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Ausgabe:

1913 Nr. 3

Spalte:

91

Autor/Hrsg.:

Lelong, Auguste (Ed.)

Titel/Untertitel:

Les Pères apostoliques. IV. Le Pasteur d’Hermas 1913

Rezensent:

Goltz, Eduard Alexander

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Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 3.

9-'

Chriftentum (259). Hier rindet fleh aber auch eine lebhafte
Klage über die Hexenprozeffe (,Abgrund von Wahn-
finn und Aberglaube' 243) und eine emphatifche Bezeugung
der Liebe zu den Andersgläubigen, bei der nur andeutungs-
weife die Hoffnung auf ihreKatholifierungberührtwird(26i).
Diefe Predigten dürfen wohl als Glanzleiftungen der
heutigen katholifchen Predigt bezeichnet werden. Um fo
anerkennenswerter ift, daß, wer fo alle Regifter der Rede-
kunft beherrfcht, doch grundfätzlich die fchlichte ,Homilie'
für fich zu pflegen und anderen zu empfehlen bemüht ift.
Auch auf dem Boden des heutigen korrekten Katholizismus
ift ja, wie z. B. Rottmanner (R E315, S. 743,29 f.) zeigt,
gedanklich noch erheblich tiefergehende Predigtweife
möglich; vielleicht follte man der katholifchen Predigt
der Gegenwart faft noch mehr zur Befolgung des gerade
von diefem gegebenen Beifpiels als der Kepplerfchen
Weifungen raten. Aber die K.fche Methode wird vermutlich
, weil fie fleh unfraglich viel mehr dem Durch-
fchnitt (der Prediger wie der Hörer) anzupaffen vermag,
größere Erfolge erzielen können. Bringt fie die (wenn
auch katholifch exegefierte) Bibel in ihr mehr zu Ehren,
fo hat fie immerhin etwas geleiftet, was der Anerkennung
wert ift; denn fie befeitigt damit mancherlei aus der
Predigt, was man noch fehr viel weniger gern in ihr
findet, als katholifche Exegefe.

Gießen. M. Schi an.

Referate.

Les Peres apostoüques. IV. Le Pasteur d'Hermas. Texte grec,
traduetion frangaise, introduetion et index par Augufte
Lelong. (CX1I, 347 S.) 8». Paris, A. Picard et Fils 1912.

fr. 5 —

Die von mir in diefer Zeitfchrift (1911, Nr. 17, S. 523) angezeigte
franzöflfehe Überfetzung der apoftolifchen Väter findet
in dem vorliegenden Bändchen ihre Fortfetzung. Die Einleitung
gibt ausführliche Auskunft über Inhaltung, Anordnung, Datierung,
Verfaffer, Handfchriften und Ausgaben. Die älteren Teilungs-
hypothefen werden mit Recht abgelehnt, aber auch die Hypo-
thefe Harnacks, Hermas habe die Schrift in lange voneinander
liegenden Zeiträumen verfaßt, will der Verfaffer nicht zugeben;
lieber nimmt er an, daß der Vis. II, 4,3 erwähnte Clemens ein
anderer fei als der römifche Verfaffer des Briefes an die Korinther.
Sei die Abfaffung der einzelnen Teile (Vis.I—IV; Vis.V— Sim. VIII;
Sim. IX; Sim. X) auch auf auf einen größeren Zeitraum zu verteilen
, fo fei der doch nicht über 10 Jahre hinaus zu erftrecken.
Es werden das immer fubjektive Urteile bleiben. Jedenfalls hält
L. mit Recht daran feft, daß es fich um ein einheitliches Werk
des Bruders des Bifchofs Pius handelt. Reitzenfteins Meinung,
der Hirt des Hermas fei vom Poimandres abhängig, wird, wie
uns fcheint, mit Recht als unwahrfcheinlich zurückgewiefen.
Man lefe die Einleitung L.s felbft nach; es ift eine kurze, aber
gute und befonnene Behandlung der einfehlägigen Probleme. Die
Überfetzung lieft fich glatter und fleht dem Original näher als
die der ignatianifchen Briefe; die einfache Sprache des Hermas
bot dem Überfetzer weniger Schwierigkeiten. Die Einrichtung
der Ausgabe ift diefelbe wie im dritten Teil.

Greifswald. Ed. von der Goltz.

Mathew, Arnold H., Archbish. D.D.: The Life and Times of Rodrlgo
Borgia, pope Alexander VI. (413 S. m. Abbildgn.) 8". London,
St. Paul & Co. 1912. s. 16 —

Der Verfaffer gibt auf Grund der zeitgenöffifchen Quellen
eine forgfältige Darfteilung der Zeit und des Lebens der Hauptglieder
des Gefchlechts Borgia. Auf neue, originale Beiträge
erhebt er felber keinen Anfpruch. Eine Reihe inftruktiver Reproduktionen
von meift zeitgenöffifchen Bildern begleitet den Text.

Bafel. K.G.Götz.

Lang, Dompred. Prof. D. A.: Die Domkirche u. die Domgemeinde zu
Halle a. S. 1283-1912. Ein kurzer gefchichtl. Überblick.
(III, 58 S. m. 17 Abbildgn.) 8". Halle a. S., G. Moritz 1912.

