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Ausgabe:

1913

Spalte:

322-324

Autor/Hrsg.:

Wilhelm, Richard (Übers.)

Titel/Untertitel:

Dschuang Dsi: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland 1913

Rezensent:

Haas, Hans

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Tährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

,, Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlich an _ _ , , __ _

OO, JahrtT. Nr.] ProfefforD. Tili us in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fenden. 24- Mai 191.5

O Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag. Av-lcl-1 wiv-'

l'oertner.DieägyptifchenTotenftelenalsZeugen | Gronau, Pofidonius, e. Quelle f. Bafilius'Hexades
fozialen u. religiöfen Lebens ihrer Zeit j hemeros (Pohlenz).

(Rufch). Heer, Ein karoling. Miffions-Kateehismus

L>sehuang Dsi, Das wahre Buch vom Eidlichen 1 (Ucker).

Blütenland (Haas). i Hertling, Wiffenfchaftliche Richtungen und

Toutain, Les Cultes pa'iens dans l'Erapire romain
(BouiTet).

Rogers, Cuneiform Parallels to the Old Te

philofophifche Probleme im 13. Jahrhundert
(Heim).

Franz, Alter und Beftand der Kirchenbücher

stamen't (L'ngnad). insbefondere im Großherzogt. Baden (Hofiert).

Cohen, Wurzelforfchungen zu den hebräifchen j Duncker Verzeichnis der württembergifchen

Synonymen der Ruhe (König). j Klrchenbucher (Dcrf0-

Das Neue Teftament griechifch nach dem Text i Dunin-Borkowski, Der junge De Spinoza

von D. Bernhard Weiß (Schmiedel). (Elfenhans).
Robertfon, Kurzgefaßte Grammatik des neu- Ketteler's Schriften (Vigener).

teftamentlichen Griechifch (Gregory). ] Mundwiler, Bifchof von Ketteier als Vor

Nelfon, Die Unmöglichkeit der Erkenntnistheorie
(Troeltfch).

Schlatt er, Briefe über das chriftliche Dogma
(Lobftein).

Barbour, A Philosophical Study of Christian
Ethics (Mellone).

Krohn u Peters, Baufteine für den Religionsunterricht
(Kabiich).

H e n n i g, Quellenbuch zur Gefchichte der inneren
Miffion (Knoke).

Referate: Meffer, Gefchichte der Philofophie im
Altertum u. Mittelalter. — Lindemann
Florilegium hebraicum. —Wal ton, Development
of the Logos-doctrine in Greek and
Hebrew thought. —Daufch, Die Infpiration
des Neuen Teftamentes. — Neuhaus, Die
Klofterreform in Hersfeld.

Deckert, Urchriftliche Briefe an die Gegenwart | kämpfer der chriftlichen Sozialreform (Derf.).

(Pott). i Köth, WilhelmEmanuelFrhr. v. Ketteier (Derf.). 1 Mitteilungen: (15) Der fyrifche Euagrius Ponticus.

Schwartz, Charakterköpfe aus der antiken Lite- Raab, Die Philofophie von Richard Avenarius ! — (ID) Quellen der Religionsgefchichte.

ratur. 2. Reihe (Lietzmann). (Mehlis). I Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Poertner, Divis.-Pfr. Dr. B.: Die ägyptifchen Totenftelen als
Zeugen des fozialen u. religiöfen Lebens ihrer Zeit. (Studien
zur Gefchichte u. Kultur des Altertums. IV. Bd., 5.
Heft.) (VI, 96 S. m. Abbildgn.) gr. 8°. Paderborn, F.
Schöningh 1911. M. 3.40

Verfaffer fucht an der Hand der zahllofen ägyptifchen
Totenftelen einen Überblick über das foziale und religiöfe
Leben der Ägypter zu geben. Voraus geht eine kurze
Einleitung über Form und künftlerifchen Wert der Stele;
Verf. weift u. a. auf den Unterfchied zwifchen unferen
und den ägyptifchen Grabfteinen hin: Während jene mehr
für die Lebenden beftimmt find, haben diefe eine Jen-
feitsbedeutung. Obwohl es nicht in feinem Thema lag, fo
wäre es doch fehr verdienftvoll gevvefen, wenn Verf. die
Entwicklung der Stelenform etwas eingehender behandelt
und eine Uberficht über die Unterfchiede an der Pland
der Darftellungen, die fich faft von Dynaftie zu Dynaftie
verfolgen laffen, gegeben hätte. Dabei wäre mehr herausgekommen
als aus dem eigentlichen Thema. Es ift unmöglich
, aus einem fo befchränkten Gebiete ein Bild vom
Götterglauben oder gar von fozialen Verhältniffen zu
erarbeiten. Muß fich doch Verf. gelegentlich felbft aus
anderen Gebieten Hilfe holen. Doch auch Irrtümer find
dabei nicht ausgefchloffen; z. B. wenn Verf. p. 62 An-
fchauungen, die der Hauptfache nach auf die Pyramidentexte
des Alten Reichs zurückgehen, als Jenfeitsträume
des Spätägypters bezeichnet.

