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Ausgabe:

1913

Spalte:

506

Autor/Hrsg.:

Erhardt, Franz

Titel/Untertitel:

Tatsachen, Gesetze, Ursachen. Rede, zur Feier des 28. Febr. 1912 gehalten 1913

Rezensent:

Titius, Arthur

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Seite 1

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und eindrucksvoll, wenn auch hier und da allzufehr in der Sprache i hat allerdings inzwifchen durch W. Walther in der ,hiftor. Vierteides
Tages gefchriebene Darstellung der fittlichen Religion der
Propheten, Jefu und des Paulus. Der leitende Gedanke ift: ,Zwei
Arten der Frömmigkeit haben Jahrtaufende lang miteinander gerungen
und werden immer miteinander ringen, folange auf Erden

jahrsfchrift' 1913 eine Antikritik erfahren.) Die Textwiedergabe
ift muftergültig, S. 10 Z. 35 ilt die Änderung Saluta nicht notwendig
. Von ,Vom chriftlichen Abfchied' etc. (Nr. 14) ift 1909
ein Neudruck erfchienen. Die ganze Zufammenftellung ift fehr

die Gottheit verehrt wird, die Religion, welche eine Umgehung 1 brauchbar,
der fittlichen und edel menfchlichen Aufgaben bedeutet, und die [ Alfr. Götze hat ,dem Theologen, der reinen Luther und
Religion der reinen Sittlichkeit'. Dabei wird natürlich mehr die Zwingli im Urtext lieft, dem Hiftoriker, der die Gefchichte der
Einheitlichkeit der drei Phafen — Propheten, Jefus, Paulus — be- deutfchen Reformation aus denQuellen arbeitet unddasGrimmfche
tont, als was fie fcheidet. Immerhin bringt der Verfaffer auch das t Wörterbuch nicht immer zur Hand haben kann, dem philologifchen
zum Ausdruck:,Dreierlei Prägungen entfprechen diefen drei Pha- Anfänger, der mit Geiler, Ausner, Eberlin, Hutten, Sachs ufw.
fen: Nicht kultifcher Gottesdienft mit Opfern und Gaben ift Fröm-| unmittelbare Freundfchaft fchließen will, fowie dem hiftorifch
migkeit, fondern Recht tun, Milde lieben, ftill wandeln vor Gott, fo arbeitenden Juriften, Mediziner und Naturforfcher' eine ausgelautet
der prophetifche Grundfatz; nicht kalte Gefetzerfüllung, j zeichnete, handliche und brauchbare Gabe in feinem Gloffar ge-
nicht die Gerechtigkeit der Pharifäer, fondern echte Menfchenliebe, fchenkt, herausgewachfen aus feiner langjährigen Berchäftigung
die der Gottesliebe gleich zu ftellen ift, heißt die Lofung Jefu; nicht i mit alten Texten, der Mitarbeit an der Weimarer Lutherausgabe
durch Gefetzeswerke, fondern durch den Glauben find wir gerecht, und dem Grimmfchen Lexikon. Das Ganze ift (vgl. die frifche
ift der Satz des Paulus gegenüber feinen gefetzesfanatifchen juden- und aus dem Vollen fchöpfende Vorrede) mit einer Freudigkeit
chriftlichen Gegnern'. Befonders auzuerkennen ift, wie der Ver- : und einem gewiffen Elan zufammengeftellt, feinem Zweck wird es
fafTer bei Paulus die großen Werte der fittlichen Religion und vortrefflich genügen, ,in fchwierigen Fällen den Anfänger nicht im
feine innere Einheit mit Jefus herauszustellen weiß, in deren [ Stich zu laffen«. Welche Arbeit in dem Werke (teckt, das in fehr
Leugnung heute fo mancher das Kriterium einer ,wiffenfchaftlichen praktischer Form z. B. auch die Entwicklung der verfchieden-
und ,gerchichtlichen' Auffaffung Jefu und feines Apostels fleht, artigen Bedeutungen eines und desfelben Wortes vorführt, merkt

H. Weine 1. | jeder, der fleh in es vertieft und felbft mit entfpr. Texten zu
| arbeiten hat. Ich follte meinen, diefes Gloffar follte allen den
Schaefer. Erneltus: Voluminum codicumque fragmenta Graeca cum oben genannten Perfonen unentbehrlich werden! Daß es auch
amuleto Chrirtiano. (Papyri Jandanae cum diseipulis ed. vor germaniftifcher Kritik die Probe besteht, zeigt Kluges Anzeige
C. Kalbfleifch, Fase. I.) (VI, 33 S. m. 4 Lichtdr.) gr. 8». I jn ,Deutfche Literaturzeitung' 1913 Nr. 1.

