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Ausgabe:

1913 Nr. 9

Spalte:

264-265

Autor/Hrsg.:

Meyboom, H. U.

Titel/Untertitel:

Clemens Alexandrinus 1913

Rezensent:

Koch, Hugo

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263

Theologifche Literaturzeitung 1913 Nr. 9.

264

Lohmann, P. Ernft: An die Heiligen in Rom. Der Brief
des Apoftels Paulus an die Römer, übers, u. erläutert.
(112 S.) gr. 8°. Frankfurt a. M., Verlag Orient (1912).

M. 1.20; geb. M. 1.80

In der Mitte der Seite .fteht die Überfetzung, links
daneben Angabe anderer Überfetzungen und Lesarten
(Raumverfchwendung); nach den einzelnen Sinnabfchnitten,
die zwar richtige Überfchriften tragen, aber nicht zu Haupt-
und Unterteilen zufammengefaßt werden, folgt die Erklärung
; diefe Anordnung ift unüberfichtlich, da z. B.
3,30 S. 19 überfetzt, aber S. 24 erklärt wird. Angehängt
find drei Exkurfe über die Begriffe ,König des Gottesreiches
' [das paulinifche Vertrauen wird da auf die Zufage
des Gottesreichs bezogen!], ,heilig' und,Ende des Gefetzes'.
— Da Verf. der Arbeit kein Vorwort voranftellt, müffen
Zweck und Prinzipien ihr felbft entnommen werden. Wahr-
fcheinlich fucht fie Lefer in Gemeinfchaftskreifen und wird
fie hoffentlich dort finden. Sie wird befcheiden ,Erläuterung'
genannt; ift aber, wenigftens im erften Teil, mehr. Eine
wiffenfchaftliche Erklärung, fofern fie griechifch zitiert,
für das A. T. Urtext und LXX unterfcheidet, zeitgenöffifche
Werke sprachlich und theologifch heranzieht; aber doch
keineswegs ein exegetifcher Kommentar, fondern fchon
1,23 h und befonders cap. 7 ftark erbaulich (S. 44h und
48—51 wie Predigten z. T. in der 2. Perfon), gegen Schluß
mehr Paraphrafe. — Textkritifch folgt Verf. nicht unbedingt
einer Textform oder Ausgabe. Daß Varianten angegeben
werden, ift fehr löblich; wenn aber folche Kleinigkeiten
, wie 1,27 (ös und ts), 3,7 u. a., dann durften 1,17;
b32; 5>L 5>6; 7,25 u. a. nicht fehlen, auch nicht 9,5 die
Omiffion des Chryfoftomos, da die Worte als locus classicus
für die Gottheit Jefu betont werden (freilich hat er zu
10,13 Lietzmann nicht gelefen oder nicht gebilligt); und
wenn zu 1,15 ,— sv Qm^rf notiert wird, fo hätte es auch
zu 1,7 gefchehen müffen. — Die Überfetzung wird vom
Prinzip der Verftändlichkeit geleitet. Diefe wird zwar
erreicht, aber auf Koften der Genauigkeit. Verf. felbft
nimmt deswegen in der linken Spalte die wörtlichen Überfetzungen
auf, oft Vers für Vers (8,20—30 elfmal); Perioden,
auch kleine, werden zerriffen, und verlangen Flickworte
(3,24,. . . aus Gnaden gerechtfertigt. Und das gefchieht. . .');
Umftellungen werden nicht gefcheut (1,1 erft Adreffe, dann
Abfender). Einige Fehler erklären fich durch diefes Streben
(1,17 siq mariv ,die man im Glauben annehmen muß');
andere nicht: denn wenn 6,5 ofioimfian völlig unüberfetzt
bleibt, fo quält fich die Erklärung, ftatt der Ähnlichkeit
eine Gleichheit zwifchen Jefu und unferem Sterben herauszubringen
. — Biblifch-theologifch werden viele Begriffe
klar und richtig umfchrieben (Sünde, Gerechtigkeit Gottes
leider erft 3,21 ftatt 1,17, Rechtfertigung); andere kommen
durch das Prinzip, Schrift durch Schrift zu erklären, zu
kurz und werden in ihren Unterfchieden verwifcht (Er-
löfung). 1,17 wird nicht der Glaube bei PI. erklärt, fondern
fofort bei Hab und zwar zuerft: .Gerecht, der im Glauben
die verheißene Rettung des Herrn erwartet', und fofort
darauf: ,der Gerechte, das ift der loyale Untertan'. Unklar
bleibt auch .heilig'; fehr treffend wird der theokratifche
Charakter des Begriffs dargelegt, dann aber kein Unter-
fchied zwifchen ayiorrg und ayiao/xog gemacht (im Excurs
ayiacfioq .dadurch, daß Er uns heiligte', und ebenfo in
der Überfetzung 6,19 u. 23 sig ayiaöfiov ,daß ihr Gottgeweihte
feid'). — Zu 1,24 und 1,25 ift derfelbe Satz zweimal
gedruckt; fonft find Druckfehler fehr feiten.

Königsberg. Pott.

