Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1913

Spalte:

124

Autor/Hrsg.:

Cremer, P. (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Die Frau im evangelischen Gemeindeleben. Handbuch der Frauenhülfe 1913

Rezensent:

Goltz, Eduard Alexander

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

123

124

daß diefe Schrift des Damaskios, die einen reichen Einblick be- j
fonders in die neuplatonifche Schule gewährt, wohl wert ift, zugänglich
gemacht zu werden. Die Kritik des Photios über das
Werk des Damaskios ift ebenfalls in Überfetzung beigefügt
Königsberg. Dorner.

Ricard, Olfert: Geiftesfrühling In der erften Gemeinde nach der
Apoftelgefchichte u. den neuteftamentlichen Briefen. Ins
Deutfche überfetzt von Dr. H. Gottfched. (VI, 406 u. XII S.) 8".
.Bafel, Kober 1911. M. 4—; geb. M. 5 —

Die Ricardfche Schrift, die hier in guter deutfcher Überfetzung
vorliegt, will den chriftlichen Gemeindegliedern eine Anleitung
geben, lieh in das felbftändige Studium des Neuen Tefta-
ment einzuarbeiten. Es ift weder ein Kommentar noch eine
erbauliche Auslegung, fondern eine Wegleitung zum Selbft-
ftudium der Apoftelgefchichte und der neuteftamentlichen Briefe.
In den Überfchriften find die Kerngedanken herausgehoben, das
Nötigfte zum gefchichtlichen Verftändnis ift ohne Aufdringlichkeit
mitgeteilt, überall find Fragen eingeftreut, die fleh auf das
innere Leben der Gegenwart in den Einzelfragen und in der Gemeinde
beziehen. Auf wichtige Parallelftellen ift überall hin-
gewiefen und dadurch zur Arbeit angeleitet. Auf hiftorifch-kriti-
fche Fragen wird nur wenig Bezug genommen. Auch bei den
Paftoralbriefen und bei allen katholifchen Briefen nimmt R. eine
ganz konfervative Stellung ein; da er bei den Paftoralbriefen die
gegen ihre paulinifcne Abfaffung erhobenen Bedenken erwähnt,
geht er doch etwas allzuleicht über fie hinweg. Auch der zweite
Petrusbrief macht dem Verfaffer als ,Petrus' Teftament' keine
Schwierigkeiten. Nimmt man aber diefe Stellungnahme des
Verfaffers zu den kritifchen Fragen als gegeben an, fo läßt fleh
keine belfere Einführung in die verftändige Lektüre neuteftament-
licher Schriften für Laien denken. Auch der praktifche Theologe
kann einzelnen Kapiteln viel Anregung entnehmen. Das Buch
kann nicht gelefen, fondern nur an feiner Hand kann gearbeitet
werden. Arbeit allein bringt aber Verftändnis, darin liegt der
Wert von Ricards Schrift.
Greifswald. Ed. von der Goltz.

Pöhlmann, Hans: Nürnberger Proteftantismus. Aus feiner Vergangenheit
u. feiner Zukunft. (16 S.) gr. 8". Nürnberg, Löhe
1913. M- - 35

Mit diefer kleinen Schrift nimmt der Verfaffer, Herausgeber
des ,Noris' betitelten Jahrbuchs für proteftantifche Kultur' Stellung
zu der Erregung, die gegenwärtig die Proteftanten Nürnbergs und
Bayerns durchzittert (die Ereigniffe find bekannt: Von den präfen-
tationsberechtigten ftädtifchen Kollegien ift Pfarrer Rittelmeyer
von der h. Geiftkirche für die erledigte 1. Pfarrftelle an St. Lorenz
an erfter Stelle vorgefchlagen worden, der Kirchenvorftand hat Einbruch
erhoben und die Kirchen- und Staatsregierung diefem
Einbruch Gehör gefchenkt). P. fleht in der Geyer-Rittelmeyer-
fchen Predigtweife ein Wiederaufleben der Myftik, wie fie fchon
im 16. Jahrhundert in Nürnberg neben dem Luthertum exiftiert
habe und vorübergehend toleriert worden fei (Hans Denk, Sebaftian
Frank). Als echter Proteftantismus könne nur der gelten, der fleh auf
die Rechtfertigung aus dem Glauben gründe (Adolf Harleß,Johann
Chriftian Hofmann). Da nun aber von jeher der Proteftantismus
und befonders eben der Nürnberger das religiös-kirchliche
Leben von obrigkeitlicher Bevormundung frei zu erhalten gefucht
habe, müffe auch der neuen Myftik Rittelmeyers die Bahn
frei gelaffen werden. Die Schrift enthält manches gute Wort, im
Ganzen aberfcheint mir diefe Charakteriflerung der Richtung Geyer-
Rittelmeyer zu einfeitig pointiert.
Zwickau i. S. O. Clernen.