M. —75

In dem erften Teile, S. 1—29, gibt der Verfaffer Nachrichten
aus der Gefchichte des Domgebäudes in Halle, welches zuerft
im Befitze der Dominikaner war, dann Stiftskirche des von dem
Kardinal Albrecht begründeten Kollegiatftiftes wurde, bis es der

deutfeh-reformierten Gemeinde zur Benutzung für ihre Gottes-
dienfte feit 1688 überwiefen worden. Unter der Regierung des
Kardinals Albrecht wurde der Dom mit reichem künftierifchen
Schmuck im Gefchmack der Renaiffance ausgeftattet, der zum Teil
zerftört, zum Teil nach anderen Orten, z. B. nach München,
Afchaffenburg und Stockholm, verfchleppt und nur zum geringften
Teile noch an Ort und Stelle geblieben ift, fo namentlich die kunftvoll
gearbeitete Kanzel, auf der feiner Zeit Tholuck gepredigt hat, und
die plaftifchen Statuen des Herrn, feiner Apoftel und der Heiligen
des Domes: Moritz und Magdalena. — Der zweite Teil,
S. 30—58, enthält eine Reihe von Daten aus der Gefchichte der
reformierten Gemeinde in Halle, fowie aus dem Leben hervorragender
Perfönlichkeiten, die in ihr gewirkt haben. Urfprüng-
lich beftanden zwei reformierte Gemeinden: eine franzöfifch-refor-
mierte feit 1686 und eine deutfeh-reformierte feit 1688. In der
Zeit der weftfälifchen Herrfchaft wurden fie 1809 zu einer
reformierten Gemeinde vereinigt. Seitdem hat die Zahl ihrer
Mitglieder fehr ftark zugenommen; fie beträgt jetzt gegen 6000.
Neben dem äußeren Wachstum ift eine erfreuliche Entwicklung
der inneren Organifation und Lebensentfaltung der Gemeinde
hergegangen. Vor kurzem ift ein ganzer Komplex von Neubauten
eingeweiht, welche zur Aufnahme des Konviktes von Studierenden
reformierten Bekenntniffes unter Leitung eines eigenen In-
fpektors und der verfchiedenen Vereine zur Hebung des kirchlichen
Lebens der Gemeinde benimmt find. Über all diefe Dinge
orientiert diefe kleine Schrift in zweckmäßig überfichtlicher Weife.
Göttingen. K. Knoke.

The MI, Mag. Johs.: Lectionum praxis. Hrsg. v. Prof. Dr. R. Needon.
(Beiträge zur Gefchichte der Erziehung u. des Unterrichts
in Sachfen.) [Beihefte zu der Zeitfchrift f. Gefchichte der
Erziehung u. des Unterrichts. 1.] (XXVI, 110 S.) gr. 8».
Berlin, Weidmann 1911. M. 1.60

Magifter Joh. Theill (geb. 1608, geft. 1679) war in der Zeit
von 1641 bis zu feinem Tode Rektor der lateinifchen Stadtfchule
zu Bautzen. In feiner von dem ,Bürgermeifter und Rathmannen'
ausgeftellten Beftallungsurkunde war ihm u. a. zur Pflicht gemacht
: ll),Sol er was in der Schule vorleufft und zu obferviren
würdig, fleißig annotiren, und ad pofteros vorrchreiben'. Diefer
Vorfchrift entfprechend führte er ein Tagebuch, eben die von
Needon als ,Beiheft' zu der Zeitfchr. für Gefch. der Erziehung
und des Unterrichts 1911 herausgegebene Lectionum praxis. Der
Herausgeber hat S. V—XXVI eine gut orientierende ,Einleitung'
über den Verfaffer, die Handfchrift feines Tagebuches und feine
fonftigen Publikationen vorangeftellt und durch zwei alphabetifche
Verzeichniffe der in ihm genannten Schüler bzw. der in dem
ganzen ,Beihefte' vorkommenden Autoren ufw. S. 105—110 fich
ein anzuerkennendes Verdienft um die Erweiterung unferer Kennt-
niffe der Gefchichte des Erziehungs- und Unterrichtswefens in
Sachfen um die Mitte des 17. Jahrh. erworben, wofür ihm die
Forfcher auf diefem Gebiete zu großem Danke verpflichtet find.
Göttingen. K. Knoke.

Grimmert, Paft. J.: Die Parrion des Herrn. Handreichung zu
Paffionsandachten (V, 75 S.) gr. 8». Groß-Salze, E. Strien

(1912). M. 1.50

Diefe Veröffentlichung ift gut gemeint, aber naiv. Es wäre
doch fchlimm, wenn nicht ein jeder, der das theologifche Studium
hinter fich hat, die felbftverftändlichen, am Wege liegenden Gedanken
, die hier geboten werden, felbft finden könnte. Wo aber
der Verfaffer Eigenes oder Befonderes bietet, mutet es merkwürdig
an. Nur ein Beifpiel: bei der Abendmahlsfzene heißt es
in Bezug auf den Biffen, den Jefus Judas reicht: ,Der Segens-
biffen ift zum Schlangenbiß geworden'. (!) Zu manchen andern
Bemerkungen kann man ein Fragezeichen machen. Eignes Nachdenken
ift beffer als folche Hilfsmittel.
Frankfurt a. M. W. Borne mann.

Mitteilung.

4. Herr Omont1) hat fchon in dem 17. Bd. diefer Monuments,
Paris 1909, S. 85—98, Tafel 5—9, die Bilder in einer fyrifchen
Handfchrift des Alten Teftaments befprochen, die dem 7. oder
8. Jhdt. zuzufchreiben ift. Jene altteftamentliche Hf. in der Parifer
Nationalbibliothek, Syr. 341, war urfprünglich eine ganze Bibel

') Omont, Henry, Peintures d'un evangeiiare syriaque du XIP ou XII"
siede. Fondation Eugene Piot. Monuments et memoires publies par l'Acade
mie des Inscriptions et Belles-Lettres . Paris 1911, Band 19, Heft 2 (von der
ganzen Sammlung Heft 36), S. 201-210, und Tafel 16-20.