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Ausgabe:

1913

Spalte:

801-803

Autor/Hrsg.:

Schomerus, H. W.

Titel/Untertitel:

Der Caiva-Siddhanta, eine Mystik Indiens 1913

Rezensent:

Franke, R. Otto

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur Titl'US und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. G. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

_ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlich an

38. Jahrg. Nr. 26 FrofefforD.TitiusinGö^ 20. Dezember 1913

O Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Schomerus, Der Caiva-Siddhänta, eine Myflik

Indiens (Franke).
Schmidt, De Cornuti theologiae graecae com-

pendio capita duo (Goedeckemeyer).
Schäfers, Die äthiopifche Überfetzung des

Propheten Jeremias (Duenfing).
Volz, Der Geift Gottes und die verwandten Er-

fcheinungen im Alten Teftament und im an-

fchließenden Judentum (Gunkel).
Lütgert, Amt und Geift im Kampf (Knopf).
Corpus Script. Christ. Orient. Scriptores Syri.

Ser. II. Tom. LXVI: Theordorus Bar Köni,

p. L ed. Scher (Diettrich).
Junker, Koptifche Poefie des 10. Jahrhunderts

(C. Schmidt)
K urtfcheid, DasBeichtfiegelinfeinergefchicht-

lichen Entwicklung dargeftellt (v. d. Goltz).
Kalkoff, Zu Luthers römifchem Prozeß (W.

Köhler).

Schubert, Die Vorgefchichte der Berufung Hans slaegt og hans religiöse udvikling (Raoul

Luthers auf den Reichstag zu Worms 1521 (W. Hoffmann).

Köhler). Weber, Religion und Kultur (Niebergall).

Völker, Toleranz u. Intoleranz im Zeitalter der ! Barth, Chriftus unfere Hoffnung (Niebergall).

Reformation (Seil). ■ Referate: Haas, Drei Buddhapriefter. — Au-

Kolb, Die Gefchichte des Gottesdienftes in der 1 rieh, Hagios Nikolaos. — Simons, Faft-

evangelifchen Kirche Württembergs (Boffert). tage in den alten calvinifchen Kirchen. —

Boehmer, Die Jefuiten (Hoensbroech). Lütgert, MartinKähler.— Macmi 1 lan,The

Angermann, Die evangelifchen Kirchen des Crowning Phase of the Critical PhÜosophy.

Pofener Landes feit 1772 (Wotfchke). j — Kger, Der Arbeiter e. die Gemeinde. —

Kant's, Werke, hrsg. v. E. Caffirer. Bd. III,
(Wttft).

Vinet, Nouveaux discours religieux (Lobftein).
Gerdtell, Die urchriillichen Wunder vordem

Schian, Die geiftigen Strömungen in de
oberen Schichten unferes Volkes u. die Gemeinde
. — Blau, Lebensziele.
Mitteilungen: (41) Die .fymbolifchen Fundament-

Forumdermodernen Weltanfchauung (Johannes j opfer' bei den Ausgrabungen in Gefer. (42)
Wendland). 1 Quellen der Religionsgefchichte. (43) Teyler-

Tennant, The Concept of Sin (Mackintosh). fche Theologifche Gefellfchaft zu Haarlem.

Spencer, The Meaning of Christianity (Derf.). j (44) ,Dic Religion in Gefchichteu. Gegenwart'.

Ammundsen, Sören Kierkegaards ungdom. , Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Schomerus, H.W.: Der Caiva-Siddhänta, eine Myftik Indiens.

Nach den tamulifchen Quellen bearb. u. dargeftellt.
(XI, 444 S.) gr. 8°. Leipzig, J. C. Hinrichs 1912.

M. 12—; geb. M. 13—.

Die Hoffnung des Verfaffers, daß feine .Arbeit den
Indologen als ein Beitrag zur Vervollftändigung unferes
Wiffens um die Geiftesarbeit Indiens nicht ganz uner-
wünfcht fein wird' (S. VI), dürfte wohl der Erfüllung
ficher fein, nicht nur, weil der Stoff danach angetan ift,

fondern auch weil das Buch als folches Anfpruch auf j Dualismus von Seelen und Materie, fondern auch ein
Anerkennung hat. Die ganze Art der Stoffverarbeitung höchftes Wefen lehre (S. 34). Er fcheint an das alte
und Darfteilung verrät einen philofophifch gebildeten und j epifche Sämkhya des Mahäbhärata nicht gedacht zu
denkenden Kopf. Der Verfaffer wird auch wohl Recht i haben, was' bei feiner fonftigen Vertrautheit mit der
haben mit dem Glauben (a.a.O.), ,daß die Bekanntfchaft j indifch-philofophifchen Literatur allerdings etwas auffällig

ratur aus der ganzen Art der Darfteilung fchließen darf.
Auch die Erörterungen über den Stoff find, anfechtbare
Einzelheiten ausgenommen, anerkennenswert.

