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Ausgabe:

1913

Spalte:

129-133

Autor/Hrsg.:

Harrisson, Jane Ellen

Titel/Untertitel:

Themis. A Study of the Social Origins of Greek Religion 1913

Rezensent:

Wendland, Paul

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Seite 1, Seite 2, Seite 3

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur Titius und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfch Beßlich an ....
Oö JarirSr NT F> ProfeflörD. Titius in Güttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fenden. L MärZ lUIo

v^. UCUU5. " Rezenfionsexemplare ausfchiießlich an den Verlag.

Harrisson, Themis, a Study of the Social
Origins of Greek Religion (Weudland).

Farneil, The higher Aspects of Greek Religion
(Wendland).

Eerdmans, Altteftamentliche Studien. III. Exodus
(J. Herrmann).

Johann Georg, Tagebuchblätter aus Nord-
fyrien (Greßmann).

Hoskier, Concerning the genesis of the
Versions of the New Teftament (Gospels)
(Hans v. Soden).

Tillmann, Das Selbftbewußtfein des Gottes-
fohnes (W. Bauer).

Bruyne, Quelques documents nouveaux pour
l'histoire du Texte africain des Evangiles
(Jülicher).

Neuß, Das Buch Ezechiel in Theologie und
Kunft bis zum Ende des 12. Jahrhunderts
(Hennecke).

Krumbacher, Der heilige Georg in der grie-
chifchen Überlieferung (v. Dobfchütz).

Fuchs, Die Befetzung der Deutfchen Bistümer
unter Papft Gregor IX. und bis zum Regierungsantritt
Papft Inuocenz' IV. (Ficker).

Güterbock, Der Islam im Lichte der byzan-
tinifchen Polemik (Goldziher).

Handbuch der Kirchengefchichte für Studierende.
3. Tl. Hermelink: Reformation und Gegenreformation
(W. Köhler).

Stephan, Die heutigen Auffaflungen vom Neu-
proteftantismus (Mulert).

Windelband, Die Erneuerung des Hegelianismus
(Troeltfch).

Windelband, Über Sinn und Wert des Phänomenalismus
(Troeltfch).

Carus, Philofophy as a Science (E. W. Mayer).

Carus, Philofophie als Wiffenfchaft (E. W.
Mayer).

Dorner, Pefnmismus, Nietzfche und Naturalismus
mit befonderer Beziehung auf die Religion
(Heinzelmann).

Tuckett, The Evidence for the Supernatural.
(R. A. Hoffmann).

Freimark, Die okkultiftifche Bewegung (R.
A. Hoffmann).

Paulfen, Gefammelte pädagogifche Abhandlungen
(Knoke).

Mirbt, Die Frau in der deutfchen Auslands-
diafpora und der deutfchen Kolonialmiffion
(Bussmann).

Nithack-Stahn, Das Chriftusdrama (Koppelmann
).

Referate: Kegel, Wilhelm Vatke und die Graf-
Wellhaufeufche Hypothefe. — Pont, Jaar-
boek der Vereenigung voor Nederlandfch-
Lutherfche Kerkgefchiedenis IV.

Mitteilungen: (8) Die Jahresverfammlung der
amerikanifchen ,Society of Biblical Literature'
für 1912 in Washington.

Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Harrisson, Jane Ellen: Themis. A Study of the Social | die im Totemismus wurzelnde Omophagie. Totemismus
Origins of Greek Religion. With an Excursus on the i ift die Vorftellung innigfter Beziehung zwifchen einer

Ritual Forms preserved in Greek Tragedy by Prof.
Gilbert Murray, and a Chapter on the Origin of the

Menfchengruppe und einer Klaffe Naturwefen oder Gegen-
ftänden, die als Totems (das indianifche Wort heißt Gruppe
oder Familie) der Menfchengruppe betrachtet werden.

