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Ausgabe:

1913 Nr. 10

Spalte:

295-301

Autor/Hrsg.:

Lietzmann, Hans (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Handbuch zum Neuen Testament. 1. - 4. Bd 1913

Rezensent:

Knopf, Rudolf

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Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 10.

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Handbuch zum Neuen Tettament. In Verbindg. m. W. Bauer,
M. Dibelius, H. Greßmann, W. Heitmüller, E. Klofter-
mann, F. Niebergall, E. Praufchen, L. Radermacher,
P. Wendland, H. Windifch, hrsg. v. Hans Lietzmann.
Tübingen, J. C. B. Mohr. gr. 8°.

1. Bd. 2. u. 3. TL Wendland, Prof. D. Dr. Paul: Die hel-
leniftifch-römifche Kultur in ihren Beziehgn. zu Judentum u. Chriften-
tum. Die urchrifUichen Literaturformen. 2. u. 3. Aufl. (X, 448 S.
m. Abb. u. 14 Taf.) 1912. M. 8—; geb. M. 10 —

2. Bd. Die Evangelien. 1,1: Markus. Unter Mitwirkg. v. Prof.
D. Dr. Hugo Greßmann erklärt v. Prof. D. Dr. Erich Kloftermann.
(148S.) 1907.M.2.85; geb.M.3.80.—1,2: Matthäus. Unter Mitwirkg.
v. Prof. D. Dr. Hugo Greßmann erklärt v. Prof. D. Dr. Erich Kloftermann
. (S. 149—357.) 1909. M. 4 — ; geb. M. 5 —. 2: Johannes.
Erklärt v. Prof. Lic. W. Bauer. (IV, 189 S.) 1912. M. 3.70; geb. 4.70.

3. Bd. Die Briefe des Apoftels Paulus. 1,1: An die Römer.
Erklärt v. Prof. D. Hans Lietzmann. (80 S.) 1906. M. 1.50; geb.
M. 2.50. — 1,2: An die Korinther I. II. Erklärt v. Prof. D.
Hans Lietzmann. (S. 81—224.) 1907.09. M. 2.80; geb. M. 3.80.—
1,3: An die Galater. Erklärt v. Prof. D. Hans Lietzmann. (XI
u. S. 225—264.) 1910. M. 1—; geb. M. 2—. —- 2,1: An die
Theffalonicher I. II. An die Philipper. Erklärt v. Priv.-Doz.
Lic. Dr. Martin Dibelius. (64 S.) 1911. M. 1.20; geb. M. 2.20. —
2, 2: An die Koloffer. Ephefer. AnPhilemon. Erklärt v. Priv.-
Doz. Lic. Dr. Martin Dibelius. (S. 65—132.) 1912. M. 1.40; geb.
M. 2.40.

4. Bd. 1. Die Apoftelgefchichte. Erklärt von Pfr. D. Erwin
Preufchen. (IX, 160 S. m. 2 Plänen u. 2 eingedr. Kartenfkizzen.)
1912. M. 3—. — 2. Die katholifchen Briefe. Erklärt v. Priv.-
Doz. Lic. Dr. H. Windifch. (IV, 140 S.) 1911. M. 2.80; geb. M. 3.80
— 3. Der Hebräerbrief. Erklärt v. Priv.-Doz. Lic. Dr. H. Windifch
(IV. 122 S.) 1913. M. 2,40; geb. M. 3,40.

Obwohl das Lietzmannfche Handbuch noch nicht
ganz vollendet ift, geziemt es fich doch, daß feinem weitaus
größeren Teile, der vor uns liegt, eine umfaffendere
Würdigung zuteil wird. Das ift urnfo nötiger, als. das
Werk bereits vor heben Jahren zu erfcheinen begann und
als ein Teil davon, Wendlands Beitrag, bereits in verftärkter
(2. und 3.) Neuauflage vorliegt.

