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Ausgabe:

1913 Nr. 21

Spalte:

665

Autor/Hrsg.:

Rauh, Sigismund

Titel/Untertitel:

Deutsches Christentum 1913

Rezensent:

Niebergall, Friedrich

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Seite 1

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665

Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 21.

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het weten van Christus in ons gemodificaerd kan worden
— het is duidelik, dat er te allen tijden een moment in
is en blijft, hetvelk van buiten komt, innerlich niet kan
worden bevestigd en daarom uiterlike bevestiging

blijvend van noode heeft.....Het innerlijk licht(!)

leert ons niets omtrent eene of andere festelijkheid in
deze wereld, het openbaart ons de wereld in hären diep-
sten grond (p. 289).
Göttingen. Bouffet.

des AT.s find doch wohl mehr zurückgeftellt, als wün-
fchenswert wäre. Vielen Hörern, vielleicht der großen
Mehrzahl, wird die rein praktifche Art L.s fehr recht ge-
wefen fein; es bleibt nur die Frage, ob wir nicht auch
der Maffe etwas mehr Einführung in den hiftorifchen
Sinn der Bibel bieten follten. Gerade von hier aus inter-
effiert nun die im Kirchenjahr 1905/6 gehaltene, jetzt in
2. Aufl. vorliegende Reihe über Paulus. Zu ihr war L.
durch die Wahrnehmung beftimmt, daß die theologifchen
Verhandlungen über Jefus und Paulus bis tief in die
Kreife der Gemeinde eingedrungen find. Die Verfchieden-

Rauh, Sigismund: Deutfehes Chriftentum. (206 S.) 8°. Göt-

. — — . , , „ " Uj_ „ . artigkeit der Predigt Jefu und Pauli ift auch ihm Tatfache;

tingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1912. 2-5° | aber das Evangelium des Apoftels ift ihm doch das

Dieles Buch gibt fich als eine Erklärung des Kiemen
lutherifchen Katechismus. Aber es hat wohl in der ganzen
Katechismusliteratur nicht feinesgleichen. Allenthalben
fprengt es die Schranken einer Kat.-Erklärung. Denn R.
füllt fie mit einer fehr eigenartigen ftarken Welt- und

Evangelium Jefu Chrifti; und fo liegt ihm daran, im einzelnen
nachzuweifen, wie die Verbindungsfäden von der
Lehre Pauli zu Jefus hinübergehen, alfo die Gegenfätze
nur fcheinbar find. Er bietet dazu 28 Predigten, die,
felbftverftändlich alle im Anfchluß an paulinifche Worte,

Lebensauffaffung, die der Einfchränkung durch die Kat- j die Hauptpunkte des Evangeliums Pauli ausführen. Der
Teile o-ar nicht bedurft hätte. Auch ohne fie hätte er | Trinitatiszeit find hauptfächlich praktifch-ethifche Themen
dem Anfchluß an den, deutfehen Chriften Luther' Ausdruck zugefallen; für die angedeutete Abficht kommen mehr
geben können. Sein ,deutfches Chriftentum' erhebt und j die Predigten der feftlichen Zeit in Frage. Schade, daß
beo-eiftert; und das um fo mehr, als nirgends die Redens- das Kirchenjahr zwang, die fachliche Gedankenfolge
art lierrfcht, fondern alles auf gründlichen Studien beruht, mehrfach zu unterbrechen; ob nicht für den Druck ihre
Immer wieder arbeitet er den Gegenfatz des germanifchen j Herftellung zu empfehlen gewefen wäre? Was uns an
zum orientalifchen und romanifchen Chriftentum heraus, j Paulus religiös wichtig ift, kommt zur Sprache: das Kreuz,
Ift jenes fataliftifch, fchlaff und fchwelgerifch, fo ift das j die Erlöfung von Schuld und Macht der Sünde, der
nordifche ftraff, nüchtern und kampfesfroh. Sucht der j lebendige Herr (wie ganz pofitiv ift doch diefer angefein-
Südländer Gott im Tempel und Ritus, fo der Germane j dete Lahufenl). Sehr mit Recht predigt L. die Religion
im Buch. Der befondere Ton von R. liegt aber darin: 1 des Apoftels, nicht feine Theologie. Sehr mit Recht
er unterftreicht Luthers Weltfreudigkeit und vereinigt , fcheut er fich nicht, im Allgemeinen wie mehrfach im
mit ihr hohe, oft in Nietzfchefchem Geift einher- ; Speziellen darauf hinzuweifen, daß Paulus ein Kind feiner
fahrende Begeifterung; er ift durch die moderne Theologie Zeit war und in feinem chriftlichen Denken die Schalen
hindurchgegangen, hat fich aber, von ihrer philofophifchen rabbinifcher Gelehrfamkeit trug (2 vgl. 126). Er ift auch nicht
Religion unbefriedigt, einer Frömmigkeit wieder zugewandt, davor zurückgefchreckt, Gedanken wie Rom. 11,32—33
die echt deutfeh ,Chrift, den Bruder mein' in den Mittel- 1 und Rom. 3,24—26 (Sühne) nachzugehen. Rom. 7,22—24
punkt ftellt. Allem germanifchen Individualismus gegen- deutet er von der chriftlichen Gegenwart des Apoftels;
über betont er die Notwendigkeit zufammenfaffender die Predigt über 2. Kor. 5,14—17 ift damit freilich nicht
Ordnungen, für die ihm fein Preußen finnbildlich ift. — ausgeglichen. Alfo jedenfalls Predigten mit ernfter Ge-
Das find nur einige Hauptgedanken; von der Fülle der dankenarbeit. Das große Gefamtthema war freilich doch
anderen Gedanken, die verfchwenderifch durch das Buch wohl für folche Reihe allzu umfaffend. Das Verhältnis
hin ausgeftreut find, läßt fich kaum eine Ahnung geben. Pauli zu Jefu tritt in der Ausführung mehr zurück, als
Denn es gibt kaum ein wichtigeres Lebensproblem, wie das Vorwort erwarten läßt; und bei Paulus felbft muß
etwa Krieg, Frauenfrage, Sexualleben, Eigentum, Wahr- notgedrungen mancher wichtige Gedanke zu gunften der
haftigkeit. das nicht in einem Geifte behandelt wäre, der i zentralen beifeite geftellt werden. Das alles war kaum
echte lutherifche Frömmigkeit mit fcharfem Blick für die j zu vermeiden; und in Predigten war es vielleicht eben-
Gegenwart verbände. In dem Genuß diefer Gedanken fo wenig möglich, den Paulus ftärker zeitgefchichtlich

