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Ausgabe:

1913 Nr. 1

Spalte:

5-7

Autor/Hrsg.:

Volz, Paul

Titel/Untertitel:

Das Neujahrsfest Jahwes (Laubhüttenfest) 1913

Rezensent:

Baudissin, Wolf Wilhelm

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Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 1.

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— boh. cuje ift, wie mir Sethe mitteilt, aus C und uje entftanden und heißt
eigentlich ,es geht', alfo neTUje ,was geht'fganz korrekt), nichts anzufangen
weiß, kann nicht wundernehmen. Überdies find viele in der Lifte
angeführte Schreibfehler gewiß nurLefefehler vonBudge, wie Apgfch. 20,38
«.tr^Tie und «.qciOOT.

Es ift wirklich ein Jammer, daß einem Manne wie
Budge, der mit der größten Nonchalance arbeitet und

haftigkeit vorausfetzt, alfo vermutlich zugleich mit Obft-
zucht und Weinbau von den Kanaanäern her bei den
Hebräern aufkam.

Diefe Beurteilung beruht darauf, daß ich die Be-
ftimmung der urfprünglichen Bedeutung des Hüttenfeftes
als des Tages der Weltfchöpfung und Gründung der
Kultgemeinde (S. 14. 16) für entfchieden irrig halte. Der
Verf. folgert diefe Bedeutung daraus, daß das Feft in

nur ganz minimale Kenntniffe des Koptifchen befitzt, Verl. tolgert diele Bedeutung daraus oaia aas reu in
immer wieder die wichtigften Handfchriften in die Hände ; älterer Zeit als Nemahrstag gegolten habe Als lag der

Weltfchöpfung ift aber das Hüttenfeft erft ganz fpat in

fallen.

Göttingen. A. Rahlfs.

nachaltteftamentlicher Zeit bezeugt, und die Begründung
des Volkstums und der Kultgemeinfchaft wird nach der
älteften uns vorliegenden Tradition vielmehr am Paffah-

Volz, Lic. Prof. Paul: Das Neujahrsfelt Jahwes (Laubhütten- ■, fep. gefeiert. Soviel ich fehe, hat die Kombination des
feft). (Sammlung gemeinverftändlicher Vorträge u. | Hüttenfeftes mit der Gründung der Kultgemeinde Überschriften
aus dem Gebiet der Theologie u. Religions- haupt in keiner Tradition, jedenfalls in^ keiner altteftament-

gefchichte. 67.) (61 S.) gr. 8°. Tübingen, J. C. B. Mohr
1912. M. 1.50

Der Verf. befchreibt die Feier des Laubhüttenfeftes,

liehen einen Anhalt. Auch vermag ich, um eine Einzelheit
der Exegefe zu erwähnen, nicht einzufehen, wie das
Feft zum Beleg feiner vom Verf. angenommenen weitern
Bedeutung als des Tages der .nationalen Befreiung' in

wie fie fich in der nachexilifchen Periode,, geftaltet hatte Verbindung gebracht werden kann mit dem als einem
und im Zeitalter Jefu (S. 2) beftand, mit Verwendung folchen in Jef. 9, 3 erwähnten .Midianstage' (S. 14). Es

alles uns in der biblifchen und außerbiblifchen Literatur
vorliegenden Materials. Darüber hinausgehend, fucht er
die Gedanken, die fich mit den einzelnen Akten der Feier
verbanden oder doch verbinden konnten, in Anklängen
folcher Ausfagen, befonders bei Propheten und in Pfalmen,
nachzuweifen, wo nicht ausdrücklich von dem Fefte die
Rede ift. In der fcharffinnigen Auffpürung und fein-

ift, was von dem Verf. felbftverftändlich nicht in Abrede
geftellt wird (S. 18), keine ältere Beziehung des Feftes
bezeugt als die auf die ,Lefe', die fchon im Bundesbuch
vorliegt, d. h. entweder fpeziell auf die Lefe der Herbft-
früchte oder vielleicht urfprünglich auf den Abfchluß der
gefamten Ernte. Ich vermag nicht einzufehen, was uns
berechtigt, diefe Deutung nicht als die wirklich urfprüng-

empfindenden Wiedergabe diefer Anklänge liegt ein Haupt- | Hche anzufehen, da fich, wie mir fcheint, alle andern Be
reiz und auch ein willenfchaftlicb.es Verdienft der kleinen Ziehungen daraus ableiten laffen

Schrift. Ich bin allerdings nicht in der Lage, in dem
felben Umfang und mit der gleichen Sicherheit wie der
Verf. anzunehmen, daß die betreffenden Ausfagen fich

