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Ausgabe:

1913

Spalte:

705-709

Autor/Hrsg.:

Marquart, Joseph

Titel/Untertitel:

Die schwarzen Syrer des Philostorgios 1913

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack
Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'lche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

Manuflcripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlich an _ ■,/-»•,«-»

38. Jahrg. Nr. 23 profeiror rxTitiu, in Güttingen, ^ 8. November 1913

O Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Die fchwarzen Syrer des Philoftorgios (Mar-
quart).

Eerdmans, Altteflamentliche Studien. IV. Le-

viticus (Holzinger).
Cheyne, The Mines of Isaiah Re-cxplored

(Marti).

Scott, The Kingdom and the Messiah (Bouf-
fet).

Milligan, The New Testament Documents
(v. Hobfchüt/.).

Severus ihn al Muqaffa, Alexandrinifche
Patriarchengefchichte von S. Marcus bis Michael
I (Duenfing).

IlanaSdnovXoi;, liegt rr/c intarrj/iovix^g
igaaemc iov MeyäXov <Pu>rlov (Ph.
Meyer).

— liegt t<7S iXXrjvix^c, ixxXTjaiaarixgg ygovo-
yga<piag top tot atiovog (Derf.)

Weife, Königtum u. Bifchofswahl im fränkifchen
u. deutfchen Reich vor dem Inveftiturftreit
(Lerche).

He feie, Der hl. Bernhardin v. Siena u.
die franziskanifche Wanderpredigt in Italien
(Lempp).

Luttor, Biblia Pauperum (Ficker).

Humbel, Ulrich Zwingli u. feine Reformation

im Spiegel der gleichzeitigen, fchweizerifchen

volkstümlichen Literatur (Bollert).
Wiener, Naogeorgus im England der Refor-

matioDszeit (Kawerau).
Haafe, Die fchriftftellerifche Tätigkeit der

Breslauer theologifchen Fakultäten (W.

Köhler).

Tiesmeyer, Die Erweckungsbewegung in
Deutfchland während des XIX. Jahrhunderts

Dürr, Erkenntnis-Theorie (Kohlmeyer).
Brentano, Ariftoteles' Lehre vom LTfprungdes

menfchlichen Geiftes (Wundt).
Meyer, Das foziale Naturrecht in der chrift-

licheu Kirche (Troeltfch).
Traub, Ich fuche dich, Gott! (Bornemann).
Referate: Die Kultur der Gegenwart I, VIII. —

Hühn, Einführung in die biblifchen Bücher.

— van Nes, Historie, Mythe en Geloof. —
Bacher, Die Agada der babylonifchen Amoräer.

— Grabmann, Thomas von Aquin. — Ri-
ftitfch, Die indirekten Beweife des transzendentalen
Idealismus. — Helfifche Biographien
.

Mitteilungen: (35) Luthers Schriften in England
. (36) Kant-Gefellfchaft, Preisaufgabe.
Erwiderung von K. Budde.
Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

XafiortiX KaTtaaovXr/g (Derf.). (Loofs).

Die fchwarzen Syrer des Philoftorgios.

Die Berliner Kirchenväter-Kommiffion hat fich durch
die neue Ausgabe der Überrefte ffer Kirchengefchichte
des Philoftorgios ein wirkliches Verdienft erworben. Der
Hiftoriker wird den Verluft des Originalwerkes doppelt
bedauern, wenn er lieht, wie intereffante Auffchlüffe der
Verfaffer, nach den Auszügen zu fchließen, namentlich
auch über die Miffionsgefchichte und Geographie gegeben
hatte. Dies möchte ich hier an einem Punkte näher erläutern
, in dem ich die weitere Ausführung einem anderen
Orte vorbehalte.

Philoftorgios widmete einen längeren Abfchnitt der
Miffionsreife eines gewiffen Theophilos des Inders, welcher
mit einer Geiandtfchaft des Kaifers Konftantius nach
Südarabien gekommen war und hier den König der
Homeriten (Himjaren) bekehrte, dann nach der Infel Dibus,
feiner Heimat, reifte, und von da aus eine Vifitationsreife
zu den vom Apoftel Bartholomäus bekehrten ,innerften
Indern' unternahm. Von Süd- oder Großarabien aus ging
er dann zu den Äthiopen von Akfüm (Abeffmien) hinüber,
deren Kirchenwefen er gleichfalls ordnete. ,Vor diefen
Auxumiten aber wohnen, nach Often reichend, nach dem
äußerften Ozean die Syrer, welche diefe Benennung
auch bei den dortigen (Einwohnern) tragen. Alexandros
der Makedone hatte fie bei diefen aus Syrien verpflanzt
und hierher angefiedelt: fie bedienen fich auch jetzt noch
der väterlichen Sprache. Sie find nun fämtlich fchreck-
lich fchwarz, da fie der fcharfe Strahl der Sonne trifft.
Bei diefen wächft befonders hölzerne Kaffia, Kaffia, Kaffa-
mon (?) und Zimmt, fowie auch eine Menge Elefanten.'
Zu diefen Syrern war Theophilos aber nicht felbft gekommen
. (Philoftorg. III. 6, p. 35, 23—30 ed. Bidez).

