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Ausgabe:

1913

Spalte:

386-388

Autor/Hrsg.:

Walleser, Max

Titel/Untertitel:

Die buddhistische Philosophie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. 2. Tl. und 3. Tl 1913

Rezensent:

Beckh, Hermann

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlich an _- _ .

38. Jahrf? Nr 13 Profeffor D.Titius in Göttingen, Nikolausbcrger Weg; 66, rufenden. 21. JUlll

uu" UCTliig. AUA . A«J Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Stübe, Lao-tfe (Haas).

Wallefer, Die buddhiftifche Philofophie in
ihrer gefchichtlichen Entwicklung. Tl. 2 u. 3.
(Beckh).

Kittel's, Biblia hebraica. Ed. altera (König).
Budde, Die altifraelitifche Religion. 3. Aufl.
(Nowack).

Schmitz, Die Opferanfchauung des fpäteren

Judentums und die Opferausfagen des Neuen

Teftamentes iBaldenfperger).
KugeneretCumont, Recherches sur le maui-

cheisme. II. et III. (Boufiet).
Magnin, L'Eglise Wisigothique (Grützmacher).
Grupp, Kulturgefchichte des Mittelalters. II. u.

HL Bd. 2. Aufl. (Ficker).
Bückmann, Das Domkapitel zu Verden im

Mittelalter (Lerche).

He feie, Der Würzburger Fürftbifchof Julius
Echter v. Mespelbrunn u. die Liga (Schornbaum
).

Jülicher, Die Entmündigung e. preußifchen

theologifchen Fakultät in zeitgefchichtlichem

Zufammenhange (Troeltfch).
Vifcher, Die Zukunft der evangelifch-theolo-

gifchen Fakultäten (Derf.).
Bergfon, Einführung in die Metaphyfik (E. W.

Mayer).

Ehrenberg, Kritik der Pfychologie als Wiflen-
fchaft (Elfenhans).

Zimmermann, Ohne Grenzen u. Enden (Steinmann
).

McDowall, Evolution and the Need of Ato-
nement (Mackintosh).

Baffermann, Was ift der Menfch, daß du fein
gedenkeft? (Niebergall).

Pank, Ich fchäme mich des Evangeliums von
Chrifto nicht (Derf.).

Wendt, Ich glaube (Schian).

Referate: Grotefend, Abriß der Chronologie
des deutfchen Mittelalters und der Neuzeit. —
Kant's, Werke. — Le mouvement religieux
contemporain. — Lamprecht, Zwei Reden
zur Hochfchulreform. — Harnack, Die Benutzung
der Königlichen Bibliothek u. die
Deutfche Nationalbibliothek. — Bibliographi-
fches Jahrbuch für deutfchesHochfchul-Wefeu.
— König, Staatu.Kirche. — Hiftorifch-päda-
gogifcher Literatur-Bericht über das Jahr 1910.

Mitteilungen: (18) Theologifcher Jahresbericht.

Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

China faft vergeffen fei, fteht entgegen, was uns kürzlich
erft Hackmann aus eigener Beobachtung über diefen
Punkt bezeugt hat. Daß es bei uns, wie ficher zu hoffen,
vielen, an deren Ohr der Name Tao-teh-king möglicherweife
bislang kaum gedrungen, durch Stübe's fchön und
klar und warm gefchriebenes Heftchen bekannt gemacht
und näher gebracht wird, ift hocherfreulich.

Coburg. Hans Haas.

Wallefer, Max: Die buddhiftifche Philofophie in ihrer gefchichtlichen
Entwicklung. 2. Tl. Die mittlere Lehre (Mä-
dhyamika-sästra) des Nägärjuna. Nach der tibetifchen
Verfion übertr. (VIII, 188 S.) gr. 8». Heidelberg, C.
Winter 1911. M. 4.80

— Dasfelbe. 3. Tl. Die mittlere Lehre des Nägärjuna.
Nach der chinef. Verfion übertr. (VIII, 191 S.) gr. 8°.
Ebd. 1912. M. 5.20