Leipzig, B. G. Teubner 1912. M. 2.40 Weißbrodt bietet ein Ineditum. Die Emferfche Bibel-

Chrysoltomus bemerkt in der Erklärung von Mt. 23,5 zu Übersetzung wurde von Roftocker Mönchen ins Plattdeutfche über-
den qwXaxrt/cua der Pharifäer: ,wie jetzt viele Frauen Evangelien tragen und gedruckt, der Druck aber durch den Roftocker Rat
am Hals aufgehängt tragen' (diefe und ähnliche Stellen bei I inhibiert, fodaß nur ein beinahe vollständiges Exemplar in Stutt-
Eb. Neftle Ztfchr. für neut. Wiff. VII [1906] 96). Ein folches als gart (Landesbibliothek) vorhanden ilt. Die Druckbogen find im
Amulett verwendetes ,Evangelium' ift nun von Schäfer als No. 6 übrigen zum Einbinden benutzt worden. W. fand nun in einem
mit ausführlichem Kommentat herausgegeben worden. Der Pa- : Lemgoer Bande 12 Druckbogen, ,faft tadellos erhalten' und legt
pyrus hat mit feiner Unmenge von Schreibfehlern und mit der etwa die Hälfte davon, zufammenhängende Stücke aus Lc, Jon.,
(absichtlichen?) Verwirrung des Textes an den Herausgeber große ! Act von Für die Gefchichte der deutfchen Bibelübersetzung find
Anforderungen gestellt. Geordnet und korrigiert lautet der An- j die Texte wertvoll. In der Einleitung hätte die von Enders (Luthers
fang: EvayyiXiov xaxa Ma&»atov: xaxeX9övxoq ös xor '1>i<iov anb ßriefwechfel VII Nr. 1569 Anm. 2) verzeichnete Literatur ange-
xov o'povq (Mt. 8,1) -xijoafjXSXav avxij> ol fia&rjxal avxov (5,1) Xeyov- | geben werden können.

f£{. diSäaxaXs, öiiaqov !,,««? TiQoatvytoS-ai, xa&wg xal Iotävnq iöi- Zürich. Walther Köhler

dagev xovq iia&rjxaq ctvxov. xal XCyei avxotq. lav 7iQOOF.vyr)o9, j

ni'xw? Xbyexs (Lk. 11,1—2); dann folgt das Vaterunfer nach Mt ' Erhardt, Rekt. Prof. Dr. Franz: Tatrachen, Gefetze. IMacnen.
mit einer kürzeren Schlußdoxologie: ort aov iaxtv tj Sö^a slq xovq Rede, zur Feier des 28. Febr. 1912 gehalten. (24 S.) gr. 8".

alwvaq xwv aiiävatv. Der angehängte FqoQxiaiibq SaXofxwvoq TiQÖq Rostock, Stiller 1912. M. —40

näv ÄxäSaQTov nvevpa, der einen Preis der Allmacht und Hilfs- j Erhardts Rede bietet eine klare und faßliche ,Untersuchung

