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Ausgabe:

1913 Nr. 11

Spalte:

329-330

Autor/Hrsg.:

Robertson, Archibald Thomas

Titel/Untertitel:

Kurzgefaßte Grammatik des neutestamentlichen Griechisch mit Berücksichtigung der Ergebnisse der vergleichenden Sprachwissenschaft und der KOINH-Forschung 1913

Rezensent:

Gregory, Caspar René

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Seite 1

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329 Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. II. 330

fuchte ift. Hinter jeder einzigen oder letzten Variante
eines Verfes fleht ein (überflüffiger) Punkt, zwifchen zwei
Varianten zu demfelben Vers aber (mit wenigen Ausnahmen
) nichts; wenn fie alfo der Setzer nicht durch einen
großen Zwischenraum getrennt hat, entfliehen die ftörend-
ften Konfufionen. An Druck- und andern Fehlern find
die Fußnoten reich. — Wie es damit fonft in dem Buche
fleht, hat Ref. nicht unterfucht und fleht auch keinen
Anlaß, es zu tun1). Auch die geographifchen Karten find
weniger gut als die bei Neftle.

Zürich. Paul W. Schmiedel.

Robertfon, Archibald Thomas, D.D., Profeffor am bap-
tiftifchen theologifchen Seminar, Louisville, Ky.: Kurzgefaßte
Grammatik des neuteftamentlichen Griechifch mit

Berücksichtigung der Ergebniffe der vergleichenden
Sprachwiffenfchaft und der KOINH-Forfchung. Deut-
fche Ausgabe von Hermann Stocks, Seminaroberlehrer
in Cottbus. (XVI, 312 S.) 8°. Leipzig, J. C. Hin-
richs 1911. M. 5—, in Leinen geb. M. 6 —

Die erfte Ausgabe diefer Grammatik in englifcher
Sprache hat A. Debrunner in diefer Zeitung, 1909, 8,
Sp. 228. 229, befprochen. Das vorliegende Werk ift in
mancher Hinficht ein ganz anderes. Einmal hat der Verfaffer
felbft feit 1908 in Ruhe an mehr als einer Stelle
die Spuren der Eile, mit der die erfte Ausgabe gefchrieben
u.nd herausgegeben wurde, entfernt. Sodann hat der
Überfetzer es fich angelegen fein laffen, den Wünfchen
der Rezenfenten entgegenzukommen, und bald etwas
beigefügt, bald etwas umgearbeitet. Die Umarbeitung
fand hauptfächlich bei der Laut- und Formenlehre ftatt.
Sie ift, wie man fleht, zum Teil fchnell beforgt worden,
doch hat fie den Wert des Buches als Nachfchlagemittel
wefentlich erhöht. Gelegentlich ftimmt das Neue nicht
mit etwas vom Alten, das liehen geblieben ift. Da bekommt
man eben zwei Seiten des Schilds. Alles in allem
ift die Grammatik, wie fie nunmehr vorliegt, getroft den
Studenten in die Hand zu geben. Sie wird in folgender
Zeit ftets vervollkommnet werden. Denn fie hat einen
Siegeslauf durch die Länder getan. Im Englifchen ift
die dritte Auflage vor mehreren Monaten erfchienen, und
außer der deutfchen Überfetzung ift fowohl eine fran-
zöfifche als auch eine italienifche und eine holländifche
veröffentlicht, während eine fpanifche Überfetzung in Vorbereitung
ift. Auch wird eine fchwedifche Ausgabe geplant
. Der Verfaffer hat das Manufkript feiner großen,
ausführlichen ,Grammatik des griechifchen N. T. in der
Beleuchtung hiftorifcher Forfchung', .Grammar of the
Greek N. T. in the light of historical research', vor kurzem
vollendet. Er hat dabei den Rat von mehreren Fach-
genoffen, teils für befondere Abfchnitte, teils für die Durchficht
des ganzen Werkes, benutzen können. Diefes Werk
wird vorausfichtlich Ende diefes oder Anfang nächften
Jahres erfcheinen.

Bei der zweiten Ausgabe würde es fich empfehlen, das Wort ,be-
fitren' an mancher Stelle durch .haben' zu erfetzen oder anders zu umschreiben
und .beziehungsweife' in .oder' zu verwandeln. Die Korrektur
ift gut gelefen worden, was bei einem fo verwickelten Satz viel für die
Geduld des Überfetzers fagt. S. II möchte man nicht den Lefer dazu
verleiten, zu meinen, daß das Matthäusevangelium in feiner jetzigen Form
e>n aramäifches Original hatte. S. 19 follte .Londoner Englifch' nicht
So einfach genannt und befonders nicht als das h verlierend dargeftellt
Werden. Auf S. 20 unten möchte ich die Kenner der beiden Sprachen
tragen, ob die ägyptifche Anfügung eines n nach einem Vokal-Schluß
lrgendeine Verwaudtfchaft mit der arabifchen Nunation hat. S. 22 Z. 12
wäre die türkifche Vokalharmonie befonders zu vergleichen. S. 23 Z. 11
üie Hss geben, meine ich, die .herkömmlichen' Akzente; daß fie ,die
ihrer Zeit geläufigen' find, ift nicht der Gefichtswinkel, von dem aus fie
" betrachten find. S. 25—27 möchte ich die Abfchnitte 20. 21 über
Ausfprache und Interpunktion umgefchrieben wiffen. Genug. Jedermann

») Von befreundeter Seite find dem Ref. inzwifchen in den Evangelien
hundert neue Fehler aufgewiefen worden, die zu den nach feinen
Beobachtungen aus der vorigen Auflage übernommenen hinzukommen.

möchte feine eigene Grammatik haben. Möchte es dem Verfaffer und
feinem ihm fo verftändig zur Hand gehenden Überfetzer gelingen, ihr
Buch in der Zukunft immer noch beffer zu machen. Vielleicht werden
die nächften Papyri-Funde fo freundlich fein, neues Licht auf dunkle
Stellen zu werfen.

