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Ausgabe:

1913 Nr. 15

Spalte:

451-452

Autor/Hrsg.:

Dahse, Johannes

Titel/Untertitel:

Textkritische Materialien zur Hexateuchfrage 1913

Rezensent:

König, Eduard

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Seite 1

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45i Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 15. 452

insbefondere, ob dazu das Strafrecht geeignet fei. Aus 1 und der griechifchen Überfetzung ufw. andererfeits zuzutreffenden
Gründen wird diefe Frage verneint. Abhilfe j kommt. Denn wenn die Autorität einer Geftalt des A. T.
ift nur zu erhoffen von der Hebung der Volksbildung und j in bezug auf einen fpeziellen Punkt, nämlich die Gottes-

der Pflege einer gefunden Religiofität.

Göttingen. W. Kulemann.

namen, feftgeftellt werden foll, kann nicht von diefen
ausgegangen werden, fondern ift ein Ausgangspunkt für
das Urteil zu fuchen, der vom Beftand der Gottesnamen

Dahfe, Pfr.Johs.:Textkritifche Materialien zur Hexateuchfrage. f^'ftfJrha ,1« ^"iT vTg jener Vorfra-e
' . * , ~ r T , , Tr , 1 nt nun zunachlt alles das zu beachten, was in meiner

1. Die Gottesnamen der Genefis, Jakob u. Ifrael, P in 1 Einieitung teils über Anzeichen von relativer Altertümlich-
Genefis 12—50. (VIII, 181 S.) gr.8°. Gießen, A. Töpel- keit des.MT (S. 55 f- etc.) und teils über eine — natür-
mann 1912. M. 4.80 1 liehe — Überfetzungsfreiheit der LXX ufw. (S. 114— 118 etc.)

Das Moment, das einftmals (1753) den erften Anlaß j bemerkt ift. Muß nun fchon darnach der Beftand der
zur Annahme von Urkunden im Pentateuch gegeben hat, Gottesnamen, wie er im Judif^ebrafchen A. T. vorliegt
wird neuerdings von mehreren mit immer"wachfender f r^l^T^ nrh Z^hJ^-^TT
Heftigkeit in feiner Sicherheit beftritten. In den Spuren dl\kT Be*and ^V^^SÄ ♦ f X

von Kloftermann haben dies hauotfächlich Leof und ' ganz durch den famantanilcn-nebraiichen Pentateuch
Dahfe in Deutfchland, Eerdmans in Holland und Wiener j beftätigt wird obgleich diefer doch fonft in vielen Stücken
in England getan. Von ihnen hat jetzt Dahfe die feit ! LV^~!-Au^

1903 in Ausfleht geftellte eingehendere Arbeit unter dem bebraifchen Pente euch abweicht. Aber d e Gottesnamen
Titel ,Textkritifche etc.' veröffentlicht. ™crdSn doc£ vielfach neuerdings als variable Elemente

des Textes hingeftellt (Kloftermann feit 1893 u.a.; Dahfe,
S. 30)! Nun daß auch in bezug auf die Gottesnamen
Verfchiedenheiten in der Textüberlieferung vorkommen,

Er beklagt fich im Vorwort, daß über feine frühere Bearbeitung
derselben Frage, feine .Textkritifchen Bedenken gegen den Ausgangspunkt
der heutigen Pentateuchkritik' (im Archiv für Religionswiffenfchaft, Dez.

1903), in Deutfchland faft ganz gefchwiegen worden fei. Aber dies 1 wird felbftverftändlich von niemandem geleugnet. Aber

war doch eine natürliche Folge davon, daß er felbft in jener Arbeit eine damit werden die Gottesnamen nicht das, was man mit
ausführliche Darlegung angekündigt hatte, und diefe von Jahr zu Jahr , Emphafe e;n varjables Element im Texte nennen dürfte.

erwartet werden konnte Aii.ternpni tnlirt er im letnrrpn Hiirhe lernt l v . ... _ „ .. .

