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Ausgabe:

1913 Nr. 9

Spalte:

266-267

Autor/Hrsg.:

Herre, Paul (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Dahlmann-Waitz: Quellenkunde der deutschen Geschichte. 8. Aufl 1913

Rezensent:

Ficker, Gerhard

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265 Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 9. 266

fchiedene formelle oder inhaltliche Befonderheiten aus I gefchichtliche Stellung dieser Legende zurückhalten muffen,
den Werken des Alexandriners. 1 b's die für einen zweiten Band aufgefparten Legenden

Die Arbeit ift etwas fchematifch angelegt und läßt i des gleichen Kreifes vorliegen,
da und dort die innere, aus der Gedankenwelt des Clemens Halle. E. von Dobfchütz.

felber zu gewinnende Verbindung etwas vermiffen, leidet
auch darunter, daß die Darftellung der klementinifchen Dahlmann u. Waitz: Quellenkunde der deutlchen Gefchichte.

Aivfchauungen bisweilen durch förmliche Literaturberichte 8. Aufl., hrsg. v. Paul Herre. (XX, 1290 S.) Lex.-8°.
unterbrochen wird, enthält aber fehr gute Beobachtungen Leipzig, K. F. Köhler 1912. M. 28—; geb. M. 31 —
und Zufammenftellungen fowie treffende Erläuterungen

fchwieriger und umftrittener Stellen. Die Literaturangabe Diefe neue Auflage ift, foweit ich bis jetzt urteilen
am Schluß ift ziemlich reichhaltig, läßt aber doch etliche kann, nachdem fie erft ganz kurze Zeit zur Benutzung
einfchlägige Werke vermiffen, fo Aurich, das antike Myfterien- j vorgelegen hat, das Werk eines ftaunenswerten Fleißes,
wefen in feinem Verhältnis zum Chriftentum 1894; Wieland, Mensa und | einer mufterhaften Akribie, einer vorzüglichen Sachkennt-
Confessio 1906; Kranich, Qua via ac ratione Clemens Alexandrinus ethni- i nis und der befonnenften Umficht. Der Herr Herausgeber,

cos ad religionem christianam adducere studuerit (2 Braunsberger Pro- | fer felber einige Teile bearbeitet lind für die »deichmäßige

gramme 1903 und 1903). Statt .Delagarde' (S. 253) muh es heißen
,De Lagarde', (latt ,Aal' (S. 255) ,Aall'. Eine Schrift ,Seb. Merkle, Dar-
rtelluug der Gnofis des Cl. von A. 1849' (S. 254) ift .diesfeits' nicht
bekannt. Sollte eine Doublette von ,C. Merk, Cl. von A. in feiner Abhängigkeit
von der griechifchen Philofophie 1879' (S. 255) vorliegen?

München. Hugo Koch.

Wenlinck, A. ].: Legends of Eastern Saints chiefly from
Syriac Sources. Ed. and partly translated. Vol. I. The
Story of Archelides. (21, 20, 42, 44 u. 7 S.) Gr. 8°.
Leiden, E.J.Brill Ltd. 1911. M. 6.50

W. publiziert hier drei fyrifche, zwei arabifche und
einen äthiopifchen Text der Archelides-Legende, von der
bisher nur Auszüge durch Affemani, Wüftenfeld, Erman
und Sachau bekannt waren. Leider gibt W. nur eine
englifche Verfion — nach dem 2. Syrer. Über die philo-
logifche Seite der Ausgabe wage ich kein Urteil: mir

fcheint, die erften zwei fyrifchen Texte hätten vereinigt j wenn man das Verzeichnis auf S. XVIII—XX durchficht.

Geftaltung des Ganzen geforgt hat, hat fich durch feine
Quellenkunde zur Weltgefchichte um uns Hiftoriker fehr
verdient gemacht; feine neue Arbeit wird ihm noch größeren
Dank einbringen, und wie ihm, feinen Mitarbeitern.
Im Gegenfatz zu der 7. Auflage, die nur 5 Bearbeiter
zählte, hat die neue Auflage 42. Von Theologen find
beteiligt: A. Hauck, der die kirchengefchichtliche Literatur
im allgemeinen Teil und im fpeziellen Teil die zur Einführung
des Chriftentums in Deutfchland und zum geiftigen
und privaten Leben in der Karolingerzeit zufammengeftellt
hat; Fr. Bliemetzrieder in Graz, der Kirche und Religion
im fpäteren Mittelalter, B. Beß, der die Reformation, und
K. Mirbt, der die Kirchengefchichte des 17. bis zum 19.
Jahrhundert bearbeitet hat. Unter den übrigen Mitarbeitern
treffen wir die bekannteften Namen: Bernheim in Greifswald
, Brandi in Göttingen, Breßlau in Straßburg, Rachfahl
in Kiel, Seeliger in Leipzig, Steinhaufen in Kaffel ufw.;