Leipzig. Caspar Rene Gregory.

Deckert, Achim: Urchriftliche Briefe an die Gegenwart. Eine
freie Wiedergabe der Briefe des Neuen Teftaments.
(X, 203 S.) Kl. 8». Leipzig, J. C. Hinrichs 1912.

M. 2—; geb. M. 3 —

Heut möchte der Gebildete wieder zum N. T. greifen,
findet fich aber in den inhaltlich und formell antiquierten
Partien nicht zurecht ohne längere Erläuterung, vor der
er zurückfehreckt; er verlangt nach einer freien Wiedergabe
in unferer Sprache und für unfere Bedürfniffe. Die
Schwierigkeit einer folchen Aufgabe liegt darin, die Treue
im Gehalt und die Freiheit in der Form in das rechte
Verhältnis zu bringen. Die vorliegende Arbeit ift eine
fehr freie Wiedergabe, wie der Untertitel fagt; nicht mehr
eine Überfetzung, wie der Haupttitel erwarten läßt. Sein
Ziel erreicht der Verfaffer in einer Sprache, die fchön in
der Form ift, auf wiffenfehaftlicher Exegefe beruht und
den wertvollen Inhalt dem modernen Menfchen zu Gemüt
und Verftändnis bringt. Nach jedem Brief bringen kurze
Angaben überfichtlich den Inhalt des gebrachten Textes.
Der Klarheit dienen Teilung der Perioden, exegetifche
Beiworte (.inneres' Gericht I. Kor. 11, 29), kleinere Aus-
laffungen und Umftellungen (1. Kor. 13 p. 14), moderne
Färbung der Begriffe (unglücklich sgya vofiov gefetzliches
Befolgen der Vorfchriften von Tugend und Sittlichkeit;
falfch vofiog, Gal. 3, Ii, Sittengefetz). Auch wird der
moderne Lefer dankbar fein für Auslaffung wertlofer
Perfonalien, rabbinifcher Stücke (Gal.4; Rom. 5; I. Kor. 5 ff.;
Hebr. 7 ff.) und unwichtiger Stoffe (Philemon; 2 u. 3.
Job..; Ju. Dagegen muß ich das Prinzip ablehnen, daß
Zeitgefchichtliches ausgelaffen wird, fofern es durch bloße
Gelegenheit bedingt ift. Gerade der moderne Lefer ift
hiftorifch zu gebildet, um fich bei Briefen aus der Profanliteratur
gefallen zu laffen, was hier ihm zugemutet wird.
Da werden Briefe an verfchiedene Männer zusammengezogen
(I. u. II. Tim. Tit.); Stellen aus einem (Eph.) in
den andern eingeftellt (Col.); II. Theff. 2 vor I. Theff. 4
gefleht, obgleich el ftere von letzterer Stelle abhängt, ganz
abgefehen von der ev. verfchiedenen Autorfchaft. Durch
Umftellung werden Abfchnitte anders gefärbt oder un-
verftändlich: I. Kor. Verf. ordnet I. 11, 26; 10, 16 u. 17;

10, 21 b u. 22 a; 11, 27; dadurch wird m. E. die rein
fakramentale Auffaffung ungehörig nahe an die fymbolifche
gerückt; die Selbftprüfung kann fich nach Fortfall von

11, 18—22 nur auf die communio mystica beziehen; 10,
21 b (,Tifch der Gottlofigkeit') und 10, 30 (.genießen')
werden an ihren getrennten Plätzen gleich unverftändlich,
da die Ausführung über das Opfermahl fehlt. Statt dog-
matifch anftößige Stellen zu .mildern' (Philipp. 2, 6 f.),
follte man den Lefer ruhig die Spannung zwifchen modernen
und mythologifch beeinflußten Anfchauungen
fühlen laffen. — Die Anficht des Verfaffers, daß neben
wiffenfehaftlichen Ausgaben und der Lutherbibel folche
äfthetifch-religiöfe .Wiedergabe' dem modernen Bedürfen
entfpricht, teile ich mit dem Wunfeh, daß feine Arbeit
den Lefern ein Führer zum N. T. werde.

Königsberg i. Pr. Pott.

Schwartz, Eduard: Charakterköpfe aus der antiken Literatur
. 2. Reihe. 5 Vorträge. 2. Auflage. (V, 142 S.)
8°. Leipzig, B. G. Teubner 1911. M. 2.20; geb. M. 2.80

Diefes, fchnell in zweiter Auflage erfchienene Büchlein
ift für den Theologen nicht nur darum wertvoll, weil
es an letzter Stelle den Charakterkopf des Paulus zeichnet:
Auch die lebensvollen Bilder des ,Hundes' Diogenes und
des Epikur, der eine ftarke Religion ohne lebendigen Gott

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