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Ausgabe:

1913

Spalte:

673-675

Autor/Hrsg.:

Kroner, Rich.

Titel/Untertitel:

Logos. III. Bd 1913

Rezensent:

Mayer, Emil Walter

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack
Fortgeführt von Professor D. Arthur Titius und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

fährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. HlnTlchs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find aus f c h lie ß lic h an _ , - mm

9ft TahrV lTr 99 Profeflbr D. Titius in Gottingen, Nikolausberger Weg 66, zu fenden. 95. ÜKlODer l)lO

OO. Udlllg. Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag. ^W v^axuv^ w

Logos. III. Bd. Jahrg. 1912. (E. W. Mayer).
Kugler, Sternkunde u. Sterndienft in Babel
(Meißner).

Holzhey, Kurzgefaßtes Lehrbuch der fpeziellen
Einleitung in das Alte Teftament (Steuernagel;.

Stade, Biblifche Theologie des Alten Teftaments.
2. Bd. (Nowack). .

Spitta Die fynoptifche Grundfchnft in ihrer
Überlieferung durch das Lukasevangehum (R.
A. Hoffmann). ,

— Ein Lebensbild Jefu aus den drei erften Evangelien
(Derf.).

Frame, A critical and exegetical Commentary
on th'e Epistles of St. Paul to the Thessa-
lonians (Wood).

Schermann, Ägyptifche Abendmahlsliturgien
des erften Jahrhunderts (Bouffet).

Gib so n, The Commentaries of Isho dad of 1

Pissard, La Guerre Sainte en Pays Chretien
(Ficker).

Sondheimer, Die Herodes-Partien im lateini-
fchen liturgifchen Drama u. in den franzöfifchen
Myfterien (Frie'sland).
Steinlein, Luthers Doktorat (Kawerau).
Levy, Die Grundlagen des ökonomifchen Liberalismus
in der Gefchichte der englifchen
Volkswirtfchaft (Troeltfch).
Kreip e, Die Abhängigkeitsbeziebungenzwifchen
denbeidenphilofophifchenVermächtnisfchriften
des Freiherrn G. W. von Leibniz (Kohlmeyer).
Moore, An Outline of the History of Christian

Thought since Kant (Lempp).
Sanday, Christologies ancient and modern

(Kattenbufch).
Campbell, Zehn Predigten (Niebergall).
Utten dörfer, Das Erziehungswefen Zinzendorfs
Merv (Diettrich). j u.derBriidergemeine in feinenAnfangen(Knoke).

Referate: Holzhey, Kurzgefaßte hebräifche
Grammatik. — Goethals, Jesus ä Jerusalem.
— Weiß, Die urchriftlichen Gemeinden im
apoftolifchen Zeitalter. — Hellmanns, Wert-
fchätzung des Martyriums als e. Rechtfertigungsmittels
in der altchriftlichen Kirche bis zum
Anfang des 4. Jahrh. — Krebs, Theologie u.
Wiffenfchaft nach der Lehre der Hochfchola-
ftik. — Hegel, Grundlinien der Philofophie
des Rechts. — Schultze, Tod u. Leben. —
Stuba, Tod u. Unfterblichkeit. — Jones,
Der Alptraum in feiner Beziehung zu gewiffen
Formen des mittelalterlichen Aberglaubens. —
Brennecke, Quousque tandem!

Mitteilungen: (33) Goodspeed, Professor Harnack
and the Paris Manuscript of Justin. (34)
Babylonifche Dokumente in Philadelphia.

Entgegnung von W. Staerk.

Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Geifteswiffenfchaften. Zum Schluß einige Bemerkungen
über Diltheys Verdienfte um die Poetik und Pädagogik
Von Richard Kroner (Freiburg i. B.) ftammt eine
Abhandlung ,Zur Kritik des philofophifchen Monismus'.
Der erfte Teil derfelben gibt Auskunft über die dem modernen
Monismus zugrunde liegenden Motive: als folche
werden neben dem Bedürfnis des .erlebenden Ichs', ,die
erlebte Einheit aller feiner Erlebnisinhalte zur Einheit
einer Welt umzudenken', logifche, äfthetifch-myftifche und
religiöfe Motive genannt. Der zweite Teil geht dann zur
Kritik über; wobei namentlich an der Hand erkenntnis-
zipien; vielmehr werden die verfchiedenften Themata von theoretifcher und logifcher Erwägungen und unter Hin