Die Erklärung der Urfprünge des Feftes bei dem
Verf. hängt ohne Frage damit zufammen, daß er auch
aus andern Beobachtungen die Vorftellung von der Weltwirklich
auf das Laubhüttenfeft beziehen oder dadurch fchöpfung durch Jahwe (S. 14) als althebräifch anfleht, ob-
veranlaßt worden find. Aber auch wo darin etwa nur gleich er das in diefer Schrift nicht direkt geltend macht.
Analogien zu erkennen fein mögen, geht aus diefen her- l Diefe allgemeinere Anfchauung kann ich hier nicht beur-
vor, daß die in den Zeremonien des Feftes angewandten teilen. Es kam mir nur darauf an, auszufprechen, daß
Bilder und ausgedrückten Gedanken alle nicht allein diefer j jener Gedanke fich als alt aus der Bedeutung des Hütten-
Feier angehörten, fondern in der Vorftellungswelt des feftes nicht erweifen läßt. Ift der Verf. mit diefer An-
jüdifchen Volkes eine weitere Verbreitung hatten, fo die j nähme im Rechte, fo geht das zurück auf Erwägungen,
Bedeutung des Lichtes, die in der Illumination bei dem j die außerhalb des Materials liegen, das wir für die Ge-

fchichte des Hüttenfeftes befitzen.

Darf ich ein Gefamturteil ausfprechen, das fich nicht
nur auf diefe einzelne kleine Publikation des geehrten
Verfs. bezieht, fo beruht feine Stärke auf der von feinfinnigem
poetifchem und religiöfem Verftändnis geleiteten
Auffindung und Darftellung von Analogien in religiöfen
Vorftellungen. Wo es fich dagegen darum handelt, dies
Material zu ordnen und zu verknüpfen, um einen ge-
fchichtlichen Entwicklungsgang und Zufammenhang zu
konftatieren oder wahrfcheinlich zu machen, gerät er in
dem Wunfche, mehr wiffen zu können als die Grenzen
des gegebenen Stoffes geftatten, wir mir fcheint, leicht
in die Gefahr, das Einfache und als folches Wahrfchein-
liche dem Komplizierten aufzuopfern. Es würde m. E.
den Wert der uns von ihm gefchenkten Gaben, jedenfalls
ihre uneingefchränkte Verwertbarkeit, erhöhen, wenn er
lieh in jenen von ihm aus verftändlichen Impulfen beliebten
, aber doch wohl nicht in den Objekten begründeten
Verfuchen, den Gefichtskreis zu erweitern, Schranken
auferlegen könnte.

Ift das Hüttenfeft, wie ich mit andern annehmen
möchte, altkanaanäifch, fo liegt es nahe, nach einem zugleich
in feiner Jahreszeit und feiner Bedeutung ent-
fprechenden babylonifchen Fefte zu fuchen. Nun gibt es
allerdings bei den Babyloniern genug Analogien zu
Einzelheiten des Hüttenfeftes. Ich habe aber bis jetzt
kein babylonifches Feft finden können, das fich in jenen
beiden Punkten mit dem Hüttenfeft deckte. Es ift nach

Fefte (S. 26ff.), des Waffers, die im Ritus des Waffer-
gießens (S. 29ff), der Zweige und Früchte, die in Hütten
und Sträußen (S. 33 ff.) zum Ausdruck kommt. Unter den
Verwertungen beftimmter Ausfagen als Beziehungen auf
das ganze Feft ift z. B. exegetifch zartfühlend die von Pf. 84
(S. 2 f.), obgleich ich nicht unbedingt der tatfächlichen Beziehung
ficher bin.

Mit der Erklärung der Feftfeier in ihren einzelnen
Riten nach deren Bedeutung (S. 19fr.) kann ich mit dem
Verf. faft überall übereinftimmen. Ich vermag es aber
z. B. nicht bei der Beziehung der Hütten des Feftes auf
ein Wohnen der Gottheit in einem Zelt als ihre ur-
fprüngliche Bedeutung (S. 21 fA Das hängt damit zufammen
, daß ich die ftärkften Bedenken habe gegen des
Verfs. Darftellung von der Herkunft diefes Feftes. Daraus
, daß es in fpäterer Zeit deutlich und ausdrücklich
als das größte Jahwefeft galt und fchon verhältnismäßig
früh fo angefehen worden fein mag, folgert er, daß es
das ältefte und urfprünglich einzige Jahwefeft war (S. 7 ff).
Ich bezweifle überhaupt die Richtigkeit der Annahme,
daß von Haufe aus jeder Gott nur ein einziges Jahresfeft
hatte (S. 7). Aber auch unter diefer Vorausfetzung fcheint
es mir doch eine Verkehrung des Wahrfcheinlichen zu
fein, daß das Paffahfeft, das mit dem Frühlingswurf des
Kleinviehs in Zufammenhang ftand, alfo fich fehr wohl
aus dem Nomadenleben herleiten läßt, erft fpät auf
Jahwe bezogen worden (S. 10), dagegen das Hüttenfeft,
rr fJni*'AIten Teftament überall mit einer Beziehung auf

f% L-e.rD^e^e dargeftellt wird, ein althebräifches Jahwe- den unter andern von F. H. Kugler gegebenen vorläufigen
Äl mu^ entfchieden bei der Meinung | Mitteilungen mit Sicherheit zu erwarten, daß wir über

Alterer verbleiben, daß gerade das Hüttenfeft die Seß- 1 ältefte Monatszählungen und Monatsnamen auf babylonifch-