Saran, Stadtfuperint. Guftav: Die Gründung des Parochialverbandes

zu Halle a. S., feine Umwandlung u. feine finanziellen Leiftungen

in der Zeit von 1880 bis 1909. Auf Grund der Akten u.

Jahresberechnungen desfelben dargeftellt. (89 S.) gr. 8°.

Halle a. S., M. Niemeyer 1912. M. 2 —

Diefe höchft informative Schrift gewährt eine Überficht über
die Entftehung und nachmalige Umgeftaltung des Parochialverbandes
unter den 7 (lutherifchen) Gemeinden in Halle a. d. Saale und
hat deswegen zunächft mehr lokale Bedeutung. Aber fie verdient
auch in weitern Kreifen Beachtung, weil fie einen Einblick
gewährt in die fchwierigen, aber durch Gefchick und Energie
des Stadtfuperintendenten und der übrigen Vertreter der Kirchengemeinden
geführten Verhandlungen, welche fchließlich zu einem
alle Beteiligten befriedigenden Endergebnis geführt haben, deffen
fegensreiche Folgen für die finanzielle Sicherung der ärmeren
Parochien, für die Schaffung neuer Pfarrftellen, für die Begründung
neuer Pfarrfprengel und die Erbauung neuer Kirchen- und
Pfarrhäufer augenfcheinlich hier nachgewiefen werden. Zum
Beweife dafür mag nur erwähnt werden, daß die für den Verband
vereinnahmten bezw. verausgabten Summen fich von 27719.62 M.
auf 244760.57 M. bezw. von 26214.64 M. auf 232917.20 M. in der
Zeit von 1880—1909 vermehrt haben, in welchem Zeitabfchnitte
die Gefamtfteuerkraft der Mitglieder diefer Gemeinden von
403446 M. auf 1342789 M. geftiegen ift. Nicht einbezogen in den
Verband ift die (reformierte) Domgemeinde. Die kirchlichen
Behörden machten in einem beftimmten Stadium der Verhandlungen
den Eintritt auch diefer Gemeinde in den Verband zur
Bedingung für ihre Genehmigung desfelben. Aber in dem ent-
fcheidenden Verhandlungstermine am 24. Juni 1899, in welchem
der Kommiffar des Konfiftoriums diefe Bedingung forcieren wollte,
,erhob fich die Vertretung der Domgemeinde wie Ein Mann, um
gegen ihre dekretierte Einbeziehung in den Verband zu prote-
ftieren und verließ alsdann das Verfammlunngslokal' S: 46.
Diefer Proteft übte die gewünfehte Wirkung aus. Die kirchlichen
Behörden gaben nach und ließen die Domgemeinde frei, welche
nicht zu der luth. Stadtfynode, fondern zum reformierten Synodal-
Verbande Halle-Magdeburg gehört. Dies Refultat ift nach den
verfchiedenften Seiten hin als erfreulich zu bezeichnen. Es kann
als Beifpiel dafür angeführt werden, was die Angehörigen der
reformierten Kirche in Preußen erreichen können, wenn fie mit
Beftimmtheit für ihre kirchliche Selbftändigkeit eintreten.
Göttingen. K. Knoke.