Euringer, Prof. Dr. Seb.: Die Überlieferung der arabilchen
Überfetzung des Diatessarons. Mit e. Textbeilage: Die
Beiruter Fragmente. Hrsg. u. überf. v. Pfr. Dr. Geo.
Graf. (Biblifche Studien, XVII. Bd., 2. Heft.) (V, 71 S.)
gr. 8°. Freiburg i. B., Herder 1912. M. 2.50

Der Codex Borgianus des arabifchen Diateffarons

enthält in feiner Überfchrift wie in feiner Unterfchrift
die an fich unanfechtbare Bemerkung, daß der auch durch
andere Arbeiten bekannte Neftorianer Abü-'l-Farag ibn
at-Tajjib (f 1043) das Diateffaron aus dem Syrifchen in
das Ärabifche überfetzt habe. Nun find aber 1890 von
Arbeitern der Beiruter Druckerei bei einem Pfingftausflug
nach dem 41j2 franzöfifche Meilen nordöftlich von Beirut
gelegenen Maronitenklofter Luaiza an deffen Pforte unter
verfchiedenen Abfällen drei Blätter mit Text des arabifchen
Diateffarons gefunden, die, wie aus der zufällig erhaltenen
Unterfchrift hervorgeht, einer am 20. Juli 1332 p. Chr. vollendeten
Handfchrift angehört haben, welche ihrerfeits
die vierte Abfchrift eines alten antiochenifchen Codex
fein will. Auf Grund diefer langen Filiation der Abfchriften
und des Umftandes, daß jener antiochenifche Archetypus
als fehr alt bezeichnet wird, hat der bekannte Orientalin:
Cheikho (S. I.), welcher die Blätter an verfchiedenen
Stellen befprochen, bzw. veröffentlicht hat, gemeint, den
antiochenifchen Archetypus in das 10. oder 9. Jahrhundert
fetzen und alfo die Angabe des Cod. Borg., daß der erft
1043 geftorbene Ibn at-Tajjib der Urheber der arabifchen
Überfetzung fei, verwerfen zu müffen. Der Zweck des
vorliegenden Schriftchens ift nun, gegenüber der Chei-
khofchen Bezweiflung zu zeigen, daß trotz der Beiruter
Fragmente der Neftorianer Abu '1-Farag 'Abdu-'llah ibn
at-Tajjib der Überfetzer des Diateffarons aus dem Syrifchen
ins Ärabifche gewefen fein kann; nicht mehr. Erreicht
wird diefer Zweck durch den Nachweis, daß der erfte
Kopift der antiochenifchen Hf. ein um 1236 geweihter,
koptifcher Bifchof gewefen fein kann und die weiteren
Abfchriften rafch aufeinander gefolgt fein können. Das
Refultat diefer methodifch angelegten, mit einer Fülle
von Gelehrfamkeit geführten und gleichwohl bequem zu
lefenden Unterfuchung wird man akzeptieren können.
Die Frage, ,ob Ibn at-Tajjib tatfächlich die, oder genauer
gefprochen, eine ärabifche Überfetzung des Diateffarons
angefertigt hat,' überläßt der Verfaffer einer noch zu
führenden Unterfuchung. Das hier behandelte Problem ift
ein recht fpezielles und recht befcheidenes. Aber es mußte
doch einmal behandelt werden. Deshalb ift diefes
anfpruchslofe Schriftchen durchaus nützlich. Sein Werl
ift dadurch noch erhöht, daß ihm die Beiruter Diatefiaron-
Fragmente, von dem auf dem Gebiete des Chriftlich-
Arabifchen wohlbewanderten Georg Graf herausgegeben
und überfetzt, beigegeben find. Diefe find jetzt fomit
leicht zugänglich.

Daffenfen, Kr. Einbeck. Hugo Duenfing.

Meyboom, Dr.H.U: Clemens Alexandrinus. (256 S.) Gr.8°.
Leiden, A. W. Sijthoff 1912. M. 2.50

In vorliegender Schrift hat der Verf. verfchiedene
Abhandlungen, die er vorher in holländifchen theolo-
gifchen Zeitfchriften veröffentlicht hatte, gebammelt und
zu einer Monographie über Clemens Alexandrinus erweitert
. Er behandelt fein Leben und feine Werke, fein
Verhältnis zur Philofophie (Cl. benutzt nur Plato und
Philo direkt und bezieht feine übrigen Kenntnisse aus
abgeleiteten Quellen, S. 39), zur Allgemeinkultur feiner
Zeit (Aftronomie, Geometrie, Mufik, Malerei, Arithmetik,
Dialektik, Medizin, Hygiene, Phyfiologie, Naturwiffen-
fchaften, Gefchichte, Chronologie), zur Heiligen Schrift
(Belefenheit, Bibelkanon, Exegefe); ferner feine Gottes-
und Logoslehre (Gottes Wefen und Eigenfchaften, Verhältnis
des Logos zu Gott und zur Welt), feine Anthropologie
, Soteriologie, Sittenlehre, feinen kirchlichen Standpunkt
und die kirchlichen Zuftände feiner Zeit (xad-oXim)
exxXrjaia, Verfolgung, Überlieferung, Glaube, Katechefe,
Taufe, Vorftandfchaft, Heiligtum, Sonntag und Sabbath,
Ofterfeier, Gebet, Abendmahl, häusliche Frömmigkeit),
feine Ketzerbeftreitung (Karpokratianer, Enkratiten, Niko-
laiten, Antitakten, Simonianer, Doketen, Phrygier, Marcion,
Bafilides, Ifidor, Valentin, Theodot), endlich noch ver-