bereitfehaft Gottes (in altteftamentlichen Ausdrücken) und eine | des Erkennens, das fleh auf die Wirklichkeit richtet'. Er tritt
Befchwörung gegen allerlei Fieber und Dämonen enthält, bietet gegen Hume für die objektive Gültigkeit des Kaufalprinzips ein
kaum etwas Neues. Nach dem Inhalt fetzt Schäfer den Papyrus und erklärt auch die Annahme eines Weltgrundes für logifch not-
ins 5. oder 6. Jahrhundert. Das andere chriftliche Stück des wendig. Nur dürfe diefer nicht als ,notwendiges', fondern viel-
Heftes (No. 7) ift ganz unbedeutend, die andern Nummern für die 1 mehr nur als unbedingtes, grundlofes und unerklärbares Wefen
Theologie ohne Intereffe. — Erft nachträglich fließ ich zufällig, gedacht werden, über deffen Beschaffenheit nur die Erfahrung
auf eine ausgezeichnete von Schäfer noch nicht benützte Paral- belehren könne. Vom Kaufalprinzip ift der Begriff der Gefetzlich-
lele: Oxyrh. Pap. VIII 1077 (VI. Jahrh.) gibt fich als (attaxixbv [ keit des Gefchehens durchaus zu unterfcheiden. Gefetze kann
FiayytXiov xaxä MaxSaiov (es folgt Mt. 4,23 f.); der Text läuft in es nur geben, fbweit es eine Gleichartigkeit der Dinge gibt, affo
mehreren Kolumnen, wie nach Schäfers Nachweis in der Vorlage i nicht für den Gefamtumfang der Wirklichkeit. Man darf daher
des oben befprochenen Papyrus. nicht die Feftftellung von Gefetzen für das höchfte Ziel der

Bafel. A. Debrunner. ! Forfchung erklären, fei es auch nur (wie Windelband und Rickert)

. ., r> t . A..»h»n»:rni,o no.-.u , , ! für das Gebiet der Naturwiffenfchaft, fondern fie bleibt ftets Mittel

Strieder. M^oz. Dr• j : Authen ifche B richte über Luthers (allerdings unentbehrliches) für die Feftftellung der Tatsachen

K* L^en8^en<KM"":,7* P 6 8a7A mi"- ^1 felbft~ d- Darlegung E's, der ich im Grundgedanken durch-

(42 S.) 8». Bonn, A. Marcus & E. Weber 1912. M. 1.20
Götze, Alfred: Frühneuhochdeutrches Gloffar. (Kleine Texte 101.)

(VIII, 136 S.) Ebenda 1912. M. 3.40; geb. M. 3.80

Das niederdeutrehe Neue Teftament nach Emfers Übersetzung Roftock

1530. Eine Auswahl aus den Lemgoer Bruchstücken, m. e.

Einleitg. hrsg. v. Dr. Ernft Weißbrodt. (Kleine Texte 106.)

(32 S.) Ebenda 1912. M. —80

aus beiftimme, zu der fo notwendigen Klärung von Grundbegriffen
, die jedermann im Munde führt, ohne fie doch klar
durchdacht zu haben, an ihrem Teile beitragen. Titius.

lahrbuch des Weimarer Kartells 1912. Ein Handbuch der freigeiftigen
Bewegung Deutfchlands. Herausgegeben im Auftrag des
gefchäftsführenden Ausfchuffes von Max Henning. (175 s. m.

J. Strieder hat für eigene Studienzwecke und zu Seminar- 1 Karte.) Frankfurt a. M., Neuer Frankfurter Verlag 1912.

Übungen die Berichte über Luthers Tod zufammengeftellt, die M. 1 —

.entweder von Augenzeugen der Sterbefzene herrühren oder doch Dies Handbuch enthält einen Uberblick 1. über die Gefchichte

von folchen Perfonen, die ihre Nachrichten unmittelbar Augen- der .freigeiftigen Bewegung' in Deutfchland feit 1870 bis zum Zu-

zeugen verdanken', und zwar nach Möglichkeit den Text nach fammenfehluß im Weimarer Kartell, 2. die Organisationen des

den Originalen geboten. Es find im Ganzen 16 Dokumente, von | Weimarers Kartell und verwandter Bestrebungen mit Redner-

Jonas Brief an den Kurfürften Joh. Friedrich an bis zu dem Be
rieht des Eislebener Apothekers Johann Landau. Auch der von
Spaeth im Lutherkalender 1910 mitgeteilte Bericht fehlt nicht,

und Zeitfchriftenliften, Sowie einer Übersichtskarte; anhangsweise
3. Die Bestimmungen, welche den Kirchenaustritt und die Feuerbestattung
in Deutfchland regeln. Aufgeführt find im ganzen 18

doch Scheint Strieder die Kritik desfelben durch Nik. Paulus Organisationen; am bedeutendften find die Gruppen des Bundes
(Köln. Volkszeitung 1910, Okt. 31.) nicht zu kennen. (Diefelbe der freireligiöfen Gemeinden, die aus äußern Gründen aus dem