Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1913 Nr. 15

Spalte:

475

Autor/Hrsg.:

Dyck, Walther v.

Titel/Untertitel:

Das Glaubensbekenntnis v. Johannes Kepler vom Jahre 1623, nach dem auf der Bibliothek des Prediger-Seminars in Wittenberg wiedergefundenen Original hrsg 1913

Rezensent:

Titius, Arthur

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

475

Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 15.

476

Einheit' hätte fich Bafilius wohl kaum befreunden können, allein
da er fich bei den Theologen der fpäteren Zeit ganz im rechtgläubigen
Sinn eingebürgert hat, fo haben auch wir ihn beibehalten
'. Auf S. 50: ,In der Auffaffung des dfioovaioq gehörte
Bafilius ebenfogut zu den Altnicänern wie Athanafius, wenn er
auch, in der Terminologie des trinitarifchen Problems feine eigenen
Wege ging'. Was den hl. Geift betrifft, fo hat Harnack vor einiger
Zeit hier (1912 , 780) auf die klaffifche Erklärung Bardenhewers
hingewiefen, warum Bafilius ihn nie 9sdq nenne — es fei dies
mit Rückficht auf das kirchliche Lehramt gefchehen, das damals
noch keine Deklaration gegeben gehabt habe. Nager hat eine
andere Erklärung. Zunächft bringt er die entfetzliche Tatfache,
daß Bafilius den hl. Geift nie Gott nennt, feinen Lefern nur allmählich
und fchonend bei. S. 84 oben fagt er nämlich, daß ,die
Zahl derjenigen Stellen, an welchen er den hl. Geift ausdrücklich
Gott nennt, fehr karg bemeffen ift'. Auf derfelben
Seite unten aber: ,Wir fehen alfo, nicht etwa aus Mangel an
eigener Überzeugung unterließ es Bafilius, den hl. Geift ,Gott'
zu nennen, fondern nur um die glaubensfchwachen Brüder an
fich zu ziehen und fie nicht von vorn herein durch fcharfen
Tadel abzuflößen'. Die bekannten Worte in adv. Eunom. 3, 1 über
das Verhältnis des Geiftes zum Sohn, die Bardenhewer (Gefch. d.
altkirchl. Lit. III, 161) als fpätere Interpolation preisgibt, werden
von Nager unbedenklich als echt hingenommen (S. 108 f).

Die Schrift Nagers fcheint eine theologifche Doktordiffertation
zu fein, wiewohl eine Fakultät — aus Schonung? — nicht genannt
wird. Jedenfalls waren für fie die Vorfchriften des Moderniften-
eides maßgebender denn wiffenfchaftliche Prinzipien.
München. Hugo Koch.

Dyck, Walther v.: Das Glaubensbekenntnis v. Johannes Kepler vom
Jahre 1623, nach dem auf der Bibliothek des Prediger-Seminars
in Wittenberg wiederaufgefundenen Original hrsg. (Abhandlungen
der Kgl. Bayer. Akad. d. Wiff., math.-phys. Kl.
25. Bd., 9. Abh.) (45 S.) 4». München, G. Franz in Komm.
1912. M. 2 —