erwartet werden konnte. Außerdem führt er im jetzigen Buche felbft
(S. 47) aD, daß die Behauptungen von Lepsius (in der Monatsfchrift
,Reich Chrifti' 1903), die denen von Dahfe weithin parallel gingen,
noch in demfelben Jahre eine ausführliche Kritik in meinem Schriftchen
,Glaubwürdigkeitsfpuren des A. T.' erfahren haben. Weiter behauptet
er im Vorwort des jetzigen Buches, daß er damit in doppelter Weife
,Neuland' betrete. Denn einmal fuche er den Reichtum der LXX-Varianten
mehr, als bisher üblich gewesen, nutzbar zu machen, und zum
andern stelle er ,der herrfchenden Pentateuchhypothefe [er meint: Ur-
kuudenhypothefe] eine neue entgegen, eine Perikopenhypothefe'. In
beiden Beziehungen aber behauptet der Ausdruck ,Neuland' etwas zu
viel. Denn in der Betonung der LXX-Varianten waren ihm ja mehrere
vorangegangen, und auch der Einfluß der Perikopenabteilung auf die
Wahl von Gottesnamen war, wie er felbft in feinem Buche erwähnt
(S. 22. 26. 46), bereits von Kloftermann, Hummelauer, Hoberg, Vetter
behauptet worden.

Was nun meint Dahfe in feinem Buche erreicht zu
haben? Ein erfter Hauptteil desfelben foll in bezug auf
die Gottesnamen Jahve und Elohim zeigen, daß die bisherige
Beachtung des Unterfchieds, der betreffs des Gebrauchs
diefer Gottesnamen im MT und in LXX herrfcht,
ganz mangelhaft war, daß die in bezug darauf vorhandenen

Neben diefen Beitrag zu dem, was zur Stützung der
von Dahfe angegriffenen Pofition der neueren Pentateuchkritik
dient, kann hier nur noch eine Probe von den
Momenten gefügt werden, die zur Beleuchtung feines
eigenen Vernichs, den im MT vorliegenden Wechfel der
Gottesbezeichnungen zu erklären, dienen werden.

Er behauptet nämlich, daß der einerfeits in der — von ihm her-
geftellten urfprünglichen — LXX und andererfeits im MT wahrnehmbare
Wechfel der Gottesbenennungen zunächft durch die gottesdienftliche
Vorlefungspraxis der Judenfchaft veranlaßt worden fei. Wenn in Gen.
24b plötzlich eine andere Gottesbezeichnung auftrete und ebenfo in 69,
fo rühre das beide Male vom ,Beginn neuer Lefeabfchnitte' her, denn
in 24b beginne der II. und in 69 der V. Seder (S. 93). So flehe beim
MT auch in Parafche III (i24—1727) immer Jahve mit Ausnahme des
Schlußkapitels 17, und in Parafche IX (371—4O23) flehe nur Jahve ,mit
Ausnahme der motivierten Stelle 399 und des letzten Gottesnamens 409'
(S. 94). Dies werde auch durch eine Vergleichung der LXX beftätigt,
denn fie zeige in Seder IX (l2t—3; vielmehr: 9 nach v. d. Hooght,
Ginsburg, Kittel) nur iTiri"1 = xi'pioe; in Seder X (i2,0—1319) teils
Itlfi = xvQioz I217 u. 134 und teils rnrT1 = 6 9-eoi; 1310 u i4; in
Seder XII (15,—20) teils nirii = zi'pto? 151, teils mm = 6 &fug

VariantenÖeVft vonlh^ ! IS«f- und .teils T. ärii*'*s I5l8; in Seder XUI (l6>—le) teils

j (> r tf j- > inm voii auigeaecKi wuraen p. 32 02;, | m|r, = xigw? teils nin., = < dtd? l6;. u und teils _,ir,h _

daß fleh die fpätere Geftaltung diefer Gottesnamen nach
der Hexapla und in andern Rezenfionen der LXX beobachten
laffe, und daß darnach die jetzt herrfchende

xvqioq l6I3. So fehe man, daß auf den MT die Parafcheneinteilung
eingewirkt habe, während die LXX durch die Abfchnitte der Sedarim
beftimmt fei (S. 94). Aber erftens weshalb foll denn überhaupt mit

Schätzung des Wechfels der Gottesnamen als eines !

