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Ausgabe:

1913

Spalte:

609

Autor/Hrsg.:

Roeder, Günther

Titel/Untertitel:

Ägyptisch. Praktische Einführung in d. Hieroglyphen u. d. ägyptische Sprache mit Lesestücken u. Wörterbuch 1913

Rezensent:

Wiedemann, Alfred

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Llc. Hermann Schuster

[ährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlich an _._ , •, m n

38 JahriZ. Nr. 20 ProfeirorD. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, rufenden. 27. SepteiTlDer 1013

D Rezenfionsexemnlare ausfchließlich an den Verlac. ■*■

Roeder, Ägyptifch (Wiedemann).
Schremmer, Labarum u. Steinaxt (BoufTet).
Staerk, Die Ebed Jahwe-Lieder in Jefaja doff.
(Budde).

Paffow's Wörterbuch der griechifchen Sprache,
I. Lfg. (Deißmann).

Heitmüller, Jefus (Wernle).

Corpus Script. Christ. Orient. Scriptores Syri.
Ser. IV. Tom. I. Cyrilli Alexandrini Commen-
Urii in Lucam, p. I, ed. Chabot (Diettrich).

Eckftein, Zur Finanzlage Felix' V (Ficker).

Thommen u. Schmitz-Kallenberg, Urkundenlehre
, f. u. II. (Lerche).

Kleine Texte 87, S8, 109. (Der Unterricht der
Vifitatoren. — Bugenhagen's Brauu-

fchweiger Kirchenordnuug. — Luthers Kleiner

Katechismus.) (Cohrs).
Christiani, Du Lutheranisme au Protestautis-

me (Scheel).
Bohatec, Die cartefianifche Scholaftik in der

Philofophie u. reformierten Dogmatik des 17.

Jahrhunderts (Lobflein).
Scheurlen, Die Sekten der Gegenwart (Katteii-

bufch).

Lamb, Die Wißwäfler. Sekte (Derf.).
Mc Glothlin, Baptist Confessions of Faith
(Derf.).

Soares, A Baptist Manuel (Derf.).
Mac Arthur, The Baptists (Derf.).
Zimmer von Ulbersdorf, Im Schatten von
Mormons Tempel (Derf.).

R. M. Meyer, Nietzfche (Strunz).
Jung, Das Problem des natürlichen Rechts (E.
W. Mayer).

Windelband, Über Sinn u. Wert des Phäno-
menalisnius (Dorner).

Niebergall, Jefus im Unterricht (Kabifch).

Referate: Schultze, 'ii-fK'C. — Ziemer, Je-
faias 53 in der neueren Theologie. — Kipp,
Das Hohe Lied. — Rücker, über das Gleichnis
vom ungerechten Verwalter. — Mirbt,
Der Kampf um die Elifabethkirche in Marburg
. — Wunderle, Die Religionsphilofophie
Rudolf Euckens. — Payson-Call, Kraftvolle
Lebensgeftaltung.

Erklärung von Ed. Köuig.

Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Roeder, Priv.-Doz. Günther: Ägyptifch. Praktifche Einführung
in die Hieroglyphen und die ägyptifcheSprache.
Mit Lefeftücken und Wörterbuch. (Clavis linguarum
semit, ed. H. L. Strack. Pars VI.) (VIII, 88 u. 56 S.)
kl. 8°. München, C.H.Beck 1913. geb. M. 4.50

Die ägyptifche Grammatik von Erman war urfprüng-
lich als Einführung gedacht und nahm daher bei der
Auswahl der fprachlichen Formen und Regeln fehr wefent-
lich auf die Bedürfniffe des Anfängers Rückficht. In den
folgenden Auflagen trat diefer Gefichtspunkt zurück und
wurde mehr Gewicht auf Vollftändigkeit in den gram-
matifchen Angaben gelegt. Zugleich wurden Lefeftücke
und Gloffar ftark befchränkt und im allgemeinen in zwei !
gefonderte Bände verwiefen. Die Benutzung des Werkes
wurde infolgedeffen für den Anfänger fchwieriger und 1
der Erwerb der drei Bände koftfpielig.

Um diefen Übelftänden zu begegnen, hat Roeder in
vorliegendem Buche auf befchränktem Räume zu niederem
Preis Grammatik, Lefeftücke und Gloffar vereint. Die
Darftellung beruht in allem Wefentlichen auf den Schriften
von Erman und Sethe; fie bietet daher ein bequemes
Hilfsmittel dar, um einen Überblick über die Auffaffungen
der fog. Berliner ägyptologifchen Schule zu gewinnen. :
Die orammatifche Überficht befchränkt fich in dem Werke 1
auf die formale Seite, die Denkvorgänge, welche bei der !
Formung und Verwertung der einzelnen Sprachbildungen
maßo-ebend waren, werden nicht weiter erörtert. Die be-
fonders paginierten, autographierten Lefeftücke fetzen j
fich aus Worten und kurzen Satzgefügen zufammen.