Wiffenfchaftlich am intereffanteften find natürlich des
Verfaffers Verfuche, die Lehren des Saiva-Siddhänta an
die altindifchen Philofophien anzuknüpfen. Dabei findet
er, daß weder die moniftifche Vedänta-Lehre noch der
Dualismus des Sämkhya (und nach feiner unberechtigten
Auffaffung des Buddhismus, S. 33) die Grundlage gebildet
haben könne, da ja der Saiva-Siddhänta nicht nur den

mit dem Saiva-Siddhänta' (wie man jetzt beffer ftatt
C^aiva-S. umfchreibt) ,für die Miffionare in Indien, vor
allem in Südindien, nicht nur wünfchenswert, fondern
notwendig ift', wie man ja diefen Glauben wohl überhaupt
dahin verallgemeinern darf, daß den indifchen
Miffionaren im Intereffe ihrer Aufgabe eine möglichft

ift (während er das Sämkhya der Svetasvatara-Upanisad
richtig heranzieht, S. 167 und 179).

Das epifche Sämkhya zeigt diefelbe Verbindung von Urmaterie,
Seelenvielheit und höchflem Wefen. Es hat auch ebenfo, wenigflens
vereinzelt, die Mäyä neben der Prakrti als Urfache der Welt (vgl. Verf.
S. 130 fr.): nach der Bhagavadgitä (in Mahäbhärata VI) IV,6 entfteht

iiuiiiuu<ucii 1111 «u.» ui.;i«r«^R;«,.....,-:„i-a-„ Krsna oftmals neu durch feine Mäyä. Die Mäyä, die nach VII 14 und

tiefe Kenntnis der ganzen indifchen Philofophiezu wunfehen [ 25"die Gottheit fdbft verhm< £ mit den 'd;ei Qualitäten behQftet

ift, wie Schomerus felbft fie ZU belltzen icheint. Die | a]f0 die Prakrti oder mindeftens dazu angetan, einer Identifikation mit
Indier find im allgemeinen keine Wilden, fie belächelten j ihr entgegenzureifen. Wenn Siva als das Handeln und deffen Wirkung

den chriftlichen Durchfchnittsmiffionar, wie er früher war. (karman) in Bewegung fetzend gilt oder zu gelten hat (S. 117 ff), fo ift
Den Wunfeh des Verfaffers, daß auch ,die Vertreter der Ä^«*1?Tn^^^^^^^9^&X^ L4,

. ' vv uiuoii uv-o * .> '.- daß das daivam Ldas Göttliche. Schickfal') einer der Paktoren fei, die

Wlffenfchafthchen Theologie' fein Buch lefen und yer- das Handeln zuftande brächten. Auch der Satz ,Wi« der Buchstabe A'

arbeiten möchten, um ihrerfeits die Mlffion ZU befähigen | (in jedem Konfonantenzeichen der iudifchen Alphabete mit enthalten und

fich mit der indifchen Weltanfchauung auseinanderzufetzell, j außerdem der erde Buchflahe in ihnen ift) ,ift der unvergleichliche Gott

was fie von fich aus noch nicht leiften könne (a.a.O.), j als,df ,rei"e win"en i" allem es durchdringend gegenwärtig' (s. 55
übermittelt Referent hiermit an feine Adrefle i^^^T^Z BPS

Der Saiva-Siddhan(a ift ein phllolophllches byltem , wichtiges mit dem Sämkhya, altem und klaflifchem, gemein (f z B
aus den Kreilen der Siva-Verehrer hauptfächlich Süd- [ s. 136ff), was ja auch dem Verf. nicht verborgen geblieben ift (f, außer
Indiens, das der Verfaffer für den bellen Schlüffel zum I S. 167 und 179 1. B. i69ff).

Verftän'dnis der sivaitifchen Volksfeele diefer Kreife hält. Auf der anderen Seite kennen fchon die Sütras des

Schomerus hat eine der verfchiedenen Formen diefes Bädaräyana (f. Dahlmann, Nirväna, S. 146) das Sat-Cit-
Syftems, den Suddhädvaita-Siddhänta, dargeftellt (S. 6), Ananda-Wefen der Gottheit (von dem Sch. S. 49fr fpricht).
aus 14 tamulifchen Werken, in erfter Linie aus dem ; Schomerus felbft unterfucht ja auch das Verhältnis zwifchen
oivajnänabodha (alle etwa aus dem 13. Jahrh. n. Chr., ; Vedänta und Saiva-Siddhanta, zvB. S. J2i. Wenn ,das
f. S. 23—26 und 28) und den Kommentaren zu letzterem Verhältnis zwifchen' Siva und Sakti .unter dem Bilde
(S. 27), und zwar in gewiffenhafter Weife, foweit man ; einer halb männlichen und halb weiblichen Geftalt' ,dar-
ohne eingehende Kenntnis der fpeziell tamulifchen Lite- I geftellt' wird (Sch. S. 69), fo ift daran zu erinnern, daß

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