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Ausgabe: | 1913 Nr. 20 |
Spalte: | 624-628 |
Autor/Hrsg.: | Soares, Th. Gerald |
Titel/Untertitel: | A Baptist Manual 1913 |
Rezensent: | Kattenbusch, Ferdinand |
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Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 20.
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Hiftoriker des Cartefianismus, Bouillier, Monchamp, Dami-
ron, ein tiefes Schweigen beobachtet hatten. Auch die
Gefchichtsfchreiber der proteftantifchen Theologie oder
Dogmatik, Dorner, Frank, Gaß, Alexander Schweizer,
haben dem Einfluß des Cartefianismus auf die Glaubenslehre
nicht die gebührende Aufmerkfamkeit gefchenkt.
Scheurlen, Pfr.Paul: Die Sekten der Gegenwart, dargeftellt.
(191 S.) 8». Stuttgart, Verl. d. Ev. Gefellfchaft 1912.
M. 2.50; geb. M. 3.50
Lamb, Pfr. C: Die WiBwäHer-Sekte, ihre Gefchichte, Lehre
u. Eigenart. (93 S.) gr. 8°. Berlin, E. Ebering 1910.
Die auf zwei Teile angelegte Schrift hat es in dem vor- M 240
liegenden erften Teil zunächft mit der Entftehung, Eigen- ■
art, Gefchichte und philofophifchen Ausprägung der carte- ! Mc Glotnlm, Prof. W. J., Ph. D., D.D.: Baptist Confessions
fianifchen Scholaftik zu tun. Der zweite Teil, deffen 1 of Faith. (XII, 368 S.) 8°. Philadelphia, American
baldiges Erfcheinen B. in Ausficht ftellt, wird den Ein- Baptist Publication Society (1911). geb. M. 11.60
fluß der philofophifchen carteflanifchen Scholaftik auf die , tu r u a d~„r„* u ■ ti L ' r ,
reformierte Dogmatik fchildern. | Soares, Th. Gerald: A Baptist Manual. The Pohty of the
Die Aufnahme des Cartefianismus in das reformierte j Baptist Churches and of the Denominational Organi-
Syftem ift bereits zur Zeit Descartes' als eine fchwere zations. (156 S.) gr. 8°. Philadelphia, American Bap-
Irrung des calvinifchen Geiftes bezeichnet worden; das tist Publication Society 1911. M. 3.80
Urteil der neueren Forfchung ift im ganzen milder, leidet »,_,.. -nur-. , _ .. . „, . ^ . . .
aber an Unficherheiten und felbft Widerfprüchen, die die j Mac Arth"G Rob. Stuart: The Baptists. Their Pnnciple,
Notwendigkeit einer neuen Unterfuchung des Problems their Progress, their Prospect. (48 S.) gr. 8°. Ebenda
begründen. Den Geift, in welchem B. diefe Unterfuchung 1 1911. M. — 70
führt, charakterifiert er in Worten, die fowohl den Hifto
riker als den Syftematiker zu erkennen geben. Indem
er fich die prinzipiellen Beftimmungen Troeltfchs, in
Zimmer von Ulbersdorf, G. A.: Im Schatten von Mormons
Tempel. Ein neuer iBeitrag zur Kenntnis der Mor-
feiner Schrift über .Vernunft und Offenbarung bei Joh. I monen. (112 S.) gr. 8°. Neukirchen, Kr. Mors, Buch-
Gerhard und Melanchthon', aneignet, bemerkt er, daß handlung des Erziehungsverein 1911. geb. M. 1.60
der Hiftoriker, der die^Entwicklung der chriftlichen Dog- Das Buch yQn Scheurlen wiu dn >voikstümiiches<
matik in ihrer wefenthchen: E.gentumhchkeit verliehen fd und eg jft man kann dag Buch'ruhig zur Verwill
, nicht fowohl auf die philofophifchen Elemente und j brdt jfl den Gemeinden empfehlen. Die Pfarrer, die
H,a lrori(«rf»n V.-.rO-pUln n frcll-/-,HiC -711 arhrpn hnr Innnprti c r ,°. -r 1 -n ri> 1 /- ,
aut lektirenlche Bewegungen treffen, können fich aus
ihm fehr wohl unterrichten, worum es fich unter diefem
oder jenem Namen eigentlich handelt, und können es
intereffierten, oder etwa gefährdeten Laien zu eigener
Urteilsbildung .in die Hand geben. Scheurlen polemifiert
die tradierten Vorftellungsftoffe zu achten hat, fondern
auf die Fugen und die Nähte zwifchen beiden, auf die
komplizierten Verfuche, beide zu vereinigen oder gegeneinander
ficherzuftellen, auf die gequälten Bemühungen
um Glauben und Wiffen.