Schultz, Magiftr.-R. Ludw.: Das preußifche Feuerbeftattungsrecht.

Gefetz vom 14. 9. 1911 nebft Erläutergn. fowie Erörterg.
der übr. in Betracht komm. Gefetze u. Verordngn. Für Behörden
, Juriften u. Rechtfuchende bearb. (VIII, 89 S.) 8»
Berlin, J. Springer 1912. Geb. 2 —

Das Gefetz vom 14. 9. 1911 ift zweimal ganz abgedruckt:
einmal nur im Text, einmal mit ausführlichen Erläuterungen des
Verf.s. In letzteren find die minifteriellen Ausführungsanwei-
fungen mitverarbeitet. Hinzugefügt find in gruppenweifer Zu-
rammenftellung die Beftimmungen über Verfchickung von Leichen
an ausländifche (foll heißen: außerpreußifche) Krematorien, über
Schutz vonAfchenurnen, kirchliches Verhalten zurFeuerbeftattung
(vor demGefetz!)einfchließlich der Rechtsbeftimmungen über Friedhofbenutzung
, ferner Rechtliches über die Benutzung der kommunalen
Friedhöfe. Der Erlaß des preußifchen Oberkirchenrats
vom 15. 11. 1911 konnte erft in einem Nachtrag gebracht werden-
leider ift nirgends fonft, auch im Inhaltsverzeichnis nicht, deutlich
auf diefe wichtige Ergänzung hingewiefen. Ein Verzeichnis der
behandelten Gefetzesftellen und ein Sachregifter find beigegeben
. Die Druckanordnung könnte etwas überfichtlicher fein; die
Ausführungsanweifung hätte man gern von den Erläuterungen
getrennt; die abgedruckten kirchlichen Beftimmungen find durch
die Entwicklung feit Erlaß des Gefetzes z. T. antiquiert. Mit
diefen Einschränkungen kann das Buch eine nützliche und praktifche
, außerdem recht zeitgemäße Sammlung genannt werden.
Gießen. M. Schi an.

Die Frau im evangelischen Gemeindeleben. Handbuch der Frauen-
hülfe. Im Auftrage des Engeren Ausfchuß des Evangelifch-
Kirchlichen Hülfsvereins hrsg. v. Lic. P. Cremer. (VI, 277 S.)
gr 8". Potsdam, Stiftungsverlag 1912. Geb. M. 3 —

Es ift zwar ein durchaus praktisches Buch, das uns Cremer
auf Grund langjähriger Arbeit in diefem ,Handbuch der Frauen-
hülfe' mit feinen Mitarbeitern vorlegt. Trotzdem verdient es in
diefer Zeitschrift eine behendere Empfehlung. Die einleitenden
Abfchnitte legen kurz und präzis dar, wie die Arbeit der Frauenhilfe
fich in das evangelifche Gemeindeleben eingliedert. Nicht
die Arbeit der Frau im chriftlichen Kulturleben überhaupt, fondern
ihre geordnete Betätigung im Leben der evangelifchen
Gemeinde ift der Grundgedanke der ,Frauenhülfe' von 1890 an
gewefen. Ihr gebührt daher eine ganz befondere Beachtung
feitens der Theologie. Die wefentlichen Grundgedanken aller
praktifchen Theologie finden hier auf einem wichtigen Sondergebiet
ihre prinzipiell klare und praktifch gediegene Auswirkung.
Das Handbuch bietet zuerft die prinzipiellen Darlegungen für die
verfchiedenen Zweige der Arbeit, dann reiche Mitteilungen, die
dem Praktiker unentbehrlich find, insbefondere auch eine fehr
gute Literaturüberficht, fo wie fie jeder gern zur Hand hat.
Ich möchte daher diefes wirklich gute Buch den Theoretikern
zur genauen prinzipiellen Beachtung, den Praktikern zur Grundlage
für Vorträge, als Wegweifer und als Anregung zur Arbeit
warm empfehlen.
Greifswald. Ed. von der Goltz.