Logos. Internationale Zeitfchrift f. Philofophie der Kultur.
Unter Mitwirkg. v. Rud. Eucken, Otto v. Gierke,
Edm. Husserl u. a. hrsg. v. Rieh. Kroner u. Geo. Mehlis.
III. Bd. Jahrg. 1912. 3 Hefte, gr. 8°. Tübingen, J. C. B.
Mohr. M. 9 —

Diefe philofophifche Zeitfchrift ift nun bereits in ihr
viertes Lebensjahr eingetreten. Der Geift, von dem fie
beherrfcht ift und der auch gewiffermaßen in ihrem Namen
zum Ausdruck kommt, ift bekannt. Es handelt fich
zwar nicht um einfeitige Gebundenheit an beftimmte Prin-

fehr verfchiedenen Gefichtspunkten aus erörtert; den
noch treten als befonders charakteriftifche Merkmale hervor
: der kritifch begründete Glaube an den Geltungswert
der Vernunft und das Beftreben, deren konftitutiven und
richtunggebenden Einfluß innerhalb der Kulturerfchei-
nungen nachzuweifen und herauszuarbeiten.

Was fpeziell das in dem vorliegenden dritten Bande
Dargebotene betrifft, fo darf getroft behauptet werden,
daß es durchaus auf der Höhe fleht, auf der fleh die vornehme
Zeitfchrift von Anfang an bewegt hat. Natürlich ift
es ganz unmöglich, den Inhalt fämtlicher Artikel auch
nur mit ein paar Worten anzudeuten; einige wenige feien
indeffen aufs Geradewohl herausgegriffen.

Rein hiftorifch ift der Auffatz von Max Frifcheifen-
Köhler .Wilhelm Dilthey als Philofoph'. Das liebevoll
gezeichnete Bild, das er von den weitverzweigten Anschauungen
des Berliner Denkers entwirft, ift deshalb von
größerem Wert, weil diefer feine Ideen in zahlreichen
kleineren, Schwer zugänglichen Schriften zerftreut hat, fo
daß eine Überficht fonft nicht leicht zu erreichen ift. Was
hier hervorgehoben wird, ift die refolute Ablehnung der
Metaphyflk durch Dilthey, feine Oppofltion gegen den
transzendentalen Idealismus fowohl als auch gegen den
Pofitivismus und feine Begründung der Philofophie auf
die ,Selbftbefinnung' und die .innere, lebendige Erfahrung'.
Es wird gezeigt, wie er, von da ausgehend, die verfchiedenen
Weltanfchauungen auf ihre Motive zurückführt und
nach Haupttypen gruppiert, wie er die Selbftändigkeit des
Geifteslebens behauptet, die Struktur der Geifteswelt aufgedeckt
und den Grund gelegt hat zu einem Syftem der

weis auf die Bedeutung des Gegenfatzes von Sein und
Sollen für das Erkennen die Unnahbarkeit des Monismus
dargetan wird.

A. Meinong (Graz) entwickelt in einem Auffatz:
,Für die Pfychologie und gegen den Pfychologismus in
der allgemeinen Werttheorie' feine Auffaffung von den
Prinzipien einer Werttheorie. Er kommt zu dem Refultat,
daß zwar der Wert, ftreng genommen, mit dem foge-
nannten .perfönlichen Wert'nicht zufammenfalle, das heißt,
daß er an fleh unabhängig fei von den Erlebniffen eines
Subjekts, von den tatfächlichen Intereffen eines folchen;
doch will er daraus keineswegs die Konfequenz gezogen
wiffen, daß ,die allgemeine Werttheorie vom Begriffe des
perfönlichen Wertes beffer abzufehen und ihr Tun nur
unter dem Gefichtspunkte des unpersönlichen Wertes zu
orientieren' habe. Bei der Rolle, die der Wertbegriff in
der modernen Theologie fpielt, dürften für die letztere
diefe Ausführungen eines um die Erforfchung des Wertbegriffs
längft verdienten Denkers nicht ganz bedeutungslos
fein, gleichviel, ob man ihnen nun zuftimme oder
nicht.

Rickerts Essay .Urteil und Urteilen' will dartun, daß
die Pfychologie des Urteilens, Soweit fie das Urteil als
wahres oder falfches unterfucht, Fühlung mit der Logik
brauche; die Logik dagegen könne fehr gut ,auch ohne
Hilfe der pfychologifchen Feftftellungen die Struktur des
Urteilsgehalts erforfchen und den immanenten Sinn der
Urteilsakte mit Rückficht auf letzteren denken'. Scheint
dies Ergebnis lediglich von methodologifchem Wert zu
fein, fo erhält es doch ein weiter reichendes Intereffe durch

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