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Ausgabe:

1913 Nr. 18

Spalte:

571-572

Autor/Hrsg.:

Strauch, Philipp

Titel/Untertitel:

Meister Eckhart-Probleme. Rektorats-Rede 1913

Rezensent:

Clemen, Otto

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57i

Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 18.

572

Lampert, Prof. Dr. U.: Die kirchlichen Stiftungen, Anftalten
u. Körperichaften nach fchweizerifchem Recht. (XVI, 201 S.)
gr. 8°. Zürich, Orell Füßli 1912. M. 4—; geb. M. 5.60

Den äußeren Anlaß zu vorliegendem Buche hat die
neue Zivilgefetzgebung in der Schweiz gegeben. Allerdings
befteht für die kirchlichen Körperfchaften und Anftalten
ein /Vorbehalt' für das öffentliche Recht des Bundes
und der Kantone. Aber die Bedeutung diefes Vorbehalts
ift beftritten und auch die Einführungsgefetze
der Kantone haben nicht alle Lücken ausgefüllt. Die
Bearbeitung des Themas bot alfo befondere Schwierigkeiten
, weil ein Grenzgebiet vorliegt, einmal zwifchen dem
Zivilgefetzbuche und dem öffentlichen Recht des Bundes
und der Kantone, und weiter zwifchen dem Rechte des
Staates und der Autonomie der Religionsgefellfchaften.
Verf. hat feine fchwierige Aufgabe mit Gefchick und Objektivität
gelöft, wobei er auch die den verfchiedenften
Richtungen angehörenden Autoren zu Worte kommen läßt.
(Aufgefallen ift mir nur, daß er die evangelifchen Kirchenordnungen
noch nach Richter zitiert.) Wer fich mit den
eigenartigen fchweizerifchen Verhältniffen zu befaffen hat,
wird aus dem Buche reiche Belehrung fchöpfen können.

Erlangen. Sehling.

Referate.

Bornemann, Pfr. Senior Prof. D.: Konfuzius. Vortrag. (33 S.) 8».
Berlin-Schöneberg, Protestant. Schriftenvertrieb 1912. M. — 50
Diefem Vortrag hätten auch Chinefen als Hörer anwohnen
können, fie hätten dem Vortragenden Dank wiffen müffen, fo gerecht
und unvoreingenommen, ja freudig und bewundernd hat er
ihren größten Meifter gewürdigt. Vermeint war er einer chriftlichen
Hörerfchaft. Und ihr konnte er zeigen, was er, gedruckt, nun
wohl auch einem weiteren chriftlichen Leferkreis wird zum Bewußtfein
bringen dürfen: daß uns in unterem Meifter mehr noch
ward als dem Volk von China in feinem gefeierten Sittenlehrer.
Die Hauptquelle für B., wohl feine einzige überhaupt, war Wilhelms
Lunyü-Verdeutfchung, die befte Quelle, die er nützen konnte.
Das fehr gut ausgeltattete Heft fkizziert auf dem knappen Raum
von zwei Bogen des Konfuzius Leben, Lehre und Bedeutung,
fein Verhältnis zu feinen Schülern wie zu feinen Gegnern und
feine Berührungen mit abendländifchem Geiltesleben. Parallelen
zu einzelnen Worten Kungs weift B. befonders aus drei Gebieten
auf, aus dem der alten griechifchen und römifchen Philofophie;
aus dem Zeitalter der Aufklärung (Friedrichs des Großen Anti-
macchiavell) und der klaffifchen deutfchen Literatur; zuletzt auch
aus dem Neuen Teltament. Vieles und Bedeutfames hat er ihm
gemein mit Jefus (für den er Prophet und Wegbereiter fein
könne), nur eines nicht, dies das Höchfte freilich: die Gottesgewißheit
und Gottesgemeinfchaft.
Jena. Hans Haas.

Der Ludus de Antechristo. Hrsg. v. Frdr. Wilhelm. (Münchener
Texte, hrsg. v. Frdr. Wilhelm. 1. Heft.) (X, 29 S.) 8".
München, Georg D. W. Callwey (1912). M. — 80

Der für die Gefchichte der Antichriftlegende, aber auch für
die der mittelalterlichen Metrik wie des Schaufpiels fo intereffante
und wichtige ludus de antichristo wird hier in einer neuen Ausgabe
vorgelegt. Das Urteil über die Schrift ift im großen und
ganzen dasfelbe geblieben. Das Schaufpiel ift im engen Anfchluß
an Adsos libellus de antichristo in den Jahren um 1160 (vgl. das
Urteil Giefebrechts bei W. Meyer Sitz.-Ber. d. Akad. d. Wiffenfch.
München 1882 H. 1. S. 13) entworfen und wird vielleicht fchon
von Gerhoch v. Reichersperg de investigatione Antichrist! I 5
(um 1160) zitiert. Es ift in einer Handfchrift der Tegernfeer
Klofterbibliothek (T) erhalten; außerdem finden fich einige Fragmente
im Benediktbeurer Weihnachtfpiel (Handfchrift der Car-
mina Burana: B). Die Handfchrift T. geht auf ein Regieexemplar
zurück. Häufig wiederkehrende Versgruppen find nicht ausgeschrieben
ufw. — W. hat diefe Lücken nach Möglichkeit auszufüllen
gefucht.

Göttingen. Bousset.

Strauch, Philipp: Meirter Eckhart-Probleme. Rektorats-Rede.
(38 S.) gr. 8". Halle a. S., M. Niemeyer 1912. M. 1 —

Mit Recht betont Strauch gleich zu Anfang, daß die Charak-
teriftik Meifter Eckharts, die Denifle auf Grund der von ihm aufgefundenen
und in umfangreichen Excerpten veröffentlichten lateinischen
Schriften diefes Mystikers gegeben hat, einfeitig ift, da
uns hier nur der Theolog, der Scholastiker, der Thomift entgegentritt
, während doch die eigentliche Bedeutung Eckharts vielmehr
darin liegt, daß er der erfte Philofoph in deutfcher Sprache
und ein Sprachkünftler und Wortbildner erften Ranges gewefen
ift; um fein Wefen, feine Perfönlichkeit zu erfahren, muß man alfo zu
feinen deutfchen Predigten und Traktaten greifen. Str. wirft nun
die Frage auf, welchen Kreifen Eckhart feine myftifchen Lehren
mitteilte und welches das Auffaffungsvermögen und der Bildungsgrad
derer war, an die er fich wandte. Er findet, daß die my-
ftifche Predigtweife der deutfchen Myftiker, die in ihren Hauptvertretern
fafit alle dem Dominikanerorden angehörten, darin
wurzelt, daß den Dominikanern in Deutfchland die Seelforge in
den ihrem Orden unterstellten ungemein zahlreichen Frauenklöftern
und Beginenhäufern übertragen war. Als Prediger und Beichtiger
, durch die fog. Kollationen und endlich durch Briefe Sichten
fie die Nonnen zu myftifcher Gemeinfchaft mit Gott zu führen.
Natürlich mußten fie fich dabei dem Auffaffungsvermögen und
dem Bildungsgrad der Nonnen anpaffen; das war aber durchaus
nicht immer ein Herabfteigen, da die Nonnen zum guten Teil
geiftig fehr rege, reich gebildet, ja vereinzelt fogar der lateinifchen
Sprache mächtig waren; immerhin werden fie oft genug nicht dem
hohen Geiftesfluge ihrer Meifter haben folgen können. Darauf
beschäftigt fich Str. hauptfächlich mit der Frage, wie Eckharts
Predigten, Traktate und einzelne Ausfprüche aufgezeichnet und
verbreitet worden find und welche Mittel uns zur Verfügung Stehen,
das Echte vom Unechten zu Scheiden und möglichst authentifche
Texte herauszuarbeiten. Er hofft, daß man, wenn man den von
ihm aufgerichteten Wegweifern folge, endlich zu genügender Klarheit
und Sicheren Ergebnissen vordringen werde. Mir hat freilich
die auf genauester Kenntnis des Quellenmaterials Sich gründende
Charakteristik der Überlieferung und die Zusammenstellung der
Schwierigkeiten, die Sich einem beim Studium der deutfchen
Schriften Eckharts entgegenstellen, vorerst nur den Eindruck verstärkt
, daß der größte deutfche Myftiker nie fo recht aus dem ihn
umfließenden Nebel heraustreten wird.
Zwickau i. S. O. Clernen.

Schleiermacher, Friedr.: Über die Religion. Reden an die Gebildeten
unter ihren Verächtern. (XIV, 228 S.) kl. 8°. Berlin,
Deutfche Bibliothek 1912. Geb. M. 1 —

Es muß doch immer noch auf ein weitgehendes Intereffe
an Schleiermachers Gedanken über die Religion gerechnet werden,
daß eine Ausgabe nach der andern fich hervorwagt. Die vorliegende
dient nicht einem wiffenfehaftlichen Zweck, fondern
will in ihrer gefchmackvollen Ausstattung fo recht zu persönlichem
Gebrauch und privater Verfenkung einladen. Die Einleitung, die
Rade ihr vorangefchickt hat, macht in Kürze mit dem Wichtigsten
aus der Situation bekannt, der die Reden entflammen, gibt kurz
ihren Inhalt wieder und verdeutfeht ein paar fchwer verständliche
Fremdwörter. Der Text ift Abdruck der erften Auflage von 1799,
ohne jede Erläuterung, nur durch finnvollere Abfätze leicht umgestaltet
.

Göttingen. Heinzelmann.

Lehmen, Alfons, S. J.: Lehrbuch der Philofophie auf ariftotclifch-
fcholartifcher Grundlage, zum Gebrauche an höheren Lehranstalten
u. zum Selbstunterricht. 3. Bd. Theodizee. 3. verb.
u. verm. Aufl., hrsg. v. Peter Beck, S. J. (XIII, 305 S.) 8».
Freiburg i. B., Herder 1912. M. 4 —; geb. M. 5.60

Wer fich über Denkinhalte und Denkweisen der Scholastik
unterrichten will, mag diefes Werk Lehmens zur Hand nehmen.
Es Tchildert in behaglicher Breite — häufig werden Selbstverständlichkeiten
erklärt — die Gottesprobleme der mittelalterlichen
Theologie. Zu den früheren Auflagen ift (S. 15 ff.) eine
Widerlegung der ModerniSten hinzugekommen. Wenn der Ver-
faffer von der modernen Zeit gehört zu werden wünfeht, muß
fein Buch von Grund aus umgestaltet werden. Es behandelt die
Gottesbeweife, die Wefenheit Gottes (als afeitas beltimmt), Pantheismus
, Wiffen und Wollen Gottes, Gott als Schöpfer und Er-
1 halter der Welt. Die vom Verfaffer eingenommene Pofe, der
modernen Wiffenfchaft überlegen zu fein, fetzt befonders an
folchen Stellen in Erstaunen, an denen längftbewiefene Dinge
(z. B. S. 17 A, das pfychifch Unbewußte) in Abrede gestellt werden.
Bonn. M. Horten.

Achelis, weil. Prof. Geh. Konf.-Rat D. E. Chr.: Praktirche Theologie
. 6. durchgefeh. Aufl. (hrsg. v. H. Achelis). (Grundriß