werden können. wird man finden, daß fchon die Auswahl der Mitarbeiter

Der Inhalt der Legende ift in Kürze: Ein vornehmer
junger Mann aus der Reichshauptftadt wird zu feiner
Ausbildung auf Reifen gefchickt, erblickt unterwegs den
Leichnam eines Schiffbrüchigen, entfagt daraufhin der
Welt, findet in einem Klofter (die fyrifchen Texte nennen
das Menas-Klofter in Ägypten, die anderen ein Romanos-
Klofter in Paläftina) Aufnahme und erhält nach fünf Jahren
eine Eremitenzelle. Der Ruf feiner Wunder verrät feiner

für die Güte des Gebotenen bürgen kann. Über fonftige
Veränderungen fpricht fich das Vorwort folgendermaßen
aus: „Im ganzen erfcheint die neue Bearbeitung wieder im
Gewände der vorangehenden, doch ift in einer Reihe von
Punkten verfucht worden zu ergänzen und zu beffern.
Nahezu unverändert beibehalten ift das Schema der Anordnung
, das auf die urfprünglichen Herausgeber zurückgeht
und in der leifen Modernifierung der fiebenten Aufverwitweten
Mutter feinen Aufenthalt, diefe eilt zu ihm, läge überall Beifall gefunden hat. Auch an der Verum
ihn zu fehen; er aber hat ein Gelübde getan, kein ' Wendung von Groß- und Petitfatz nebeneinander, die in
Weib je anzufehen. Als fie nicht abläßt, erbittet er von 1 klarer Scheidung Wichtiges und weniger Wichtiges kennt-
Gott feinen Tod: fo fieht fie ihn — leblos, ftirbt alsbald i lieh macht, ift feftgehalten; der Petitfatz wurde zur Raum-
und wird mit ihm zugleich begraben. gewinnung und deutlicheren Heraushebung fogar noch

Zwei Motive find hier vereint, die fich weiter Ver
breitung erfreuen: der Anblick eines Toten als Motiv zur
Weltflucht (Buddha) und die Konfequenz der Askefe,
auch den eigenen Eltern gegenüber (vgl. Lucius, Anfänge
des Heiligenkults 354f., 362 f.).

W. glaubt, wegen der Herkunft des Heiligen aus der
Reichshauptftadt diefe Legende einem Kreis konftanti-
nopolitanifcher Legenden einreihen zu follen: merkwürdig
nur, daß fie den Griechen, wie es fcheint, ganz unbekannt
ift. Archelides ift ein koptifcher Mönchsheiliger: die
Legende hat fich von Ägypten nach Syrien verbreitet,
ift ins Arabifche und Äthiopifche übergegangen, genau
fo wie die ganze Gruppe der jungen Apoftelgefchichten,
deren koptifche Form Ign. Guidi, deren arabifche Frau
Gibfon, deren äthiopifche Malan und Budge uns zugänglich
gemacht haben. Popularität und Verbreitung des
Kults kann man aus rieben fyrifchen, drei arabifchen,
einem äthiopifchen Manufkript, die W. nennt, kaum folgern
; ob der Name Archelides von hier in die Sieben-
fchläferlegende kam — übrigens wieder nur die ägyp-
tifche Form, f. RE3 XVIII 310 — oder umgekehrt, ift
fchwer zu fagen. Die Menasftadt ift jetzt durch C. M.
Kaufmanns Ausgrabungen bekannt; über das monophyfi-
tifche Romanos-Klofter bei Thekoa in Paläftina f. Vailhe
m Revue de l'Orient chretien, V, ic/jo, 16 f.

um einen Grad kleiner gewählt. Eine Steigerung der Über-
fichtlichkeit dürfte dadurch erzielt fein, daß die Kolumnentitel
wefentlich vermehrt wurden. Im Gegenfatz zur letzten
Bearbeitung kann der Benutzer der neuen Auflage bei
beliebigem Auffchlagen fofort erkennen, wo er fich befindet.
Selbftverftändlich blieben auch die Schlagwörter am Rande
erhalten, deren Zweckmäßigkeit lebhaft anerkannt worden
ift.

Die größte Umgeftaltung hat der Allgemeine Teil
erfahren, der infolge der allzutreuen Wahrung der Tradition
der erften Auflagen in den fpäteren eine ftraffe Anordnung
vermiffen ließ und auch in mancherlei Hinficht fyftema-
tifcher Ergänzung bedurfte. Wie der vergleichende Benutzer
nachprüfen mag, ift hier die Umarbeitung derart
weitgreifend gewefen, daß von einem völlig neuen Aufbau
gefprochen werden kann. Der hilfswiffenfehaftliche
Teil ift um die beiden neuen Abfchnitte .Methodologie'
und ,Bibliothekskunde' vermehrt worden, die manchem
willkommen fein werden; einige andere find erheblich
erweitert worden. Vor allem aber dürfte bei den allgemeinen
Titeln durch die Überordnung des Beo-riffes
»Allgemeine und politifche, Kultur-, Verfaffungs- ufw. Gefchichte
' über den der .Quellen' und ,Darftellun°-en' nach
dem bisher die Anordnung durchgeführt war, eine erheblich
größere Überfichtlichkeit und Vollftändigkeit erreicht

Man wird das endgültige Urteil über die literatur- | fein; auch die Hinzufügung der Gruppe .Nachweife und