Die folgende Anzeige will dem Lefer diefer Zeitfchrift alle bisher
erfchienenen Teile des Handbuches vorführen mit Ausnahme der zwei,
die bereits in früheren Jahrgängen eine Befprechung fanden, nämlich Bd. V,
der Niebergalls Praktifche Auslegung des NT. bringt und der von
Achelis ThLZ. 35 (1910), 503fr. befprochen wurde, und weiter Bd. I I,
Radermachers Nt.liche Grammatik, über die Schmiedel ThLZ 36 (1911),
745 ff. berichtete. Ich will aber natürlich über die Vorführung der Einzeiteile
hinaus auch die Gefamtanlage und den Plan des Werkes anzeigen.
Dies zweite aber möglichft kurz, weil ich doch vorausfetzen darf, daß
faft allen Lefern des Blattes, den ftudentifchen mit eingefchloffen, die
Sammlung bereits in die Hände oder doch irgendwie in den Gefichtskreis
gekommen ift.

Daß wir an Gefamtkommentaren zum NT. keinen
Mangel haben, ift klar. In einer Reihe von Auflagen
fteht Meyers Kommentar auf dem Plane, der in feinen
neuen Auflagen durchwegs umgearbeitet wird, im Handkommentar
kommt die Linke in einer Anzahl von Vertretern
zu Worte, die Erlanger bauen den Zahn'fchen Kommentar
aus, und die Modern-Pofitiven haben neuerdings
anfcheinend im Rahmen der bei Quelle und Meyer
erfcheinenden Evangelifch-theologifchen Bibliothek ihre
Erklärung des NT. zu erwarten. Neben jeder diefer Sammlungen
, auch neben jeder Einzelerklärung, kann aber das
vorliegende Handbuch feinen Platz finden. Das was es
bieten will, ift nicht eine fertige Erklärung des NT., abgerundet
, wohl begründet und verteidigt, fondern es ift
der Stoff zu einer folchen Erklärung, mit kurzen, oft kaum
bewiefenen Auslegungen. Über den Zweck des Unternehmens
belehrt der Profpekt, der von Lietzmann dem
Werke beim Erfcheinen mitgegeben wurde. Ich fetze
die wichtigften Sätze daraus hierher:

,Die intenftve Arbeit, welche in den beiden letzten Jahrzehnten der
Erforfchung'der nachklaffifchen ,helleniftifchen' Kultur gewidmet worden
ift, hat die überaus erfreuliche Erfcheinung gezeitigt, daß mehr und mehr
die fo lange Zeit hindurch ftreng gefonderten Werkftätten der Philologen

und der Theologen in freundfchaftlichen Verkehr getreten find. .. . Für die
Gegenwart hat dies von beiden Seiten auf die Erreichung des gleichen
Zieles gerichtete Beftreben bereits den Erfolg gehabt, daß zunächft durch
die Sammlung von Infchriften und Papyri fowie durch die Neuherausgabe
helleniftifcher Schriftfteller ein ungeheures Material teils erftmalig
befchafft, teils bequem zugänglich gemacht worden ift, fodann aber auch
eine große Anzahl der wichtigften Einzelprobleme der Sprach-, Kultur-
und Religionsgefchichte, insbefondere der jüdifchen und altchriftlichen
Theologie, aufs neue und von neuen Gefichtspunkten aus in Angriff genommen
worden find. Den Ertrag diefer Arbeit, foweit er einer kühlen,
vorurteilsfreien und durch keinerlei kirchenpolitifche Nebenzwecke beeinflußten
Kritik Stand hält, für die Erklärung der neuteftamentlichen Schriften
nutzbar zu machen, ift das uns vor Augen flehende wiffenfchaftlichc Ziel
des Handbuches. Wir haben deshalb von theologifcher .Richtung' ganz
abgefehen und nach folchen Mitarbeitern geflieht, die das Ideal einer
unparteilichen Wiffenfchaft erftreben. Damit verbinden wir aber zweitens
die Abficht, dem Studenten fowohl wie dem Pfarrer und Lehrer ein
Hilfsmittel zum Studium des Neuen Teftaments zu fchaffen, das infolge
feines geringen Umfanges fowohl gekauft als auch durchgearbeitet werden
kann, aber dabei doch alles Nötige und Wünfchenswerte enthalten foll.'