Das anonym veröffentlichte Bekenntnis, das bis auf wenige
Andeutungen in Keplers Briefwechfel bisher gänzlich verfchollen
war, ift für K.s Glaubensstellung wie für die religiöfen An-
fchauungen feiner Zeit fehr charakteriftifch. Bekanntlich war K.,
weil er fich nicht entfchließen konnte, die Konkordienformel zu
unterfchreiben (er fließ fich namentlich an dem Artikel über die
Perfon Chrifti wegen feiner polemifchen Schärfen), lange Jahre
von der Teilnahme am Abendmahl ausgefchloffen. Die vorliegende
Schrift enthält nun feine Rechtfertigung und weift feine
volle Rechtgläubigkeit am Maßftabe der hl. Schrift, der alten
Symbole und der Auguftana nach, wirft aber den Theologen vor,
fie wollten ,nur gutte Teutfche Landsknechte haben in Glaubens-
fachen, da einer Gelt von einen einigen Herren nimpt und bey
demfelben Leib und Leben auffetzt, nicht fo genau nachgrüblend,
ob derfelbige recht oder unrecht habe' (S. 26). Seine eigene Auffaffung
geht dahin, ,daß die Drei großen factiones die Wahrheit
unter fich alfo elendiglich zuriffen haben, daß ich fie ftucksweife
zufammen fuchen muß, wo ich deren ein ftück finde. . . Vielmehr
befleiß ich mich, die Partheyen zu conciliiren, wo ich es
mit der Wahrheit kan' (19). Am meiden kommt er in feinen An-
fchauungen mit Georg Calixt überein, den er aber offenbar nicht
kennt, da er nur auf Casaubonus (wie Calixt) und auf Antonius de
Dominis fich zu berufen weiß. W. von Dyck, der die Anregung
zur Entdeckung des Bekenntniffes in Wittenberg gegeben hat,
hat die Ausgabe mit einer gut orientierenden Einleitung (S. 3—10)
und forgfältigen Anmerkungen (37—45), auch einer Inhalts-
überficht ausgestattet.
Göttingen. Titius.

Weiß, Prof. Johannes: Über die Kraft. Björnfons Drama u. das
religiöfe Problem. 2. Aufl. (52 S.) 8". Tübingen, J. C. B. Mohr.
1912. M. — 80

Der ausgezeichnete Vortrag, der heute in zweiter unveränderter
Auflage vorliegt, gibt zunächft eine eingehende Ana-
lyfe des Dramas, die auch den Stimmungsgehalt der Dichtung
kraftvoll zur Geltung bringt. Dann wird die Frage behandelt, was
Björnfon mit feinem Drama gewollt habe; im ganzen fcharf und
zutreffend. Vielleicht wäre es der Sache zu gute gekommen, wenn
der zweite Teil des Doppeldramas nicht außer Betracht gelaffen
und der Hauptgedanke auf dem Hintergrunde der aus fo vielen
Werken klar zu erhebenden religiöfen Anfchauungen des Dichters
dargestellt worden wäre. Der Schlußabfchnitt endlich bietet eine felb-
ftändige Erörterung der von Björnfon angeregten Frage, ob Wunder
und Enthusiasmus zum Wefen des Christentums gehören oder

bloß Begleiterfcheinungen feiner ersten heroischen Periode waren.
Dabei fcheint mir das Wunder richtig, der Enthusiasmus gegenüber
einem lutherisch-bürgerlichen Christentum des Berufes zu
niedrig eingefchätzt zu fein. Man charakterifiert freilich das
Chriftentum — auch das Chriftentum Jefu und des Neuen Testaments
— nicht ausreichend, wenn man es, wie heute unter Carlyles
und Nietzfches Einfluß viele wollen, sittlichen Heroismus nennt.
Denn folchen verlangt fchließlich jedes Ideal. Aber eben
doch auch das christliche. Das unbedingte Opfer für das Gute,
auch das Opfer des Besitzes und der Familie, ausfchalten wollen,
heißt nach der andern Seite zu weit gehen.
Jena. H. Weinel.

Mitteilungen.

23. Quellen der Religionsgefchichte. — Von ägyptischen
Quellen find nach Rat von Prof. Sethe zunächst ins Auge
gefaßt:

Zaubertexte (Medizinifches aus Pap. Ebers, Horus auf den
Krokodilen. Metternich-Stele. Schlangenzauber u. A. aus den Pyr.
und anderen Totentexten).

Ritualtexte (Einzelnes aus den Pyramidentexten, Abydos-
Rituale, Ritual des Amon und der Mut, Stundenritual, Totenritual,
verfchiedenes Rituelles aus Dendera, Philae, Edfu.).

Toten texte (Pyramidentexte, Totenbuch, Amj-duat, Buch
vom Atmen, Le livre, que mon nom fleurisse, Lamentations dTsis
et Nephthys.).

