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Ausgabe:

1913

Spalte:

417-421

Autor/Hrsg.:

Cumont, Franz

Titel/Untertitel:

Astrology and Religion among the Greeks and Romans 1913

Rezensent:

Bousset, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

lahi-lich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

Manuflcripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlichan TT imo

38 Tabro- Nr 1A ProfefibrD. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg: 66, zu fenden. 5. JUll 1^13

UcXlllg. A»A . A"* Rezenfionsexemplare ausfchheßlich an den Verlag.

Oumont, Astrology and Religion among the
Greeks and Romans (Bouffet).

Heh n, Die biblifche u. die babylonifche Gottesidee
(Ungnad).

Neffe rt, Apologetifche Vorträge (J. Herrmann).

Bergh vanEysing.a, Die holländifche radikale
Kritik des Neuen Teftaments (VV. Bauer).

— Radical Views about the New Testament
(Derf.).

Rostron, The Christology of St. Paul (Wood).
The Coptic Version of the New Testament
(Rahlfs).

Goodspeed, Index apologeticus (Koch).
Trzcinski, Die dogmatifchen Schriften des h.
Hieronymus (Grützmacher).

Ziefche, Die Sakramentenlehre des Wilhelm

von Auvergne (Heim).
Reinhardt, Studien zur Gefchichtc der katho-

lifchen Schweiz im Zeitalter Carlo Borromeo's

(W. Köhler).
Weber, Deutfche Gefchichte 1648—18o6(Sohm).
Meurer, Das katholifcheOrdenswefen nach dem

Recht der deutfchen Bundesftaaten (A. Köhler).
Lindner, Gcfchichtsphilofophie (Ficker).
Goldfchmidt, Zur Wiedererweckung Kan-

tifcher Lehre (Troeltfch).
Stange, Die Vergebung der Sünden (Lobftein).
Marcinowski, Nervofität u. Weltanfchauung

(Weber).

— Der Mut zu ftch felbft (Derf.).

Fittbogen, Die Probleme des proteftantifchen
Religionsunterrichts (O. Gemen).

Tri bu kai t, Wasift evangelifcheFreiheitf (Eger).

Referate: Kalt, Samfon. — Rein ach, Samfon.
— Der Überarbeitete Text der Evangelien. —
Rickert, Kulturwiffenfchaft und Naturwiflen-
fchaft. —Meincke, Leo Tolftoi. — Rohleder
, Grundzüge der Sexualpädagogik.

Mitteilungen: (19) Quellen der Religions-
gefchichte. (20) New Manuscripts of Pelagius.
(21) Eine lateinifche Vollbibel aus der Biblio-
theca Rehdigerana. (22) Lancianis ueuefte
, Notes from Rome'.

Erklärung von B. Laufer.

Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Cumont Franz Astrology and Religion among the Greeks des Himmels, namentlich der Geftirne, die Verehrung der

and Romans. (American Lectures on the History of Elemente (mit den Sternen zu dem Begriff der Stoicheia

^ , „ . .„r„ /wttt o^ecr on zufammengefaßt), endlich eine fidenfche Efchatologie, im

Rehgions. Senes of 1911-1912.) (XXVII, 208 S.) 8». ganzgn ^ Pantheismus und Monismus (der dem

London, G. P. Putnams Sons 1912. s. 6 — ph;i0 immer wieder das Zielobjekt feiner Angriffe bietet) —

Über das Thema Aftrologie und Religion handelt | das find etwa die Grundzüge aftronomifcher Welt-
der bekannte Meifter auf dem hier einfchlägigen Gebiet, ; anfchauung.

Franz Cumont, in fechs von ihm in Amerika auf Ver- Auf Grund der jetzt feftgelegten Gefchichte der baby-

anftaltung des Committee for Lectures on the History lonifchen Aftronomie läßt fich ziemlich genau der Ein-
of Religions gehaltenen Vorträgen. — C. gibt im erften : fluß Babylons auf Griechenland und damit der Beitrag
Vortrag eine Gefchichte der babylonifchen Aftronomie. Babylons zur abendländifchen wiffenfchaftlichen Kultur
Eine folcheift erft durch die Arbeiten der letzten Jahrzehnte beftimmen.

von Straßmaier und Kugler möglich geworden. Wir wiffen [ Die Griechen verdanken den Babylouieru fehr viel; Meton ift wahr-

jetzt — und fo manche der bekannten ,aftra]mythologifchen' fcheinlich nicht der Erfinder, fondern nur der Vermittler des neunzehn-
Thefen löfen fich vor diefem Wiffen in Nebel auf—daß diefe jährigen lunifolaren Zyklus (8 jähriger Zyklus feit dem fechften, igjäh-

