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Ausgabe:

1913

Spalte:

492-493

Autor/Hrsg.:

Gottron, Adam

Titel/Untertitel:

Ramon Lulls Kreuzzugsideen 1913

Rezensent:

Ficker, Gerhard

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Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 16.

492

mißverstanden hat. Ich will hier nur einige fichere Miß- ! die übernatürliche Autorität vermittelte, aber einer rationalen, Spekulative",
verftändniffe aufführen Sch.'s fjberfetzung ftehe voran. — ,Ver."^eit"1S ^hige theologifche Erkenntnis einen Platz fand. Das theo-
Frg.6. Was für einen Mann haben f.e vernichtet, an einem Tage S loPfc*e, t'k«nnen »uszufchalten und zu ifolieren, erfcheint alfo weder gan-
.... ,& . . . , . _ ... r .. , , , br o-prer.httertnrt noch nrnktifrh mSrrli.l.

der Widerwärtigkeit und der Grenzverteidigung: was t. e. Helden h. f.

v. wie man ihn braucht an einem Schreckenstage wenn es gilt die Grenze
zu verteidigen. 9,5: ta'arrad heißt nicht „perfönlich vorftellig werden", fondern
ift ganz beftimmter Ausdruck für das mehr oder minder deutliche
An Spielen auf ein erwartetes Gefchenk in einem Gedichte. 11,4: er hat
in alhaif — Ma'add weiß es und ein Zelt wird ja auf Stangen errichtet — :
M. weiß es, ift doch fein Zelt erhöht (d. h. weit fichtbar, nicht vergerechtfertigt
noch praktifch möglich.

Innerhalb der nun einmal gewählten Begrenzung
unternimmt Fifcher den Nachweis, daß Anfelm Augu-
ftin innerlich und felbftändig verarbeitete und fo den
Auguftinismus zu einem lebendigen Bestandteil der Früh-
fcholaftik machte, andererfeits Dank diefer Zuwendung

StA* WCSliU1 CO hl. vi yj cii iviu ** » V " —-- -'v-***L>t**. mein vwa— ,. . . * -* , fc _ v_>

fteckt). 12,2: einer der nicht überlüdet und nicht lieblos ift: einer der zum gemäßigten, augultmifchen Piatonismus und der Ab-

nicht geizig die Hoffnungen (auf Gaben) täufcht. 15,2: und du (Reitkamel)
kehrft ein im Hofe eines Anwefens das zur Wohltätigkeit geftützt ift mit
Kaufmannsftützen, einem Marktzentrum: du kehrft ein i. H. e. A., zu dem
man wegen der Wohltätigkeit (feines Befitzers) zufammenftrömt wie die
Kaufleute an einem Marktzentrum. 20,1 : ich habe Leute genug reden und
(edel) handeln gefehen: ich kenne das Reden der Menfchen und ihr

lehnung des extremen Realismus der Vorläufer des Aqui-
naten wurde. Denn da auch Thomas die auguftinifche
Ideenlehre fich aneignete und mit feinem ariftotelifchen
Realismus kombinierte, fo liegen Anfelms und Thomas'
Anfchauungen von den Univerfalien fachlich und in den

Handeln (das oft nicht mit jenem übereinftimmt). 22,1: al M. hat mit dem, theologifchen Konfequenzen in derfelben Richtung Auch
was er auf f.ch genommen hat, uns alle aufgewogen: hat uns alle zu- j diefe Formulierung wird man nicht uneingefchränkt hinnehmen
können. Sie behauptet fogar mehr, als Fifcher

frieden geftellt, feine Pflicht völlig erfüllt an uns durch feine Freigebig,
keit; zu aufa bi vgl. Haxnasa Bd. I, S. 171. 25,8 ift fehr dunkel: und
fo lief er fleh als Sohn mit feiner Laft ausföhnend: indem er ihr vergalt
, daß fie (die Mutter) ihn als Jimges getragen hatte. 28,7: fie (die
Schlange) hat es erfahren und etwas von feiner BewahrheitUDg gekoftet

felbft einräumen mag. Denn im Schlußkapitel erklärt er,
daß Anfelm das Bindeglied fei zwifchen Auguftin und
der älteren Franziskanerfchule, einem Alexander von Haies.