NT ° , T .. . ... - , _ . IC, , t neuer Gottesname emgefetzt worden fein? Was hatte das eine mit dem

Arguments der Llterarkntlk falfch fei (S. 92—122). In auderD zu tun? Außerdem wurde doch z. B. die erfte Sabbathsparafche

einem zweiten Hauptteil verfucht er ebenfo den Nachweis
dafür zu führen, daß die Namen Jakob und Ifrael
unrichtig als Kennzeichen des Elohiften und Jahviften
angefehen würden (S. 122—143). Der dritte Hauptteil
ift der Behauptung gewidmet, daß der fog. Priefterkodex

fich in Gen. 12—5° nicnt nachweifen laffe, aber ein Kom- i fein follen! Drittens wie follen die Ausnahmen motiviert fein, die

(Gn. ij—68) an einem Sabbath hintereinander gelefen. Wie follte alfo
innerhalb diefes Lefeabfchnittes bei 24b der Gedanke entliehen, mit
einem neuen Gottesnamen einzufetzen? Zweitens wie unnatürlich ift
auch die Vorausfetzung, daß die zwei Hauptabteilungen der Judenfchaft
in bezug auf den angeblichen Einfluß der gottesdienftlichen Vorlefungs-
abfehnitte auf die Setzung der Gottesnamen verfchiedene Wege gewandert

pilator anftatt feiner zu erkennen fei.

Selbftverftändlich fehlt nun hier der Raum, um über
alle diele Ausführungen ein Urteil abzugeben, aber einige
kritifche Bemerkungen kann ich doch hier machen.

Dahfe gibt die Parole ,Erft Textkritik und dann

Dahfe felbft fchon in den oben angeführten Worten und weiter auf
S. 94—97 zugibt? Welchen vernünftigen Grund soll es haben, daß im
MT die erften zwei Sedarim Gn. i4—24a und 24b—321 durchgängig
einen Gottesnamen (mit den motivierten Ausnahmen in 3,b 3 5), aber
die beiden andern Sedarim 332—426 und 5i—68 gemifchte' Gottesnamen
(S. 98) zeigen? Da fehe ich keine innerliche Begründung und überhaupt

Literarkritik!' aus, oder wie er in der NKZ. 1912, S. 756 ; keine ratio.

r . . / tt/xu n.A<u1,,„„ -4. A „ I So wenig alfo das, was ich vom Inhalte des Dahfefchen Buches

es formuliert hat: ,Erft Feftftellung des am weiteften hier n konnte die' bisherige Ableitung des Wechfels der Gottes-

7iiriipb-M»rvAti^ on Tävt-ocz nnrl riontl ^ar^Tlfl 1 (=»11 T «f t-b-t* itlb' i' ______ . i__ i . . _ 1___r__,s„ 1-I^T, _«___ 1 _ rr___ _ j __

zurückliegenden Textes und dann eventuell Literarkritik!'
Nun erftens ift auch dies wieder nichts wirklich Neues,
denn das ift ja von anderen (vgl. meine .Glaubwürdigkeits-
fpuren des A. T.') ebenfalls gemeint worden, und zweitens
fragt man fofort: Wie denn foll der ältefte Text feft-

namen entwurzeln konnte, ebenfowenig kann ich darin eine beffere oder
auch nur ebenfo zuläffige Erklärung diefes Wechfels erkennen. Indem
ich aber die weitere Prüfung diefer Fragen für einen andern Zufammen-
hang verfchieben muß, füge ich nur noch hinzu, daß der langjährige
Fleiß, den Dahfe auf diefe Studien verwendet hat, alle Anerkennung
verdient.

geftellt werden? Alfo taucht eine Vorfrage auf, die von .
Dahfe gar nicht aufgeworfen worden ift. Es ift die Vorfrage
, welche Qualität, d. h. welche Beziehung zur Urform
des A. T., dem überlieferten hebräifchen Texte einerfeits