Hymnen und Gebete (Einiges aus den Pyramidentexten.
Hymnen an das Diadem, an Osiris, Amonshymnus von Kairo.
Große Sonnenhymne Amenophis' IV. Gebete feiner Zeitgenoffen
für ihn und die Königin. Sonnenhymnen in Gräbern und auf Grabsteinen
der Folgezeit (Dyn. 18 ff.). Hymnen im Amons-, Mut-,
Hormachis-Ritual. Hymnus an Chnum).

Mythologifches, Dogmatifches, Kultifches (De-
struction des hommes, Apophisbuch, Mythe d'Horus, Göttertitulaturen
aus Tempelinfchriften, Denkmal memphitifcher Theologie
, Dekrete des Ofiris-Onnophris, Dekrete von Philae, Nilftelen
von Silfile.).

Prieftertum und Tempeldienft (Berufung des Hohenpriesters
des Amon unter Ramfes II, Einretzung des Gottesweibes
in Dyn. 26. Inscription historique de Pinodjem, Stele der Verbannten
, Papyrus des Un-amun, Biographifche Infchriften von
Priestern aller Zeiten, Tempelakten von Kahun, Schutzdekrete
der Könige für die Tempel — Ramfes III. (Elephantine), Haram-
bab, Nephotep (Abydos)).

Tempelinfchriften aus griech.-röm. Zeit (Titulatur der
Götter, enthaltend mythologifche, kosmogonifche Anfpielungen,
] Angaben über ihr Verhältnis zu andern Göttern, ihre Wirkfam-
I keit, Eigenfchaften ufw. — Reden der Gottheiten an den opfernden
König. — Reden des opfernden Königs.).

Opfer und andere Stiftungen für die Tempel.
Göttingen. R. Otto.

24. Einen intereffanten Katalog, betitelt ,Das fchöne Buch',
der auch einegrößere Anzahl Inkunabeln zu Reformationsgefchichte
und Kirchengefang aufweift, hat der Berliner Antiquar Martin
Breslauer (W 15, Kurfürftendamm 29) herausgegeben. Der 192 S.
starke befchreibende Katalog, der mit über 125 Abbildungen, z. Tl.
auf Tafeln, gefchmückt ift, koftet 4 M. Schfr.

25. Die befte Katenen-Ausgabe, die wir befitzen, die 1772 und
1773 in Leipzig erfchienene ,Catena Nicephori' oder ,Catena Lip-
siensis' zum Oktateuch und den vier Büchern Regnorum, beruht
laut Angabe des Herausgebers NixrjtpoQoq Oeozöx^q in Band 1
Seite q vor allem auf einer Hf., welche damals dem Hegemon
rQnyoQLoq r-Axaq in Konftantinopel gehörte. Diele Hf., die bisher
für verfchollen galt (vgl. z. B. Erneft Lindl, Die Oktateuchcatene
des Prokop von Gaza, München 1902, S. 5), habe ich jetzt in der
Hf. 43 der National-Bibliothek zu Athen wiedergefunden. Der
Hauptbeweis für die Identität ift die von Theotokis angeführte,
höchst eigenartige und mir nicht ganz verständliche Unterfchrift
Yq~aio zt]> gvoavzt zavzr/v xal ov aXXa>q' inel zi'cd' hzevq~E lPioßavuq
xaloyQ&(poq aXizlfimv avdQ&oi nöXeujq 'AzzaXeiaq, denn diefe findet
fich nach Sakkelions ICazäXoyoq zmv yeiQoyQäipwv zfjq 'Edvixfjq
BißXio9>jxrjq zfjq'EXXäöoq (Athen 1892) S. 7 genau fo in der Athener
Handfchrift. Aber auch fonft stimmt die Athener Hf. völlig mit
der Hf. des Exixaq nach der Befchreibung des Theotokis überein
, nicht nur im Material (Pergament) und in der Anordnung
der Katene (Catena marginalis), fondern auch im mutmaßlichen