Gefchichte einer wirklichen aftronomifchen Wiffenfchaft "S" f ,il d«> v}rten Jahrb- in Babylon nachweisbar), die Planeten-

n. -t. j__XT'*t j o t t. u u • i f u v j i namen übernahm die griechifche Kultur vom Orient, charakterilulche Linzel-

erft mit der Mitte des 8. Jahrh. beginnt, namhdi mit der .{ heiteu> wie die Zufanimennel,ung von Sonne, Mond und Venus (Ishtar) -

Kalenderrelorm des Nabonaffar und der Einführung des i (jn einem Fragment des Demokrit) und die Bezeichnung des Saturnus als
lunifolaren Zyklus durch diefe Reform. Von der Zeit an Sonnenfternes (Epinomis) beweifen den engen Zufammenhang zwifchen
etwa beoinnen auch die Aufzeichnungen der Mondfinfter- Babylon und Griechenland, die chaldäifche aftrologifche Mantik betrachtet

niffe die der Grieche Ptolemäus benutzte (älteftes Datum ]'eoPhr-ft berf s mit * ,Üekt- ■* de« Zeitalter der Diadochen wird

st- n. ... • der Zufammenhang zwifchen babylouifcher (Beroflus! und gnechifcher

21. März /2I). Von nun an geftatten uns eine ganze Artro„omie ein ganz reger. Es läßt fich jetzt nachweifen, daß Hipparch

Reihe datierbarer Tafeln, deren fpätefte aus dem Jahre 8 dem babylonifchen Aftronomen Kidenas, defien ausgezeichnete Mond-

V. Chr (lammt, tatfächlich einen Einblick in die gefchicht- tafeln wir noch befitzen, feine Berechnungen des Mondlaufes entlehnt

liehe Entwicklung diefer Wiffenfchaft. Charakteriftifch für ! hat- Auf der anderen Seite darf auch Griechenlands Können und fein
diefe ift aber auf dem Kulturboden Babylons ihr direkter f"^^ ,der E-twi=k!UDfr QichJ "»terfchätzt werden. Das Verdien«

cuete Ul auci »ui s.v. . _ j ^ <jiic.is.cci der hntdeckung der Präzeffion der Sonne durch den Tierkreis (Ver-

Zufammenhang mit der Kellgion. V or unlern Augen fehen j fchiebung des Äquinoktialpunktes) gebührt (damit werden wieder eine

Wir o-leichfam, wie die Wiffenfchaft der ^Aftronomie aus | Reihe von Hypothefen der ,Aftralmythologie' vernichtet) nicht Babylon,

der aftrolo°ifchen Religion entbunden wird. Umgekehrt f°nde™ dem Griechen Hipparch, überhaupt hat erft der griechifche

Wirkt dann che aftrologifch-aftronomifche Weltanfchauung ! Ge;ft die wiffenfehaftliche mathemathifche Berechnung (Trigono-

. u<iallu'. , , 9 ■c.i„ WaIVmAUoJA« 1 § metne n die Aftronomie eingeführt. — Aber bemerkenswert ift wieder

wieder auf die babylonifche Volksrehgion zurück und | daß nach dem Vorgang des Aristarchos von Samos Seleukos von

Prägt diefer den Charakter einer lpeziell fiderifchen j Seleukia vielleicht ein hellenifierter Eingeborener die heliozentrifche
Religion auf, den fie urfprünglich nicht hatte (vgl. auch Weltanfchauung, die freilich weder auf babylonifchem noch auf griechifchem

das aus Jaftrows Werk zitierte intereffante Gefamturteil Kulturboden durchdrang, vorgetragen hat.

S. 23). So erwächft hier eine halb wiffenfehaftliche, halb | Vom Often verbreitete fich die Aftrologie und die
religiöfe, eigentümlich gefchloffene Weltanfchauung, für ! damit zufammenhängende Weltanfchauung in den Weiten
deren charakteriftifche Grundzüge uns Diodorus Siculus (> Vortrag). Cumont verfolgt deren Eindringen in
II, 29—31 (nach Pofeidonios?) und Philo in feinen zahl- Ägypten (Petofiris, Nechepfo, Hermetismus, Chairemon,
reichen Äußerungen über die Chaldäer die Quellen liefern, der den ägyptifchen Gottesdienft auf Verehrung der Natur
Eine die Welt beherrfchende, als Vorfehung verehrte Not- : und der Sterne reduzierte, S. 90), in Syrien (ftarkes Aufwendigkeit
, die im engften Zufammenhang mit d en ge- 1 kommen der Verehrung des Baal Schammin, d. h. des
fetzlich geregelten Umläufen der Geftirne fleht, der Ge- i Himmels, des vtpiaroq, avatraxoq, vjteQTaroq d-eöc,
danke der Einheit, Gesetzlichkeit und Ewigkeit der in Sonnenkult, Grabdenkmal des Antiochus Kommagene),
ungeheuren Perioden ihr Dafein lebenden Welt, die Ver- Hier in Syrien und Umgegend ift auch die eigentliche
gottung der ,Zeit', des Himmels und der Erfcheinungen Heimat des Stoizismus: Zeno des Mnaseas (Manaffe!)

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