Philoftorgios bzw. fein Gewährsmann, Theophilos der
Inder, hat die Notiz über diefe rätfelhaften fchwarzen
Syrer, die er nicht felbft befucht hatte, ficher nicht aus
rein geographifchem oder eth.nologifch.em Intereffe eingefügt
, fondern weil er die Aufmerkfamkeit feiner
Glaubensgenoffen auf fie als einen geeigneten

Gegenftand der Miffionierung hinlenken wollte. J) Alfr. von Gutschmid hat die Notiz wörtlich genommen und

Es ift mir nir-Br k»b--,„r,t rr^vvnrden daß fich iptmnd <la,'aufhi" »" *** Vorhandenfein einer wirklichen fyriicheu Kolonie an

^ 11L.m£ mcht bekannt gew0'at"- aau »cn jemand der Meereskü(le öfuich von Aksum laubt <Die £öni men b den

lchon im Ernlte bemuht hatte, das Ratlel diel er Ichwarzen j apokryphen Apoftelgefchichteu' im Rhein. Mus N. F. 1864 Bd. XIX

afrikanifchen Syrer zu löfen. Zwar über ihre Wohnfitze s. 385 390).

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kann nicht der geringfte Zweifel obwalten: fie wohnen
vor den Auxumiten, d. h. füdöftlich von diefen, nach dem
äußerften d. h. dem indifchen Ozean zu, alfo genau auf
dem afrikanifchen Ofthorn; ihr Land wird unzweideutig
als das Zimmtland befchrieben, und diefes lag eben auf
der Oftfpitze der Cömälihalbinfel, wie ein Blick auf Karl
Müllers Karte 28 in feinem Atlas zu Ptolemäus zeigt.
Aber heutzutage wohnen hier wilde Cömälis, und zwifchen
diefen und den Syrern des Theophilos eine Brücke zu
fchlagen dürfte fchwer halten.

Auf die angebliche Verpflanzung durch Alexander
d. Gr. ift natürlich nichts zu geben: dies ift lediglich eine
bekannte Fiktion. Auch auf die angebliche fyrifche
Sprache wird nicht zu bauen fein.1) Dagegen müffen wir
an dem Namen 2vqoi fefthalten, da diefer offenbar den
Ausgangspunkt der Legende oder des aitiologifchen Mythos
gebildet hat. Über die ehemalige Verteilung der Raffen in
Öftafrika nördlich vom Äquator wiffen wir noch faft gar
nichts. Nur foviel darf a priori angenommen werden, daß
auch hier, wie erwiefenermaßen in der Caharä, die Neger
im Altertum viel weiter nach Norden gereicht haben als
heutzutage. Aber weder zu den Bantu noch zu den
Comäli vermag ich unsere Syrer in Beziehung zu fetzen.

Nehmen wir einmal den Namen 2vqoi fcharf unter
die Lupe, fo fällt es uns alsbald wie Schuppen von den
Augen: 2vqoi ift nichts als eine Überfetzung von
Oromö, der Selbftbezeichnung der Gallas, welche
ägyptifche oder fyrifche Kaufleute an den Namen
Ar(a)mäje, in weltlicher Ausfprache Armäje ,Aramäer'
erinnerte! Die Oromö find in der Tat fehr fchwarz, aber
fonft von durchaus ,chamitifchem' Typus, und reden
eine Sprache, die namentlich in der Verbalflexion große
Übereinftimmung mit den femitifchen Sprachen zeigt.

Dies würde nun wirklich eine ausgezeichnete Be-
ftätigung für die Angaben älterer englifcher Bericht-
erftatter über die urfprünglichenWohnfitzeder Gallas fein.
Philipp Paulitfchke (Die Wanderungen der Oromö