, daß fle die wahren platonifchen
Philosophen find, da fle in der ,Morgenerkenntnis' das Univerfum
der göttlichen Ideen fchauen. Im zweiten Kapitel wird unter
anderem eineTatfache herausgearbeitet, die den Dogmenhiftorikern
noch unbekannt war, nämlich daß Auguftin in Bezug auf die
Gnadenausrüftung der Engel feine Anficht gewechfelt hat, und
daß das in der katholichen Kirche zur Herrfchaft gelangte Theo-
logumenon: ,Um ihrer beim Abfall der böfen Engel bewährten
Treue willen werden die guten Engel mit der vollendeten und
unverlierbaren Glückfeligkeit begnadet' eine Konzeption erft der
allerletzten auguftinifchen Denkperiode ift. — Der Verfaffer hat
in feiner anfprechenden und forgfältigen Studie nicht nur umfallend
Auguftins fämtliche Werke herangezogen, fondern belehrt
auch durch reichliche Hinweife auf die patriftifche und
altphilofophifche Literatur.
Iburg. W. Thimme.

Eugippius: Leben des heil. Severin. Überfetzt v. Prof. Carl Rodenberg
. 3. neubearb. Aufl. (Die Gefchichtfchreiber der deut,
Vorzeit. 2. Gefamtausg. Bd. 4.) (V, 88 S.) kl. 8». Leipzig,
Dyk (1912). M. 2 —; geb. M. 2.50

Nithards vier Bücher Gefchichten, überf. v. J. v. J asm und u.
W. Wattenbach. 5. Aufl. Nach der neuen Ausgabe der
Monumenta Germaniae in den Scriptores rerum Germani-

Lefer der Genuß und das Verftändnis der Lieder unmittelbar erermöglicht
wird, ohne daß er fleh durch für ihn nebenfächliche
Dinge hindurcharbeiten müßte' (S. 7.). Diefe geiftliche Lieder-
fammlung kann weiten Kreifcn der Literaturfreunde beftens empfohlen
werden.

Göttingen. K. K n 0 k e.

Claudius, Matthias, der Wandsbecker Bote. Die Perfönlichkeit
im Spiegel ihrer Werke. (V, 281 S.) kl. 8°. Berlin, Deutfehe
Bibliothek 1912. Geb. M. 1 —

Die vorliegende Auswahl aus den Werken des Matthias
Claudius ift wohl geeignet, uns dem Wandsbecker Boten ins
Herz fehen zu laffen und ,reine Menfchlichkeit als Kern feiner
Perfönlichkeit zu erkennen', mag er nun als ,Dichter und Literat',
als ,Denker und Philofoph' oder als ,Gläubiger und Priefter' zu
uns reden. ,Rechtfchaffenheit und Tugend,' um ein Wort von
J. H. Voß zu gebrauchen, frifcher Humor und tiefer Ernft, Freimut
und Pietät, Einfalt des Herzens und Friedfertigkeit, reiner Fa-
milienfinn und warme Vaterlandsliebe, herzliche Freude an der
Natur und dem Schöpfer und echte Chriftlichkeit zeichnen ihn aus.

Den Lefer, der fleh für Illuftrationen intereffiert, weife ich
hin auf ,Bilder zu Matthias Claudius' von Rudolf Schäfer,
die in Guftav Schlößmanns Verlagsbuchhandlung erfchienen find,
,Lefefrüchte, die fleh zu Bildern geftaltet haben'.
Wandsbeck. Hch. Rinn.

Mitteilung.

7. Reitzenftein, R.: Eine frühchriftliche Schrift von den dreierlei
Früchten des chrirtlichen Lebens (Ztfchr. f. d. NTliche Wiffenfch.
u. die Kunde des Urchriftentums, 15. Jahrg., Heft 1, S. 60—90;
carum neubearb. v. Dr. Ernft Müller. Anh.: Angelberts ; 1914).
Gedicht üb. die Schlacht bei Fontenoy. (Die Gefchicht- Reitzenftein hat den bisher unbekannten, etwa einen Druck-

fchreiber der deut. Vorzeit. 2. Gefamtausg. Bd. 20.) (IX, bogen umfaffenden, chriftlichen Traktat aus zwei, dem 9. Jahrh.
79 S.) kl. 8°. Ebd. (1912). M. 2 —; geb. M. 2.50 j angehörenden, nahe verwandten und fehr fehlerhaften, Hand-

Die Gefchichtfchreiber der deutfehen Vorzeit müffen heute 1 fchriften (Würzburg und München) ediert, die von Soden in feiner
in mehrfacher Hinfleht erhöhten Anfprüchen genügen. Einmal ; Unterfuchung ,Die cyprianifche Brieffammlung' (T. u. U. XXV, 3
ift die Zahl derer, die zumal auf den Univerfltäten und fpäter S. 231) notiert hatte. Er gehört zur weiteren Cyprian-Überliefe-
im Lehramte ohne ausreichende Kenntnis der lateinifchen : rung und Prellt eine Trias von drei enge zufammengehörigen
Sprache Quellenftudien treiben wollen und müffen, eine recht ! Traktaten dar ,de centesima', ,de sexagesima', ,de trice-
anfehnliche geworden. Sodann mögen früher die Anfprüche, i sima'. Der erfte ift nur im Monac. erhalten, und es fehlt der
die man an eine derartige Überfetzung Hellte, im Allgemeinen ge- Anfang. Die Traktate handeln vom Lohn der Chriften (Matth. 13,8,
ringer gewefen fein: früher mag fie in erfter Linie der Unterhaltung f. Cypr., de habitu virg. 21), wie er für die Märtyrer, die Asketen
gedient haben, heute fleht fle für jeden Benutzer eigentlich anstelle und die gewöhnlichen Chriften verfchieden hoch ift.