Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1913 Nr. 23

Spalte:

721-722

Autor/Hrsg.:

Haase, Felix

Titel/Untertitel:

Die schriftstellerische Tätigkeit der Breslauer theologischen Fakultäten von 1811 bis 1911 1913

Rezensent:

Köhler, Walther

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

721

Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 23.

722

,quoniam Romanum Pontificem merito exhibitant' ficher
in ,exsibilant' zu verbeffern fein werden. Dasfelbe latei-
nifche Drama wurde dann von John Bales zwifchen 1538
und 1548 ins Englifche übertragen, ebenfo vielleicht auch
fein gegen Heinz von Wolfenbüttel gerichtetes Drama
Incendia (1541). Diefe englifchen Überfetzungen find
aber verloren; doch weift Wiener nach, daß in Bales
Stück ,King John' der ,Pammachius' benutzt und mannigfach
imitiert worden ift. Einen ähnlichen Einfluß vermag
er auch nachzuweifen in bezug auf John Foxes
Drama .Christus triumphans' 1556. Außer dem ,Pam-
machius' wirkt nach England hinüber Naogeorgs umfängliches
polemifches Lehrgedicht .Regnum papisticum',
das von Barnaby Googe 1570 in feinem .Popish king-
dom' in englifche Verfe übertragen wird; und zwar fo,
daß nach Wieners Urteil die Überfetzung lebendiger,
kräftiger, draftifcher ift als die glatten lateinifchen Verfe
des Originals. Derfelbe Googe hat dann auch noch die
beiden erften Bücher der Agricultura Sacra Naogeorgs
ins Englifche übertragen: Spiritual husbandry.

Diefen Nachweifungen über Naogeorg in England
ftellt der Verfaffer auf den erften 50 Seiten feiner Arbeit
.Annalen des deutfchen Einfluffes im Reformationszeitalter
' in der englifchen Literatur voran. Es ift das der
für uns Deutfche intereffantefte und dankenswertefte Teil
feiner Arbeit. Nachdem fchon vor Beginn der Reformation
einige wenige deutfche Arbeiten erbaulichen Inhalts
, aber auch Reineke Fuchs und Brandts Narrenfchiff
nach England übertragen waren und 1520 des Erasmus
.Enchiridon' eine englifche Überfetzung erfahren, beginnt
die literarifche Einwirkung auch der Schriften Luthers,
und, wie Wiener richtig bemerkt, laffen die Jahreszahlen
der Überfettungen von Reformationsfchriften den Fortgang
der englifchen Reformation erkennen. Bis zur
Suprematserklärung Heinrichs VIII. wird nur zaghaft
überfetzt, dann wächft die Zahl der Übertragungen, um
während der 6 Jahre der Regierung Eduards VI. ftark
anzufchwellen. Eine Unterbrechung tritt ein durch die
katholifche Maria, dann aber bringt das Zeitalter Elifa-
beths wieder viele folcher Überfetzungen hervor. Auch
die Schweizer Reformation ift fchon unter Heinrich VIII.,
befonders durch Bullingerfche Schriften, vertreten. Seit
Eduard VI. nimmt der Einfluß diefes Zweiges der Reformation
natürlich zu, neben Bullinger find nun auch
Hyperius, Urfinus, Olevianus und andere zu nennen. Doch
erfcheinen z. B. noch 1577—81 die verfchiedenlten Schriften
Luthers in englifchen Überfetzungen. Das forgfältig
zufammengeftellte Verzeichnis folcher Schriften ift doch
nicht ganz vollftändig. Ich mache auf drei Lücken auf-
merkfam: Die 1529 angeblich in Marburg gedruckte
Schrift des John Frith unter dem Pfeudonym Richarde
Brightwell ift ja in dem ganzen Abfchnitt ,The Reve-
lation of Antichrist' eine Überfetzung aus Luthers Schrift
gegen Ambrofius Catharinus, vgl. v. Dommer, Die alterten
Drucke aus Marburg, Nr. 20. Ferner wurden des
Erasmus Sarcerius Loci communes (1538) noch in dem-
felben Jahre von R. Taverner ins Englifche überfetzt und
in London gedruckt, vgl. de Wette V, 214; Real. Ena3
XXIV, 451. Auch vermifie ich Bugenhagens Epistola
ad Anglos '1525 und deren englifche Überfetzung 1536,
vgl. Geifenhof Biblioth. Bugenhag. Nr. 18 [—188.

Berlin. G. Kawerau.

Haafe, D. Felix: Die Ichriftftellerifche Tätigkeit der Breslauer
theologifchen Fakultäten von 1811 bis 1911. (Feftfchrift
zur Hundertjahrfeier der Univerfität Breslau.) (VI,
306 S.) gr. 8°. Breslau, Goerlich & Coch 1911.