In der Vorrede zu III, I, dem Halbbande, der die
Erklärung der vier paulinifchen Hauptbriefe bringt, ergreift
dann Lietzmann noch einmal das Wort, um fich
über den Zweck des Ganzen genauer auszufprechen, in-
fonderheit darzulegen, wie er fich die Verwendung des
Buches durch Studenten, dann durch Pfarrer und Lehrer
denkt und wie er die Worte: ,alles Nötige und Wiffens-
werte' richtig verftanden haben will.

Dem Plane entfprechend, bietet die vorliegende Erklärung
des NT. zunächft einmal eine Überfetzung des
Textes, die fortläuft und den oberen Teil der Seiten ausfüllt
, und fodann eine Erklärung, die unter dem Striche
in etwas kleinerem Drucke fteht und die vor allem ein
möglichft forgfältiges Parallelenmaterial bringt, Parallelen
zu Sprachgebrauch und Stil, zu Form und Vorftellung,
zu Theologie und Frömmigkeit. Grundfätzlich ift hier
der Weg befchritten, auf dem die gefamte Wiffenfchaft
vom und zum NT. in kurzer Zeit wird gehen müffen:
das NT. (und mit ihm das Urchriftentum) muß hinein-
geftellt werden in die Welt, in der es entftanden ift und
mit der es durch fo unendlich viele Beziehungen zufammen-
hängt. Wo die Wichtigkeit des Themas es verlangt,
werden auch Exkurfe eingefchoben, die die allerverfchie-
denften Themen behandeln, fprachliche, religionsgefchicht-
liche, literarifche u. a. Sehr dankenswert find endlich die
Beilagen, die an den Schlüffen einiger Erklärungen flehen
und längere Belege, auch Zufammenftellungen von Texten
bringen.

Die Erklärung des NT., die, wenn beendet, drei Bände
des vorliegenden Werkes ausfüllen wird, wird eingerahmt
durch einen Einführungsband und einen Schlußband, den
erften und den fünften. Beide liegen fchon vollftändig
vor. Der erfte Band bringt zunächft als allgemein fprachliche
Einführung ins NT. und beftändig zu gebrauchendes
Hillsmittel die Grammatik von Radermacher. Es folgt
dann anftelle einer Nt.lichen Zeitgefchichte eine zufammen-
hängende Darftellung der helleniftifch-römifchen Kultur
in ihren Beziehungen zu Judentum und Chriftentum, von
Paul Wendland gefchrieben, weiter anftelle einer Einleitung
in das NT. eine Darfteilung der urchriftlichen
Literaturformen, ebenfalls von Wendland. Band V endlich
dient mit Niebergalls Auslegung ausfchließlich der
Praxis von Gottesdienft, Unterricht und Seelforge.

Es ift zunächft einmal felbftverftändlich, daß ein
Unternehmen wie das vorliegende Handbuch von vornherein
auf das herzlichfte zu begrüßen ift. Wir können
uns nur den bellen Erfolg davon verfprechen, wenn möglichft
viele unferer Studenten bei ihren Befchäftigung mit
dem NT. dies Buch zum Führer nehmen. Abgefehen von
der pofitiven Wiffensförderung, die fie aus den Erklärungen
und dem Einführungsbande fchöpfen müffen, möchte ich
als ganz befonders wichtig noch die methodifche Schulung
bezeichnen, die durch das ftete dringende Hinweifen
auf die helleniftifchen und orientalifchen Parallelen erreicht
werden muß. Nach meiner Erfahrung kann hier nicht
entfchloffen genug vorgegangen werden. Die religiöfe