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Ausgabe:

1913 Nr. 9

Spalte:

268-269

Autor/Hrsg.:

Le Bachelet, Xavier-Marie

Titel/Untertitel:

Bellarmin et la Bible Sixto-Clémentine 1913

Rezensent:

Köhler, Walther

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Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 9.

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Hilfsmittel', die bisher nur in unregelmäßigen Anfätzen vorhanden
war, dürfte dahin wirken. Namentlich die Spezialgebiete
, wie Verfaffungs-, Wirtfchafts-, Kirchen-, Erziehungs-
und Unterrichts-, Literatur- ufw. Gefchichte haben daraus
Gewinn gezogen, aber felbft die Abfchnitte der fchon vorher
in diefer Hinficht eingehender behandelten politifchen
Gefchichte erfcheinen jetzt überfichtlicher und fyftema-
tifcher. Übrigens wurden auch die für die Orientierung
fo wichtigen Zeitfchriften ftärker berückfichtigt und in
weitgehendem Umfange in die Anordnung hineinbezogen.

Weniger verändert wurden die zeitlich begrenzten
Abfchnitte. Nahezu völlig neu eingearbeitet wurden nur
die Titel zur Prähiftorie, wefentlich vermehrt die zur
Gefchichte Öfterreichs im 19. Jahrhundert; eine gewiffe
nacharbeitende Ergänzung erfuhr auch die Periode der
Hohenftaufenkaifer".....

Es verdient noch hervorgehoben zu werden, daß das
ganze ftattliche Werk trotz des fchwierigen Satzes in 8
Monaten fertig gedruckt worden ift, fo daß die bis zum
Frühjahr 1912 erfchienene Hauptliteratur noch hat verzeichnet
werden können.

Es wird wohl niemandem fchwer werden, Werke zu
nennen, die er gern angeführt gefehen hätte. Ich z. B.
fehe keinen Grund ein, warum Mollers Cimbria literata
1744, Witts Quellen und Bearbeitungen der fchleswig-
holfteinifchen Kirchengefchichte 1899, Zillens Claus Harms'
Leben in Briefen 1909, Hanfens Gefchichte der Konfirmation
in Schleswig-Holftein 1911 nicht verzeichnet find,
aber ebenfowenig möchte ich folche Lücken als Anlaß
benutzen, auf diefes prächtige Werk einen Stein zu werfen;
möge es' weiter das Studium unferer vaterländifchen Gefchichte
, auch der deutfchen Kirchengefchichte fördern.

Kiel. G. Ficker.

Dante's Monarchie. Überfetzt u. erklärt m. e. Einführg.
v. Dr. Conftantin Saut er. (XI, 209 S. m. 2 Bildern.)
8°. Freiburg i. B., Herder 1913. M. 4.50; geb. M. 540

Dr. Conftantin Sauter, der die Zoozmannfche Über-
fetzung der poetifchen Werke Dantes nebft Kommentar
in zweiter Auflage bearbeitete und gleichzeitig (1911) eine
eigene Überfetzung von Dantes Gaftmahl nebft Einführung
und Erklärung herausgab, bietet nunmehr auch die Schrift
Dantes De Monarchia deutfch überfetzt, erklärt und eingeleitet
dar. Seine Gabe ift in jeder Hinficht willkommen.
Wer an Dantes Monarchie achtlos vorbeigeht, fagt Dr. S.
mit Recht, verfperrt fich den Zugang zum tieferen Ver-
ftändniffe der Göttlichen Komödie. Er hätte noch ftärker
als gefchehen betonen dürfen, wie bedeutfam diele Lobrede
des geiftvollen Florentiners auf das Kaiferideal des
Mittelalters für die deutfche und die italienifche Gefchichte
ift. Dante konnte den tragifchen Verlauf des großen
Streites zwifchen den beiden Schwertern nicht aufhalten;
aber er lehrt — und am klarften in der Monarchie —
wie wenige andere Zeugen diefen gewaltigen Vorgang
verliehen. Sauters .Einführung' und ,Erklärung' find wohl
geeignet, dabei gute Dienfte zu leiften. Auch gegen die
Überfetzung ift nichts Ernftes einzuwenden. Höchftens
hätte fie hier und da noch etwas enger dem lateinifchen
Wortlaute folgen mögen; kommt es doch bei der Eigenart
der Schrift weniger darauf an, dem modernen Lefer
Mühe zu fparen, als diefen in die Denkart und Redeweife
eines längft entfchwundenen Zeitalters einzuführen. — Der
gemeffene Raum verbietet, hier auf einzelnes tiefer einzugehen
. Doch fei bemerkt, daß Dr. S. die bellen Meifter
— und nicht nur die deutfchen — des Danteftudiums
fleißig, dankbar und doch felbftändig zu Rate gezogen
hat. Die Frage nach der Urfprungszeit der Monarchia
bezeichnet er als noch immer .brennend'; foll wohl heißen:
noch immer offen. Indes weift er felbft mit guten Gründen
das Werk dem letzten, reifften Alter feines Verfaffers zu,
und zwar wegen des Hinweifes auf den Fall einer zwie-
fpältigen Wahl der deutfchen Kurfürften, der Zeit nach

Oktober 1314^0 PapftJohann XXII. die Frage, ob Ludwig
oder Friedrich, fich ausdrücklich vorbehielt. Gewidmet hat
Dr. Sauter feine Arbeit dem jetzigen bayrifchen Staats-
minifter Freiherrn von Hertling als feinem verehrten Lehrer.
Führer im Danteftudium war ihm offenbar vor allen Franz
Xaver Kraus in feinem Meifterwerke von 1897. Ein auffälliger
Druckfehler (.Reichtum' ftatt .Rechttun') hat fich auf
S. 129 eingefchlichen. Sonft find mir nur kleinere Verfehen
aufgeftoßen.