k£» £ÄvUfc£?S£S EtStt'JÜZASSi ! Bonaventura Matthäus von Aquafparta Johannes Peck^
kann) an ihrem Leibe gefpürt und gehorcht aufs Wort aus Furcht (vor bam, Roger Marfton u. a. Die Verknüpfung Anfelms mit

ihm). 29,3: das Fragment redet nicht von (wirklichen) Kamelsrücken dem Thomismus ift nun nur möglich, indem der ,gemäßigte
zwifchen denen das Getier der Arche wimmelt; gawarib find die Meeres- Realismus Anfelms neben den .gemäßigten' Realismus

Z°ftn ;sl^ f 6 S. 20S 10. 29,13 ift gazaituka 1 des Thomismus geftellt wird. Aber der .gemäßigte'

billahi Zwuchenlatz: ich, bei Gott, vertraue auf ihn etc. 34,14: als das _ ,. , ™° . .„ , , -n_ , , .ö, .

Realismus des thomismus ift doch anltotelilch, nicht
auguftinifch-neuplatonifch bedingt, wie bei Anfelm. Das
weiß Fifcher auch. Denn er unterläßt nicht, darauf hin-

Waffer gegen Ph. ankämpfte —: vor ihm fich fpaltete. 37,1: er drang
bis — vor, die Zugänge zur Macht eines Weifen und eines guten Führers
erftrebend: erftrebte die Herrfchaft von einem Weifen etc. (d. h. von Gott).
40,8: das werden die Herzen inne, wenn fie ein Glück begehren und
ihnen ihre hemmenden Mächte entgegentreten: Dies merken die H.: wenn
fie an das Gute denken, werden fie davon abgehalten. Es ließe fich noch
manches fagen zu 40, 10—II. 41,2, 50,1: hat doch den Menfchen ein
Töpfer gefchaffen aus feiner weißen Tonerde: er (Gott) hat den Menfchen

zuweifen, daß der Realismus Anfelms nicht der .erkennt-
nistheoretifche Realismus fchlechthin' fei, befonders nicht
der thomiftifche. Anfelms logifche Analyfe des Begriffsinhalts
zum Zweck der Beftimmung der Realität habe mit

aus Töpfererde g. 55,35: die Welt ift nicht heil, auch wenn fie nach ; dem erkenntnistheoretifchen Realismus der tbomiftifchen

der Meinung ihrer Bewohner beftens imftande ift. Ift doch das Schick- , cruu1e wenic, zu tun Fr mrirhff Horum niir-b lir*W vnn
fal je und je mit Aufreiben befchäftigt!: Der Welt ift nicht zu trauen I icnule wenig ZU tun. BJC moc
und wenn die Leute es tun, holt das Schickfal fchon zum Schlage aus!

W. Frankenberg.

einem erkenntnistheoretifchen Rationalismus fprechen. Und
in der Univerfalienfrage ift Anfelm auch nach Fifcher
nicht der Vertreter des .gemäßigten Realismus' im Sinne
des Thomismus gewefen, fondern auguftinifcher Platoniker.
Fifcher, Dr. Jofeph: Die Erkenntnislehre Anfelms von Canter- ; Angehchts diefer Erklärung wird es fchwer, die Perfpektive
bury. Nach den Quellen dargeftellt. (Beiträge zur Ge- j auf Thomas — hat Fifcher fich durch Grabmanns Linien-
fchichte der Philofophie des Mittelalters. Texte und führung beftimmen laffen? — zu gewinnen oder von der
Unterfuchungen. Band X. Heft 3.) (VII, 86 S.) gr. 8°. j Zuverläffigkeit des Satzes fich zu überzeugen, daß ,An-

»»•• /v ■ a r v , rrr , z i u vt. r___ felms und des Aquinaten Anfchauungen in der Univer-

Munfter i. W., Afchendorfffche Verlagsbuchh. 1911. falieniehre fachlich4... in derfelben Richtung liegen'. Die

M. 3-

Der Verfaffer will nicht das .tlieologifche Forfchungs-
prinzip' Anfelms credo ut intelligam in den Bereich feiner
Unterfuchung ziehen. Nur die reinen erkenntnistheoretifchen
Lehren' follen aus dem Gedankenftoff Anfelms

hier gezogene Linie verbindet Punkte, die das Bild nicht
ausfchlaggebend beftimmen. Auch Fifchers Arbeit verrät,
wie manche neuere katholifche Arbeiten über Anfelm, die
Neigung, die Entwicklungslinie in der Scholaftik für ftetiger
und Anfelms Geftalt für dominierender zu halten, als

herausgegriffen und im Zufammenhang dargeftellt werden. 1 doch wohl ftatthaft ift. — Gegliedert wird die Unterfuchung

