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Ausgabe:

1913 Nr. 16

Spalte:

490-491

Autor/Hrsg.:

Schultheß, Friedrich (Übers.)

Titel/Untertitel:

Umajja ibn Abi s Salt 1913

Rezensent:

Frankenberg, Wilhelm

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489 Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 16.

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bloßes Hervorftoßen (ejaculation) deffen, was als ,Glaube' i willkommen zu heißen ift. Ich hätte im einzelnen ja viele

das Herz erfüllt, es kann ,liturgifchen' Charakter gewinnen,
kann Paßwort oder ,Aufnahmebekenntnis' werden (das
liegt urfprünglich in dem Ausdruck .Symbol'), kann öffentliche
Glaubenserklärung im apologetifchen oder polemi-
fchen Sinn von feiten einer Gruppe fein, kann Rechtskraft
erlangen als Dogma, kann fich zur ausführlichen
Lehrfchrift geftalten, kann die Gläubigen vereinen und
trennen. Es ift doch nur ein Kapitel, das zweite (S. 11—28),
das den Creeds im Buddhismus, Zoroaftrismus, Muhamme-
danismus, bei den heutigen Hindus und fonft gilt. Das
3. Kapitel behandelt die jüdifchen Glaubensformeln, im
A. T. (das Sch'ma, Deut. 6,4) und bei den fpäteren bzw.
den heutigen (orthodoxen) Juden (fpeziell die weit verbreiteten
dreizehn Artikel des Mai mo nid es). Kurze Formeln
pflegt Curtis (in englifcher Überfetzung) vollftändig mitzuteilen
. Von ausführlicheren gibt er zum Teil Auszüge
oder doch eine überfichtliche Charakteriftik.

Von chapter III an bis ch. XXI (S. 29—399) handelt
es fleh um die Creeds oder Confessions, die die Chriften-
heit hervorgebracht hat. Curtis fetzt ein bei den Be-
kenntniffen der Jünger, ja der Dämonifchen, in den Evangelien
, geht darauf zu denen in den übrigen Schriften des
N.T.s weiter, um fich alsdann zur Entwicklung des Tauf- Umajja .bn Abi S Salt. Die unter feinem Namen über-
fymbols und'der anderen fog. ökumenifchen Symbole zu lieferten Gedichtfragmente, gefammelt u. übers,
wenden. Auch das Te Deum und andere, ähnliche Hymnen v. Friedrich Schultheß. (Beiträge zur Affyriologie
werden hier berührt. Natürlich auch die hauptfächlichen j U- semjt Sprachwiffenfchaft. VIII, 3.) (III, 136 S.) gr. 8°
Glaubensformeln der Konzilien Verf. zeigt fich in der j Ld : J. C. Hinrichs 1911. M. 10 -

Gefchichte der Forfchung im wefenthehen bewandert, frei-
lieh ohne viel felbftändiges Urteil mit Bezug auf die
Kontroverfen. Die .Bibliothek der Symbole' von Hahn
fcheint er nicht zu kennen. Seine größte Autorität durch
das ganze Buch hin, ift Ph. Schaffs dreibändiges Werk
,A History of the Creeds of Christendom'(5. Aufl. 1887),
er nennt es ,by far the most valuable work on the whole
subject': in dem Sinne mit Recht, als kein anderes in

Anftände zu erheben. Aber das ift bei einem folchen
Werke im Grunde felbftverftändlich. Es berührt fo außerordentlich
viele Formeln, daß unmöglich überall die dazu
gehörige Literatur völlig gewertet fein kann.

In drei Schlußkapiteln fpricht Curtis fich im Rückblick
auf die lange, viel verzweigte Gefchichte, die er vorgeführt
hat, darüber aus, was man im Prinzip zu der
Formulierung von .Bekenntniffen' zu fagen habe. Er ift
überzeugt, daß der Glaube derartige Formeln ftets
wieder produzieren werde und daß keine kirchliche Ge-
meinfehaft ohne fie auskomme. Die vorhandenen feien
meift ihrem Zwecke und ihrer Denomination gemäß ein
guter Ausdruck für das, was die betreffende Gruppe von
Chriften wolle. Aber Curtis ift dabei für den einzelnen
fehr freilaffend, billigt den Formeln überhaupt nur eine
relative Autorität zu und meint, daß letzlich das Petrusbekenntnis
das einzige fei, worauf es entfeheidend ankomme
. Was er fagt, darf auch in Deutfchland erwogen
werden.