In den Dienft der Unterfuchung diefes Problems
a ,uü w r • rV 4 ^ fehr felten direkt- er fchildertmeift einfach und beleuchtet
ftellt der Verf. eine umfaffende Belefenheit un^ , höchftens die ,biblifchen'Argumente, deren fich die Sekten
Kenntnis des zu verarbeitenden Stoffs Be de. Schilde- . Me bedienen. wir hab - aus Schwaben (diefes Land
rung derEntwickelung ^ C"^^^™ u^ .^J^ j hat wohl relativ die meiften Sekten; doch gibt es auch
fianifchen Scholaftik auf den Univeifitaten^ und höheren ; dne Reihe Zentren ' DeutfcöhIand!); fdt
Schulen kam es ihm nicht darauf an, eine ausführliche r, Äa. r ---„„ , ,„„A—u*x.
Gefchichte des gefamten Cartefianismus zu liefern; er
wollte nur die Momente hervorheben, die unmittelbar
mit der Bildung der cartefianifchen Scholaftik zufammen-
hängen, und hat außerhalb diefes Zufammenhangs nur
Tatfachen, Autoren und Schriften angeführt, die den
Hiftorikern bisher unbekannt geblieben waren. Seine
eingehenden Forfchungen auf Bibliotheken und Archiven,
befonders in Wiesbaden, Leipzig und Leiden, haben ein
reiches Material an den Tag gefördert, für das ihm ein
um fo größerer Dank gebührt, als die zu löfende Aufgabe
Chr. Palm er vorangegangen, auch fchon andere brauchbare
Schriften über die Sekten in Deutfchland erhalten; in
E. Kalbs bekanntem Werke find die den Sekten gewidmeten
Abfchnitte recht tüchtig; F. Baun's .Sektenbüchlein
für evangelifche Chriften', eine Art von Auszug
daraus, ift auch zu nennen. Daß Scheurlen auf weite
Kreife, auch literarifch .ungebildete', als Lefer rechnet,
gibt fich u. a. darin kund, daß er bei allen englifchen
Namen forgfam die Ausfprache im Deutfchen hinzufügt
(nicht immer ganz glücklich). Es ift nicht viel
.Neues' in dem Buche zu finden. Sch. nennt feine
eine nicht geringe Selbftlofigkeit und Geduld erhe.fchte Qudle und eg fa entlegene. Aber
TÖ;Vvfb-nlS derforgfaltigen undmuhe^ , er hat fich nach Mö Hchkdt a^ch aus den Zeitfchriften
^^rffirit't^^ S! t I (Kättchen, Kalendern^ufw.), die dieSekten, man kann fagen:
cartefianifchen Scholaftiker gezeigt haben, wie fehr ihr
Meifter, trotz feiner gegenteiligen, gelegentlichen Äußerungen
, noch der Sohn der Scholaftik, resp. des Ari-
ftoteles war. Damit beftätigt fich nur die bekannte
Wahrheit, daß es in den großen Gedankenbewegungen
niemals eine gewaltfame, plötzliche Revolution gibt und
daß namentlich die Erkenntnis des einzelnen nicht die
Kraft hat, allgemeine Anfchauungen und prinzipielle
Überzeugungen umzugeftalten, die nicht in allerneufter
Beziehung zu der betrachteten Einzelheit flehen. Wertalle
, herausgeben, inftruiert und bietet mannigfach das
neuefte ftatiftifche Material. Er denkt wefentlich an Deutfchland
. Aber die bei uns .miffionierenden' Gemeinfchaften
und Sekten find ja größtenteils nicht von deutfchem Ur-
fprung. So geht Sch. auch auf die Verhältniffe anderer
Länder (befonders Nordamerikas und Englands) ein.
Auch die Gefchichte der Sekten verfolgt er kurz; da
hätte er, meine ich, zum Teil mehr bieten follen oder
aber weniger1. Die Literatur, die Sch. zum Schlufle
uez.enung zu aer peiracmeroii ^ -^ ^ ; , T" zufammenftellt, ift ohne große Mühe zu erweitern. Aber
voll bleibt vor allem der Nachweisq von^^ Einzelheiten ; eg • J ßuch kundJ und
ganz abgefehen, daß die dubitative Methode des Garte- i , , .„ , f '
fius in Ariftoteles und der Scholaftik bereits präfor- sXUrlen behandelt die folgenden Gruppen: Im
mieMftadem Dank für diefen Teil der Studien des Vfs. ! «gjen. größten Abfcb^tt dignigen für Deutfchl^d
über die cartefianifche Scholaftik verbinden wir den w>chtlgen Sekten, d.e fich unter dem Titel .Sonderbil-
Wunfeh, es möge ihm gegeben fein, bald den zweiten j
für den Theologen befonders intereffanten Abfchnitt Über q Der .Altmeifter der wiffenfchaftlichen Sektenforfchung', wie er
den Einfluß der cartefianifchen Scholaftik auf die refor- I Loofs nennt, hätte reichlicher ausgenutzt werden mögen. (Sch. zitiert
mifirtp noormtik folrren 711 laffen keinen einzigen der Sektenartikel von Loofs beiHauck; einmal beruft er
mierte L/OgmallK lOlgen ZU lallen. 1 fich fürftat,ftifche Notizen über die Adventiften auf, wie mir fcheint,
Straßburg i. E. P. Lobftein. briefliche Mitteilungen von ihm).