M. 5.75; geb. M. 7.50

Eine Gefchichte der theologifchen Fakultäten zu
Breslau wäre eine fehr reizvolle und lohnende Aufgabe;
fie haben beide eine Entwicklung durchgemacht, die ftark
individuelle Züge aufweift, dabei aber doch vorzüglich

den großen Gang der Kirchengefchichte hüben wie drüben
illuftriert. Wie ließe fich z. B. vortrefflich die Entwick-
lungsgefchichte des Katholizismus im 19. Jahrh. an der
Gefchichte der Breslauer katholifch-theologifchen Fakultät
aufweifen — ich nenne nur die Namen Derefer, Baltzer,
Reinkens bis herunter zu Renz, dem in Münfter Ver-
fehmten, von Kardinal Kopp Befchützten, oder Commer!
Und die proteftantifch-theologifche Fakultät — Männer
wie Scheibel, Köftlin, K. Müller, Weingarten, Wrede,
Feine und Kropatfcheck, wer nur ein wenig die Gefchichte
der theologifchen Richtungen kennt, fieht fie in den
Dozenten fich wiederfpiegeln; es hätte fich gelohnt, die
Gefchichte der katholifchen und proteftantifchen Theologie
in diefem Spiegel aufzufangen. Aber der Verfaffer der
vorliegenden Feftfchrift hat fich eine viel befcheidenere
Aufgabe geftellt: er bietet eine Statiftik der fchriftftelle-
rifchen Leiftungen der Dozenten, fein fäuberlich nach den
Fakultäten alphabetifch geordnet. Jeder Dozent erhält
feine Biographie und ein Verzeichnis feiner Schriften, von
denen die wichtigften charakterifiert werden. Das Ganze
kommt fo auf eine ziemlich äußerliche Zufammenftellung
heraus, zumal die Charakterifierung der Schriften im
Wefentlichen eine knappe Inhaltsangabe ift; beiden proteftantifchen
Theologen hat fich Verf. in der Regel auf Re-
zenfionen in diefer Zeitung oder anderweitig geftützt, und
das ift gut fo, da er bei den eigenen Glaubensgenoffen
feinen ftreng kirchlich-vatikanifchen Standpunkt verrät
und wohl fchwerlich von fich aus der proteftantifchen Arbeit
gerecht geworden wäre. Sogleich der erfte, Baltzer,
wird z.B. im Schlußurteil kurz abgetan, und über Reinkens,
der zwar das gnädige Lob erhält, daß er ,über umfallende
Kenntniffe verfügte' (S. 102), werden knappe 10 Zeilen
gefagt; um fo eingehender wird Commer mit feiner Papft-
verherrlichung (,der Papft ift in feiner Würde gleichfam
ein zweiter Chriftus' S. 25) behandelt Jener Anfchluß an
Rezenfionen hat freilich das Mißliche, daß bei Bratke z. B.
nur der verunglückte ,Wegweifer' fkizziert wird oder
Kawerau mit 7 Zeilen abgetan wird. So kann ich den
Wert diefer Feftfchrift eigentlich nur in der Zufammenftellung
von Biographie und Schriften fehen; die wird man
als Nachfchlagewerk benutzen. An den Schluß hat Verf.
eine kleine Erörterung über die Notwendigkeit der theologifchen
Fakultäten geftellt. Er berührt fich da ftellen-
weife (vgl. S. 290) mit Eb. Vifchers Rektoratsrede über
,die Zukunft der ev. theol. Fakultäten' und wird auf vollen
Beifall rechnen können, wenn er die Beibehaltung der
Fakultäten, auch der katholifchen, wünfcht. Das mit dem
Antimodernifteneide aufgetauchte Problem ift freilich mit
dem Hinweis darauf, daß alle Wiffenfchaft Vorausfetzun-
gen hat, nicht gelöft, es kommt auf die Stärke und
Zwangsgewalt diefer Vorausfetzungen an. — S. 233 ift der
Verf. der ,Bekenntnisfchriften der reformierten Kirche'
der Erlanger [E. F.] K. Müller.
Zürich. Walther Köhler.

Tiesmeyer, Paftor prim. a. D. L.: Die Erweckungsbewegung
in Deutfchland während des XIX. Jahrhunderts. 16 Hefte.
Kaffel, E. Röttger o. J. (1901, bezw. 1903—1912).

M. 15—; das Heft M. 1 —

Band I, Heft i: Minden-Ravensberg u. Lippe. 2. Aufl. (Vorwort

zur i. Aufl. Weihnacht 1901, zur 2.: Febr. 1905 (77 u. 3 S.) _

2. Heft: Das Siegerland, das ehemal. Herzogt. Naffau u. das Homburger
Land. 2. verb. Aufl. (Vorwort [zur 1. Aufl.] April 1902, zur
2.: Juni 1908). (5 u. S. 86—179 u. I S.) — 3. Heft: Das Wuppertal
, das Ober- u. Niederbergifche Land (Vorwort Epiphanias 1903).
(5 u. S. 180—253). — 4- Heft: Baden (Vorwort September 1903).
(5 u. S. 256—386). — 5. Heft (Band II, Heft 1): Ehemaliges Kur-
fürftent. Helfen (Vorwort Januar 1905). (78 u. 2 S.) — 6. Heft:
Das Großherzogt. Helfen (Vorwort Paffionszeit 1905). (76 u. I S.) —
7- Heft (Band II, Heft 3): Württemberg (Vorwort 15. Juni 1906).
(103 u. 1 S.) — 8. Heft (Band II, Heft 4): Bayern (Vorwort September
1906), (83 u. I S.) — 9. Heft (Band III, Heft I): Hannover