Ich gehe daher nur auf die Anfchauungen der Ägypter
vom Leben nach dem Tode ein, die Kap. I und II des
dritten Teils diefer Schrift ausmachen; es ift. das einzige
Gebiet, über das eine etwas vollftändigere Überficht auf
Grund der Stelen zu gewinnen war. Poertner zeigt, daß
die Opfer nicht dem Toten, fondern dem ka des Toten
dargebracht wurden; bei diefer Gelegenheit definiert er —
m. E. nach völlig zutreffend — den ka als unftoffliches
Ebenbild der Individualität (dazu paßt aber nicht die
konventionelle Überfetzung .Genius', die Verf. felbft gelegentlich
benutzt); doch hätte er den ka etwas fchärfer
vom ba abtrennen können. Urfprünglich ift der Unter- |

fchied wahrfcheinlich der: der ba (wohl am eheften unferer
.Seele' entfprechend) ift ein feelifches Prinzip und ftreift
nach dem Tode frei umher oder geht in den Himmel
ein, während der ka, ein mehr körperliches Wefen, an
das Grab gebunden ift; denn er braucht einen Träger,
auf den er fich niederläßt: die Mumie, die Statue oder
das Reliefbild des Toten. Daß der ka nichts Seelifches
ift, zeigt fich fchon darin, daß auch Sachen einen ka
haben. In Kap. II zeigt Poertner,. wie fich nach den
Stelen die Jenfeitsvorftellungen der Ägypter entwickelten,
wie fie von den Grabanfchauungen, die von Totengöttern
wie Anubis und Wep-wat beherrfcht find, ausgehend, fich
zu den Vorftellungen vom Totenreich des Ofiris und dem
Sonnenreich des Re erweiterten, das im Neuen Reich und
in der Spätzeit immer mehr in den Vordergrund tritt;
parallel damit geht die Entwicklung der fittlichen Vorftellungen
.

Zum Schluß einige Einzelausftellungen: I) Zu p. 79. Hathor ift keine
Aftralgottheit; fie ift eine Himmelsgöttin; daß fie aber auf Stelen fo häufig
erfcheint, ift in erfter Linie auf ihre Eigeufchaft als Totengöttiu zurückzuführen
.

2) Zu p. 71. Ob Sokaris ein Sonnengott ift, ift mir fehr fraglieh;
ich kenne ihn zunächft als Totengott von Memphis.

3) Zu p. 22. Urfprünglich ift der Sohn ftets Totenpriefter für feinen
Vater; vgl. den Titel: sa-meri.

4) Die Umfchreibung ift nicht immer konfequent durchgeführt;
welcher Nichtägyptologe wurde wohl im Wp-wlwt von pag. 65 denfelbeu
Totengott wiedererkennen, den Verf. fonft mit Up-waut umfcbreibt.

Charlottenburg. Adolf Rufch.

Dschuang Dsi: Das wahre Buch vom rüdlichen Blütenland.

(Nanhua dschenging.) Aus dem Chinef. verdeutfcht u.
erläutert v. Richard Wilhelm. (XXIV, 268 S. m. Abbildgn
.) 8°. Jena,E.Diederichsi9i2. M. 5 —; geb. M.6—

Man braucht fich nur den Verfuch einer Skizzierung
der philofophifchen Anfchauungen der Chinefen in Deußens
.Allgemeiner Gefchichte der Philofophie mit befonderer
Berückfichtigung der Religionen' (I, 3, S. 673—709) zu
befehen, und man wird erkennen, welch hochnötige Arbeit
R. Wilhelm, indem er uns die wichtigften Urkunden der
Religion und Philofophie Chinas erfchließt, der deutfchen

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