OlympicGamesbyMr.F.M.Cornford. (XXXII, 559 S. )er Totem ift Tabu; darum darf das Tier, welches Totem
m. Abbildgn.) 8°. Cambridge, University Press 1912. | ift, in der Regel nicht gegeffen werden: er ift heilig. Aber

s. 15_ j der Totem ift auch Mana; darum wird er ausnahmsweife

r ^ „. ... .<«,«■!. beim heiligen Mahle gegeffen, richtiger gekoftet, oft ge-

Farnell, L. R., D. Litt.: The higher Aspects of Greek Religion. mifcht mitsMenfchenblut oder Fleifch, weil beiden Teilen,
Lectures. (The Hibbert Lectures. Second Senes.) (VII, jedem die Kräfte des andern mitgeteilt werden follen.
155 S.) 8°. London, Williams & Norgate 1912. s. 6— ! Das Tier wird zerriffen und das Fleifch roh gegeffen, weil

es nur fo das Mana enthält.

Der Totem ift urfprünglich nicht Gott; er ift nur
der andere nicht-menfchliche, gleichberechtigte Teil der
eng verbundenen Gruppe. Mit dem fortgefchrittenen
Bewußtfein des Abftandes zwifchen dem menfchlichen
und dem tierifchen Teil des Bundes beginnt der Totemismus
fich aufzulöfen, d. h. nicht mehr die ganze Gruppe
übt den magifchen Ritus. Ein aus ihr fich herausheben-

Die gelehrte und geiftvolle Verfafferin, die eine bedeutende
Fähigkeit des Einfühlens in die pfychifche Ver-
faffung der Primitiven befitzt, ftellt auf Grund eines reichen
ethnographifchen Materiales von dem in England verbreiteten
Standpunkt des Totemismus 1 aus die typifchen Stufen
der älteften religiöfen Entwickelung dar, um durch Ver-
gleichung den breiten fpäter überdeckten Untergrund
analoger griechifcher Religionsbildungen bloß zu legen.

Ich verfuche die Grundlinien des Syftems zu zeichnen, der pand (Magier Medizinmanner) fchheßlich oft ein

°hne mich ftreng an die Folge der Kapitel zu halten:

Die Religion der Primitiven ift ein Produkt des Ge-
meinfchaftslebens, des kollektiven Fühlens. Ehe es Götter
und ehe es Theologie gab, gab es ein Gruppenleben, das

einzelner (Medizinkönig) wird Träger der Riten und damit
Inhaber einer befonderen Macht. Und wie nun einzelne
fich über die Menfchengruppe erheben, fo wird der Totem
als Träger des Mana vom Glied der Gemeinfchaft, das er

fich nach feinen Lebensbedürfniffen, Inftinkten, Suggeftion ! -^ft war, oft zum Gott erhöht Aus dem heiligen Mahle,
und Illufion Heiligtümer fchuf. Im ÖQoofievov findet das I der Kommunion der heiligen Kraft, wird ein dem Gott
Gruppenleben feinen höheren Gefühlsausdruck. Dies ! dargebrachtes Opfer das Sakrament wandelt fich in
dQmfievov in religiöfem Sinne ift meift Vorbildung eines 1 sacnfiaum, die magifche Handlung in Gottesdienft, von
Aktes, den man durch die Repräfentation herbeiführen ! dem nur gefprochen werden darf, wo ferne Kennzeichen,
will, d. h. magifche Handlung. Dahin gehört Wetter- und j °Pfer. und Gebet, vorhanden find Die Stufen diefer
Gewittermachen (Analogiezauber): Der Menfchreagiert auf pnmftiven Entwickelung werden in den Rudimenten grie-
die ihn befonders ergreifenden kosmifchen Erfcheinungen chifcher Kulte verfolgt Auch die kretifchen Kureten find

und will der in ihnen fich offenbarenden Kraft, für die es ! rine, foziaJe Gruppe, die in dem vor einigen Jahren

fundenen Hymnus fich felblt als oai/joveg bezeichnet. Sie
hat als Projektion ihres eigenen Wefens den xovgoq aus
fich heraus gefetzt, aus dem ÖQcöfisvov ihren Gott gefchaffen,

mancherlei Benennungen gibt (Mana), fich in erregter
Aktion bemächtigen, um fie leiten und kontrollieren zu
können. Ein andere religiöfe Gemeinfchaftshandlung ift

i) Über die totemiftifchen Theorien orientiert C. Clemen, Intern.
Wochenfchrift 1911, 5. Aug.

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der als Bringer der Fruchtbarkeit Träger derfelben Kraft
ift, die fie in fich fühlen und darftellen, freilich der potenzierten
und ins Göttliche gefteigerten. Der xovgoq ift

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