Die Hingebung, mit der fich der Verf. der Überfetzung
des fchwierigen und bis zur Peinlichkeit abftrufen Textes
gewidmet hat, verdient Anerkennung, ja in gewiffem Sinne
Bewunderung. Soweit es überhaupt möglich ift, derartiges
faßlich im Deutfchen wiederzugeben, ift ihm dies ohne
Zweifel geglückt, und nicht Schuld des Überfetzers ift es,
wenn dem Denkvermögen zuweilen Schlimmes zugemutet
wird. So lieft man z. B. auf Seite 17: ,Entweder geht der
Geher, oder der Nicht-Geher geht, oder ein von diefen
zwei verfchiedener Dritter geht. Der Geher geht nun
nicht, weil (er fchon mit) Gehen exiftiert. Der Nicht-
im Januar 1788 in England der Royal Asiatic Society Geher auch geht nicht, weil er ohne Gehen ift. Ein von
eine, noch als unediertes Manufkript im India Office i diefen verfchiedener Dritter auch geht nicht; weil er nicht
lagernde, lateinifche Verfion des Textes vorgelegt wurde, j exiftiert. Was exiftiert, das ift entweder Geher oder Nicht

Stübe, Dr. R.: Lao-tfe. Seine Perfönlichkeit u. feine Lehre.
1.— 5. Tauf. (Religionsgefchichtliche Volksbücher. III.
Reihe, 16. Heft.) (32 S.) 8°. Tübingen, J. C. B. Mohr
1912. M. —50; geb. M. —80

Die Grill und Wilhelm haben nicht vergebens in
den Wald gerufen. Es hallt wider. So ein Echo, das
unferen jüngften beiden Laotfe-Interpreten zur Genugtuung
gereichen mag, ift die neufte Nummer der ,Reli-
gionsgefchichtlichen Volksbücher'. Was ein, felbft den
Quellen fernftehender, popularifierender Autor tun kann,
von Anderen Erarbeitetes an die breitere Maffe weiterzureichen
, hat Stübe getan. Daß feine gedrungene Darfteilung
der Grundzüge des Syftems des alten chinefifchen
Weifen nicht auf eigenem Studium des Urtexts ruht, ift
unverkennbar. Den Wert von Wilhelms Überfetzung
fcheint er mir, fich felbft zum Schaden, unterfchätzt zu
haben. Zumeift wird Laotfe von ihm nach Grill zitiert.
Die leifen .Befferungen', die er, ohne das zu vermerken,
da und dort an deffen Verfion vorgenommen, wären beffer
unterblieben. Wie fie, fo fchlugen auch fonft verfuchte
Umprägungen dazu aus, hie und da die Sache etwas zu
verderben. Ein Beifpiel! Wenn Grill fchreibt:,In Europa
war der Profeffor der chinefifchen Sprache in Paris Abel
Remusat der erfte, der das Tao-te-king im Grundtext
ftudierte' (S. 49 f.), fo ift das — wahrfcheinlich — richtig.
Wenn Stübe (S. 4) drucken läßt: ,Der erfte Europäer,
der Lao-tfe's Werk felbft im Original kennen lernte, war
der franzöfifche Sinologe Abel Remusat (Paris 1823)', fo
ift das, fo ähnlich es klingt, falfch. Nicht nur daß fchon

das Werk eines römifch-katholifchen Miffionars in China,
auch die alten neftorianifchen China-Miffionare bereits
waren, wie das im Jahre 781 in Singan fu von ihnen errichtete
Denkmal dartut, mit dem Buch Laotfes wohl
vertraut. — Zu der (wohl von Grube übernommenen) Angabe
S. 17, das Werk erfcheine unter feinem heutigen
Titel erft im 6. nachchriftlichen Jahrhundert, und der Mutmaßung
, daß diefer Titel erft damals entftanden fein möge,
vergleiche man Legge p. 8, Grill S. 11, Wilhelm S. VII. —
Der Konftatierung auf S. 30, daß Laotfes Buch heute in

Geher. Da diefe beiden auch nicht gehen können, deshalb
ift das nicht richtig (yukta)'. In diefem Stile bewegt
fich, jedoch mit Ausnahme einiger lichterer Zwifchen-
partien, das ganze Werk. Modernem abendländifchen
Denken möchte folches zunächft mehr als Aberwitz denn
als Weisheit erfcheinen, und kopffchüttelnd wird man fich
fragen, was denn folche .Philofophie' (wenn diefes Wort
auf ein derartiges von Widerfprüchen getragenes Gedankengebäude
überhaupt Anwendung finden kann) mit dem
Buddhismus eigentlich zu tun habe. Denn bekanntlich

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