wird man fich weder durch die etwas aphoriftifche Art
der Behandlung noch durch den fehr lebhaften, eigenartigen
Stil abhalten laffen. Wer einem Eigenen begegnen
will, kommt hier durchaus auf feine Rechnung, ebenfo
wer einer Überwindung unferer theologifchen Gegenfätze
in einer ftarken, auf alten Grundlagen ruhenden und doch
modern-praktifchen Frömmigkeit das Wort redet.

Heidelberg. F. Niebergall.

Lahufen. D. Friedrich: Die Tafeln vom Sinai im Lichte Jefu.

Predigten über die 10 Gebote. (III, 96 S.) 8 °. Berlin,
M. Warneck 1913- Geb. M. 2 —

— Das Evangelium des Paulus, des Apoftels Jefu Chrifti.
Predigten. 2. Aufl. (VIII, 251 S.) 8». Ebd. M. 3-;

geb. M. 4 —

Lahufen liebt es, ganze Predigtreihen unter einheitlichen
Gefichtspunkt zu ftellen. Sommer 1912 behandelte
er die 10 Gebote nach der Lutherfchen Zählung, die
beiden letzten in einer Predigt. Die großen Gedanken
fchärfte er nach chriftlichem Verftändnis, das nur vereinzelt
gegen das altteftamentliche abgegrenzt ift, klar,
fehr praktifch, warmherzig und formfehön ein. Eine
.Kinderlehre' zu halten hat er mit Energie und Erfolg
vermieden; aber die großen Schwierigkeiten von Dekalogpredigten
angefichts des gefchichtlichen Verftändniffes

zu erfaffen. Es bedeutet alfo lediglich eine tatfächliche
Konftatierung, nicht eine Kritik, wenn feftgeftellt wird,
daß das große und weite Programm doch nurandeutungs-
weife Ausführung gefunden hat. Am wenigften darf
darüber vergeffen werden, was diefe Predigten auszeichnet
: die knappe Form, die überfichtliche Ordnung, die
fchöne Sprache, die feine Illuftration durch wenige er-
lefene Zitate, die wuchtige Heraushebung großer religiöfer
Gedanken, die andringende und lebendige, ernfte und
innige Art.

Gießen. M. Schi an.

Referate.

Behrmann, weil. Hauptpaft. Senior D.: Das Leben Jefu. Mit e.

Vorwort hrsg. v. jetz. Hauptpaft. A. W. Hunzinger. (202 S-
m. Bildnis.) 8°. Hamburg, G. Schloeßmann 1913. Geb. M. 3.60
Das Buch enthält Vorträge, die der verdorbene Senior D.
Behrmann im Winter 1910/11 vor einem großen Zuhörerkreife
gehalten hat. Es ift bedauerlich, daß in dem Verfaffer, deffen
Gelehrfamkeit bekannt ift, fo gar keine kritiiche Ader fchlug.
So bietet er nicht viel mehr als gefchmackvoll erzählte biblifche
Gefchichte. Die vier Evangelien, von denen das letzte die drei
anderen ergänzen wollte, find auserlefene Quellen für die Gefchichte
Jefu und werden bis zur Neige ausgefchöpft. Joh. ift
„ ^:!ri„re„uZU ^a tennhat,-e,r ^ -Jr"!r?le ""rl Fr,° S in dem Maße glaubwürdig, daß fogar Jefu Wiffen um Gott und

feinen Willen von feinem vorzeitlichen Sein beim Vater hergeleitet
wird. Die alte Additionsmethode bewährt (Ich aufs neue: