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Ausgabe:

1913 Nr. 17

Spalte:

536-538

Autor/Hrsg.:

Schwartz, Paul

Titel/Untertitel:

Die Gelehrtenschulen Preußens unter dem Oberschulkollegium (1787 - 1806) und das Abiturientenexamen. 3 Bde 1913

Rezensent:

Knoke, Karl

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Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 17.

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im Vorwort kurz begründeten Veränderungen, zumal die
Fortlaffung des Schlußabfchnittes mit feiner Skizze einer
pluraliftifchen Metaphyfik, um der ,hiftorifchen Treue'
willen beffer unterblieben wären. Darauf erwidere ich:
1) Meine Bearbeitung hat von vornherein und ausge-
fprochener Weife einen anderen Zweck gehabt als den,
eine bloße Überfetzung zu bieten. 2) James felbft hat
mir gegenüber mein Verfahren ausdrücklich gebilligt.
3) Das irreführende Mißverftändnis Wundts beweift die
Berechtigung diefes Verfahrens.

Breslau. G. Wobbermin.

Schiefinger, Max: Geichichte des Symbols. Ein Verfuch.
(VIII, 474 S.) Lex.-8°. Berlin, L. Simion Nachf. 1912.

Kart. 12.—

Diefe .Gefchichte des Symbols' zerfällt in drei Bücher.
Das erfte: ,Einführung in die Symbolik' gibt zuerft eine
,Wortgefchichte des Symbols' vom griechifchen ov/ißaXXetv,
to öv/ißoXov, rj ov(ißoXrj, 6 ovußoXoq über den griechifch-
römifchen Gebrauch zum chriftlichen und im Althoch-
deutfchen, Altfächfifchen, Angelfächfifchen, Mitteleng-
lifchen, in allerlei romanifchen Sprachen auf nicht ganz
27 Seiten. Ein zweites Kapitel handelt von den ,natur-
gefchichtlichen Grundlagen des fymbolifchen Vermögens',
wobei unter anderem mitgeteilt wird, was über Lokali-
fation diefes Vermögens im Gehirn vermutet worden ift;
auch über die Freud'fche Schule und ihre Traumfym-
bolik wird referiert. Zu referieren fcheint überhaupt die
Hauptaufgabe, die fich Schi, geftellt hat. Schon in diefem
erften Buch finden wir reichlich, was fich dann als Cha-
rakteriftikum des Ganzen herausftellt: es fetzt fich faft
alles aus Zitaten zufammen. Daß er bei feinem Beftreben,
zufammenzutragen, was über das Symbolifche in allerlei
Literatur gefagt worden ift, fehr viel gelefen hat, diefes
Lob wird man dem Verf. gerne zollen, wie in diefem
erften, fo auch in den folgenden Büchern.

Das zweite Buch handelt vom Symbolbegriff, nämlich
von feiner Cefchichte. Wir finden hier zufammen-
getragen, was die griechifchen Philofophen und Dichter
und unzählige andere Leute bis zur Gegenwart zu diefem
Thema gefagt haben. Einer befonderen Wertfehätzung
erfreut fich Creuzer. Der Symbolbegriff in der Äfthetik
wird in einem befonderen Kapitel behandelt.

Das dritte Buch: ,Die Symbolerfcheinung' ift das
umfangreichfte, die reichliche Hälfte des ganzen Werkes.
Ich gebe zur Orientierung kurz die Überfchriften: 1. Symbolifche
Stufen und Symboldeutung im Altertum — (wiefern
das in diefen Abfchnitt gehört, ift mir nicht klar
geworden) — 2. Rechtsfymbolik. 3. Die Religion — ein
Symbolgebilde. Hier begegnet man einmal neben der
bloßen Stofffammlung, fchon in der Überfchrift, in durch-
fchlagender Weife eigener, aber nicht wirklich begründeter
Auffaffung der Dinge. Behandelt wird A: das Symbol
im Alten Teftament und B: Das Symbol im Neuen Tefta-
ment (oder richtiger: einiges davon — wie es bei all diefen
Kapitelüberfchriften zutreffender hieße). 4. Das Symbol
in Plaftik und Malerei, in den zeichnenden und fchmücken-
den Künften. 5. Symbolik in der Baukunft. 6. Aus der
Sprachsymbolik. 7. Symbolik im Menfchenleben, nämlich
A: menfehliche Gliedmaßen und Lebensvorgänge; B:
die Frau; C: Bewegungen, Haar und Bart, Hand, Fuß
(find die letzteren etwa nicht menfehliche Gliedmaßen?)

Man fieht, fehr vielerlei fteht auf diefen reichlich
450 Seiten. Nur ift das Ganze nicht eine Gefchichte
des Symbols; und wenn ein Verfuch dazu, dann ficher
nicht ein ,Eckftein', fondern höchftens ein ,Bauftein' und
noch dazu ein fehr unbehauener. Gefchichte ift Dar-
ftellung des Werdezufammenhangs; davon haben wir hier
nichts. Es ift einfach eine Aufzählung des Nacheinander.
Eine bloße Stofffammlung, mehr nicht. Und das Peinliche
an diefem bloßen Nebeneinander fymbolifcher Gebräuche
auf den verfchiedenften Lebensgebieten und
Theorien des Symbolifchen aus allen Zeiten ift grade
diefes, daß man durch den Titel und die Anlage des
Buches auf die Idee gebracht wird, man werde eine zu-
fammenhängende Darftellung zu lefen bekommen, eine
wirkliche hiftorifche Leiftung und eigene Durchdenkung
des gefammelten Stoffes oder doch einen Verfuch in der
Richtung durch den Verfaffer. Als lexikographifche Sammlung
ließe man fich's fchon eher gefallen. Nur bliebe
auch dann nicht recht einzufehen, warum diefe lexiko-
graphifch geordneten Excerpte für eine Gefchichte des
Symbols durchaus veröffentlicht werden mußten. Für
eine eigene Arbeit über dies Thema müßte man ja doch
die Creuzer, Goethe, Gruppe, Daub ufw. felber genauer
lefen; und auch die von Schi, im dritten Buch beige-
fchaffte Materialfammlung würde man in mancher Richtung
zu ergänzen das Bedürfnis haben.

Gnadenfeld. Th. Steinmann.

Schwartz, Prof. Dr. Paul: Die Gelehrtenfchulen Preußens
unter dem Oberfchulkollegium (1787—1806) und das Abiturientenexamen
. 3 Bde. (Monumenta Germaniae pae-
dagogica. Bd. 46. 48. 50.) Lex.-8°. Berlin, Weidmann.
I. (XIV, 216 S.) 1910. M. 13.60. — II. (VII, 549 S.)
1911. M. 14—. — III. (XII, 648 S.) 1912. M. 16.80

Es befteht auch nicht annährend die Möglichkeit, den
fchier unermeßlichen Inhalt an fchulftatiftifchen und ein-
zelpädagogifchen Nachrichten und Notizen, welchen diefe
3 Bände der Monumenta Paedagogica enthalten, in dem
für ihre Befprechung in diefer Zeitfchrift verfügbaren
Räume wiederzugeben. Ich muß mich begnügen, den
Zweck und die Anlage diefer Publikation zu charakteri-
fieren und zugleich anzudeuten, was der Benutzer der-
felben für eingehendere Studien auf dem Gebiete der
Gefchichte der Pädagogik in ihr finden wird. Der Verf.
beginnt feine Vorrede zum 1. Bande mit den Worten:
,Als Quellenwerk wird meine Arbeit durch die Aufnahme
in die Mon. Paedag. gekennzeichnet; als Quellenwerk bitte
ich fie anzufehen und zu beurteilen'. Damit wird ihr
Zweck klar und beftimmt bezeichnet. In der Tat ift es
die Abficht des Verf, das umfangreiche Quellenmaterial,
welches das Geheime Staatsarchiv in Berlin und das
Staatsarchiv in Breslau über das 1787 begründete Oberfchulkollegium
für Preußen und deffen Tätigkeit bis 1806
enthalten, fowie über die Organifation und Erfolge der
Lehrtätigkeit fämtlicher diefer Behörde unterftellten Gelehrtenfchulen
bieten, zu veröffentlichen und den dafür
intereffierten Kreifen der Pädagogen zugänglich zu
machen. Dabei wird aber namentlich auch auf die in
jenen Akten dargebotenen Mitteilungen über den Verlauf
und die Refultate des feit dem 23. Dezember 1788 in
Preußen eingeführten Abiturientenexamens Rückficht genommen
und zwar fo, daß man einen lebhaften Eindruck
von denEinzelleiftungen der Lehrer und Schüler bekommt
und einen ebenfo lebhaften Einblick in die treibenden
Kräfte des pädagogifchen Zeitgeiftes erlangt. Schwartz
ftellt an die Spitze feiner Veröffentlichung eine orientierende
Charakteriftik über die preußifchen Gelehrtenfchulen
im Jahre 1788, Band 1, S. 1—41, daran fchließt fich eine
Darftellung der Einführung des Abiturientenexamens und
deffen Entwicklung bis zum Entwürfe eines neuen Reglements
für dasfelbe 1803, S. 65—214, der aber),wegen der
damaligen unglücklichen politifchen Verhältniffe Preußens
bloßer Entwurf geblieben. Die Anregung zur Einführung
des Examens ging von dem Kanzler der Haller Univer-
fität v. Hoffmann aus. An der Redaktion der betreffenden
Verordnung haben fich die damaligen preußifchen
Univerfitäten Halle, Frankfurt, Königsberg beteiligt; Breslau
wurde nicht als vollgültige Univerfität angefehen.
Beteiligt haben fich ferner an diefen Vorarbeiten die bekannten
Pädagogen Flögel, Schummel, Funk, Niemeyer u.a.