Halle a. S. F. Kattenbufch.

gleichem Maße eine Totalüberficht über alle Arten chrift-
licher Glaubensformeln gewährt. Aber ich muß alsbald
hinzufügen, daß Curtis an nicht wenigen Punkten mehr
bietet als Schaff. Er ift noch auf eine Reihe von (kleineren)
Denominationen eingegangen, die Schaff beifeite läßt und
bietet auch für die Kirchen oder Sekten, die Schaff be-
rückfichtigt, weiteres Material. Die Sammlung von E. F.
Karl Müller und anderen ift für ihn nicht vergeblich ge-
wefen. Auch aus eigener Forfchung bringt er manches
bei, befonders für die neuefte Zeit, die ja im Gebiete
befonders der amerikanifchen Kirchen und Sekten noch
wiederholt neue Bekenntniffe hervorgebracht hat. Es ift
unmöglich, hier auch nur fummarifch auf das Detail einzugehen
. Oft läßt Curtis es ja bei kurzer Erwähnung
einer Formel fein Bewenden haben, oft auch ift er verhältnismäßig
recht ausführlich, befonders bei Inhaltsangaben
bedeutfamer oder minder bekannter Formeln. Er zeigt
fich überall vom gleichen Intereffe erfüllt; keine Großkirche,
keine ir°-end erhebliche Sekte hat ein Recht fich zu beklagen
, daß er fie zu kurz kommen laffe. Und er zeigt
oft&mit knappen Worten, daß er die Feinheiten eines
Dokuments wohl bemerkt hat. Von Luthers kleinem
Katechismus fagt er, daß er in .delightfully homely and
yet impressive questions and answers' die fünf Hauptftücke
behandele. Bei chapter XVI .Confessions in the Baptist
Churches' (S. 297—316) nahm ich Anlaß, das Werk mit
dem von McGlothin (f. diefen Jahrgang der Literaturzeitung
, demnächft) zu vergleichen. Was letzterer bringt, ift
vollftändiger, als was Curtis mitteilt; McGlothin gibt eben
die vollftändigen Texte. Aber er übergeht die Nebentriebe
des Baptismus, z. B. die Disciples of Christ und die
Christadelphian Churches, deren Konfeffionen Curtis mit
vorführt. Bei den .Sekten' ift Curtis, wie mir fcheint, mit
Abficht oft ausführlicher als bei den .Kirchen'. Sehr vollftändig
find feine Mitteilungen über die autoritativen Doktrinen
der Salvation Army. Doch das Bisherige mag
genügen, um zu beweifen, daß Curtis Werk durchaus

Umajja ibn abi ssalt ift einer von den wenigen Zeit-
genoffen des Propheten, deren literarifche Tätigkeit fich bis
auf unfere Zeit in mehr oder weniger bedeutenden Reften
erhalten hat; er ift deshalb ein fehr wertvoller Zeuge für
das geiftige Milieu, in dem die neue Religion geboren
wurde. Nicht nur feine Beurteilung, auch die Tatfachen
feines Lebens fchwanken in der Überlieferung. Nach
der Tradition, die Glauben verdient, verweilt er als ftiller
Nebenbuhler Muhammeds im Prophetenamte eine Zeit
lang abwartend, bis der Schlag bei Bedr gefallen ift: er
will aus feiner Referve heraustreten und Muhammed offen
anerkennen, da erfährt er die teuren Namen der Er-
fchlagenen und zieht fich grollend zurück. Er ftirbt etwa
6 Jahre nach der Schlacht bei Bedr in taif. — Die
Gedichte Umajjas find teils weltlicher Art, Lob- und
Tadelgedichte, Klagelieder, teils geiftlichen Inhaltes. Diefe
letzteren, die aus begreiflichen Gründen das meifte Intereffe
beanfpruchen, liegen in einer Überlieferung vor, die es
zum Teil fehr fchwer, zum Teil geradezu unmöglich macht,
das Echte von den fpäteren Zufätzen, Korrekturen, Überarbeitungen
ufw. zu fondern. Schultheß ftellt in feinem
Auffatz (Oriental. Studien, Th. Nöldeke gewidmet, Bd. I,
S. 76 ff.) die literarifche Abhängigkeit vom Koran als
Kriterium für die Echtheit des überlieferten Stoffes auf: ob
das Kriterium ficher und insbefondere feine Anwendung
fo einfach möglich ift, ftehe dahin, vgl. auch Schultheß
Einleitung S. 3. Von legendarifchen Stoffen werden vor-
zugsweife behandelt: Sintflut, Noah und die Taube, der
Hahn und der Rabe — Ifmaels Opferung — Pharaos
Untergang —; neben der Fabel vom Wiedehopf ift befonders
intereffant der altarabifche Regenzauber S. 45,10!!.'
Die Kosmologie und Theologie weift die Züge der von
Jüdifchem und Chriftlichem ftark beeinflußten hanife in Südarabien
auf (Schultheß in jenem Auffatze a. a. O. S. 86ff.).
Mit ganz außerordentlichem Fleiß und großer Belefenheit
hat der Verf. die fehr zerftreuten und fehr verfchieden
überlieferten Fragmente gefammelt und in eigener oder
fremder «. berfetzung zugänglich gemacht. Die Überlieferung
ift oft fo, daß ein Verftändnis — o-efchweio-e
eine Überfetzung — kaum möglich ift; aber auch da, wo
wir ficher fein können, den alten oder wenigftens einen
grammatifch richtigen Text zu haben, ift er oft außerordentlich
fchwer zu verliehen. Es ift deshalb nicht verwunderlich
, wenn der Verf. m. E. hier und da feinen Text

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