Bremen. Sander.

Baumgarten, Paul Maria: Die Vulgata Sixtina von 1590 und
ihre Einführungsbulle. Aktenftücke u. Unterfuchungen.
(Altteftamentl. Abhandlungen. III. Bd. 2. Heft.) (XX,
170 S.) gr. 8°. Münfter, Afchendorff 1911. M. 4.80
Le Bachelet, Prof. Xavier-Marie, S.J.: Bellarmin et la Bible
Sixto-Clementine. Etudes et Documents inedits. (Etudes
de Theologie historique No. 3.) (XII, 210 S.) gr. 8°.
Paris, G. Beauchesne & Cie. 1911. fr. 5 —

— Bellarmin avant son Cardinalat 1542 — 1598. Correspon-
dance et documents. (XXXIV, 516 S.) 8». Paris,
G. Beauchesne & Cie. 1911. fr. 12 —

Wenn in die katholifche Bellarmin-Forfchung zurzeit
ein reges Leben hineingekommen ift, fo gebührt das Ver-
dienft daran Paul Maria Baumgarten. Seine Wiederauffindung
des Originals der fixtinifchen Bibelbulle von 1590,
über die er zunächft in der .Biblifchen Zeitfchrift' (Jg. 5)
Mitteilung machte, gab den Anftoß. Der Originaltext
diefer Bulle wird jetzt (1) geboten und einigeUnterfuchungen
darum gruppiert. B. beginnt mit einer Darftellung der
Druckereiverhältniffe in Rom, im Anfchluß an eine im
Anhang mitgeteilte Denkfchrift des Giovanni Carga von
1576 an Kardinal Benedetto Lomellini; Carga fucht hier
zu zeigen, wie der Wunfeh des Tridentinums auf Her-
ftellung einer amtlichen kirchlichen Bibelausgabe verwirklicht
werden könnte, und redet u. a. einer Aufhebung
aller beftehenden Druckprivilegien das Wort. Daß die
Vulgata Sixtina eine editio Aldina (fo noch RE3 III, S.46)
fei, ift ein Märchen, das einer dem andern nachgefchrieben
hat, der technifche Leiter der neu gegründeten vatikani-
fchen Druckerei war vielmehr ausfchließlich der Venetianer
Domenico Bafa, und der Druck von 1590 war ,eine drucke-
rifche Leiftung allererften Ranges'. Intereffant find die
von B. gebrachten Nachrichten über die fog. Avvisi di
Roma = handfehriftlich hergeftellte Wochenblätter, etwa
! 100 Jahrgänge, deren Schriftleiter über ausgezeichnete
Verbindungen verfügten. Ein zweiter Abfchnitt handelt
von der Ausführung des Trienter Dekretes von 1546 über
die Drucklegung der Bibel, d. h. über Entftehung und
| Fortgang der Vulgataedition Sixtus' V. werden einige un-
| bekannte Nachrichten zufammengeftellt, im übrigen wird
nach der Schrift von Neftie: ein Jubiläum der lateinifchen
I Bibel, berichtet. Abfchnitt 3 berichtet über die apoftolifche
Konftitution Aeternusillecaelestium vom I.März 1590, nicht
1589, auf deren Rückfeite die in jeder Beziehung einwandfreie
Befcheinigung des magister cursorum über die aufgetragene
und ausgeführte Promulgation der Bulle fleht;
der erfte Entwurf der Bulle ift nicht mehr auffindbar,
doch vermag B. die Entftehungsgefchichte der wichtigen
! Konftitution genau klar zu machen (S. 37 f). Unter dem
| Titel .ftatiftifche Unterfuchungen' Hellt nun B. in einem
vierten Abfchnitt zufammen, wo noch Exemplare der
Vulgata Sixtina vorhanden find, berichtet über den Rückkauf
der unterdrückten Sixtina und teilt Preife derfelben
mit, macht auch Angaben über die Verfchiedenheit der
Bibeln untereinander; fie erklärt fich daraus, daß die
Korrekturen durch übergeklebte Zettelchen vorgenommen
1 wurden. Mit dem fünften Abfchnitt beginnt B. den Lefer
| in Spannung zu verfetzen: er handelt von der amtlichen
Unterdrückung der Sixtina, die auf Betreiben der durch
j die perfönliche Überwachung der Edition durch den Papft
geärgerten Gelehrtenoppofition erfolgte; ihr gelang nach