Warum die .theologifche Erkenntnislehre' Anfelms ausgefchaltet j nach folgenden Gefichtspunkten: Pfychologifche Vorfragen,

werden foll, hat Fifcher allerdings nicht deutlich zu machen gewußt, weder j Erkenntnis durch die Sinne, Erkenntnis des Intellekts,

in der Einleitung noch in der eigentlichen Unterfuchung. Und wie eine ^ Entftehung des „eiftigen Erkenntnisbildes im In-
Darfteilung der .philoiopmlchen' Erkenntnislehre Anfelms ohne Rücklicht > ,, , . . & „.~ & °, ^, „ , ., ,

auf die .theologifche' vollftändig fein kann, wird nicht recht verftändlich,
da doch .philofophifche' und ,theologifche' Erkenntnis nicht fcharf gegen
einander abgegrenzt find, mag auch Fifcher betonen, daß die Formel
credo ut intelligam nicht die Natur des Wiffens beftimmen und Methode
und Umfang der Philofophie überhaupt angeben, fondern als methodifches
Fundamentalprinzip dem Theologen ein über das bloß Pofitive hinausgehendes
fpekulatives Ziel fetzen will. Der Verfaffer hält fich auch nicht
ftreng an die Grenzen, die er fich gefetzt hat. Denn in dem .freien Flug'
des Anfelmfchen Geiftes ,auf den Gebieten der philofophifchen und ins-
befondere der erkenntnistheoretifchen Spekulation' erkennt er ein epochemachendes
Verdienft für die folgenden Jahrhunderte. .Durch die fpeku-
lative Erforfchung einer Reihe von philofophifchen und theologifchen
Fundamentalwahrheiten hat er das einfeitige Autoritätsprinzip der Vorzeit
durchbrochen'. Ob damit zugleich eine .Verfelbftändigung der Philofophie
als einer Wiffenfchaft mit eigenem Arbeitsgebiet' angebahnt wurde,
ift eine Frage für fich. Jedenfalls flehen wir hier vor einer Würdigung
des .methodifchen Fundamentalprinzips' des Theologen. Und jedenfalls
wird man dann Anfelms philofophifche Erkenntnislehre nicht gegen eine
religiöfe abgrenzen können. Fifcher felbft zeigt ja ganz richtig, daß fie
vollftändig in auguftinifchen Gedankengängen fich bewegt. Die Unter-
fcheidung einer allgemeinen wiffenfchaftlichen und religiöfen Erkenntnis

tellekt aus den Sinnen- und Phantafiebildern wird von
Anfelm nirgends klar und beftimmt entwickelt), das Erkennen
per lucem et veritatem dei oder die Lehre vom
Formalgrund des Erkennens, die Wahrheitslehre, die Gewißheit
in der Erkenntnis, Univerfalienlehre.

Tübingen. Scheel.

Gottron, Dr. Adam: Ramon LullsKreuzzugsideen. (Abhandlungen
zur mittleren u. neueren Gefchichte. Heft 39.)
(VI,96S.)gr.8°. Berlin, Dr. W.Rothfchild 1912. M. 3.60

Die früher ganz rätfelhafte und verkannte Perfon des
Spaniers Ramon Lull (Raimundus Lullus) beginnt allmäh-
lich deutlicher zu werden und in das helle Licht der Gefchichte
zu rücken. Die vorliegende Arbeit hat es mit
einem feiner Hauptgedanken zu tun und verfolgt ihn in
feinen verfchiedenen Schriften und Handlungen; es ift der
, Gedanke der Bekehrung der Ungläubigen, der Muhame-

ift Anfelm natürlich fremd Eine folche Onterfcheidung nachzuwerfen, ift j d d j auch f d R , d

auch nicht Fifchers Abficht gewefen. Anfelm hatte einen großen zu- * , • " r . r *> - ' .V.T. & & .

fammenhängenden Erkenntnisprozeß feftzuftellen, in dem dann auch die durch 1 Arablsmus; denn idne Wlllenlchattltche Tätigkeit War nicht