Leider fehlen dabei die Provenienzangaben für die einzelnen Stellen,
was trotz der Bemerkung im Vorwort S. V bedauerlich erfcheint; fie
würden dem Benutzer, dem eine Gruppe oder ein Satz auffällt, das
Suchen in anderen Veröffentlichungen erfparen können. Bei der Aufführung
der Bedeutung der Schriftzeichen wäre es bei einer Neuauflage
empfehlenswert wenn an Stelle von ficher falfchen .traditionellen' Be- j
Zeichnungen wie beifnielsweife der Benennung des erden alphabetifchen
Zeichens als Adler (Erman S. 21. Adler; S. 297. Aasgeier, irrig Adler) ftatt
als Aasgeier (vgl. Koenig, [ournal für Ornithologie 1907 S. 63), die richtige
Angabe einträte. Hat fich eine folche unrichtige Benennung einmal
bei dem Lernenden feftgefetzt, fo ift es erfahrungsgemäß fehr fchwierig,
fie wieder auszumerzen.

Der Druck des Buches ift klar und uberfichthch. Bei
dem Gloffar würde eine reichlichere Verwendung von
Tvpen ftatt der Transkriptionen, felbft auf die Gefahr
hin, daß dies den Preis des Buches etwas erhöhte, die
Benutzung dem Anfänger erleichtern.
Bonn. A. Wiedemann.

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Schremmer, Oberlehr. Bruno: Labarum u. Steinaxt. (III,
51 S. m.4 Abbildgn.) 8°. Tübingen, J. C. B. Mohr 1911.

M. 1.80

In einer kleinen aber ungemein inhaltsreichen und
feffelnden Schrift handelt Sehr, über die Herkunft des
konftantinifchen Labarums. Es werden zunächft die Berichte
der Kirchenväter (Lactanz, Eufebius) wiedergegeben
und der Verfuch gemacht, den hiftorifchen Kern jener
berühmten Legende herauszufchälen. J. Burkhardt hatte
bereits darüber geurteilt: Konftantin ließ feit dem Kriege
mit Maxentius (312) nicht bloß die Duldung des Chriften-
tums als einer erlaubten Religion eintreten, fondern verbreitete
in der Armee ein Sinnbild, wobei fich zwar jeder
feine eigenen Gedanken machen konnte, das aber die
Chriften auf fich beziehen mußten. Es handelt fich um
die verfchlungenen Buchftaben X und P (etwa J? oder x)>
die C. zunächft an den Schilden der Soldaten dann auf
einem großen Feldzeichen anbringen ließ. — Seitdem hat
man fich immer wieder vergebens und auf verfchiedenen
Wegen bemüht, dies Symbol auch aus heidnifchem Kult
abzuleiten.

Sch. geht mit feinen Verfuchen bis in das Stein-Zeitalter
der menfehlichen Gefchichte zurück. Bis in ältefte
Zeit läßt fich nämlich der Kult der fteinernen Doppelaxt
belegen. Sie ift nicht etwa urfprünglich Symbol eines
dahinter flehenden Gottes, fondern eine felbftändige Gottheit
, ein wirkungskräftiger Fetifch. Diefe Verehrung wird
in einem Zeitalter entftanden fein, wo man die Steinaxt
als etwas ganz Neues und Unerhörtes empfand. Befonders
lebendig und konkret tritt uns der Kultus der Steinaxt
in der hettitifchen Kultur (Prozeffion von Boghazköi etc.)
entgegen. Von dort fcheint fie fich nach dem Werten,
befonders nach Kreta (Spuren auch in dem Bereich der
mykenifchen Kultur) verbreitet zu haben. Hier ift das
Vorkommen des Zeichens der ,Labrys' befonders häufig
und zwar noch immer nicht als Attribut einer Gottheit,
fondern als heiliges für fich beftehendes Zeichen (Fetifch).
Labyrinth ift nichts anderes als Labrys-Stadt. Dann nach
der Zerftörung des Hettiterreiches taucht die Axtverehrung
bei den Karern wieder auf. Nach Plutarch (quaest.
graec. 45) heißt die Doppelaxt in Karien Labrys. Mit
diefem Namen hängt die alte karifche Kultftätte Labranda
zufammen; hier wurde ein Zeus verehrt mit der Doppelaxt
in der Hand (Zeus Labraios, Zeus Stratios). Hier
hat noch im vierten Jahrhundert der Kult des Zeus Stratios,

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